[Grimming1]
Diesen Bericht widme ich einem sehr geschätzten User dieses Forums, der mir vor ein paar Monaten – ganz unerwartet – einen Radio-Radiis-Führer durch das Dachsteingebirge aus dem Jahr 1922 geschenkt hat. Dieses Büchlein, das antiquarisch zu vernünftigen Preisen kaum zu bekommen ist, umfasst auch den Grimmingstock (Teil VIII), in dem ich besonders gerne unterwegs bin.
An einem Sonntagvormittag im September habe ich mit meinem älteren Sohn die hervorragende (inzwischen allerdings bereits zu Ende gegangene) Ausstellung "Grimming – der grimmige Berg" im Schloss Trautenfels angeschaut. Am liebsten wäre ich damals sofort nach dem Ausstellungsbesuch Richtung Grimming hinaufgezogen, wir hatten jedoch nur einen halben Tag Zeit und so erstiegen wir damals einen anderen, leichter erreichbaren Gipfel in der Dachstein-Tauern-Region (nämlich den auch sehr lohnenden Sinabell). Aber natürlich blieb der Grimming in meinen Gedanken sehr präsent.
Und im Lauf der Zeit entwickelt sich (zum Teil auch basierend auf Infos, die ich im Laufe der Zeit zusammengetragen habe) eine Tourenidee, ein wenig abseits der üblichen Grimming-Standardwanderungen …
Am letzten November-Wochenende dieses Jahres ist es dann so weit. Die Bedingungen passen: stabiles Wetter, viel Sonne untertags und eine klare Nacht mit Mondschein (Fast-Vollmond vom späten Nachmittag bis 3 Uhr früh) und – last but not least – vergleichsweise wenig Schnee für die Jahreszeit. Ein ausreichendes Zeitfenster habe ich auch zur Verfügung: Samstag früh bis Sonntag am mittleren Nachmittag.
Anreise am Samstag: Wien Meidling ab 6:29 Uhr, Pürgg an 9:44 Uhr.
Die Bahnhaltestelle Pürgg liegt bei meiner Ankunft gerade an der Nebelobergrenze. Aber ich muss erst einmal nach Untergrimming – und damit in den Nebel – hinunter. Von dort folge ich der alten (einspurigen) Straße Richtung Tauplitz bis zur Abzweigung nach Pürgg. Hier biege ich nach links (Westen) in den Wald hinauf, denn ich möchte heute über den Lärchkogelweg Richtung Grimming aufsteigen. Dieser Steig geht auf Toni Adam zurück und führt – am Lärchkogel (einer Erhebung im Kamm nördlich der Untergrimmer Schütt) vorbei – über die Multereck-NO-Flanke auf die Grimming-Hochfläche.
(Auf der Grimming-Nordseite gibt es einen weiteren – auch in der AMAP namentlich bezeichneten – Lärchkogel, über den ein anderer Anstieg – oder genauer gesagt: der älteste Anstieg von Norden – auf den Grimming verläuft oder zumindest früher verlief; Anstieg B laut Radio-Radiis. Den Lärchkogelweg durch die NO-Flanke des Multerecks hingegen gab es noch nicht, als Radio-Radiis seinen Führer verfasste. Vielmehr schreibt er seinerzeit: "Die … steilen Schluchten … der NO-Flanke … des Multerecks sind bisher touristisch nicht berührt".)
Heute lasse ich mir Zeit, möchte dieses – wohl letzte – Bergwochenende vor dem Beginn des Winters besonders intensiv genießen. Und Wasser habe ich diesmal auch genug mit, im Gegensatz zu meiner letzten Wanderung in dieser Gegend …
Durch den Wald steige ich aufwärts und bin schon bald wieder oberhalb des Nebels. Dabei passiert mir gleich ein erster Verhauer: Ich halte mich zu weit südlich und gelange – von einer Felswand abgelenkt – bis an den Rand der Untergrimmer Schütt. Also steige ich wieder durch den Wald hinunter, bis ich weiter nach Norden queren kann und nach einiger Zeit die nächste, weiter nördlich gelegene Felswand erreiche. Hier sollte ich auf den Lärchkogelweg treffen – und tatsächlich: Unterhalb der Felswand führen Steigspuren bergauf und schon bald sehe ich auch erste Wegzeichen. Die weitere Wegführung ist nicht zu verfehlen. Über eine Terrasse ...
_DSC0965_.jpg
... gewinnt der Steig an Höhe, quert dann kurz (und ein wenig ausgesetzt) nach Norden, bevor er sich wieder Richtung Multereck hinaufwendet.
_DSC0990__.jpg
Erste schöne Ausblicke zum Gindlhorn und zum Jungfrausturz ...
_DSC0950_.jpg
... sowie zum Hechlstein
_DSC0986_.jpg
Schon bald ist das von Bruno Mayer eingerichtete Steigbuch (auf etwa 1200m) erreicht.
Von hier zeigen sich u.a. Traweng, Sturzhahn, Kleines und Großes Tragl
_DSC1004_.jpg
Nun geht es – zumeist mittelsteil – durch Latschengassen und Rinnen weiter aufwärts (einige kurze I-er Stellen).
_DSC1034_.jpg
Blick über Pürgg Richtung Gesäuse; die Orte unten im Ennstal liegen nach wie vor unter einer hartnäckigen Nebeldecke
_DSC1025_.jpg
Das Gesäuse herangezoomt
_DSC1030_.jpg
Auf ca. 1650m dann meiner Einschätzung nach die Schlüsselstelle: ein etwa 4-5 Meter hohes Wandl, das ich ganz rechts in einem Riss ersteige (die Schwierigkeit an dieser Stelle würde ich mit II- einschätzen).
Ab etwa 1700m zunehmend Altschnee in den Rinnen, weiter oben großflächigere Altschneefelder, im obersten Teil der Flanke auch einige Zentimeter Neuschnee. Angesichts der NO-Exposition ist das keine Überraschung.
Erster Schneekontakt
_DSC1040__.jpg
_DSC1042__.jpg
Ich versuche, die Schneefelder in Aufstiegsrichtung links zu umgehen, auf gut 2000m endet dieser Versuch aber – zu brüchig erscheint mir die Rippe, auf der ich aufgestiegen bin, und sie steilt sich weiter auf, dazu die hier beginnende dünne Neuschneedecke. Dieser Mix ist mir nicht ganz geheuer.
Blick von gut 2000m Höhe zurück auf den bisherigen Anstiegsweg
_DSC0029_.jpg
Also wieder hinunter bis auf gut 1900m Seehöhe. Jetzt kommen Pickel und Steigeisen zum Einsatz. Weiter nördlich geht es über die mit (zum Teil recht hartem) Altschnee gefüllten Rinnen und Mulden mittelsteil 250 HM aufwärts, bis ich schließlich das Multereck erreiche. Inzwischen ist die Sonne schon seit einiger Zeit untergegangen, aber – wie erwartet – scheint der Mond hell vom Himmel und der Schnee reflektiert sein Licht, so dass ich kein Stirnlamperl brauche.
Diesen Bericht widme ich einem sehr geschätzten User dieses Forums, der mir vor ein paar Monaten – ganz unerwartet – einen Radio-Radiis-Führer durch das Dachsteingebirge aus dem Jahr 1922 geschenkt hat. Dieses Büchlein, das antiquarisch zu vernünftigen Preisen kaum zu bekommen ist, umfasst auch den Grimmingstock (Teil VIII), in dem ich besonders gerne unterwegs bin.
An einem Sonntagvormittag im September habe ich mit meinem älteren Sohn die hervorragende (inzwischen allerdings bereits zu Ende gegangene) Ausstellung "Grimming – der grimmige Berg" im Schloss Trautenfels angeschaut. Am liebsten wäre ich damals sofort nach dem Ausstellungsbesuch Richtung Grimming hinaufgezogen, wir hatten jedoch nur einen halben Tag Zeit und so erstiegen wir damals einen anderen, leichter erreichbaren Gipfel in der Dachstein-Tauern-Region (nämlich den auch sehr lohnenden Sinabell). Aber natürlich blieb der Grimming in meinen Gedanken sehr präsent.
Und im Lauf der Zeit entwickelt sich (zum Teil auch basierend auf Infos, die ich im Laufe der Zeit zusammengetragen habe) eine Tourenidee, ein wenig abseits der üblichen Grimming-Standardwanderungen …
Am letzten November-Wochenende dieses Jahres ist es dann so weit. Die Bedingungen passen: stabiles Wetter, viel Sonne untertags und eine klare Nacht mit Mondschein (Fast-Vollmond vom späten Nachmittag bis 3 Uhr früh) und – last but not least – vergleichsweise wenig Schnee für die Jahreszeit. Ein ausreichendes Zeitfenster habe ich auch zur Verfügung: Samstag früh bis Sonntag am mittleren Nachmittag.
Anreise am Samstag: Wien Meidling ab 6:29 Uhr, Pürgg an 9:44 Uhr.
Die Bahnhaltestelle Pürgg liegt bei meiner Ankunft gerade an der Nebelobergrenze. Aber ich muss erst einmal nach Untergrimming – und damit in den Nebel – hinunter. Von dort folge ich der alten (einspurigen) Straße Richtung Tauplitz bis zur Abzweigung nach Pürgg. Hier biege ich nach links (Westen) in den Wald hinauf, denn ich möchte heute über den Lärchkogelweg Richtung Grimming aufsteigen. Dieser Steig geht auf Toni Adam zurück und führt – am Lärchkogel (einer Erhebung im Kamm nördlich der Untergrimmer Schütt) vorbei – über die Multereck-NO-Flanke auf die Grimming-Hochfläche.
(Auf der Grimming-Nordseite gibt es einen weiteren – auch in der AMAP namentlich bezeichneten – Lärchkogel, über den ein anderer Anstieg – oder genauer gesagt: der älteste Anstieg von Norden – auf den Grimming verläuft oder zumindest früher verlief; Anstieg B laut Radio-Radiis. Den Lärchkogelweg durch die NO-Flanke des Multerecks hingegen gab es noch nicht, als Radio-Radiis seinen Führer verfasste. Vielmehr schreibt er seinerzeit: "Die … steilen Schluchten … der NO-Flanke … des Multerecks sind bisher touristisch nicht berührt".)
Heute lasse ich mir Zeit, möchte dieses – wohl letzte – Bergwochenende vor dem Beginn des Winters besonders intensiv genießen. Und Wasser habe ich diesmal auch genug mit, im Gegensatz zu meiner letzten Wanderung in dieser Gegend …
Durch den Wald steige ich aufwärts und bin schon bald wieder oberhalb des Nebels. Dabei passiert mir gleich ein erster Verhauer: Ich halte mich zu weit südlich und gelange – von einer Felswand abgelenkt – bis an den Rand der Untergrimmer Schütt. Also steige ich wieder durch den Wald hinunter, bis ich weiter nach Norden queren kann und nach einiger Zeit die nächste, weiter nördlich gelegene Felswand erreiche. Hier sollte ich auf den Lärchkogelweg treffen – und tatsächlich: Unterhalb der Felswand führen Steigspuren bergauf und schon bald sehe ich auch erste Wegzeichen. Die weitere Wegführung ist nicht zu verfehlen. Über eine Terrasse ...
_DSC0965_.jpg
... gewinnt der Steig an Höhe, quert dann kurz (und ein wenig ausgesetzt) nach Norden, bevor er sich wieder Richtung Multereck hinaufwendet.
_DSC0990__.jpg
Erste schöne Ausblicke zum Gindlhorn und zum Jungfrausturz ...
_DSC0950_.jpg
... sowie zum Hechlstein
_DSC0986_.jpg
Schon bald ist das von Bruno Mayer eingerichtete Steigbuch (auf etwa 1200m) erreicht.
Von hier zeigen sich u.a. Traweng, Sturzhahn, Kleines und Großes Tragl
_DSC1004_.jpg
Nun geht es – zumeist mittelsteil – durch Latschengassen und Rinnen weiter aufwärts (einige kurze I-er Stellen).
_DSC1034_.jpg
Blick über Pürgg Richtung Gesäuse; die Orte unten im Ennstal liegen nach wie vor unter einer hartnäckigen Nebeldecke
_DSC1025_.jpg
Das Gesäuse herangezoomt
_DSC1030_.jpg
Auf ca. 1650m dann meiner Einschätzung nach die Schlüsselstelle: ein etwa 4-5 Meter hohes Wandl, das ich ganz rechts in einem Riss ersteige (die Schwierigkeit an dieser Stelle würde ich mit II- einschätzen).
Ab etwa 1700m zunehmend Altschnee in den Rinnen, weiter oben großflächigere Altschneefelder, im obersten Teil der Flanke auch einige Zentimeter Neuschnee. Angesichts der NO-Exposition ist das keine Überraschung.
Erster Schneekontakt
_DSC1040__.jpg
_DSC1042__.jpg
Ich versuche, die Schneefelder in Aufstiegsrichtung links zu umgehen, auf gut 2000m endet dieser Versuch aber – zu brüchig erscheint mir die Rippe, auf der ich aufgestiegen bin, und sie steilt sich weiter auf, dazu die hier beginnende dünne Neuschneedecke. Dieser Mix ist mir nicht ganz geheuer.
Blick von gut 2000m Höhe zurück auf den bisherigen Anstiegsweg
_DSC0029_.jpg
Also wieder hinunter bis auf gut 1900m Seehöhe. Jetzt kommen Pickel und Steigeisen zum Einsatz. Weiter nördlich geht es über die mit (zum Teil recht hartem) Altschnee gefüllten Rinnen und Mulden mittelsteil 250 HM aufwärts, bis ich schließlich das Multereck erreiche. Inzwischen ist die Sonne schon seit einiger Zeit untergegangen, aber – wie erwartet – scheint der Mond hell vom Himmel und der Schnee reflektiert sein Licht, so dass ich kein Stirnlamperl brauche.
Kommentar