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Grenzgang: von AT nach CZ-Kanada - oder Route 66(6) - 25.03.2018

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  • Grenzgang: von AT nach CZ-Kanada - oder Route 66(6) - 25.03.2018

    Tour: Illmau bei Kautzen - Hoher Stein (666 m) - sein tschechischer, namenloser Doppelgänger (666m) - Rajcherovsky kop (Punkt 632) - Teufelsstein - Pyramide (663 m)

    Die Sommerzeit wurde heute wieder ausgerufen, davon hab ich im Radio gehört. Auch Sonne soll es geben, noch dazu an einem Sonnntag. Was will man mehr? Sommerzeit, Sonntag mit Sonne.
    Obwohl viel 6 vorkommt, hab ich keinerlei Bedenken den Weg ins Ungewisse anzutreten.

    Mittagszeit, die Sonne ist immer noch nicht zu sehen. Aber das macht auch nix, soviel wirds ja nicht zu sehen geben, es ist ja lediglich Hochland das ich durchwandere - wie sich später herausstellt bin ich nach Tschechisch-Kanada eingewandert, ohne an den Reisepaß zu denken.
    Illmau bei Kautzen: In der kleinen Ortschaft ist es still, wahrscheinlich sind alle noch beim Mittagessen. Ich wandere an der Kapelle vorbei, wie sich später auf mein Posting herausstellt, ist sogar das Haus von meiner ehem. Sekretärin mitabgelichtet, das hat sie mir gleich mitgeteilt - wieder eine neue Erkenntnis des Tages.

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    An einer Kiste der Schremser Brauerei gehe ich auch vorbei und wundere mich, dass die mit Holz gefüllt ist, statt mit Bier?
    Irgendwie fängt das schon komisch an, ich gehe weiter.

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    Bald bin ich auf einem sympathischen Fahrweg Richtung Wald unterwegs, das find ich deswegen sympathisch, weil da kein Schnee mehr herumliegt, obwohl hier offenbar auch Langlaufloipen existieren im Winter, wie mir Schilder kundtun.

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    Die nächste Gelegenheit etwas gegen Durst zu machen, ist diesmal kein Schremser Bierkasten, sondern ein Brunnen. Aber auch dieser ist wie versiegelt, auch komisch, kein Bier und auch kein Wasser hier in der Gegend. Also gehe ich weiter.

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    In den Bergen soll es heut ja sonnig sein. Hier im Waldviertel ist es das nicht. Aber es gibt einen "Schneebergblick", leider zeigt sich weder die Sonne, noch läßt sich der Schneeberg blicken. Komischer Tag.

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    Das erste Tagesziel ist gleich erreicht. Gipfelkreuz erwarte ich heut eh keines, überhaupt ist auf meiner Karte kein Kreuz eingezeichnet am Weg. Aber was soll man auf einem diabolischen Punkt mit der Höhe von 666 m auch ein Kreuz aufstellen. Es liegen ein paar Steine herum, nicht spektakulär. Das kommt mir schon komisch vor, also schau ich mir das von der Rückseite an - aha, da wurden offenbar ein paar Steine übereinandergeschlichtet, damit es zumindest ein "Hoher Stein" ist, sonst wärs ja nur ein unbedeutender Felsblock am Boden wo man drüberstolpert.

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    Unspannend geht es wieder bergab auf der anderen Seite. Im Wald sehe ich ein Häusl, zuerst dachte ich es ist ein Ansitz. Beim näherkommen entpuppt es sich als herzliches Plumpsklo mitten im Wald. Schon komisch, dass hier gleich an die Bedürfnisse der Touristen gedacht wird? Heut wird mir übrigens kein Mensch begegnen fällt mir grad ein.


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    Es geht weiter im Wald. Nachdem die Karte ja nicht viel hergibt, ergibt sich überraschend am Wegesrand ein geheimer Tunnel? Es erinnert im entfernten auch an ein Bierfaß, vielleicht liegt da drinnen ja das Bier aus Schrems? Nachdem es aber eh verkeilt, ist und ich grad von 666 komme, fordere ich das Schicksal nicht heraus und lüfte das Geheimnis nicht, sondern gehe weiter.
    Auf meiner Amap ist aber ein Streichbrunnen eingezeichnet. Da bin ich aber schon neugierig, ob der sprudelt oder ob der auch versiegt, verschlossen oder abwesend ist. Tatsächlich finde ich ein Schild mit der Aufschrift und hinter einem Baum auch ein Wasserloch. Das wird vermutlich dieser Brunnen sein, wohl ein sehr stiller - oder ich bin am falschen Ort, was heute ja sonderbarerweise ein paar mal vorkommen wird.

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    Zu meiner Überraschung stehen Steine im Wald, einer trägt eine Art Notenschlüssel, der andere eine kunstvolle "8". Wer immer das aus dem Stein geschremmt hat, er hat sich bemüht die Achterschleifen gut zu machen.
    Diese Dekoration ist natürlich nicht in der Karte, aber das wundert mich heut auch nicht.

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    Der Nachmittag schreitet weiter voran, die Sonne mag mich nicht, sogar im Wald ist es kalt und gefroren. Das ist auch besser so, denn sonst wäre es hier eh sehr gatschig beim querfeldeingehen.


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    Auf meiner Karte hätte der Grenzstein eine andere Nummer, aber tatsächlich trägt er die Nummer 66, irgendwie komisch heute das ganze. Bin ich jetzt auf der Route 66, da bin ich ja etwas weit ab vom Weg, daher paßt wohl meine Karte nicht so recht wie sich noch öfter herausstellt im Laufe des Tages. Aber es kann nicht die Route 66 sein, weil das Schild zeigt ja doch die tschechische Sprache. Heut bin ich ein Grenzgänger.

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    Etwas eintönig geht's auf tschechischem Staatsgebiet weiter. Auf meiner Karte sind eh keine Wege, dafür gibt's aber Wildfährten, oder Pfade von Heidelbeerpflückern, oder Schwammerlpfade. Wer weiß das schon, sie verlieren sich irgendwann, und ich verliere auch mal die Orientierung.

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    Mir kommt schon vor ich geh fast im Kreis, dann durchbreche ich aber den Teufelskreis und gehe einfach gerade weiter. Irgendwann wird da ja mal ein Weg oder Straße kommen. Durch dichtes Fichtengestrüpp und sumpfiges Gelände komme ich nur mühsam voran, das liegt aber nicht an den vielen Nadeln, die ich schon im Unterleiberl habe, sondern es ist für mich unpraktisch voranzukommen, so gebückt im Niemandsland.
    Aber meine Hoffnung geht auf, ich bin auf eine Forststraße gekommen, die ich entlang gehe, bis ein Schild mir sagt, wo ich denn bin. Na bitte, es ist "Ceska Kanada". Von Böhmisch Kanada hab ich schon mal gehört, das es sehr schön sein soll, aber das es so nahe an der Grenze liegt wußte ich ja nicht. Hier endet die Route 66 offenbar, denn das Autosymbol ist durchgestrichen, aber das Tor ist offen.

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  • #2


    Und so sieht es hier aus...hochlandähnlich, viele Birken, für Querfeldeingeher sehr unpraktisch sumpfiges Gelände.

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    Aber es gibt auch (die im Waldviertel beliebten) Steine im Wald, samt Futterkrippe. Auch große Wiesen mit vielen einzelstehenden Bäumen sind zu finden. Man hat die Qual der Wahl wo man geht, es ist hier überall schön, und überall gleich unspannend, man kann gehen ohne in abschüssiges Terrain zu kommen, eventuell vielleicht mal in einen Sumpf, sonst aber nix gefährliches für Touristen wie mich.

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    Nach einiger Zeit komme ich wieder auf einen Feldweg, der ist zwar nicht in meiner Karte, dafür hat er ein Kreuz am Wegrand. Das ich heut doch noch ein Kreuz sehe, damit hab ich nicht gerechnet, immerhin bin ich da in einem menschenlosen Niemandsland, wo mir nur Teiche und Sümpfe Gesellschaft leisten. Komische Sache irgendwie. Auch eine massive Rastbank wartet auf verirrte Wanderer.

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    Der Forststraße bleib ich jetzt ein Stück treu, da geht es wenigstens flott dahin, bis ich wieder zu einem Tor komme, da steht wieder das ich in CZ-Kanada bin, oder hab ich das grad durchquert, weil das am anderen Tor schon stand. Eine interessante Infotafel schreibt - für mich allerdings nicht lesbar - etwas über meinen quasi-Startort Kautzen, und es ist ein Bild von früheren Zeiten des kleinen Grenzverkehrs zu sehen. Lustigerweise ein Ausweis einer Frau Österreicher, die wohl die Grenze von Österreich und CZ passieren durfte.

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    Eigentlich hab ich schon überlegt umzukehren. Wer weiß wielang ich da noch herumsuche, hier kann man wohl ewig lang gehen ohne jemand zu treffen. Aber laut meiner Karte bin ich ja nicht mehr soweit entfernt vom zweiten 666er. Ein Stück begleitet mich der Fahrweg noch. Dann überklettere ich einen Weidezaun. Das sind die einzigen Lebewesen hier in dieser gottverlassenen Gegend. Es sind auch keine österreichischen Kühe. Die schauen irgendwie schottisch aus. Hoffentlich bin ich nicht schon in Schottland, nachdem ich schon die Route 66 verlassen habe?
    Heut ist das alles irgendwie seltsam.

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    Die schottischen Rindviecher beäugen mich, dafür mache ich ein Bild von ihnen. Vielleicht gehen hier über die Weide auch sonst keine Wanderer und sie wundern sich nur. Wozu sollte man hier auch gehen frage ich mich selber. Aber eine Antwort könnte der schöne Blick auf den Teich Navarsky sein, der hier eingebettet zwischen Wiesen und Wald liegt. Irgendwo von da hinten aus dem Wald komm ich ja gewissermaßen aus Österreich..

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    Ich verlasse die riesige Weidefläche auf der anderen Seite, und kraxle über die nächste Einzäunung. Da sind nur Rehe eingesperrt, was mir zwar komisch vorkommt, aber die sind ja eigentlich gar nicht die Nutztiere, denn die flüchten mit links auch in den Wald. Das ist ein guter Hinweis, denn der Zwillingshügel vom Hohen Stein ist ja auch im Wald. Diesmal bemühe ich das GPS um nachzusehen, wo denn nun der Punkt 666 hier ist. Alles im Umkreis von 20 Metern könnte es sein. Dort wo der Punkt ist laut GPS liegen drei (statt 6) Steine im Wald. Vielleicht hat die ja auch jemand hier platziert um mich zu bestätigen. Nachdem ich nun gesehen hab, wie fad dieser Hügel ist, gehe ich im Wald auf der anderen Seite hinunter.

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    Man ahnt es bereits, auch hier keine Spur von einem Weg. Meine Gehrichtung bringt mich zu "Heu" - zumindest optisch sieht es so aus. Dazwischen ist es gatschig. Irgendwie ganz anders heut der Spaziergang. Den nächsten Wald durchquere ich, und befinde mich auf der vermeintlich in meiner Karte befindlichen Wiese. Allerdings ist das eine ganz andere, und ich bin falsch wie sich später herausstellt. Einen schönen Wassergraben kann ich aber leicht überqueren. Bald bin ich wieder am richtigen Pfad - zumindest laut meinen Gedanken, denn in der Natur war eh nix was nach Pfad aussehen würde.

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    Am großen Teich Kacer gehe ich vorbei. Wieder eine Tafel die auf ein Naturschutzgebiet hinweist - zumindest schaut die Tafel so aus. Das Gelände ist merkwürdig bewachsen, es gibt viele Heidelbeersträucher und kleinere Nadelgehölze, Gras usw. Sehenswert irgendwie. Dann komme ich wieder auf eine riesigen Wiesenlandschaft mit Bäumen, auch hier kann man nach Herzenslust in alle Richtungen marschieren. Bei Nebel muß das Gelände ja teuflisch sein. Eine Markierung mit Steinen sehe ich auch - für Tourengeher wahrscheinlich?

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    Kommentar


    • #3
      Auch er nächste große Stein auf der Wiese trägt einen Steinmann

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      Irgendwo auf der anderen Seite werde ich mich in den Wald schlagen, dort muß es ja Richtung Österreich gehen laut Karte.. Mittlerweile bin ich schon etwas müde und durstig, auf das Mittagessen hatte ich ja verzichtet und zu trinken nix mit. Aber mir fällt ein, ich hab ja noch meine österreichische Gipfelbierdose in der Jacke eingesteckt. Ob ich die im Bierland Böhmen trinken darf? So ein Frevel! Asche über mein Haupt, ich werde schwach und setz mich auf einen moosigen Stein im Gelände wo mich keiner sieht und laß den Gerstensaft runterzischen, bevor mich jemand zur Rede stellt.

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      Frisch gestärkt bereite mich auf den abermaligen Grenzübertritt vor und lande prompt beim Teufelsstein. Heut bin ich ja der Teufel, soviel 666er und 66er. Der Teufelsstein steht da im Wald, ich kraxel hinauf, die Aussicht ist oben nicht besser. Aber man sieht, der Stein hat Aushöhlungen die mit Wasser gefüllt sind.

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      Später komm ich noch an der Pyramide vorbei - die hat nur mehr 663 m! Auch ein schöner Bildbaum steht am Wegesrand. Und am Abend ist noch etwas Sonnenschein in Illmau.

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      Da noch etwas Zeit ist, besuche ich noch einen Steinbruch und den Badeteich. Die Badesaison taugt aber momentan nur für Hartgesottene, denn es ist noch gefroren. Mein weiterer Abstiegsweg führt mich komischerweise in einen eingezäunten Garten. Gut das der Zaun an einer Stelle offen ist, so muß ich nicht nochmal zurück hinauf :-)

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      Der "Weg" war heut circa 18 km lang. Es war eine mir neue Landschaft, viel wegloses, aber problemloses Gelände, mit komischen Zahlen als Gipfel. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht zu sehen, was da quasi vor der Haustür liegt.

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      Fazit: wer einsame Landschaft mit weitläufigem Gelände und ohne Trubel mag, der wird hier fündig. Es ist nicht anstrengend. Zum Einkehren gibt es zwar nichts, aber im Sommer kann man hier sicher coole Picknickplätze finden. Im Winter möglicherweise auch mit Schneeschuhen zu erobern. Auf österreichischer Seite gut markiert, in Böhmisch-Kanada zwar keine Markierungen in dem Sinne, aber die zum Teil parkähnliche Landschaft läßt viel Spielraum für querfeldeingehen. Bei Nebel dürfte es aber eher heikel sein zum orientieren.


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      • #4
        super Gegend!

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        • #5
          Servus,

          es freut mich sehr, dass du doch einen Bericht aus dieser mir so gut bekannten Gegend geschrieben hast.
          Das von dir angesprochenen "Naturschutzgebiet" nennt sich "Hrady Vrch" (Schlangenberg) der in deiner Karte eingezeichnete Hügel "Vyhon" ist der höchste Punkt dort. Ein Besuch ist zu jede Jahreszeit lohnend. Es handelt sich um den letzten Rest der Heidelandschaft.

          Bilder finden sich z.B. hier: https://www.turistika.cz/mista/hadi-vrch/foto?id=866511

          Ich finde es schön in dieser Gegend unterwegs zu sein, auch wenn es keine richtigen "Berge" gibt. Aber es gibt viele schöne und historisch interessante Plätze die sich lohnen erkundet zu werden.

          LG. Martin


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          • #6
            Ein ausgefüllter Tag in interessanter Gegend. Danke für den humorvollen Bericht.

            LG, Günter
            Meine Touren in Europa

            Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
            (Marie von Ebner-Eschenbach)

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            • #7
              Wir sind auch immer wieder gerne im tschechischen Grenzgebiet unterwegs.
              In diese spezielle Gegend haben wir es immer noch nicht geschafft.
              Dabei hat uns der werte Plessberger, ähh Waldrauschen eh schon Gusto darauf gemacht.
              Jedenfalls ist dort eine Unternehmung wieder ins Rampenlicht gerückt.

              Danke für den feinen Bericht!


              Nachsatz: Eine gute Online-Karte könnte ich dazu anbieten: https://de.mapy.cz/turisticka?x=15.2...30725&z=14&l=0


              L.G. Manfred

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              • #8
                Amüsanter Bericht und schöne Fotos!
                Einmal etwas Anderes.

                LG, Toni

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                • #9
                  Lustiger farbenfroher Bericht mit Blick für originelle Details - gefällt mir :-)

                  LG Chris

                  Kommentar


                  • #10

                    manfred1110 Danke für den guten Link zu der Karte!
                    waldrauschen Du bist ja ein Insider quasi und warst ja mit ein Grund, dass ich mir das mal anschauen wollte!

                    Danke für die vielen wohlwollenden Kommentare. Es ist in der Tat mal etwas anderes, abseits der Berge und auch mal abseits der Wege, auch für mich ungewöhnliches Terraiin, aber für Naturliebhaber einen Besuch - oder auch mehrere - wert.

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