Ich freue mich hier allen Allgäu-Fans ein -wie ich hoffe- kleines Schmankerl präsentieren zu können: Einen Besteigungsbericht der Noppenspitze.
Bei der Anfahrt jedoch gleich ein kleiner Schock: Ab Höhe Kempten breitete sich eine praktisch geschlossene, mittelhohe Wolkendecke aus. D. h. auch die Gipfel waren in Wolken. Und das, obwohl der Wetterbericht sonniges Wetter mit nur einzelnen Wolkenfeldern (die dann normalerweise auch über Gipfelhöhe liegen) vorhergesagt hatte. Ich startete trotzdem von der Lechtalbundesstraße kurz vor Elbigenalp mit meinem Aufstieg zum Noppenkar. Nach 3 oder 4 Minuten merkte ich, dass ich meine Fahrradhandschuhe (trage ich wegen der Stöcke) im Auto vergessen hatte. Also noch mal zurück. Als ich wieder 10 Minuten unterwegs war fiel mir ein, dass auch die Landkarte noch im Auto lag. Noch einmal zurück! Wer es nicht im Kopf hat…. Für den Aufstieg wählte ich sozusagen die Direttisima durchs kleine Scheidbachtälchen. Die Route verläuft über unmarkierte Pfade und Trittspuren, ist aber in der AV-Karte eingezeichnet. Im mittleren Bereich des Tälchens verlor ich jedoch im Auf- als auch im Abstieg die Spur und musste mich daher ein Weilchen im hohen Gras abmühen. Die Sicht betrug nur 10m und einzig der Wetterbericht (er konnte doch nicht völlig daneben liegen ?!) hielt meine Hoffnung aufrecht, dass sich die Wolken irgendwann auflösen oder ich über die Wolkenobergrenze hinauskomme. Spätestens im Noppenkar musste dies passieren, denn dort konnte ich auch keine Pfadspuren mehr erwarten und war somit auf gute Sicht angewiesen um den Berg überhaupt zu finden. Und siehe da, auf ca. 1700m zeigte sich erstmals zeitweise die Sonne. Kurz unterm Noppenkar gaben die Wolken dann den Blick frei auf mein heutiges Ziel:
tagesziel.jpg
Dass dies ein richtig schöner Berg ist wird auf dem Bild nicht ganz klar. Daher hier eine Ansicht von der westlich benachbarten Kreuzkarspitze:
noppevonkreuz.jpg
(ein Diascan, man entschuldige daher die schlechte Bildqualität)
Auch beim weiteren Weg durchs Kar Richtung Einstieg in die Noppenspitz-Westflanke lagerten ringsum noch die Wolken (ich konnte den westlichen Teil des Kars nicht sehen) und nur mein anvisierter Aufstiegsbereich war frei. Welch ein Glück. Im Abstieg entstand dieses Bild der Westflanke:
westflanke.jpg
Zunächst geht es am nördlichen Rand des in Bildmitte zu sehenden Schutt- und Schrofenrückens hinauf zum eigentlichen Ansatz der Westwand (erkennbar durch die Licht-Schatten-Grenze). Vom auf diesem Bild nicht zu erkennenden Grasband direkt rechts des hellen Felsstreifens quert man nach rechts über ein Schuttband zur großen Schlucht, welche vom Südgrat herunterkommt. Diese Schlucht und auch das Grasband sieht man auf dem ersten Bild sehr gut. Anfangs klettert man einige Meter an ihrer nördlichen Begrenzungsrippe hinauf um dann relativ leicht in den Grund der Schlucht hinüberzuqueren (dabei schlüpft man auch durch einen markanten Felsspalt). Allmählich schälte sich die elegante Kreuzkarspitze aus den Wolken:
kreuzkarsp.jpg
In der Schlucht klettert man bis zu ihrem steilwandigen Abschluss um von dort nach links hinauszuqueren. Ab diesem Ausstieg erfordert das Gelände besonders viel Vorsicht und Trittsicherheit, da der Fels sehr splittrig und schuttbeladen wird. Die Orientierung ist hier oben auch nicht ganz trivial. Ich habe einfach versucht (bevorzugt über Felsrippen) irgendwie in Richtung des vermuteten Gipfels hinaufzukommen. Dabei passierte ich auch zufällig zwei Steinmänner. Einen dritten habe ich jedoch im wahrsten Sinne links liegen lassen, da mir seine Position nicht als sinnvoll erschien. Nach 4,5h erreichte ich den 2594m hohen Gipfel.
Und was ist das Beste an diesem Berg? Richtig, es gibt wie an fast allen Gipfeln der Hornbachkette kein monströses Gipfelkreuz sondern nur einen Steinmann.
Vor 2 Jahren wurde ein kleines Gipfelbüchlein deponiert, welches ganze 4 Einträge in 2007 und 3 Einträge (einschließlich meines eigenen) in 2008 zu verzeichnen hat. Bei dieser Besuchsfrequenz könnte es wohl an die 100 Jahre brauchen bis es voll ist. Das werden aber die Witterungseinflüsse sicher zu verhindern wissen. Damit es wieder ein bisschen besser geschützt ist habe ich ihm eine neue Plastiktüte spendiert. Wenn jemand in den nächsten Jahren hinauf will wäre es nett, wenn er/sie vielleicht einen Kugelschreiber deponieren würde. Es ist zwar ein funktionstüchtiges Exemplar (in einer kleinen Plastikdose) vorhanden, aber wenn dieses versagt hätte man einen zweiten in Reserve. Bei diesem besonderen Berg ist schließlich eine möglichst lückenlose Besteigungshistorie viel interessanter als an irgendeinem Allerweltsgipfel.
Während meiner gut zweistündigen Gipfelrast besserte sich das Wetter ganz allmählich weiter und gab die umliegenden Gipfel frei.
Im Osten eine wilde Felslandschaft, gebildet aus Sattelkar- Gliegerkar- Urbeleskar- und Bretterspitze:
osten.jpg
Im Westen kontrastieren die Felsberge der Hornbachkette und des Hauptkamms im Bereich Hochfrottspitze/Öfnerspitze mit den Steilgrasbergen von Kreuzeck und Raueck:
westen.jpg
Ein kleines Wolkenfenster gibt den Blick frei auf Verpeilspitze, Schwabenkopf und Wazespitze in den Ötztalern:
ötztaler.jpg
Ganz links das Parzinn mit Dremelspitze und Bergwerkskopf.
Über die noch unbestiegene Noppenspitze-Nordwand schaut man hinunter auf eine der einsamsten Ecken der Allgäuer Alpen, das Bretterkar:
nordwand.jpg
Oben rechts die „Ausläufer“ von Hinterhornbach.
Die insgesamt sehr feuchte Atmosphäre lässt im Gegenlicht nette Stimmungen zu:
gegenlicht.jpg
Am linken Bildrand die Wetterspitze.
Die Wolken stauen sich im Norden am Allgäuer Hauptkamm:
wolken.jpg
Über Sattelkar und Lechtal erhebt sich im Hintergrund das Parzinn:
sattelkar.jpg
Trotz des sonnigen Wetters und eines nur recht schwachen Windes war es für die Jahreszeit erstaunlich frisch, so dass ich zeitweise mit Stirnband, Handschuhen und einer bis oben zugezogenen Jacke da saß. Beim nun folgenden konzentrierten Abstieg wurde es jedoch wieder rasch wärmer und zum Schluss stieg ich sogar noch im T-Shirt ab.
Die Parseierspitze nebst Trabanten (rechts) präsentiert sich schon gut eingeschneit:
parseier.jpg
Ein Blick hinunter ins Scheidbachtal auf den weiteren Abstiegsweg:
scheidbach.jpg
Fazit: Ein Berg für Freunde des unpräparierten Hochgebirges. Längere Kletterei I mit Stellen II. Man achte auf brüchiges Gestein. Da sich ein bisschen Steinschlag praktisch nicht vermeiden lässt würde ich –besonders wenn man zu mehreren unterwegs ist- einen Helm empfehlen. Bei dieser Route übers Scheidbachtal wird man wohl zu allen Jahres- und Tageszeiten niemandem begegnen.
Bei der Anfahrt jedoch gleich ein kleiner Schock: Ab Höhe Kempten breitete sich eine praktisch geschlossene, mittelhohe Wolkendecke aus. D. h. auch die Gipfel waren in Wolken. Und das, obwohl der Wetterbericht sonniges Wetter mit nur einzelnen Wolkenfeldern (die dann normalerweise auch über Gipfelhöhe liegen) vorhergesagt hatte. Ich startete trotzdem von der Lechtalbundesstraße kurz vor Elbigenalp mit meinem Aufstieg zum Noppenkar. Nach 3 oder 4 Minuten merkte ich, dass ich meine Fahrradhandschuhe (trage ich wegen der Stöcke) im Auto vergessen hatte. Also noch mal zurück. Als ich wieder 10 Minuten unterwegs war fiel mir ein, dass auch die Landkarte noch im Auto lag. Noch einmal zurück! Wer es nicht im Kopf hat…. Für den Aufstieg wählte ich sozusagen die Direttisima durchs kleine Scheidbachtälchen. Die Route verläuft über unmarkierte Pfade und Trittspuren, ist aber in der AV-Karte eingezeichnet. Im mittleren Bereich des Tälchens verlor ich jedoch im Auf- als auch im Abstieg die Spur und musste mich daher ein Weilchen im hohen Gras abmühen. Die Sicht betrug nur 10m und einzig der Wetterbericht (er konnte doch nicht völlig daneben liegen ?!) hielt meine Hoffnung aufrecht, dass sich die Wolken irgendwann auflösen oder ich über die Wolkenobergrenze hinauskomme. Spätestens im Noppenkar musste dies passieren, denn dort konnte ich auch keine Pfadspuren mehr erwarten und war somit auf gute Sicht angewiesen um den Berg überhaupt zu finden. Und siehe da, auf ca. 1700m zeigte sich erstmals zeitweise die Sonne. Kurz unterm Noppenkar gaben die Wolken dann den Blick frei auf mein heutiges Ziel:
tagesziel.jpg
Dass dies ein richtig schöner Berg ist wird auf dem Bild nicht ganz klar. Daher hier eine Ansicht von der westlich benachbarten Kreuzkarspitze:
noppevonkreuz.jpg
(ein Diascan, man entschuldige daher die schlechte Bildqualität)
Auch beim weiteren Weg durchs Kar Richtung Einstieg in die Noppenspitz-Westflanke lagerten ringsum noch die Wolken (ich konnte den westlichen Teil des Kars nicht sehen) und nur mein anvisierter Aufstiegsbereich war frei. Welch ein Glück. Im Abstieg entstand dieses Bild der Westflanke:
westflanke.jpg
Zunächst geht es am nördlichen Rand des in Bildmitte zu sehenden Schutt- und Schrofenrückens hinauf zum eigentlichen Ansatz der Westwand (erkennbar durch die Licht-Schatten-Grenze). Vom auf diesem Bild nicht zu erkennenden Grasband direkt rechts des hellen Felsstreifens quert man nach rechts über ein Schuttband zur großen Schlucht, welche vom Südgrat herunterkommt. Diese Schlucht und auch das Grasband sieht man auf dem ersten Bild sehr gut. Anfangs klettert man einige Meter an ihrer nördlichen Begrenzungsrippe hinauf um dann relativ leicht in den Grund der Schlucht hinüberzuqueren (dabei schlüpft man auch durch einen markanten Felsspalt). Allmählich schälte sich die elegante Kreuzkarspitze aus den Wolken:
kreuzkarsp.jpg
In der Schlucht klettert man bis zu ihrem steilwandigen Abschluss um von dort nach links hinauszuqueren. Ab diesem Ausstieg erfordert das Gelände besonders viel Vorsicht und Trittsicherheit, da der Fels sehr splittrig und schuttbeladen wird. Die Orientierung ist hier oben auch nicht ganz trivial. Ich habe einfach versucht (bevorzugt über Felsrippen) irgendwie in Richtung des vermuteten Gipfels hinaufzukommen. Dabei passierte ich auch zufällig zwei Steinmänner. Einen dritten habe ich jedoch im wahrsten Sinne links liegen lassen, da mir seine Position nicht als sinnvoll erschien. Nach 4,5h erreichte ich den 2594m hohen Gipfel.
Und was ist das Beste an diesem Berg? Richtig, es gibt wie an fast allen Gipfeln der Hornbachkette kein monströses Gipfelkreuz sondern nur einen Steinmann.
Vor 2 Jahren wurde ein kleines Gipfelbüchlein deponiert, welches ganze 4 Einträge in 2007 und 3 Einträge (einschließlich meines eigenen) in 2008 zu verzeichnen hat. Bei dieser Besuchsfrequenz könnte es wohl an die 100 Jahre brauchen bis es voll ist. Das werden aber die Witterungseinflüsse sicher zu verhindern wissen. Damit es wieder ein bisschen besser geschützt ist habe ich ihm eine neue Plastiktüte spendiert. Wenn jemand in den nächsten Jahren hinauf will wäre es nett, wenn er/sie vielleicht einen Kugelschreiber deponieren würde. Es ist zwar ein funktionstüchtiges Exemplar (in einer kleinen Plastikdose) vorhanden, aber wenn dieses versagt hätte man einen zweiten in Reserve. Bei diesem besonderen Berg ist schließlich eine möglichst lückenlose Besteigungshistorie viel interessanter als an irgendeinem Allerweltsgipfel.
Während meiner gut zweistündigen Gipfelrast besserte sich das Wetter ganz allmählich weiter und gab die umliegenden Gipfel frei.
Im Osten eine wilde Felslandschaft, gebildet aus Sattelkar- Gliegerkar- Urbeleskar- und Bretterspitze:
osten.jpg
Im Westen kontrastieren die Felsberge der Hornbachkette und des Hauptkamms im Bereich Hochfrottspitze/Öfnerspitze mit den Steilgrasbergen von Kreuzeck und Raueck:
westen.jpg
Ein kleines Wolkenfenster gibt den Blick frei auf Verpeilspitze, Schwabenkopf und Wazespitze in den Ötztalern:
ötztaler.jpg
Ganz links das Parzinn mit Dremelspitze und Bergwerkskopf.
Über die noch unbestiegene Noppenspitze-Nordwand schaut man hinunter auf eine der einsamsten Ecken der Allgäuer Alpen, das Bretterkar:
nordwand.jpg
Oben rechts die „Ausläufer“ von Hinterhornbach.
Die insgesamt sehr feuchte Atmosphäre lässt im Gegenlicht nette Stimmungen zu:
gegenlicht.jpg
Am linken Bildrand die Wetterspitze.
Die Wolken stauen sich im Norden am Allgäuer Hauptkamm:
wolken.jpg
Über Sattelkar und Lechtal erhebt sich im Hintergrund das Parzinn:
sattelkar.jpg
Trotz des sonnigen Wetters und eines nur recht schwachen Windes war es für die Jahreszeit erstaunlich frisch, so dass ich zeitweise mit Stirnband, Handschuhen und einer bis oben zugezogenen Jacke da saß. Beim nun folgenden konzentrierten Abstieg wurde es jedoch wieder rasch wärmer und zum Schluss stieg ich sogar noch im T-Shirt ab.
Die Parseierspitze nebst Trabanten (rechts) präsentiert sich schon gut eingeschneit:
parseier.jpg
Ein Blick hinunter ins Scheidbachtal auf den weiteren Abstiegsweg:
scheidbach.jpg
Fazit: Ein Berg für Freunde des unpräparierten Hochgebirges. Längere Kletterei I mit Stellen II. Man achte auf brüchiges Gestein. Da sich ein bisschen Steinschlag praktisch nicht vermeiden lässt würde ich –besonders wenn man zu mehreren unterwegs ist- einen Helm empfehlen. Bei dieser Route übers Scheidbachtal wird man wohl zu allen Jahres- und Tageszeiten niemandem begegnen.
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