Hüttentour Rätikon

[Oliver11]

Hallo liebe Bergfreunde,

mein Bruder & ich würden gerne im Sommer zwei mehrtägige Hüttentouren machen. Folgende Routen haben wir uns rausgesucht/ausgedacht:

1. Tour:

- 1. Tag Anreise & 1 Übernachtung (Pension o. Ä.) -- akklimatisieren (denn Flachlandtiroler)
- 2. Tag Fahrt zur Lünerseebahn Bergstation, dann entweder mit der Bahn zur Douglasshütte oder über den bösen Tritt hinauf. Von dort aus zur Lindauerhütte.
- 3. Tag Lindauerhütte zur Carschinahütte
- 4. Tag Carschinahütte zur Totalphütte
- 5. Tag Von der Totalphütte auf die Schesaplana (bei angemessenem Wetter)

Wie in meinem Profil bereits beschrieben, kommen wir aus dem "Kölner-Raum". Kondition wäre kein Problem. Lediglich Kletterpassagen & Gletscherüberquerungen.

Was wir nicht genau wissen wäre die Route zwischen Lindauer- und Carschinahütte, die Tour am 4. Tag (Carschina- zur Totalphütte) sowie die Gipfelbesteigung der Schesaplana.
- Kletterpassagen? ((Aufstieg zum Drusentor von Lindauerhütte - Abstieg zur Carschinahütte) , Aufstieg Schesaplana) - Gipfelüberquerungen bzw. Überquerung von Schneefeldern (Schesaplana)?

2. Tour:

1. Tag Bergstation Tafamuntbahn zur Neuen Heilbronnerhütte
2. Tag Neue Heilbronnerhütte zur Konstanzerhütte über Wannenjöchle
3. Tag Konstanzerhütte zur Wormserhütte über's Silbertaler Winterjöchle

Der 1. Tag ist klar, da wir dort schon häufig gelaufen sind. Die beiden letzten Etappen (Tag 2 & 3) sind uns leider nicht bekannt sowie die Konstanzerhütte.

So wenn ihr's bis hier unten geschafft habt und mir dann noch ne Antwort oder nen Rat schenkt, dann & schon mal

vielen Dank

LG Oli

[Nano]

AW: Hüttentour Rätikon

Hallo Oli,

ich kann dir zur geplanten 1. Tour ein wenig Auskunft geben. Es ist zwar schon eine Ewigkeit her, dass ich auf ähnlicher Route im Rätikon unterwegs war, aber da dürfte sich ja nicht viel geändert haben. Also: Mit Kletterpassagen und Gletscherüberquerungen kommt ihr bei der Tour nicht in Berührung. Sollte von daher machbar sein.

Zu deinen konkreten Fragen: Den Übergang von der Lindauer zur Carschinahütte habe ich nicht als schwer in Erinnerung. Wir hatten damals noch einen Abstecher auf den Großen und Mittleren Drusenturm gemacht, da war der Weg schon deutlich anspruchsvoller.
Der Weg zum Gipfel der Schesaplana ist vielbegangen. Teilweise muss man vorsichtig sein, dass man auf dem Splitt nicht ausrutscht, aber sonst nichts gefährliches dabei. Schnee könnte aber auch im Sommer an der einen oder anderen Stelle noch liegen, aber ihr seid bestimmt nicht die ersten, die dann da hoch gehen.
Zum 4. Tag. Wir sind damals von der Carschina- zur Schesaplanahütte gelaufen. (Ein wirklich großartiger Weg, ziemlich auf einer Höhe an den Südabbrüchen der Drusentürme und Kirchlispitzen entlang.) Ihr wollt ja dann wahrscheinlich durch die Gamsluggen zur Totalphütte - oder über das Gafalljoch? Ich kenne keinen Weg von den beiden, habe aber auch noch nichts davon gehört, dass die schwierig wären. Vielleicht einfach nochmal danach googeln!

Ich wünsche euch viel Spaß bei der weiteren Planung und bei den Touren!

Gruß,

Nano

P. S.: Von der "Lünerseebahn Bergstation" fährt keine Bahn zur Douglasshütte, die paar Meter im Gebäude müsst ihr schon laufen! Du hast die Talstation gemeint.

[Oliver11]

AW: Hüttentour Rätikon

Vielen Dank für deine Antwort Nano! Was meinst du mit einem anspruchsvolleren Weg auf den Großen und Mittleren Drusenturm? Wie kann man sich das vorstellen?
Wie wäre denn der Weg von der Carschinahütte zur Schesaplanahütte? Gibt es die Option, dass man die Totalphütte nicht angeht, sondern Carschina- zur Schesahütte und von der Schesahütte über die Schesa zur Douglasshütte?
Gasmluggen oder Gefalljoch wissen wir noch nicht genau.

Danke schon mal & Gruß

Oli

[helmut55]

AW: Hüttentour Rätikon

Den Weg von der Douglashütte über die Totalphütte zur Schesaplana würde ich auf Grund der herrlichen Landschaft auf jeden Fall begehen.
Außerdem kann ich den Weg über das Schweizer Tor und Öfapaß zur Lindauer Hütte sehr empfehlen, da wirst mit dem Schauen kaum fertig.

[Nano]

AW: Hüttentour Rätikon

Was meinst du mit einem anspruchsvolleren Weg auf den Großen und Mittleren Drusenturm? Wie kann man sich das vorstellen?

Geht halt durch steileres Gelände. Sehr unangenehm habe ich noch in Erinnerung, dass an einigen Stellen auf dem Fels Splitt lag, auf dem man leicht ausrutschen konnte.
Ich hab mal kurz gegoogelt und bin auf dieses Fotoalbum gestoßen. (Tour von der Schweizer Seite über Carschinahütte und Drusentor auf Gr. + M. Drusenturm) Schöne Fotos, bei denen du ein wenig den Weg abschätzen kannst. Soweit ich mich erinner, gab es vor 20 Jahren auch die Drahtseilsicherungen noch nicht, so dass es jetzt etwas einfacher sein müsste.
Probiert es doch einfach aus! Wenn ihr von der Lindauer zur Carschinahütte geht, bleibt eigentlich genug Zeit für den Abstecher. Und ihr könnt ja jederzeit umkehren, wenn es euch zu schwierig erscheint.

Wie wäre denn der Weg von der Carschinahütte zur Schesaplanahütte? Gibt es die Option, dass man die Totalphütte nicht angeht, sondern Carschina- zur Schesahütte und von der Schesahütte über die Schesa zur Douglasshütte?

Das nimmt sich wahrscheinlich nicht allzu viel, aber ihr spart euch an dem Tag den Schlussaufstieg zur Totalphütte. Und am nächsten Tag habt ihr eine Überschreitung der Schesaplana vor euch, müsst also nicht den gleichen Weg rauf und runter (außer das oberste Wegstück). Wir haben das damals so gemacht.
Der Weg ist jedenfalls wirklich super. Einen kleinen Vorgeschmack bekommst du ja, wenn du in dem Fotoalbum die Fotos vom Anfang an der Carschinahütte siehst.

Gruß, Nano

[Oliver11]

AW: Hüttentour Rätikon

Vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe mir jetzt eine Route überlegt und werde sehr wahrscheinlich die Drusentürme ebenfalls in Angriff nehmen.

Gruß Olli

[Camilla]

AW: Hüttentour Rätikon

Hi Oli,

Hast du die Tour noch gemacht? Ich plane gerade eine Tour in der gleichen Gegend und würde mich freuen, von deinen Erfahrungen zu hören :-)

Gruß Camilla

[Willy]

AW: Hüttentour Rätikon

Ich bin
- ist allerdings schon etliche Jahrl`n her und wird jetzt wohl kaum mehr möglich sein -
mit meinem Auto zur Lindauer Hütte hinauf gefahren.

Am nächsten Tag ging`s allerdings dann - denn auf den Drei Türmen war ich zuvor schon - dort hinauf :

http://www.youtube.com/watch?v=wxLpa3ZUPGM

[Oliver11]

AW: Hüttentour Rätikon

Hallo,

tut mir Leid wenn ich mich erst jetzt melde. Ja die Tour habe ich gemacht - alleine.
Am ersten Tag wusste ich noch nicht genau, ob ich losgehen sollte oder nicht. Es war sehr nebelig und die Sichtweite im Tal betrug weniger als 200 m. Zudem regnete es wie aus Eimern. Nach langem hin und her und einem Telefonat mit dem Wirt der Lindauer Hütte (zugesichert, dass der Weg von der Golmer Bahn an der Latschätzer Alpe ohne Weiteres begehbar wäre und die Sichtweite 500 m beträgt) habe ich mich dennoch entschlossen den Trip zu beginnen. Mein Auto ließ ich an der Golmerbahn (Talstation) stehen. Von dort aus mit der Gondel hinauf (Bergstation). Ohne eine Menschenseele zu begegnen betrat ich nach ca. 2 h die Lindauer Hütte. Sehr gepflegt, super Sanitäranlagen und einen schönen Neubau + Stube. Nettes Hüttenpersonal und gutes Essen.

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht begann der Aufstieg gegen 12:30 in Richtung Drusentor. Leider bekam ich an diesem Tag kein Panorama zu Gesicht aufgrund von starkem Nebel und mässigem Regenfall. Zudem habe ich witterungsbedingt die Drei Türme weggelassen. Nach ca. 1 1/2 h mäßigem Aufstiegs erreichte ich das Drusentor. Von dort aus lief ich in 30/45 Minuten zur Carschinahütte. Eine sehr kleine und urige Hütte. Dort war keine Dusche vorhanden und kein warmes Wasser. Das Essen war der Hammer und das abendliche Feeling auf der Hütte ebenfalls. Ich als alleiniger Bergsteiger wurde schnell durch die Hüttenwirtin an andere Bergsteiger vermittelt und fand sehr schnell angenehmen Anschluss. Dort bekommt man allerdings nur Halbpension, aber dennoch sehr empfehlenswert. Am nächsten Morgen wurden wir alle von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Die Berge der Schweizer Alpen wurden von rotem Licht angestrahlt - ein Panorama wie aus dem Bilderbuch, wunderschöne Gegend.

Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es dann um 08:00 los in Richtung Totalphütte. Diese ist von der Carschinahütte nicht ausgeschildert. So lief ich erst Mal im Schatten der Drei Türme, vorbei am Schweizer Tor und den Kirchlispitzen in Richtung Gafalljoch. Ein ebenerdiger wunderschöner Panoramaweg. Von dort ging es geradeaus weiter in Richtung Schesaplanahütte. Mit Aussicht auf die Schesaplana und Berge der Schweizer Alpen lief ich weiter in Richtung Gamslückensteig, der am Anfang mässig bergauf ging. Später jedoch ist dieser an seinen steilsten Stellen mit Drahtseilsicherungen ausgerüstet. Auch ein kurzes Stück hinter der Gamslücke ist widerrum mit Drahtseilsicherungen gesichert - aber alles ohne Weiteres machbar, wenn man sich einigermaßen trittsicher bewegen kann. Vor mir lag dann die Totalphütte, die ich innerhalb einer halben Stunden gegen 14:30 Uhr erreichte.

Von der gut besuchten Hütte hatte man wieder ein wahnsinniges Panorama. Auch hier gibt es keine Duschen und nur kaltes Wasser. Das Abendessen sowie das Frühstück war gut. Das Feeling in der beheizten Stube wunderschön.

Am nächsten Morgen stand das Highlight der diesjährigen Route an. Die Schesaplana! Das Wetter war wieder bombastisch gut. Also ging es um 07:30 aufwärts. Der Weg verläuft anfangs mäßig steil bergauf. Später folgen einige Passagen mit Drahtseilsicherungen, aber gut machbar. Dann kommt eine etw. schmälere Passage der ebenfalls mit Drahtseilen ausgerüstet ist. Hier ist auf jeden Fall Trittsicherheit gefragt - beim Abstieg noch mehr als beim Aufstieg. Es war sehr rutschig, da der Weg größtenteils noch befroren war. Nach dem der Grad erreicht wurde, hatte man eine super Aussicht in Richtung Schweiz. Der Gipfel ist von dort an leicht zu erreichen. Die Schesaplana erreichte ich exakt um 09:20 mit vollem Gepäck und ohne einer Menschenseele zu begegnen. Dieser war befroren, Schnee lag keiner (witterungsbedingt). Die Aussicht war noch besser. Der Brandner Gletscher, die Mannheimer Hütte, die Schweizer Alpen, das Rheintal, der Lünersee und und und... Wahnsinn! Handyempfang ebenfalls vorhanden.

Um 09:30 begann ich mit dem Abstieg bis zur Lünerseebahn - Bergstation. Diese erreichte ich leider genau zur Mittagspause.
Mit der Fahrt ins Tal wurde die Tour mit Höhen und Tiefen wahnsinnig zufrieden beendet.

Allem im Allem war es eine super Tour - auch als Alleingänger! Die Gegend ist wie so viele Ecken im Montafon wunderschön und attraktiv zu laufen. Ich war von allen Hütten begeistert. Empfehlenswert!