- Wegführung: Mödling Bf. (11.10) - Breite Föhre (12.10) - Krauste Linde (12.35) - Anninger (675m, Wilhelmswarte, 13.20-13.40) - Südostrücken - Kreuzweg (14.25) - Gumpoldskirchen Bf. (14.50)
- Länge: 11,3 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 550 hm
- Gehzeit: ca. 3 Std.
- Tiersichtungen: 1 Bergfink
- Fußstatus: Keine Beschwerden
Denkwürdiger Tag in Mitteleuropa. Markante Südföhnlage, verbreitet neue Stationsrekorde. Die höchsten Werte wurden mit Föhnunterstützung im Nordalpenbereich registriert, z.B. 20,1 Grad am Flughafen Salzburg und 21,3 Grad in Feldkirch. Schon zuvor war es im Rheintal die wärmste Dezembernacht seit Aufzeichnungsbeginn. Am Alpenostrand entstanden extreme Temperaturgegensätze. Im Wiener Becken und entlang der Donau hielt sich die feuchte Kaltluft mit Dunst und Nebelschwaden, dort wurde es nicht wärmer als 5 Grad. Auf der Rax (1550m) hingegen 15,6 Grad. Auf der Hohen Wand (937m) 16,6 Grad. Gar nicht markant wärmer war es im südlichen Steinfeld, in Pottschach (419m) brach der Föhn schon nach Mitternacht durch, innerhalb einer halben Stunde schnellte das Thermometer von Null auf 15 Grad nach oben. Das Maximum lag um 16 Grad. Der Grund dafür lag in der Herkunft der Föhnluft. Die stammt dort nämlich vom Semmeringpass, und da wurde es auf knapp 1000m Seehöhe nicht wärmer als 9 Grad. Das passt genau: 600m Fallhöhe entspricht bei trockenadiabatischer Durchmischung 6 Grad Erwärmung.
Interessant auch die unterschiedlichen Windregime. In Wiener Neustadt wehte durchgehend Nordwind. Gumpoldskirchenm, Seibersdorf und Berndorf blieben in der Kaltluft und hatte variablen Wind (unter 10 km/h). Pottschach voll im Föhn mit Spitzen bis 70km/h aus Südwest.
In der Vertikalen war alles eine knappe Sache. Das Windprofil in Schwechat zeigte durchgehend Nordwinde von der Früh bis zum Abend vom Boden bis etwa 1200 Fuß amsl (ca. 370m). Darüber bis 2500ft amsl (760m) wehte Südwestwind bis 25kt (ca. 45km/h). Oberhalb gab es wieder variable, teilweise sogar westliche Winde und erst ab 7000ft amsl (Klosterwappen-Niveau) begann der starke Südwestwind.
Wie dem auch sei. Mein Plan ging nicht ganz auf. Nach dem Nachtdienst hatte ich darauf gehofft, eine Nebelwanderung zu machen und über den Nebel zu kommen. Viel zu spät hatte ich realisiert, dass auch in den nebelfreien Gebieten wegen der ortsfesten Leewellenwolke kein eitel Sonnenschein herrschen würde. Schon bei der Heimfahrt begann sich der Nebel zu lichten, in Wien löste er sich am Vormittag rasch auf. Darüber wurde der kompakte Altostratus opacus sichtbar. Bei der Hinfahrt nach Mödling war klar, dass die Nebelwanderung ausfiel. Es blieb dunstig und das Licht war insgesamt nicht sehr einladend. Aber es gab ja noch einen zweiten Grund für meine Wanderung: Ich wollte in die trocken-warme Föhnluft kommen.
Visuelles Satellitenbild am Dienstag, 17. Dezember 2019, 12.00lct
Das für den Tag repräsentative Satellitenbild zeigt drei markante Wellenphänomene (1,2,3), alle an einer für Laien ungewöhnlich erscheinenden Position.
Im Bereich 1 über der Alpensüdseite bildeten sich ortsfeste niedrige Leewellen, sogenannte trapped lee waves, durch die Überströmung der Dolomiten und des Karnischen Hauptkamms. Die Höhe betrug maximal 4000m Seehöhe. Sie besitzen eine kurze Wellenlänge und erscheinen daher als geripptes Muster.
Im Bereich 2 hielt sich eine ausgedehnte kompakte mittelhohe Bewölkung, die aus einer Gebirgswelle (mountain waves) entstand. Diese entstehen, wenn die Stabilität mit der Höhe stark abnimmt und gleichzeitig die Alpen von Süden kräftig angeströmt werden. Die Leewelle breitet sich vertikal aus bis zur Tropopause und sogar noch bis weit in die Stratosphäre. Von unten schaut sie wie Warmfrontbewölkung aus mit dichter Schleierbewölkung, aber mit scharfen Kanten vor allem am Südrand (siehe Bayrischer Alpennordrand oder Koralpenlee). Gebirgswellen sind berüchtigt für schwere Turbulenzen und entsprechend gefährlich für Linienflüge. Im Gegensatz zu den trapped lee waves sind die Wellenlängen der mountain waves viel größer, daher gibt es meist nur eine Welle, deren aufsteigender Ast Schichtbewölkung produziert. Bei rein südlicher Höhenströmung kann zudem Saharastaub mitgeführt werden, der die Schichtwolken verstärkt und weiter absinken lässt.
Im Bereich 3 sieht man ähnliche Wellenstrukturen wie im Bereich 1, etwa zwischen Linz und St.Pölten. Sie sind aber viel weiter oben, im Cirrus-Niveau. Das heißt, die Steigwinde der Gebirgswellen sind so heftig, dass sie wie ein künstlicher Berg in die Strömung hineinragen, und ihrerseits eine Auslenkung der Strömung in Form von Leewellen erzeugen. Normalerweise sieht man diese am ehesten bei mächtigen Gewitterwolken. Das tritt also eher selten auf und macht das Gesamtereignis so außergewöhnlich.
Ich starte von Mödling Bahnhof, vorbei an der Othmarkirche aus dem 15. Jahrhundert mit dem romanischen Karner, dann kurz die Kirchengasse hinab und unter dem Aquädukt der Wiener Hochquellwasserleitung durch. Dahinter links und steil in einigen Kehren hinauf.
Bild 1: Aquädukt und Othmarkirche, gegenüber Schwarzer Turm (künstliche Ruine von Joseph Hardtmuth im Jahr 1810 errichtet).
Bild 2: Kräftige Föhren am Kamm.
Bild 3: Ausblick ins Mödlingbachtal mit letzten Nebelschwaden.
Darüber die ausgedehnte Altostratus-Bewölkung der ortsfesten Leewolke.
Bild 4: Herrlichter Wald.
Bild 5: Schirmföhrschaft.
Bild 6: Ruine Mödling, im Jahr 1002 erstmals erwähnt, ab 1177 Sitz einer Nebenlinie der Babenberger
Im Jahr 1556 ist die Burg durch einen Blitzschlag komplett abgebrannt.
Bild 7: Oberhalb des markierten Weges nehm ich noch einen aussichtsreichen Mugel mit.
Bild 8: Gegenüber rechts der Husarentempel.
Bild 9: Das ist schon vergangen.
Bild 10: Der Anninger war nicht immer so dicht bewaldet.
Zwischen Breiter Föhre und dem Gasthof Krauste Linde komme ich genau an die Untergrenze der Föhninversion, es wird spürbar milder (ca. 380m Seehöhe).
Bild 11: Der ältere Teil des 1877 erbauten Gasthofs.
Bild 12: Rustikaler Weihnachtsdekor.
Bild 13: Die Rodelbahn vom Kaisergerndl.
Die Steilwandkurven der 1928 erbauten, 1,7km langen Rodelbahn sind heute noch sichtbar. Der Start befand sich beim inzwischen abgetragenen Kaisergerndlhaus, das ursprüngliche Ziel im Kiental. Nach einem tödlichen Unfall im Jahr 1935 wurde die Strecke verkürzt, sie endete bei der Krausten Linde. 1966 wurde hier der "Große Preis von Österreich im Rennrodeln" ausgetragen.
Gleich hinter dem Gasthof verzweigt sich der Weg, der markierte Forstweg geht links weiter. Genau dort befand sich ein befristetes Verbotsschild wegen Forstarbeiten. Ein Radfahrer vor mir ignorierte das Verbot. Ich hörte von weitem schweres Gerät anrollen und flüchtete nach links steil in den Wald.
Bild 14: Oben fand ich diesen schönen Felskamm mit ausgetretenem Pfad, der beim Anninger Schutzhaus endet.
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