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Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

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  • Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

    [Grimming1]
    Diesen Bericht widme ich einem sehr geschätzten User dieses Forums, der mir vor ein paar Monaten – ganz unerwartet – einen Radio-Radiis-Führer durch das Dachsteingebirge aus dem Jahr 1922 geschenkt hat. Dieses Büchlein, das antiquarisch zu vernünftigen Preisen kaum zu bekommen ist, umfasst auch den Grimmingstock (Teil VIII), in dem ich besonders gerne unterwegs bin.

    An einem Sonntagvormittag im September habe ich mit meinem älteren Sohn die hervorragende (inzwischen allerdings bereits zu Ende gegangene) Ausstellung "Grimming – der grimmige Berg" im Schloss Trautenfels angeschaut. Am liebsten wäre ich damals sofort nach dem Ausstellungsbesuch Richtung Grimming hinaufgezogen, wir hatten jedoch nur einen halben Tag Zeit und so erstiegen wir damals einen anderen, leichter erreichbaren Gipfel in der Dachstein-Tauern-Region (nämlich den auch sehr lohnenden Sinabell). Aber natürlich blieb der Grimming in meinen Gedanken sehr präsent.

    Und im Lauf der Zeit entwickelt sich (zum Teil auch basierend auf Infos, die ich im Laufe der Zeit zusammengetragen habe) eine Tourenidee, ein wenig abseits der üblichen Grimming-Standardwanderungen …


    Am letzten November-Wochenende dieses Jahres ist es dann so weit. Die Bedingungen passen: stabiles Wetter, viel Sonne untertags und eine klare Nacht mit Mondschein (Fast-Vollmond vom späten Nachmittag bis 3 Uhr früh) und – last but not least – vergleichsweise wenig Schnee für die Jahreszeit. Ein ausreichendes Zeitfenster habe ich auch zur Verfügung: Samstag früh bis Sonntag am mittleren Nachmittag.

    Anreise am Samstag: Wien Meidling ab 6:29 Uhr, Pürgg an 9:44 Uhr.

    Die Bahnhaltestelle Pürgg liegt bei meiner Ankunft gerade an der Nebelobergrenze. Aber ich muss erst einmal nach Untergrimming – und damit in den Nebel – hinunter. Von dort folge ich der alten (einspurigen) Straße Richtung Tauplitz bis zur Abzweigung nach Pürgg. Hier biege ich nach links (Westen) in den Wald hinauf, denn ich möchte heute über den Lärchkogelweg Richtung Grimming aufsteigen. Dieser Steig geht auf Toni Adam zurück und führt – am Lärchkogel (einer Erhebung im Kamm nördlich der Untergrimmer Schütt) vorbei – über die Multereck-NO-Flanke auf die Grimming-Hochfläche.

    (Auf der Grimming-Nordseite gibt es einen weiteren – auch in der AMAP namentlich bezeichneten – Lärchkogel, über den ein anderer Anstieg – oder genauer gesagt: der älteste Anstieg von Norden – auf den Grimming verläuft oder zumindest früher verlief; Anstieg B laut Radio-Radiis. Den Lärchkogelweg durch die NO-Flanke des Multerecks hingegen gab es noch nicht, als Radio-Radiis seinen Führer verfasste. Vielmehr schreibt er seinerzeit: "Die … steilen Schluchten … der NO-Flanke … des Multerecks sind bisher touristisch nicht berührt".)

    Heute lasse ich mir Zeit, möchte dieses – wohl letzte – Bergwochenende vor dem Beginn des Winters besonders intensiv genießen. Und Wasser habe ich diesmal auch genug mit, im Gegensatz zu meiner letzten Wanderung in dieser Gegend …

    Durch den Wald steige ich aufwärts und bin schon bald wieder oberhalb des Nebels. Dabei passiert mir gleich ein erster Verhauer: Ich halte mich zu weit südlich und gelange – von einer Felswand abgelenkt – bis an den Rand der Untergrimmer Schütt. Also steige ich wieder durch den Wald hinunter, bis ich weiter nach Norden queren kann und nach einiger Zeit die nächste, weiter nördlich gelegene Felswand erreiche. Hier sollte ich auf den Lärchkogelweg treffen – und tatsächlich: Unterhalb der Felswand führen Steigspuren bergauf und schon bald sehe ich auch erste Wegzeichen. Die weitere Wegführung ist nicht zu verfehlen. Über eine Terrasse ...
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    ... gewinnt der Steig an Höhe, quert dann kurz (und ein wenig ausgesetzt) nach Norden, bevor er sich wieder Richtung Multereck hinaufwendet.
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    Erste schöne Ausblicke zum Gindlhorn und zum Jungfrausturz ...
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    ... sowie zum Hechlstein
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    Schon bald ist das von Bruno Mayer eingerichtete Steigbuch (auf etwa 1200m) erreicht.

    Von hier zeigen sich u.a. Traweng, Sturzhahn, Kleines und Großes Tragl
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    Nun geht es – zumeist mittelsteil – durch Latschengassen und Rinnen weiter aufwärts (einige kurze I-er Stellen).
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    Blick über Pürgg Richtung Gesäuse; die Orte unten im Ennstal liegen nach wie vor unter einer hartnäckigen Nebeldecke
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    Das Gesäuse herangezoomt
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    Auf ca. 1650m dann meiner Einschätzung nach die Schlüsselstelle: ein etwa 4-5 Meter hohes Wandl, das ich ganz rechts in einem Riss ersteige (die Schwierigkeit an dieser Stelle würde ich mit II- einschätzen).

    Ab etwa 1700m zunehmend Altschnee in den Rinnen, weiter oben großflächigere Altschneefelder, im obersten Teil der Flanke auch einige Zentimeter Neuschnee. Angesichts der NO-Exposition ist das keine Überraschung.

    Erster Schneekontakt
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    Ich versuche, die Schneefelder in Aufstiegsrichtung links zu umgehen, auf gut 2000m endet dieser Versuch aber – zu brüchig erscheint mir die Rippe, auf der ich aufgestiegen bin, und sie steilt sich weiter auf, dazu die hier beginnende dünne Neuschneedecke. Dieser Mix ist mir nicht ganz geheuer.

    Blick von gut 2000m Höhe zurück auf den bisherigen Anstiegsweg
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    Also wieder hinunter bis auf gut 1900m Seehöhe. Jetzt kommen Pickel und Steigeisen zum Einsatz. Weiter nördlich geht es über die mit (zum Teil recht hartem) Altschnee gefüllten Rinnen und Mulden mittelsteil 250 HM aufwärts, bis ich schließlich das Multereck erreiche. Inzwischen ist die Sonne schon seit einiger Zeit untergegangen, aber – wie erwartet – scheint der Mond hell vom Himmel und der Schnee reflektiert sein Licht, so dass ich kein Stirnlamperl brauche.

  • #2
    AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

    [Grimming2]
    Auf der Hochfläche geht es ohne Pickel und Steigeisen weiter. Ich habe alle Zeit dieser Welt und schlendere mit vielen Fotopausen über die mondlichtumflutete Hochfläche weiter Richtung Grimming-Gipfel. Das Stativ, das ich hier heroben verwenden wollte, geht leider kaputt, bevor ich auch nur ein Foto machen kann. Aber Felsen und Steinmandln dienen mir als Ersatz.

    Auf der Hochfläche
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    Ennstal
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    Grimming
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    Um 20:45 Uhr erreiche ich den Grimming-Gipfel.

    Blick über den Schartenspitz zu den Schladminger Tauern und zum Dachstein
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    Nach einiger Zeit am Gipfel steige ich zur Biwakschachtel ab und verbringe dort eine angenehme Nacht. (Zwar hätte ich das Equipment für eine Übernachtung im Freien mit, aber wer würde die feine Biwakschachtel am Grimming verschmähen, zumal sie kaum 10 Gehminuten vom Gipfel entfernt liegt…)
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    Am nächsten Tag wache ich kurz vor 6 Uhr auf, starte 20 Minuten später wieder Richtung Gipfel.

    Und neuerlich blicke ich über den Schartenspitz zu den Schladminger Tauern, den Hohen Tauern und zum Dachstein
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    Auf dem Weiterweg Richtung Multereck noch ein Blick zurück zum zentralen Dachstein-Massiv
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    Sonnenaufgang über den Niederen Tauern
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    Grimming im Rückblick
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    Abstiegsspuren
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    Am Multereck schaue ich noch einmal in die NO-Flanke hinunter, über die ich gestern am späten Nachmittag / frühen Abend heraufgekommen bin.
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    Zuletzt geändert von P.B.; 26.11.2012, 22:49.

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    • #3
      AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

      Auf dem markierten Weg steige ich Richtung Grimming-Hütte ab.
      _DSC0245_.jpg

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      Unterhalb der Abzweigung Richtung SO-Grat kommen mir die ersten, aus dem Ennstal aufsteigenden Grimming-Aspiranten des heutigen Tages entgegen.

      Blick zum SO-Grat
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      Über die letzte Leiter herunter
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      An der (geschlossenen) Grimming-Hütte vorbei wende ich mich Richtung Trautenfels. Schon in Talnähe könnte ich nun nach Untergrimming und damit zur Zugshaltestelle Pürgg abbiegen. Aber ich habe noch Zeit und so wandere ich weiter am Schloss Trautenfels vorbei ...
      _DSC0316_.jpg

      ... und bis nach Stainach, wo ich zu Mittag eintreffe.

      Heimfahrt: Stainach-Irdning ab 12:21 Uhr, Wien Meidling an 15:28 Uhr.

      War das eine schöne Abschluss-Tour der heurigen Bergwandersaison! Jetzt kann der Winter kommen …

      LG,

      P.B.

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      • #4
        AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

        WOW! Einfach nur WOW!
        Over every mountain there is a path, although it may not be seen from the valley.

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        • #5
          AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

          Noch mehr als für diese ungewöhnliche Tour bewundere ich Deine Gebietskenntnis :

          Gindlhorn, Jungfrausturz und Hechlstein
          sind für mich - dabei meinte ich mich bisher, dort einigermaßen auszukennen - völlig neue Begriffe !

          Doch dieses - zumindest für mich - absolut sensationelle Foto möchte ich nochmals aus der Foto-Vielfalt herausheben :

          sensa 1.jpg



          Zuletzt geändert von Willy; 26.11.2012, 23:00.
          TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

          Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

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          • #6
            AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

            Servus Peter,

            gratuliere Dir zu diesem tollen Grimming-Schmankerl am Saisonabschluss - einfach herrlich!!!

            LG
            Reinhard

            PS: dafür gibt´s *****
            ALPINJUNKIE ON TOUR
            Wenn du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen.


            Hohe Mauer/Windhagkogel - 20.10.18
            Arikogel - 21.10.17 & 08.10.2018

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            • #7
              AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

              Vollkommen irre. Mein Wanderbücherl zählt alleine dieses Jahr an die 50 Touren, die ich ohne nachzudenken gegen die deinige tauschen würde...

              Es beweist aber auch wieder einmal: Nicht der Berg allein macht eine schöne Tour aus (obwohl der Grimming schon ein echtes Zuckerl is), sondern auch Planung, Tageszeit, Wetter spielen eine große Rolle.

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              • #8
                AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                "Grimming - zweimal anders" fällt mir dazu ein.
                Du lieferst uns nicht nur eine interessante alternative Anstiegsroute, sondern auch großartige Nachtaufnahmen, welche es nach meinem Geschmack viel zu selten hier zu sehen gibt.
                Ganz große Klasse.

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                • #9
                  AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                  Zitat von P.B. Beitrag anzeigen
                  Heute lasse ich mir Zeit, möchte dieses – wohl letzte – Bergwochenende vor dem Beginn des Winters besonders intensiv genießen.
                  Schon die Bilder hinterlassen intensive Eindrücke.

                  Im Nachhinein betrachtet erscheint es logisch, dass man eine solche Nacht am Berg verbringen sollte. Aber um tatsächlich zu gehen, braucht es vorher einige Planung und vor allem den Willen auf Komfort zu verzichten und sich unplanbaren Hindernissen zu stellen. Gratulation zur Planung und Durchführung!
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                  https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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                  • #10
                    AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                    ein wahnsinn.
                    http://www.wetteran.de

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                    • #11
                      AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                      Hallo P.B.

                      Die illuminierte Wolkendeckenfoto ist sensationell.
                      Gratuliere Dir zum Lärchkogelsteig.
                      Heuer im Sommer am 29.7.2012 hab' ich diesen Steig vielleicht auch absolviert, zumindest teilweise jedenfalls.
                      Meine Anleitung war dieser Bericht .
                      Vom Bildschirm hab' ich Fotos abgeknipst und dann in der Natur immer Sachen gesucht, die auf den Fotos (am Display) zu sehen waren.
                      Also Suchbildrätsel extrem, weil die Latschen alle so ähnlich aussehen.
                      In der Rinne , an deren Ende man recht ausgesetzt weiter zum Steigbuch kommt, bin ich mehrmals rauf und runter, bis ich endlich leichte Steispuren beim oberen Ende gesehen hab. Möglicherweise wegen meiner rot grün Schwäche hab ich bald nach dem Steigbuch den Steig wieder verloren, und hatte dann die schwersten Latschengefechte meines Lebens.
                      Irgendwann in der Nähe einer auffallenden Felswand mit 2 Lärchen (bei Dir am 6.Bild oben) entdeckte ich dann wieder abgeschnittene Latschen, also den Weg, das war's dann aber auch wieder, dann bin ich immer eine Rinne hinauf, vielleicht war das aber eh richtig.
                      Bei mir war's wettertechnisch extrem spannend, im Süden vermutlich im Murtal hat's immer gewummert, und im Radio verfolgte ich stündlich den Wetterbericht, ob das Unwetter eh nach Osten abzieht, wie's dann glücklicherweise auch war.
                      Hinauf hab' ich ewig gebraucht, und weil ich auch erst um die Mittagszeit beim Bahnhof Pürgg los bin, war's oben entsprechend spät, also hab' auch im Biwack gepennt.
                      War recht komfortabel, weil da gibt's ja 2 Schlafsäcke.



                      Grüsse kokos


                      PS Könntest Du schnell mal rauf auf die Tauplitzalm und schauen wie die Gerolsteiners verfluchte Ratehütte heißt?

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                      • #12
                        AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                        perfekt erwischt gratuliere!
                        ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                        google online Album

                        Paul

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                        • #13
                          AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                          Für mich einer der stärksten Tourenberichte des Jahres.
                          Danke, michl fasan
                          Zu seiner Milbe sagt der Milber:
                          "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
                          Damit ich, wenn im Haargewurl
                          ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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                          • #14
                            AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                            Toller Bericht und einzigartige Bilder.!!!
                            Kommen Erinnerungen, haben da oben in der Schneegrube übernachtet, nur so ein toller Talnebel war leider nicht.
                            LG
                            der 31.12.

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                            • #15
                              AW: Grimming (2351m) – einmal anders; 24./25.11.2012

                              wirklich genial diese Fotos !!!
                              Meine Videos: http://www.youtube.com/user/shaking2000?feature=mhum

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