Am 16.08. versuchte ich gemeinsam mit Wolfgang und Marc vom Admonter Haus, wo wir übernachteten, auf den Hexenturm zu wandern.
Frühmorgens hing exakt nördlich des Grabentörls dichter Nebel/Hochnebel über dem Seeboden, der keine Anstalten machte, über das Törl Richtung Südhang zu wandern.
Ich habe mir dazu folgende Theorie überlegt, bzw. sind es zwei Überlegungen, die auch zusammen präsent sein können:
in den frühen Morgenstunden heizt die Sonne zuerst den Südhang, während der Nordhang noch schattig bleibt und dort bis zum Taupunkt auskühlt, entsprechend setzt Nebelbildung ein. In den frühen Vormittagstunden wärmt sich der Südhang weiter auf, während der Nebel dies im Nachbartal verhindert. Die Scharte trennt damit potentiell kältere Luft am Nordhang von potentiell wärmerer Luft am Südhang. Der resultierende Druckgradient führt zu einem Aufsteigen der Nebelluft über die Scharte. Nun wirken sowohl die Hangaufwinde (Sonneneinstrahlung) als auch der synoptische Südwind diesem Druckgradient entgegen, und verhindern dadurch ein Überschwappen auf die Südseite. Warum aber bleibt der Nebel weiter bestehen? Entweder der seichte Druckgradient am Hang entlang und bzw. oder die Südströmung erzeugt am oberen Nordhang der Scharte einen Unterdruck und damit ein weiteres Ansaugen von feuchtkalter Talluft nördlich der Scharte. Diese Luft steigt auf und füttert durch Hebungskondensation den Nachschub der Nebelluft, in etwa ein Effekt wie bei einer "Banner Cloud", wie man sie häufig am Matterhorn sieht. Gemäß dieser Theorie bleibt die Scharte nur solange die Grenze von Nebelluft zu Sonnenhang, wie der Hangaufwind (thermisch) bzw. synoptische, entgegengesetzte Winde (hier: Südwind) aufrechterhalten bleibt. Sobald der Südwind nachlässt, drückt es die Nebelsuppe zum Südhang. Wodurch kann dies geschehen?
a) der synoptische Südwind (Höhenwind) lässt nach, dann überwiegt der Druckgradient zwischen kalter Nebelluft und Sonnenhang, am Habicht (3277m) am Pinnisjoch gab es dann ein Wechselspiel, mal floss der Nebel zur einen, mal zur anderen Talseite: http://www.inntranetz.at/galerie/touren/habicht2.html
b) deutlich kältere Luft fließt auf die Nordseite der Scharte, dann verstärkt sich der Druckgradient zwischen Nord und Süd und überkompensiert den Höhensüdwind. Dies kann entweder durch eine Kaltfront geschehen oder durch konvektiv bedingt gekühlte Luft, d.h. Schauerniederschläge und resultierende Verdunstungskälte erzeugen einen Kaltluftteich. Dies geht recht flott und kann innerhalb kürzester Zeit die beobachtete Balance der Nebelluft (siehe folgende Bilder) aus dem Ruder bringen. Später sollte sich herausstellen, dass b) für die Umkehr dieses lokalen Windphänomens verantwortlich war.
Grabenstein und Buchstein, hinten links vermutlich Hochschwab
Ganz wichtig !! In den letzten beiden Bildern tauchen am Himmel mittelhohe, längliche Wolkenfelder, Altocumulus stratiformis, auf. Sie deuten auf wiederholten Feuchteeinschub in 3-7 km Höhe hin, und da die Linsenform fehlt, kann man auf nachlassenden Föhneinfluss schließen. Ich beobachte seit mittlerweile 13 Jahren regelmäßig die Wolken und Ac-Felder sind meist ein zuverlässiges Anzeichen für Niederschläge, die zumindest binnen zwölf Stunden aufkommen, manchmal auch früher...
...denn über dem Mittagskogel zeigte sich nun auch diese Unterart des Altocumulus, die man am Ehesten wohl mit floccus beschreiben kann. Dieses zellförmige Zeug ist manchmal ein Gewittervorbote, deutet zumindest etwas Labilität an. Dann kann sich das Zeitfenster auf 3-6h reduzieren.
unten das Admonter Haus, oben die Admonter Warte, klar erkennbar der Weg, der zum Jungfernsteig führt, weiterhin Nebelwolken im Tal, wenn auch vorübergehend zur Auflösung neigend. In der Höhe vorübergehend Cirrenbänder, somit ist in allen Stockwerken, manifestiert durch Wolken generell, viel Feuchte vorhanden. Prinzipiell gibt es damit keinen Hinderungsgrund für eine Gewitterwolke, sich aufzulösen, da sie zumindest nicht austrocknen kann. Setzt man also voraus, dass bereits ein Gewitter unterwegs ist, so findet es genügend "Nahrung", um weiterzuleben. Cirren treten meist als Vorboten von Fronten, weniger von Gewittern auf, außerdem gilt: Bei Frauen und Cirren kann man sich irren.
Die steile Südflanke der Haller Mauern
Meine "Schlüsselstelle". Der Weg quert eine Schotterrinne, ist dort ausgesetzt und mit Drahtseil versichert.
Ich weiß nicht, warum ich dort so ins Wanken kam, so unsicher wurde. Möglicherweise lag es auch am kargen Frühstück, da ich noch Nachwehen von einem Darmvirus hatte und nicht viel essen konnte, entsprechend etwas zittrig war. Dann diese extrem steile Schotterrinne, wo Du bei einem Sturz ziemlich sicher tödlich unten ankommst, dieser rutschige Schotter und das blöde Seil, das mir etwas zu weit unten war und ich mich nicht richtig daran festhalten konnte. Was macht man in so einer Situation? Bei einem stabilen Sommertag hätte ich gesagt: ich bleibe jetzt mal zehn Minuten stehen, schaue in aller Ruhe in den Abgrund, gewöhne mich an die heikle Stelle und probiere es dann. Wissend, dass noch weitere solche Stellen kommen sollten, dass der Schotter schon ohne Nässe bröselig war und drittens, das Wichtigste, von Südwesten immer dunklere Wolken aufzogen, folgte ich meiner Intuition und drehte um. Denn hier gilt abermals: die heiklen Stellen müssen auf dem Rückweg wieder überwunden werden, und falls ein Regenschauer oder gar Gewitter aufzieht, muss das sehr schnell gehen. In der Eile passieren Fehler, das kann an solchen Stellen böse enden. Im Nachhinein war meine Entscheidung goldrichtig. Die Zeit bis zum einfallenden Nebel war verdammt kurz, und die Lage einfach zu instabil, um sich auf Experimente oder lange Wartezeiten, um die Höhenangst in den Griff zu kriegen, einzulassen. Irgendwann möchte ich den Hexenturm aber nochmal versuchen, aber nur bei absolut stabilem Wetter.
Die Nebelluft stoppte am Grabentörl. Während es nach Norden zu eine kompakte Nebelmasse war, fuhr der Südwind immer wieder hinein und erzeugte kleinräumige Wirbel, trieb beständig den Nebel vom Südhang weg. Marlen Haushofers "Die Wand" lässt grüßen.
Zwischen Bosruck (1992m) und Großem Pyhrgas strömten Hochnebelfelder über die Scharten. Dahinter hohe Bewölkung, möglicherweise der Cumulonimbus incus der herannahenden Gewitterlinie (!). Schande auf mein Meteorologenhaupt, sowas sollte man erkennen. Die Hochnebelfelder dürften schon vorher dagewesen sein, also nichts Advehiertes, sondern lokal durch Niederschläge und nachfolgende Auskühlung Entstandenes.
Nebelgrenze, Admonter Warte, unten das sonnige Ennstal. Nichts deutete daraufhin, dass sich an dieser Wetterlage etwas ändern sollte...
...bis auf diese, weiteren Anzeichen, dass da irgendwas in der Luft ist. Wellenförmige Altocumulus-Bänder, kleinräumige Schwingungen in der Höhe, schon vor dem Gewitter weiter stromaufwärts verursacht?
Frühmorgens hing exakt nördlich des Grabentörls dichter Nebel/Hochnebel über dem Seeboden, der keine Anstalten machte, über das Törl Richtung Südhang zu wandern.
Ich habe mir dazu folgende Theorie überlegt, bzw. sind es zwei Überlegungen, die auch zusammen präsent sein können:
in den frühen Morgenstunden heizt die Sonne zuerst den Südhang, während der Nordhang noch schattig bleibt und dort bis zum Taupunkt auskühlt, entsprechend setzt Nebelbildung ein. In den frühen Vormittagstunden wärmt sich der Südhang weiter auf, während der Nebel dies im Nachbartal verhindert. Die Scharte trennt damit potentiell kältere Luft am Nordhang von potentiell wärmerer Luft am Südhang. Der resultierende Druckgradient führt zu einem Aufsteigen der Nebelluft über die Scharte. Nun wirken sowohl die Hangaufwinde (Sonneneinstrahlung) als auch der synoptische Südwind diesem Druckgradient entgegen, und verhindern dadurch ein Überschwappen auf die Südseite. Warum aber bleibt der Nebel weiter bestehen? Entweder der seichte Druckgradient am Hang entlang und bzw. oder die Südströmung erzeugt am oberen Nordhang der Scharte einen Unterdruck und damit ein weiteres Ansaugen von feuchtkalter Talluft nördlich der Scharte. Diese Luft steigt auf und füttert durch Hebungskondensation den Nachschub der Nebelluft, in etwa ein Effekt wie bei einer "Banner Cloud", wie man sie häufig am Matterhorn sieht. Gemäß dieser Theorie bleibt die Scharte nur solange die Grenze von Nebelluft zu Sonnenhang, wie der Hangaufwind (thermisch) bzw. synoptische, entgegengesetzte Winde (hier: Südwind) aufrechterhalten bleibt. Sobald der Südwind nachlässt, drückt es die Nebelsuppe zum Südhang. Wodurch kann dies geschehen?
a) der synoptische Südwind (Höhenwind) lässt nach, dann überwiegt der Druckgradient zwischen kalter Nebelluft und Sonnenhang, am Habicht (3277m) am Pinnisjoch gab es dann ein Wechselspiel, mal floss der Nebel zur einen, mal zur anderen Talseite: http://www.inntranetz.at/galerie/touren/habicht2.html
b) deutlich kältere Luft fließt auf die Nordseite der Scharte, dann verstärkt sich der Druckgradient zwischen Nord und Süd und überkompensiert den Höhensüdwind. Dies kann entweder durch eine Kaltfront geschehen oder durch konvektiv bedingt gekühlte Luft, d.h. Schauerniederschläge und resultierende Verdunstungskälte erzeugen einen Kaltluftteich. Dies geht recht flott und kann innerhalb kürzester Zeit die beobachtete Balance der Nebelluft (siehe folgende Bilder) aus dem Ruder bringen. Später sollte sich herausstellen, dass b) für die Umkehr dieses lokalen Windphänomens verantwortlich war.
Grabenstein und Buchstein, hinten links vermutlich Hochschwab
Ganz wichtig !! In den letzten beiden Bildern tauchen am Himmel mittelhohe, längliche Wolkenfelder, Altocumulus stratiformis, auf. Sie deuten auf wiederholten Feuchteeinschub in 3-7 km Höhe hin, und da die Linsenform fehlt, kann man auf nachlassenden Föhneinfluss schließen. Ich beobachte seit mittlerweile 13 Jahren regelmäßig die Wolken und Ac-Felder sind meist ein zuverlässiges Anzeichen für Niederschläge, die zumindest binnen zwölf Stunden aufkommen, manchmal auch früher...
...denn über dem Mittagskogel zeigte sich nun auch diese Unterart des Altocumulus, die man am Ehesten wohl mit floccus beschreiben kann. Dieses zellförmige Zeug ist manchmal ein Gewittervorbote, deutet zumindest etwas Labilität an. Dann kann sich das Zeitfenster auf 3-6h reduzieren.
unten das Admonter Haus, oben die Admonter Warte, klar erkennbar der Weg, der zum Jungfernsteig führt, weiterhin Nebelwolken im Tal, wenn auch vorübergehend zur Auflösung neigend. In der Höhe vorübergehend Cirrenbänder, somit ist in allen Stockwerken, manifestiert durch Wolken generell, viel Feuchte vorhanden. Prinzipiell gibt es damit keinen Hinderungsgrund für eine Gewitterwolke, sich aufzulösen, da sie zumindest nicht austrocknen kann. Setzt man also voraus, dass bereits ein Gewitter unterwegs ist, so findet es genügend "Nahrung", um weiterzuleben. Cirren treten meist als Vorboten von Fronten, weniger von Gewittern auf, außerdem gilt: Bei Frauen und Cirren kann man sich irren.
Die steile Südflanke der Haller Mauern
Meine "Schlüsselstelle". Der Weg quert eine Schotterrinne, ist dort ausgesetzt und mit Drahtseil versichert.
Ich weiß nicht, warum ich dort so ins Wanken kam, so unsicher wurde. Möglicherweise lag es auch am kargen Frühstück, da ich noch Nachwehen von einem Darmvirus hatte und nicht viel essen konnte, entsprechend etwas zittrig war. Dann diese extrem steile Schotterrinne, wo Du bei einem Sturz ziemlich sicher tödlich unten ankommst, dieser rutschige Schotter und das blöde Seil, das mir etwas zu weit unten war und ich mich nicht richtig daran festhalten konnte. Was macht man in so einer Situation? Bei einem stabilen Sommertag hätte ich gesagt: ich bleibe jetzt mal zehn Minuten stehen, schaue in aller Ruhe in den Abgrund, gewöhne mich an die heikle Stelle und probiere es dann. Wissend, dass noch weitere solche Stellen kommen sollten, dass der Schotter schon ohne Nässe bröselig war und drittens, das Wichtigste, von Südwesten immer dunklere Wolken aufzogen, folgte ich meiner Intuition und drehte um. Denn hier gilt abermals: die heiklen Stellen müssen auf dem Rückweg wieder überwunden werden, und falls ein Regenschauer oder gar Gewitter aufzieht, muss das sehr schnell gehen. In der Eile passieren Fehler, das kann an solchen Stellen böse enden. Im Nachhinein war meine Entscheidung goldrichtig. Die Zeit bis zum einfallenden Nebel war verdammt kurz, und die Lage einfach zu instabil, um sich auf Experimente oder lange Wartezeiten, um die Höhenangst in den Griff zu kriegen, einzulassen. Irgendwann möchte ich den Hexenturm aber nochmal versuchen, aber nur bei absolut stabilem Wetter.
Die Nebelluft stoppte am Grabentörl. Während es nach Norden zu eine kompakte Nebelmasse war, fuhr der Südwind immer wieder hinein und erzeugte kleinräumige Wirbel, trieb beständig den Nebel vom Südhang weg. Marlen Haushofers "Die Wand" lässt grüßen.
Zwischen Bosruck (1992m) und Großem Pyhrgas strömten Hochnebelfelder über die Scharten. Dahinter hohe Bewölkung, möglicherweise der Cumulonimbus incus der herannahenden Gewitterlinie (!). Schande auf mein Meteorologenhaupt, sowas sollte man erkennen. Die Hochnebelfelder dürften schon vorher dagewesen sein, also nichts Advehiertes, sondern lokal durch Niederschläge und nachfolgende Auskühlung Entstandenes.
Nebelgrenze, Admonter Warte, unten das sonnige Ennstal. Nichts deutete daraufhin, dass sich an dieser Wetterlage etwas ändern sollte...
...bis auf diese, weiteren Anzeichen, dass da irgendwas in der Luft ist. Wellenförmige Altocumulus-Bänder, kleinräumige Schwingungen in der Höhe, schon vor dem Gewitter weiter stromaufwärts verursacht?
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