Etwas verspätet noch ein Bericht zu meiner Besteigung des Heiterwand-Hauptgipfels vor 2 Wochen.
Start in Obtarrenz morgens um kurz nach Acht beim Sportplatz. Man muss ein bisschen aufpassen dass man auf dem richtigen Weg ins Alpeiltal bleibt, da es einmal eine Fortstrassen- und später eine Pfadverzweigung gibt die nicht ausgeschildert sind. Im Tal angekommen erblickt man erstmals Teile der Heiterwand:
talaufstieg.jpg
Der Pfad hinauf zur Heiterwandhütte ist nur schwach ausgeprägt und wird wohl nicht all zu oft begangen. Wie sich bald herausstellen sollte kommen die meisten Besucher wohl von Osten bzw. im Rahmen einer Heiterwand-Umrundung zur Hütte. An so einer Stelle wurde wohl der Begriff des „fußbreiten“ Weges geprägt:
pfad.jpg
Erstaunlich dass so eine Spur auch nur den nächstgrößeren Regenguss überstehen kann.
Nach drei Stunden erreichte ich die 2017m hochgelegene Hütte und musste überraschenderweise feststellen dass eine 4-köpfige Familie und (später) ein Pärchen ebenfalls vor hatten zu übernachten. Eine weitere Gruppe machte sich gerade an den Weiterweg. Man muss wissen dass die Heiterwandhütte eine kleine Selbstversorgerhütte ist die nur mit AV-Schlüssel zugänglich ist. Außerdem war die kommende Nacht Sonntag auf Montag, also nicht mehr Wochenende. Und vor allem nach einem so einsamen und fast schon als verwachsen zu bezeichnenden Hüttenweg hatte ich nicht mehr mit so einem „Andrang“ gerechnet. War aber ganz praktisch, so musste ich schon kein Wasser heranschleppen und (später) Herd anfeuern.
Ich machte mich gleich auf den Weg zum Heiterwand-Hauptgipfel. Fast direkt hinter der Hütte geht es einen teils schrofigen, teils grasigen Hang hinauf bis man an eine felsige Steilrinne kommt. Dort klettert man in bzw. an der linken Begrenzungsrippe höher (I-II). Dieser Abschnitt ist steinschlaggefährdet, da sich über dieser Rinne schuttige Steilgrasmähder befinden und die Rinne nach oben breiter wird. Dadurch sammelt sie regelrecht das darüber lagernde Geröll. Ich erreichte gerade die Rinne als gleich eine flüchtende Gams mir einen steinigen Gruß heruntersendete. Sollten –was extrem unwahrscheinlich ist- sich mal mehrere Bergsteiger in und vor allem über der Rinne befinden wäre ein Helm äußerst sinnvoll, denn etwas Steinschlag ist bei dem schuttigen Gelände praktisch unvermeidlich. Kurze Zeit später erreichte ich die Grathöhe bei einem großen Steinmann. Ab hier findet man immer wieder Steinmänner auf dem Grat, was aber ziemlich überflüssig ist da man sich gemäß Führerbeschreibung sowieso immer in Gratnähe aufhält. In der breiten Steilflanke hinauf zum Grat gibt es hingegen nicht einmal Trittspuren (außer von Schafen). Am Grat angekommen blickt man nach Osten zum sich von hier nur wenig abhebenden Heiterwand-Ostgipfel:
grat.jpg
Dahinter Zugspitze und Mieminger Kette.
Im Süden dominiert der Rauhberg:
rauhberg.jpg
Das Dach der Heiterwandhütte erkennt man zentral am unteren Bildrand.
Nun klettert man den schönen Grat hinauf Richtung Gipfel. Am Grat fester Fels, in den Flanken wird es brüchig und schuttig. Der Fels ist bemerkenswert rau und ziemlich scharfkantig. Ich hätte als Schutz am liebsten ein paar dünne Fingerhandschuhe angezogen. Den steilsten Aufschwung sieht man hier:
stelle.jpg
Den Felszacken im Vordergrund habe ich im Aufstieg links umgangen indem ich eine kurze Verschneidung hinabgeklettert bin (wohl III-). Es geht aber viel leichter rechts herum. Der Aufschwung wird zuerst hinter dem Zacken (verdeckt) erklettert um dann (in Bildmitte) nach links zu queren. Von dort klettert man wieder direkt nach oben zum Ende des Aufschwungs. Alles nicht schwerer als II, aber doch ein bisschen ausgesetzt. Das gilt aber für einige Stellen des Grates, wo er sich doch ziemlich scharf zusammenschnürt. Insgesamt aber doch ein schöner Anstieg mit vielen hübschen Kletterstellen (max. II+). Nach gut 2h erreichte ich den 2639m hohen Gipfel. Gemäß Gipfelbuch führte ich die fünfte Besteigung in diesem Jahr aus. Die meisten kommen jedoch erst im September/Oktober hier herauf wodurch sich im Schnitt ca. 15 Besteigungen im Jahr ergeben.
Im Rückblick hebt sich der Heiterwand-Ostgipfel jetzt etwas besser ab:
gipfel1.jpg
Im Süden das Imster Becken:
imst.jpg
Darüber im Hintergrund der Kaunergrat und rechts die Umgebung des Gepatschferners.
Im Norden wird es waldiger und hügeliger:
norden.jpg
Rechts dominiert der Thaneller. Unten die schön gelegene Hintere Tarrentonalm. Der Blick auf die Heiterwand muss von dort atemberaubend sein.
Im Westen schaut man entlang des Heiterwandkammes:
gipfel2.jpg
Der nächstgelegene Felskopf ist das Heiterwandegg. Laut AV-Führer vom Hauptgipfel: „10min, leicht“. Ich habe 20min in teils sehr brüchiger I-IIer Kletterei gebraucht. Kann ich nicht empfehlen, zumal sich auch keine nennenswert neuen Eindrücke ergeben. Nach ausgiebiger Gipfelrast ging es auf gleicher Route zurück zur Heiterwandhütte. Auf den Grasflanken unterhalb der Gipfelfelswände grasen Schafe:
schafe.jpg
Durchaus bemerkenswert, da diese Grasflanken durch einen kleinen Schrofengürtel von den darunter befindlichen flacheren Grasflächen getrennt sind. Im Hintergrund die wuchtigen Platteinspitzen.
Am nächsten Tag hatte ich den Rauhberg als Ziel auserkoren. Doch am Morgen war die Überraschung groß als Gewitterwolken am Himmel standen und auch im Hüttenbereich einen kurzen Regenschauer niedergehen ließen:
hütte1.jpg
Doch kurz darauf besserte sich das Wetter auch schon wieder:
hütte2.jpg
Zur Besteigung des Rauhbergs stieg ich die extrem steile und mühsame Geröllrinne hoch welche im AV-Führer beschrieben ist. Nach der Hälfte des Weges kam ich an einen Bereich wo nur eine dünne Schuttschicht auf bockhartem, erdigem Boden lag. Nach ein, zwei Schritten setzte sich daraufhin die ganze Schuttschicht in Bewegung und rutschte vollständig auf dem harten Untergrund ab. Ich „verdrückte“ mich in einen Felsspalt am Rand der Rinne um nicht eventuell von den Schuttmassen verschüttet zu werden. Das Tempo der Schuttlawine war sehr niedrig (ähnlich wie manche Schneerutsche im Winter), dafür dauerte es aber sicher eine Minute bis alles wieder zum Stillstand kam. Jedenfalls war jetzt eine große steile Fläche freigelegt in welcher man keinen Halt für die Bergstiefel fand und ich musste umkehren. Mit Steigeisen wäre man vielleicht weitergekommen. Aufgrund des mühsamen Aufstiegs kann man so eine Route nur im Frühjahr bei hartem Firn empfehlen, alles andere ist indiskutabel. Erstaunlich dass so ein Anstieg den Weg in die Führerliteratur gefunden hat. Einen Vorteil hatte das ganze jedoch: Ich konnte den Heiterwand-Hauptgipfel in voller Pracht fotografieren (die eigentliche Schauseite ist natürlich die Nordwand):
hauptgipfel.jpg
Der Aufstieg erfolgt ziemlich genau in Bildmitte hinauf zum Grat.
Zurück auf der Hütte entschied ich mich noch dazu einen Versuch am Heiterwand-Ostgipfel zu unternehmen. Die Beschreibung im AVF ist ziemlich unklar und nicht mit der Realität in Einklang zu bringen. Ich hatte daher keine große Hoffnung den Gipfel zu erreichen. Wo es mir am sinnvollsten erschien stieg ich Richtung Verbindungsgrat zw. Haupt- und Ostgipfel. Ich erreichte diesen auch, musste jedoch nach kurzer Zeit an einem Abbruch vor dem großen Gipfelaufschwung umkehren. Man muss wohl versuchen möglichst in Falllinie des Gipfels zum Grat aufzusteigen. Wobei von der Hütte aus bzw. in der Steilflanke kaum zu erkennen ist wo der Ostgipfel eigentlich steht. Aber auch dies hatte sein Gutes: Ich konnte den Hauptgipfel aus einer weiteren Perspektive aufnehmen:
hauptgipfel2.jpg
Zurück an der Hütte packte ich meine Sachen und stieg in brütender Sommerhitze zurück nach Obtarrenz. Ich weiß schon warum ich im Sommer normalerweise keine Touren an so niedrigen Bergen unternehme.
Start in Obtarrenz morgens um kurz nach Acht beim Sportplatz. Man muss ein bisschen aufpassen dass man auf dem richtigen Weg ins Alpeiltal bleibt, da es einmal eine Fortstrassen- und später eine Pfadverzweigung gibt die nicht ausgeschildert sind. Im Tal angekommen erblickt man erstmals Teile der Heiterwand:
talaufstieg.jpg
Der Pfad hinauf zur Heiterwandhütte ist nur schwach ausgeprägt und wird wohl nicht all zu oft begangen. Wie sich bald herausstellen sollte kommen die meisten Besucher wohl von Osten bzw. im Rahmen einer Heiterwand-Umrundung zur Hütte. An so einer Stelle wurde wohl der Begriff des „fußbreiten“ Weges geprägt:
pfad.jpg
Erstaunlich dass so eine Spur auch nur den nächstgrößeren Regenguss überstehen kann.
Nach drei Stunden erreichte ich die 2017m hochgelegene Hütte und musste überraschenderweise feststellen dass eine 4-köpfige Familie und (später) ein Pärchen ebenfalls vor hatten zu übernachten. Eine weitere Gruppe machte sich gerade an den Weiterweg. Man muss wissen dass die Heiterwandhütte eine kleine Selbstversorgerhütte ist die nur mit AV-Schlüssel zugänglich ist. Außerdem war die kommende Nacht Sonntag auf Montag, also nicht mehr Wochenende. Und vor allem nach einem so einsamen und fast schon als verwachsen zu bezeichnenden Hüttenweg hatte ich nicht mehr mit so einem „Andrang“ gerechnet. War aber ganz praktisch, so musste ich schon kein Wasser heranschleppen und (später) Herd anfeuern.
Ich machte mich gleich auf den Weg zum Heiterwand-Hauptgipfel. Fast direkt hinter der Hütte geht es einen teils schrofigen, teils grasigen Hang hinauf bis man an eine felsige Steilrinne kommt. Dort klettert man in bzw. an der linken Begrenzungsrippe höher (I-II). Dieser Abschnitt ist steinschlaggefährdet, da sich über dieser Rinne schuttige Steilgrasmähder befinden und die Rinne nach oben breiter wird. Dadurch sammelt sie regelrecht das darüber lagernde Geröll. Ich erreichte gerade die Rinne als gleich eine flüchtende Gams mir einen steinigen Gruß heruntersendete. Sollten –was extrem unwahrscheinlich ist- sich mal mehrere Bergsteiger in und vor allem über der Rinne befinden wäre ein Helm äußerst sinnvoll, denn etwas Steinschlag ist bei dem schuttigen Gelände praktisch unvermeidlich. Kurze Zeit später erreichte ich die Grathöhe bei einem großen Steinmann. Ab hier findet man immer wieder Steinmänner auf dem Grat, was aber ziemlich überflüssig ist da man sich gemäß Führerbeschreibung sowieso immer in Gratnähe aufhält. In der breiten Steilflanke hinauf zum Grat gibt es hingegen nicht einmal Trittspuren (außer von Schafen). Am Grat angekommen blickt man nach Osten zum sich von hier nur wenig abhebenden Heiterwand-Ostgipfel:
grat.jpg
Dahinter Zugspitze und Mieminger Kette.
Im Süden dominiert der Rauhberg:
rauhberg.jpg
Das Dach der Heiterwandhütte erkennt man zentral am unteren Bildrand.
Nun klettert man den schönen Grat hinauf Richtung Gipfel. Am Grat fester Fels, in den Flanken wird es brüchig und schuttig. Der Fels ist bemerkenswert rau und ziemlich scharfkantig. Ich hätte als Schutz am liebsten ein paar dünne Fingerhandschuhe angezogen. Den steilsten Aufschwung sieht man hier:
stelle.jpg
Den Felszacken im Vordergrund habe ich im Aufstieg links umgangen indem ich eine kurze Verschneidung hinabgeklettert bin (wohl III-). Es geht aber viel leichter rechts herum. Der Aufschwung wird zuerst hinter dem Zacken (verdeckt) erklettert um dann (in Bildmitte) nach links zu queren. Von dort klettert man wieder direkt nach oben zum Ende des Aufschwungs. Alles nicht schwerer als II, aber doch ein bisschen ausgesetzt. Das gilt aber für einige Stellen des Grates, wo er sich doch ziemlich scharf zusammenschnürt. Insgesamt aber doch ein schöner Anstieg mit vielen hübschen Kletterstellen (max. II+). Nach gut 2h erreichte ich den 2639m hohen Gipfel. Gemäß Gipfelbuch führte ich die fünfte Besteigung in diesem Jahr aus. Die meisten kommen jedoch erst im September/Oktober hier herauf wodurch sich im Schnitt ca. 15 Besteigungen im Jahr ergeben.
Im Rückblick hebt sich der Heiterwand-Ostgipfel jetzt etwas besser ab:
gipfel1.jpg
Im Süden das Imster Becken:
imst.jpg
Darüber im Hintergrund der Kaunergrat und rechts die Umgebung des Gepatschferners.
Im Norden wird es waldiger und hügeliger:
norden.jpg
Rechts dominiert der Thaneller. Unten die schön gelegene Hintere Tarrentonalm. Der Blick auf die Heiterwand muss von dort atemberaubend sein.
Im Westen schaut man entlang des Heiterwandkammes:
gipfel2.jpg
Der nächstgelegene Felskopf ist das Heiterwandegg. Laut AV-Führer vom Hauptgipfel: „10min, leicht“. Ich habe 20min in teils sehr brüchiger I-IIer Kletterei gebraucht. Kann ich nicht empfehlen, zumal sich auch keine nennenswert neuen Eindrücke ergeben. Nach ausgiebiger Gipfelrast ging es auf gleicher Route zurück zur Heiterwandhütte. Auf den Grasflanken unterhalb der Gipfelfelswände grasen Schafe:
schafe.jpg
Durchaus bemerkenswert, da diese Grasflanken durch einen kleinen Schrofengürtel von den darunter befindlichen flacheren Grasflächen getrennt sind. Im Hintergrund die wuchtigen Platteinspitzen.
Am nächsten Tag hatte ich den Rauhberg als Ziel auserkoren. Doch am Morgen war die Überraschung groß als Gewitterwolken am Himmel standen und auch im Hüttenbereich einen kurzen Regenschauer niedergehen ließen:
hütte1.jpg
Doch kurz darauf besserte sich das Wetter auch schon wieder:
hütte2.jpg
Zur Besteigung des Rauhbergs stieg ich die extrem steile und mühsame Geröllrinne hoch welche im AV-Führer beschrieben ist. Nach der Hälfte des Weges kam ich an einen Bereich wo nur eine dünne Schuttschicht auf bockhartem, erdigem Boden lag. Nach ein, zwei Schritten setzte sich daraufhin die ganze Schuttschicht in Bewegung und rutschte vollständig auf dem harten Untergrund ab. Ich „verdrückte“ mich in einen Felsspalt am Rand der Rinne um nicht eventuell von den Schuttmassen verschüttet zu werden. Das Tempo der Schuttlawine war sehr niedrig (ähnlich wie manche Schneerutsche im Winter), dafür dauerte es aber sicher eine Minute bis alles wieder zum Stillstand kam. Jedenfalls war jetzt eine große steile Fläche freigelegt in welcher man keinen Halt für die Bergstiefel fand und ich musste umkehren. Mit Steigeisen wäre man vielleicht weitergekommen. Aufgrund des mühsamen Aufstiegs kann man so eine Route nur im Frühjahr bei hartem Firn empfehlen, alles andere ist indiskutabel. Erstaunlich dass so ein Anstieg den Weg in die Führerliteratur gefunden hat. Einen Vorteil hatte das ganze jedoch: Ich konnte den Heiterwand-Hauptgipfel in voller Pracht fotografieren (die eigentliche Schauseite ist natürlich die Nordwand):
hauptgipfel.jpg
Der Aufstieg erfolgt ziemlich genau in Bildmitte hinauf zum Grat.
Zurück auf der Hütte entschied ich mich noch dazu einen Versuch am Heiterwand-Ostgipfel zu unternehmen. Die Beschreibung im AVF ist ziemlich unklar und nicht mit der Realität in Einklang zu bringen. Ich hatte daher keine große Hoffnung den Gipfel zu erreichen. Wo es mir am sinnvollsten erschien stieg ich Richtung Verbindungsgrat zw. Haupt- und Ostgipfel. Ich erreichte diesen auch, musste jedoch nach kurzer Zeit an einem Abbruch vor dem großen Gipfelaufschwung umkehren. Man muss wohl versuchen möglichst in Falllinie des Gipfels zum Grat aufzusteigen. Wobei von der Hütte aus bzw. in der Steilflanke kaum zu erkennen ist wo der Ostgipfel eigentlich steht. Aber auch dies hatte sein Gutes: Ich konnte den Hauptgipfel aus einer weiteren Perspektive aufnehmen:
hauptgipfel2.jpg
Zurück an der Hütte packte ich meine Sachen und stieg in brütender Sommerhitze zurück nach Obtarrenz. Ich weiß schon warum ich im Sommer normalerweise keine Touren an so niedrigen Bergen unternehme.
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