Da war die Stimme wieder. Ein Flüstern nur, doch eindringlicher als jeder Schrei hätte sein können. Mein Kopf wurde mit Bildern geflutet. Leuchtende Farben. Die Stimme sprach von Hochgefühl, von Glück. Den säuselnden Worten konnte ich nicht wiederstehen, wollte es gar nicht. Ich folgte ihrem Ruf…
Was tue ich hier? Im Magen ein flaues Gefühl, der Hals ausgetrocknet, der Zauber verflogen. Wo ist das Hochgefühl, wo sind die leuchtenden Farben? War alles eine Illusion? Ein weiterer Schritt. Vom lodernden Feuer der Euphorie war nur noch Asche übrig.
Es hatte alles harmlos mit einem Abendspaziergang begonnen. Innsbruck lag bereits im Schatten, die Serles leuchtete im Abendlicht. „Dort oben müsstest du jetzt sein!“ Am kommenden Abend sollte es so weit sein. Punkt 16 Uhr wollte ich losfahren. „Was haben Sie für Ergebnisse? Wie sind Sie darauf gekommen?“ Innerlich schrie ich, ich habe jetzt keine Zeit, aber ich musste meine Berechnungen erläutern. Endlich konnte ich ins Auto steigen, schnell aß ich während der Fahrt ein schon zuvor gekauftes Schinken-Käse-Croissant. Stau – das kann doch nicht sein. Dann doch Entwarnung, da vorne ist schon die Baustelle. Um 17 Uhr brach ich an der Ochsenalm auf. Ich wandte mich nicht der Serles zu, sondern ging in die Gegenrichtung zum Blaser. Die Stimme hatte mir gesagt, eine Runde über Blaser und Peilspitze wäre die richtige Variante.
Trotz des hohen Ausgangspunktes war die Hitze drückend. Der untere Teil des Langen Tales lag zum Glück bereits im Schatten. Ich fand einen guten Rhythmus. Die Euphorie siegte. Jeder zweifelnde Gedanke war verflogen. Als es begann steiler zu werden, war ich voll der Sonne ausgesetzt. Meine Beine schienen zu fliegen. Nur der Schweiß, der hin und wieder in die Augen floss, störte. Bald hatte ich den Gipfel des Blasers erreicht. Ich setzte mich ins Gras, aß einen Fruchtriegel und trank etwas. Doch was war das? Die Schokoladentafel in meinem Rucksack war aufgeplatzt und ein Teil des vollkommen flüssigen Inhalts hatte sich überall hin verteilt. Ich versuchte zu retten, was mit Taschentüchern zu retten war. Ich hatte nun nichts mehr zu essen, aber das konnte meine Stimmung nicht trüben. Als ich gerade ein paar Bilder machte, hörte ich eine Frau zu ihrer Kollegin sagen, es sei genau 18 Uhr. Ich hatte nicht einmal eine ganze Stunde für den Aufstieg gebraucht – das war für die derzeitige konditionelle Verfassung viel zu schnell.
Bald ging ich weiter zur Peilspitze. Ich dachte darüber nach, ob Bergsteiger Getriebene sind. Manchmal schon. Aber ist das überhaupt schlecht? Am Gipfel legte ich wieder eine kurze Pause ein, bevor es weiter zum Kalbenjoch ging. In angenehmen Schatten querte ich von dort zum Serlesjöchl. Der Flow wurde nur durch gelegentliches Fotografieren unterbrochen. Erst beim steilen Schlussanstieg zum Jöchl spürte ich, dass ich zu schnell unterwegs gewesen war. Als mich die Sonne wieder empfing, wurde es schlagartig unangenehm heiß. Nach einer Pause am Jöchl stieg ich weiter zur Serles auf. Die Euphorie verflog. Die Beine liefen nicht mehr von allein. Sie fühlten sich schwer an. Dazu der flaue Magen und das ausgetrocknete Gefühl im Hals. Mein Verstand sagte mir, dass ich immer noch schnell unterwegs war. Es stimmte, doch es fehlte die spielerische Leichtigkeit vom ersten Teil der Tour.
Als ich am Gipfel ankam, war es ganz anders als es mir die Stimme versprochen hatte. Kein Hochgefühl, keine leuchtenden Farben. Für die musste ich mich noch lange gedulden. Juniabende sind lang…
Beim Blick in die Runde dachte ich an viele Touren. Die Erinnerungen an Touren, die ich vor oder nach einem Tag am PC unternommen hatte, waren meist am schönsten. Tage, an denen ich keine Tour unternommen hätte, wenn die Stimme nicht gewesen wäre. Doch an wie vielen Tagen drang die Stimme nicht durch den Alltagslärm? So eindringlich sie ist, so leise ist sie.
Nach dem Sonnenuntergang machte ich mich an den Abstieg. 22 Uhr muss schon durch gewesen sein, als mir insgesamt noch zehn Leute im Aufstieg begegneten. Dazu kamen vier Tagestouristen am Gipfel der Serles und Biwakierer. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der die Stimme hört, und ihr folgt.
Was tue ich hier? Im Magen ein flaues Gefühl, der Hals ausgetrocknet, der Zauber verflogen. Wo ist das Hochgefühl, wo sind die leuchtenden Farben? War alles eine Illusion? Ein weiterer Schritt. Vom lodernden Feuer der Euphorie war nur noch Asche übrig.
Es hatte alles harmlos mit einem Abendspaziergang begonnen. Innsbruck lag bereits im Schatten, die Serles leuchtete im Abendlicht. „Dort oben müsstest du jetzt sein!“ Am kommenden Abend sollte es so weit sein. Punkt 16 Uhr wollte ich losfahren. „Was haben Sie für Ergebnisse? Wie sind Sie darauf gekommen?“ Innerlich schrie ich, ich habe jetzt keine Zeit, aber ich musste meine Berechnungen erläutern. Endlich konnte ich ins Auto steigen, schnell aß ich während der Fahrt ein schon zuvor gekauftes Schinken-Käse-Croissant. Stau – das kann doch nicht sein. Dann doch Entwarnung, da vorne ist schon die Baustelle. Um 17 Uhr brach ich an der Ochsenalm auf. Ich wandte mich nicht der Serles zu, sondern ging in die Gegenrichtung zum Blaser. Die Stimme hatte mir gesagt, eine Runde über Blaser und Peilspitze wäre die richtige Variante.
Trotz des hohen Ausgangspunktes war die Hitze drückend. Der untere Teil des Langen Tales lag zum Glück bereits im Schatten. Ich fand einen guten Rhythmus. Die Euphorie siegte. Jeder zweifelnde Gedanke war verflogen. Als es begann steiler zu werden, war ich voll der Sonne ausgesetzt. Meine Beine schienen zu fliegen. Nur der Schweiß, der hin und wieder in die Augen floss, störte. Bald hatte ich den Gipfel des Blasers erreicht. Ich setzte mich ins Gras, aß einen Fruchtriegel und trank etwas. Doch was war das? Die Schokoladentafel in meinem Rucksack war aufgeplatzt und ein Teil des vollkommen flüssigen Inhalts hatte sich überall hin verteilt. Ich versuchte zu retten, was mit Taschentüchern zu retten war. Ich hatte nun nichts mehr zu essen, aber das konnte meine Stimmung nicht trüben. Als ich gerade ein paar Bilder machte, hörte ich eine Frau zu ihrer Kollegin sagen, es sei genau 18 Uhr. Ich hatte nicht einmal eine ganze Stunde für den Aufstieg gebraucht – das war für die derzeitige konditionelle Verfassung viel zu schnell.
Bald ging ich weiter zur Peilspitze. Ich dachte darüber nach, ob Bergsteiger Getriebene sind. Manchmal schon. Aber ist das überhaupt schlecht? Am Gipfel legte ich wieder eine kurze Pause ein, bevor es weiter zum Kalbenjoch ging. In angenehmen Schatten querte ich von dort zum Serlesjöchl. Der Flow wurde nur durch gelegentliches Fotografieren unterbrochen. Erst beim steilen Schlussanstieg zum Jöchl spürte ich, dass ich zu schnell unterwegs gewesen war. Als mich die Sonne wieder empfing, wurde es schlagartig unangenehm heiß. Nach einer Pause am Jöchl stieg ich weiter zur Serles auf. Die Euphorie verflog. Die Beine liefen nicht mehr von allein. Sie fühlten sich schwer an. Dazu der flaue Magen und das ausgetrocknete Gefühl im Hals. Mein Verstand sagte mir, dass ich immer noch schnell unterwegs war. Es stimmte, doch es fehlte die spielerische Leichtigkeit vom ersten Teil der Tour.
Als ich am Gipfel ankam, war es ganz anders als es mir die Stimme versprochen hatte. Kein Hochgefühl, keine leuchtenden Farben. Für die musste ich mich noch lange gedulden. Juniabende sind lang…
Beim Blick in die Runde dachte ich an viele Touren. Die Erinnerungen an Touren, die ich vor oder nach einem Tag am PC unternommen hatte, waren meist am schönsten. Tage, an denen ich keine Tour unternommen hätte, wenn die Stimme nicht gewesen wäre. Doch an wie vielen Tagen drang die Stimme nicht durch den Alltagslärm? So eindringlich sie ist, so leise ist sie.
Nach dem Sonnenuntergang machte ich mich an den Abstieg. 22 Uhr muss schon durch gewesen sein, als mir insgesamt noch zehn Leute im Aufstieg begegneten. Dazu kamen vier Tagestouristen am Gipfel der Serles und Biwakierer. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der die Stimme hört, und ihr folgt.
Kommentar