Großer Pyhrgas 2.244m SO-Grat (?IV?) 600hm insgesamt rd. 1.400hm ab Mühlau - Juli 1988
Aus meiner alpinen Mottenkiste 1
Pyhrgas SO-Grat oder: wo ist denn bloß das Seil geblieben?
Wenn wir nicht um diese Jahreszeit auf den Pisten wedeln (oder die, die dessen fähig sind, dem Tourengehen frönen) – dann denken wir an sonnige Tage, die mehr oder weniger lange vergangen sind. Träumen vielleicht vom nächsten Sommer. Planen neue Touren, vergleichen mit früheren Abenteuern und sind schon wieder weit, weit weg in der Vergangenheit. Vor langer, ach gar langer Zeit spielte sich am Pyhrgas die folgende Geschichte ab…
Damals war ich im Sommer (naja, im Winter auch) zu Urlaubszeiten viele Jahre immer an der Brandl-Hube in Ardning stationiert. Das ist das letzte Haus am Weg zur Ardningalm, schon 150hm über dem Ennstal situiert.
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Zu jeder Zeit, wenn nicht das Wetter zu schlecht war, präsentierte sich der Große Pyhrgas in einer sehr markanten Form. Rechts vom Gipfel zeigt sich der SO-Grat. Meine geliebte OM1 war immer zur Stelle, und es gab viele verschiedene Gelegenheiten, den Berg in verschiedenen Stimmungen zu fotografieren.
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Ob im Winter…
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oder Sommer…
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...oder vom benachbarten Bosruck besonders klassisch
Jedenfalls war er immer da und glotze uns vorwitzig beim Fenster herein. Das war natürlich verlockend, und am Normalweg war der Gipfel bald bestiegen. Wann war das das erste mal? Vielleicht im Jahr 1984. Mit der Zeit stiegen die Ansprüche, und zu Hause im Wiener Umland wurde in den verschiedenen Klettergärten ein wenig der Seilgebrauch geübt. Und weil jetzt dieser Berg immer da war und seinen Südostgrat so interessant präsentierte, beschloss ich, mit Hilfe eines des Kletterns noch eher mächtigen Freundes namens Christian, diesem Grat zu Leibe zu rücken. Immerhin stand im Heß-Pichl etwas von SG IV, und das war mir ohne Seil jedenfalls zu verwegen.
Eines schönen, (sehr) frühen Morgens im Juli 1988 packten wir unsere Rucksäcke, setzten uns ins Auto und umrundeten den Pleschberg, da der Zustieg zum Fuß des SO-Grates besser aus der Mühlau anzugehen wäre.
Am vorläufigen Ziel (=Parklplatz) spielte sich dann sinngemäß etwa folgender Dialog ab:
R: „Na, endlich geht’s los, bin ich müde. So früh aufstehen; na egal. Du, wo hast du eigentlich das SEIL hingetan?“
CH: „???“
R: „Stell dich nicht blöd – das SEIL halt“
CH: „Das hast du nicht eingesteckt? Schön blöd, ich nämlich auch nicht!“
R+CH: „ **** “ (zensuriert)
Einige Zeit später, noch immer am frühen, aber nicht mehr ganz so frühen Morgen, ausgestattet mit dem Seil und spärlichem Zubehör, endlich wieder am Parkplatz und los geht es.
Von der Mühlau folgt man dem Wanderweg Richtung Scheiblingstein, bis man nach längerer Wanderung (nach Erreichen der Langen Gasse) nach links zum Fuß des Grates abzweigt.
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Der Grat ist im unteren Teil das übliche Gemisch aus grasigen Schrofen und felsdurchsetztem Gras – nicht wirklich schwierig, aber stellenweise heikel. Zum Glück herrscht prächtiges Wetter und deshalb ist das Gras wenigstens trocken…
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Höher oben…wir waren wirklich noch jung, und die Haare noch dort, wo sie hingehören…
Die Spannung stieg, je höher wir kamen, denn lt. Heß-Pichl musste ja noch die schwere Stelle kommen: „links vom Grat eine senkrechte Verschneidung…“ und außerdem drückte das Seil im Rucksack. Ja, damals waren wir noch unverbraucht, aber naiv. Wir dachten, dass diese Stelle obligat wäre (wozu sonst die Bewertung IV)…
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…die Spannung ließ schlagartig nach, als sich der Gipfel nah und praktisch hindernisfrei vor uns zeigte (das Foto zeigt so ziemlich das Schwierigste, was uns begegnet ist).
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Am Gipfel Rückblick auf den Grat...die Dohlen hatten es jedenfalls leichter.
11.jpg
Damals gabs noch ehrliche Selbstauslöserfotos, wo man sich beeilen musste, um noch aufs Foto zu gelangen
Was für ein Theater um das Seil, das wir dann gar nicht benötigt haben…viel schwerer als II ist uns damals nichts vorgekommen am ganzen, langen SO-Grat. Bis zum Gipfel hat das Seil bloß im Rucksack gedrückt…
Endlich konnte ich etwas ruhiger zu dem schönen Berg schauen…
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Erstaunlich, für wie wenige Fotos man damals bereit war, den Fotoapparat mitzuschleppen...heute gäbe ich was dafür, meine Erinnerung mit mehr Fotos unterstützen zu können.
Jedenfalls freue ich mich (auch) schon wieder auf die neue Sommersaison, wo doch noch so viele selten begangene Routen ihrer Begehung harren. Bis dahin schwelgen wir hin und wieder in schönen Erninnerungen.
Viel Spaß beim Nachvollziehen meiner Geschichte und bis bald
Roland
Aus meiner alpinen Mottenkiste 1
Pyhrgas SO-Grat oder: wo ist denn bloß das Seil geblieben?
Wenn wir nicht um diese Jahreszeit auf den Pisten wedeln (oder die, die dessen fähig sind, dem Tourengehen frönen) – dann denken wir an sonnige Tage, die mehr oder weniger lange vergangen sind. Träumen vielleicht vom nächsten Sommer. Planen neue Touren, vergleichen mit früheren Abenteuern und sind schon wieder weit, weit weg in der Vergangenheit. Vor langer, ach gar langer Zeit spielte sich am Pyhrgas die folgende Geschichte ab…
Damals war ich im Sommer (naja, im Winter auch) zu Urlaubszeiten viele Jahre immer an der Brandl-Hube in Ardning stationiert. Das ist das letzte Haus am Weg zur Ardningalm, schon 150hm über dem Ennstal situiert.
04.jpg
Zu jeder Zeit, wenn nicht das Wetter zu schlecht war, präsentierte sich der Große Pyhrgas in einer sehr markanten Form. Rechts vom Gipfel zeigt sich der SO-Grat. Meine geliebte OM1 war immer zur Stelle, und es gab viele verschiedene Gelegenheiten, den Berg in verschiedenen Stimmungen zu fotografieren.
01.jpg
Ob im Winter…
02.jpg
oder Sommer…
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06.jpg
...oder vom benachbarten Bosruck besonders klassisch
Jedenfalls war er immer da und glotze uns vorwitzig beim Fenster herein. Das war natürlich verlockend, und am Normalweg war der Gipfel bald bestiegen. Wann war das das erste mal? Vielleicht im Jahr 1984. Mit der Zeit stiegen die Ansprüche, und zu Hause im Wiener Umland wurde in den verschiedenen Klettergärten ein wenig der Seilgebrauch geübt. Und weil jetzt dieser Berg immer da war und seinen Südostgrat so interessant präsentierte, beschloss ich, mit Hilfe eines des Kletterns noch eher mächtigen Freundes namens Christian, diesem Grat zu Leibe zu rücken. Immerhin stand im Heß-Pichl etwas von SG IV, und das war mir ohne Seil jedenfalls zu verwegen.
Eines schönen, (sehr) frühen Morgens im Juli 1988 packten wir unsere Rucksäcke, setzten uns ins Auto und umrundeten den Pleschberg, da der Zustieg zum Fuß des SO-Grates besser aus der Mühlau anzugehen wäre.
Am vorläufigen Ziel (=Parklplatz) spielte sich dann sinngemäß etwa folgender Dialog ab:
R: „Na, endlich geht’s los, bin ich müde. So früh aufstehen; na egal. Du, wo hast du eigentlich das SEIL hingetan?“
CH: „???“
R: „Stell dich nicht blöd – das SEIL halt“
CH: „Das hast du nicht eingesteckt? Schön blöd, ich nämlich auch nicht!“
R+CH: „ **** “ (zensuriert)
Einige Zeit später, noch immer am frühen, aber nicht mehr ganz so frühen Morgen, ausgestattet mit dem Seil und spärlichem Zubehör, endlich wieder am Parkplatz und los geht es.
Von der Mühlau folgt man dem Wanderweg Richtung Scheiblingstein, bis man nach längerer Wanderung (nach Erreichen der Langen Gasse) nach links zum Fuß des Grates abzweigt.
07.jpg
Der Grat ist im unteren Teil das übliche Gemisch aus grasigen Schrofen und felsdurchsetztem Gras – nicht wirklich schwierig, aber stellenweise heikel. Zum Glück herrscht prächtiges Wetter und deshalb ist das Gras wenigstens trocken…
08.jpg
Höher oben…wir waren wirklich noch jung, und die Haare noch dort, wo sie hingehören…
Die Spannung stieg, je höher wir kamen, denn lt. Heß-Pichl musste ja noch die schwere Stelle kommen: „links vom Grat eine senkrechte Verschneidung…“ und außerdem drückte das Seil im Rucksack. Ja, damals waren wir noch unverbraucht, aber naiv. Wir dachten, dass diese Stelle obligat wäre (wozu sonst die Bewertung IV)…
09.jpg
…die Spannung ließ schlagartig nach, als sich der Gipfel nah und praktisch hindernisfrei vor uns zeigte (das Foto zeigt so ziemlich das Schwierigste, was uns begegnet ist).
10.jpg
Am Gipfel Rückblick auf den Grat...die Dohlen hatten es jedenfalls leichter.
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Damals gabs noch ehrliche Selbstauslöserfotos, wo man sich beeilen musste, um noch aufs Foto zu gelangen
Was für ein Theater um das Seil, das wir dann gar nicht benötigt haben…viel schwerer als II ist uns damals nichts vorgekommen am ganzen, langen SO-Grat. Bis zum Gipfel hat das Seil bloß im Rucksack gedrückt…
Endlich konnte ich etwas ruhiger zu dem schönen Berg schauen…
05.jpg
Erstaunlich, für wie wenige Fotos man damals bereit war, den Fotoapparat mitzuschleppen...heute gäbe ich was dafür, meine Erinnerung mit mehr Fotos unterstützen zu können.
Jedenfalls freue ich mich (auch) schon wieder auf die neue Sommersaison, wo doch noch so viele selten begangene Routen ihrer Begehung harren. Bis dahin schwelgen wir hin und wieder in schönen Erninnerungen.
Viel Spaß beim Nachvollziehen meiner Geschichte und bis bald
Roland
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