Die lange Zeit bis zum Urlaubsbeginn sollte durch eine besondere Unternehmung verkürzt werden. Eine mehrtägige Bergtour. Ohne Hüttennächtigung. Mit Zelt. Auch um ganz unabhängig zu sein. Also los: Gaskocher, Schlafsack, Zahnbürste, unzählige Mannerschnitten, Schokolade, Brot, Dosen, Zelt, und und und eingepackt. Ergebnis: 12 kg bei mir, 18 (!!) beim Kolleg`(dank 30 mtr Seil und Superschlafsack). Aus geplanten 4 wurden letzlich "nur" 3 Tage, aber die waren geprägt von vielen hm, 2 tollen Gipfeln, einer traumhaften Runde und unzähligen Eindrücken, die jeder Bergler lieben würde.
Donnerstag, nach Dienstschluß
Start in Kühtai und Zustieg ins Mittertal. Um 20:30 Uhr schlugen wir unsere Zelte an einem ydillischen Bergsee auf. Die Ruhe und Stimmung war unbeschreiblich. Einzig die aufgeklarte Nacht sollte uns Freude und Sorgen gleichzeitig bereiten. Einerseits versprach der nächste Tag ein ausgezeichneter Tourentag zu werden, andererseits hatte es am Folgemorgen geschätzte 4°. Und das im vor Kondenswasser innen und außen feuchten Zelt. Die Nacht verbrachten wir in 2 Etappen, während der zweiten bibberte ich nur so vor mich hin.
Lagerplatz
PICT0010.JPG
Freitag, Acherkogel
Um 06:30 Uhr schlug ich meine Augen auf und genoß, frierend, die Schönheit der Umgebung. Bald wärmte uns aber schon die Sonne. Ein heißes Löskaffetscherl half auch noch mit. Der Abbau des Lagers und die Herstellung der Marschbereitschaft dauerte bis 09:00 Uhr. Aufbruch. Zuerst bis zur Mittertaler Scharte. Die "Wolke" drückte heftigst auf die Schultern. Von der Scharte einige Meter abwärts um den Zustieg zum Acherkogel zu finden. Rucksackdepot. Nur mit Stöcken bewaffnet und behelmt machten wir uns auf, den Gipfel zu erklimmen. Steile steinschlaggefährdete Kamine, Altschneefelder und IIer Stellen forderten höchste Konzentration. Gert war bald nicht mehr zu bremsen, wartete aber immer wieder auf mich. Am Gipfelgrat angekommen motivierte er mich noch für die letzte Hürde, ein Stück abzuklettern um schließlich die letzten Meter zum riesigen Gipfelkreuz aufzusteigen. Der Blick ins Ötztal tut sich auf und wir genossen die kurze Zeit oben. Der Abstieg machte mehr Freude und bald waren wir wieder beim Rucksack. Dort haben wir uns gestärkt.
Als nächstes suchten wir den Weg zur Gubener Hütte, welchen wir etwa bei der alten und verfallenen Bielefelder Hütte erreicht haben. Wir folgten ihm. Der Wilhelm Oltrogge Weg (für uns ab da nur mehr "Willi-Otti") quert in aufregendem auf und ab die steilen Hänge über dem Ötztal. Wer diesen Weg gehen will, sei gewarnt. Von der Bielefelder Hütte zur Gubener Hütte ist eine Zeit von 9 Stunden veranschlagt, die nicht von jedermann zu unterbieten ist. Wir querten also und stiegen mühsam auf und ab, bis wir schließlich den Lauser (2616 mtr) erreicht hatten. Es war mittlerweile 19:00 Uhr und wir hatten an die 2000 hmtr Aufstieg in den Beinen. Als Varianten boten sich nun an: Umkehr zur Bielefelder Hütte: 4 Stunden; Weitermarsch zur Gubener Hütte: 5 Stunden, oder Abstieg zur "Reich Alm", ohne zu wissen, ob wir dort unten auf jemanden treffen werden. Wir entschieden uns für die sichere Variante und versuchten unser Glück. An der Alm angekommen war zunächst alles still. Aber halt: ein Stall mit 2 Kühen war offen, der Hofhund begrüßte uns freundlich. Es mußte jemand da sein. Und gleich darauf hieß uns Hausherr Christian willkommen, den wir frech und nach 11 Stunden marschieren hundemüde um eine Schlafmöglichkeit fragten. "Kemmpets lei, in der Kammer oben kenntes schloofm" erlöste er uns in feinstem Ötztaler Dialekt. Die Alm war urig, ohne Strom aber dafür mit Holzofen und Gaslicht. In der Stube wärmten wir uns auf und tranken noch was und gingen nach oben um uns in unsere Schlafsäcke zu legen. Nach wenigen Minuten war ich im Reich der Berge, was Gert erst merkte, als ich auf seine nicht mehr aufhörenden Fragen keine Antwort mehr gab.
Acherkogel
P7250084.JPG
Routenverlauf Wilhelm Oltrogge Weg
PICT0063.JPG
Reich-Alm
PICT0074.JPG
Samstag, Hochbrunnachkogel
um 05:30 Uhr schellte der Wecker. Leicht standen wir auf und fanden uns in der Küche zum Frühstück ein. Selten hat ein einfaches Butterbrot mit einer Riesenschale Löskaffe so gut geschmeckt. Die Milch kam direkt vom Stall. Nach dem Frühstück machten wir uns startklar und bedankten uns aufs herzlichste bei Christian. Nun ging es wieder hinauf zum Lauser und von dort weiter in die Niederreichscharte. Hier errichteten wir wieder das Rucksackdepot und turnten in etwa 30 min hinauf zum Hochbrunnachkogel, zum Leidwesen von Gert ein Gipfel ohne Kreuz .
Der Abstieg direkt am Grat entlang war toll und nicht schwer zu klettern. Bald schulterten wir unsere schweren Teile wieder und machten uns auf den langen Weg durch das entsprechend bezeichnete "Längental". Gleich unterhalb der Scharte konnten wir den Abstieg mit etwas "Shoegliding" verkürzen. Den restlichen Weg legten wir relaxt aber müder und müder werdend zurück. Endlich tauchte das TIWAG Kraftwerk auf. Die letzten Meter benutzen wir die Straße, vorbei an der Dortmunder Hütte, in die wir wenig später zurückkehrten und uns, wie könnte es auch anders sein, einen "Hirtenteller" gut schmecken liessen.
Abstieg Niederreichscharte
P7260209.JPG
Zusammenfassung: superlässige, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tour, viel gesehen, 2 neue Gipfel erstiegen, erstmals in den Bergen campiert, und wissend, wie schwer ein 12 kg Rucksack sein kann, den man 48 Stunden dabei hat.
vollständige Fotodoku hier
Donnerstag, nach Dienstschluß
Start in Kühtai und Zustieg ins Mittertal. Um 20:30 Uhr schlugen wir unsere Zelte an einem ydillischen Bergsee auf. Die Ruhe und Stimmung war unbeschreiblich. Einzig die aufgeklarte Nacht sollte uns Freude und Sorgen gleichzeitig bereiten. Einerseits versprach der nächste Tag ein ausgezeichneter Tourentag zu werden, andererseits hatte es am Folgemorgen geschätzte 4°. Und das im vor Kondenswasser innen und außen feuchten Zelt. Die Nacht verbrachten wir in 2 Etappen, während der zweiten bibberte ich nur so vor mich hin.
Lagerplatz
PICT0010.JPG
Freitag, Acherkogel
Um 06:30 Uhr schlug ich meine Augen auf und genoß, frierend, die Schönheit der Umgebung. Bald wärmte uns aber schon die Sonne. Ein heißes Löskaffetscherl half auch noch mit. Der Abbau des Lagers und die Herstellung der Marschbereitschaft dauerte bis 09:00 Uhr. Aufbruch. Zuerst bis zur Mittertaler Scharte. Die "Wolke" drückte heftigst auf die Schultern. Von der Scharte einige Meter abwärts um den Zustieg zum Acherkogel zu finden. Rucksackdepot. Nur mit Stöcken bewaffnet und behelmt machten wir uns auf, den Gipfel zu erklimmen. Steile steinschlaggefährdete Kamine, Altschneefelder und IIer Stellen forderten höchste Konzentration. Gert war bald nicht mehr zu bremsen, wartete aber immer wieder auf mich. Am Gipfelgrat angekommen motivierte er mich noch für die letzte Hürde, ein Stück abzuklettern um schließlich die letzten Meter zum riesigen Gipfelkreuz aufzusteigen. Der Blick ins Ötztal tut sich auf und wir genossen die kurze Zeit oben. Der Abstieg machte mehr Freude und bald waren wir wieder beim Rucksack. Dort haben wir uns gestärkt.
Als nächstes suchten wir den Weg zur Gubener Hütte, welchen wir etwa bei der alten und verfallenen Bielefelder Hütte erreicht haben. Wir folgten ihm. Der Wilhelm Oltrogge Weg (für uns ab da nur mehr "Willi-Otti") quert in aufregendem auf und ab die steilen Hänge über dem Ötztal. Wer diesen Weg gehen will, sei gewarnt. Von der Bielefelder Hütte zur Gubener Hütte ist eine Zeit von 9 Stunden veranschlagt, die nicht von jedermann zu unterbieten ist. Wir querten also und stiegen mühsam auf und ab, bis wir schließlich den Lauser (2616 mtr) erreicht hatten. Es war mittlerweile 19:00 Uhr und wir hatten an die 2000 hmtr Aufstieg in den Beinen. Als Varianten boten sich nun an: Umkehr zur Bielefelder Hütte: 4 Stunden; Weitermarsch zur Gubener Hütte: 5 Stunden, oder Abstieg zur "Reich Alm", ohne zu wissen, ob wir dort unten auf jemanden treffen werden. Wir entschieden uns für die sichere Variante und versuchten unser Glück. An der Alm angekommen war zunächst alles still. Aber halt: ein Stall mit 2 Kühen war offen, der Hofhund begrüßte uns freundlich. Es mußte jemand da sein. Und gleich darauf hieß uns Hausherr Christian willkommen, den wir frech und nach 11 Stunden marschieren hundemüde um eine Schlafmöglichkeit fragten. "Kemmpets lei, in der Kammer oben kenntes schloofm" erlöste er uns in feinstem Ötztaler Dialekt. Die Alm war urig, ohne Strom aber dafür mit Holzofen und Gaslicht. In der Stube wärmten wir uns auf und tranken noch was und gingen nach oben um uns in unsere Schlafsäcke zu legen. Nach wenigen Minuten war ich im Reich der Berge, was Gert erst merkte, als ich auf seine nicht mehr aufhörenden Fragen keine Antwort mehr gab.
Acherkogel
P7250084.JPG
Routenverlauf Wilhelm Oltrogge Weg
PICT0063.JPG
Reich-Alm
PICT0074.JPG
Samstag, Hochbrunnachkogel
um 05:30 Uhr schellte der Wecker. Leicht standen wir auf und fanden uns in der Küche zum Frühstück ein. Selten hat ein einfaches Butterbrot mit einer Riesenschale Löskaffe so gut geschmeckt. Die Milch kam direkt vom Stall. Nach dem Frühstück machten wir uns startklar und bedankten uns aufs herzlichste bei Christian. Nun ging es wieder hinauf zum Lauser und von dort weiter in die Niederreichscharte. Hier errichteten wir wieder das Rucksackdepot und turnten in etwa 30 min hinauf zum Hochbrunnachkogel, zum Leidwesen von Gert ein Gipfel ohne Kreuz .
Der Abstieg direkt am Grat entlang war toll und nicht schwer zu klettern. Bald schulterten wir unsere schweren Teile wieder und machten uns auf den langen Weg durch das entsprechend bezeichnete "Längental". Gleich unterhalb der Scharte konnten wir den Abstieg mit etwas "Shoegliding" verkürzen. Den restlichen Weg legten wir relaxt aber müder und müder werdend zurück. Endlich tauchte das TIWAG Kraftwerk auf. Die letzten Meter benutzen wir die Straße, vorbei an der Dortmunder Hütte, in die wir wenig später zurückkehrten und uns, wie könnte es auch anders sein, einen "Hirtenteller" gut schmecken liessen.
Abstieg Niederreichscharte
P7260209.JPG
Zusammenfassung: superlässige, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tour, viel gesehen, 2 neue Gipfel erstiegen, erstmals in den Bergen campiert, und wissend, wie schwer ein 12 kg Rucksack sein kann, den man 48 Stunden dabei hat.
vollständige Fotodoku hier
Kommentar