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26.07.2020 Hochstaff (1305m) und Schwarzwaldeck (1073m), Gutensteiner Alpen

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  • 26.07.2020 Hochstaff (1305m) und Schwarzwaldeck (1073m), Gutensteiner Alpen

    • Wegführung: Kleinzell (468m, 9.05) - Weißenbachalm - Hochstaff (1305m, 11.45-12.35) - Kleinzeller Hinteralm (13.25-14.35) - Ebenwald - Schwarzwaldeck (1073m, 16.00) - Kleinzell (17.30)
    • Länge: 17,5 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 1000 hm
    • Reine Gehzeit: ca. 6,5 Std.
    • Viecher: 1 Reh, 1 Murmeltier
    • Fußstatus: beschwerdefrei :-)

    Tour mit Wolfgang und Eli. Mit dem Hochstaff außerdem ein neuer Gipfel für mich. Wetterlage: Seltsam. Durchzug einer Okklusion im Tagesverlauf. Davor und danach Gewitter, dazwischen stratiformer Regen. Schräge Abfolge, aber gut vorhersagt. Dazu am Ende des Berichts mehr. Wir starten in Kleinzell unweit der Dorfkirche, Anstieg über den Weitwanderweg bis zur Weißenbachalm.

    Bild 1: Beim Solleneck.



    Bild 2: Erste Vorboten der Front nahen schon: Hohe Altocumulus in verschiedenen Formen (floccus, undulatus)



    Bild 3: Alter Keller im Wald oder sowas ähnliches.



    Bild 4: Die Pilze schießen nach dem feuchten Sommer wie Pilze aus dem Boden.



    Bild 5: Glockenblume.



    Bild 6: Schattiger Aufstieg.



    Bei der Weißenbachalm hörten wir einen lauten Pfiff, der wie ein Murmeltier klang. Murmeltiere in den Gutensteiner Alpen? Sicha ned.

    Bild 7: Bereits (weglos) oberhalb der Weißenbachalm.

    Links Gemeindealpe (1005m), rechts Hirschkogel (990m), mittig Unterberg (1342m), ganz links Hocheck (1037m).



    Bild 8: Aufstieg über die steile Wiese.



    Bild 9: Links vom Höhenberg (1027m) schaut der Schöpfl durch.



    Bild 10: Friedliche Kühe auf der Weide vor dem schön geformten Gipfelsüdhang.



    Bild 11: Vermutlich Greiskraut.



    Bild 12: Steinbrech-Art.

    http://www.wetteran.de

  • #2


    Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden Gehzeit erreichten wir den gut besuchten Gipfel. Von Westen hat es inzwischen deutlich zugezogen. Eigentlich ein klassischer Warmfrontaufzug mit mittelhohen Schichtwolken (Altostratus translucidus).

    Bild 13: Blick vom Gipfel auf die Ebenwaldhöhe.

    Dahinter der vorwitzige Wendlgupf (1110m) und die Kiensteineröde (1160m). Im Hintergrund das dunstige Donautal und das Waldviertel.



    Bild 14: Panorama mit dem Muckenkogel ganz links.

    Wir rasten an einem Felsen neben dem Gipfel bei den letzten Sonnenstrahlen und nahezu Windstille.



    Bild 15: xxx



    Bild 16: Blick zur Reisalpe, im Hintergrund Gippel, Veitsch, Göller, Hochschwab, rechts Gemeindealpe, Dürrenstein, Ötscher.

    Im Westen nahen lockere Quellwolken, aber nicht bedrohlich. Dahinter dominiert weiterhin kompakte Schichtbewölkung (stabile Luftschichtung). Gegenüber befindet sich die Reisalpe (1399m) mit der Kleinzeller Hinteralm oberhalb des Sattels. Noch im Dezember sind wir hier mit Schneeschuhen aufgestiegen.



    Bild 17: xxx



    Bild 18: xxx



    Bild 19: Tiefblick an der Westflanke ins 700 Höhenmeter tiefer gelegene Schindeltal.



    Bild 20: Panorama West mit dem sich vollziehenden Wetterumschwung.

    Euf Ötscher-Höhe werden längliche Wolkenbänder sichtbar, die den auffrischenden Westwind in der Höhe ankündigen (laminare Gebirgsüberströmung). Oberhalb der bodennah stabilen Schichtung ist die Atmosphäre aber weiterhin labil, erkennbar an der zunächst flachen Quellwolkenentwicklung hinter Hinteralm und Muckenkogel.



    Bild 21: Blick vom Gipfel auf Ebenwald, im Hintergrund das mit Dunst angefüllte Donautal.

    Flache Quellwolken etwa in Bildmitte entstanden in Höhe der Hügel im Strudengau (westlich vom Ostrong).



    Bild 22: Zunehmend größere Quellwolken unterhalb des Altostratus.

    Gleichzeitig deuten die lenticularis-Wolken (längliche Bänder) auf die stabile Schichtung hin, die die Quellwolken am weiteren Aufsteigen hindern. Ich konnte entspannt sein, bei dieser Konstellation war am Standort keine Gewittergefahr gegeben.



    Bild 23: Gipfel.



    Bild 24: Im Minutentakt verlängerte sich die Wolkenbank mit dem kräftigen Westwind nach Osten.



    Bild 25: Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)



    Bild 26: Im Osten ist es auch interessant:

    Links vom Schneeberg entstehen ebenfalls flache Quellwolken. Richtung Wiener Becken sind noch Wolkenlücken erkennbar.



    Bild 27: Glockenblumen



    Bild 28: Mächtiger Cumulus congestus

    Zuletzt geändert von Exilfranke; 29.07.2020, 12:51.
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    • #3
      Bild 29: Der Südabstieg geht über zwei Steilstufen.



      Als oben die ersten Westwindböen aufkamen, brachen wir zum Abstieg auf. Perfektes Timing.

      Bild 30: Zoom zur gut besuchten Hinteralm.

      Ich spekulierte damit, dass einige Hüttengäste sich vom finsteren Himmelsbild und dem auffrischenden Westwind abschrecken und fluchtartig die Alm verlassen würden - und wir damit sicher noch einen Sitzplatz im Freien finden würden.



      Bild 31: Der größte Felsen im Abstieg.



      Bild 32: Im Südwesten entstanden erste Regenschauer, während wir verschont blieben.

      Auch hier viele linsenförmige Wolkenausprägungen, insbesondere über dem Hang der Reisalpe erkennbar (ganz rechts). Was wir zu dem Zeitpunkt (mangels guten Handyempfangs) nicht wussten: Genau am Alpenostrand bildete sich eine Gewitterlinie aus, wo der auflebende Westwind auf den vorherrschenden Südostwind im Wiener Becken traf - so wie vorhergesagt (siehe Ende des Berichts).



      Bild 33: Über der Reisalpe waren vorübergehend Altocumuli undulatus (netzförmig) erkennbar.



      Bild 34: Als wir den Sattel zwischen Reisalpe und Hochstaff erreichen, weht bereits lebhafter Westwind.



      Auf der Hinteralm finden wir noch einen freien Tisch für uns alleine. Das Brot mit Geselchtem war üppig, der Most ausgezeichnet, die Mehlspeisen leider bald aus, aber besser für meinen von vier Monaten kantinenloser einseitiger Ernährung gezeichneten Bauch.

      Bild 35: Auf der Weide nebenan war gerade Paarungszeit.



      Bild 36: Nach einer knappen Stunde Rast brachen wir auf.

      Außer dunklen, tiefhängenden Wolken und lebhaften Westwindböen mit rauschenden Bäumen in der Umgebung verlief der Frontdurchgang harmlos. Es hat nur aufgrund der fehlenden Sonne etwas abgekühlt, im windgeschützten Bereich war es kaum merklich kälter geworden.



      Wir wanderten über Ebenwald und vorbei am Hof Kaltenreiter. Dort waren mindestens drei Katzen im Feld unterwegs, ließen sich aber nicht fotografieren.

      Bild 37: Auf einer eingezäunten Weide dann die Überraschung: Hier gibt es Murmeltiere!



      Bild 38: Murmeltierweide, im Hintergrund Unterberg.



      Bild 39: Kurz hinterm Schwarzwaldeckhaus Ausblick ins Gölsental (unten Rohrbach an der Gölsen) und Wiesen-Wienerwald dahinter.



      Bild 40 Schneeberg.

      http://www.wetteran.de

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      • #4
        Bild 41: Prächtiger Gockel.



        Beim Gehöft Schwarzwald begrüßt uns ein schwarzer Hund mit Gebell, doch der Besitzer hatte uns gesehen und seine Frau vorgewarnt, sie solle den Hund festbinden. Ich erkannte ihn auch nach viereinhalb Jahren sofort wieder: Das war der Hund, dem wir beim zweiten Gehöft gemeinsam mit einem zweiten Hund begegnet sind. Viel Gebell, nichts dahinter.

        Bild 42: Statt Hund dieses Mal nur eine vorsichtige Katze.



        Bild 43: Die Fliegen stehen auf ihn.



        Bild 44: Im Abstieg lockert es hinter der Front bereits wieder auf.

        Es hat kaum abgekühlt. Gegenüber Gemeindealpe, rechts die Jochart.



        Beim nächsten Hof liegt ein weißer kleiner Hund am Boden, bellt eine Katze an, die unter dem Auto verschwindet. Ein größerer Hund lässt sich gerade vom Frauchen bürsten und zeigt überhaupt keine Motivation, auch nur einen Gedanken an uns zu verschwenden, während wir durch den Hof (durch den der Wanderung verläuft) gehen.

        Bild 45: Das schönste Wappen auf der Welt, das ist der Pflug am Feld.



        Bild 46: Rückblick zum Schwarzwaldeck.

        In der Höhe ziehen lockere Cirrus spissatus durch, Reste der abziehenden Okklusionsfront.



        Bild 47: Einkehr beim Landgasthof Schüller in Hainfeld bei Hausgulasch. Empfehlung!



        Zum Wetterablauf: Für mich war das keine Überraschung, eher gedanklicher Beifall für die Zuverlässigkeit bestimmter Lokalmodelle, die manchmal sehr exakt sind.

        Bild 48: Vergleich Lokalmodell und Regenradar für Sonntag, 15.00 Uhr Lokalzeit.

        Links das deutsche COSMO (2km Auflösung), Lauf vom Sonntag, 05 Uhr für 10 Stunden später, 1-std. Niederschlag (von 14 bis 15 Uhr), rechts der Vergleich mit dem Wetterradar für den gleichen Zeitpunkt.



        Drei Systeme sind erkennbar:

        Blau markiert die vorlaufende Gewitterlinie am Alpenostrand, die in einer Art Mini-Warmsektor entstand im Südostwindregime. Vor den Gewittern hatte es dort noch 26 bis 28 Grad C und die Schichtung war labil. Grün markiert das stratiforme (frontale) Wolkenband mit den Schichtwolken und großteils leichten Niederschlägen, eine Kaltfrontokklusion. Rot markiert die frontrückseitige Gewitterstaffel im Höhentrog mit der einströmenden Höhenkaltluft.

        Der Wetterballonaufstieg von der Hohen Warte um 13.30 MESZ, also vor den Gewittern

        Zwischen 925 hPa und 750 hPa (ca. 800m und 2500m) herrscht eine stabile Schichtung, die zunächst verhindert, dass Gewitter entstehen - bis der starke Westwind im Mostviertel auf den Südostwind am Alpenostrand trifft und die Luft kräftig aufsteigt. Die Labilitätsenergie (CAPE) ist recht hoch und reicht bis 300 hPa hinauf (ca. 9.5km Höhe), wo sie von der Tropopause begrenzt wird. Das ist die Obergrenze der Gewitterwolke, wenngleich bei heftigen Aufwinden kurzzeitig auch Wolkentürme möglich sind, die bis in die Stratosphäre hinaufreichen (overshooting top).

        In der Bodenschicht sieht man eine Winddrehung mit der Höhe (Warmluftzufuhr) und eine starke Windzunahme. Rotierende Schwergewitter (Superzellen) waren möglich, vorausgesetzt, die Gewitter haben den Deckel überwinden können (die zwischen Aufstiegskurve und Temperaturkurve eingeschlossene blaue Fläche ist die negative Energie, die aufgewendet werden muss, damit ein Luftpaket vom Boden aus ungehindert aufsteigen kann).

        Ein weiterer Faktor spricht für kräftige Gewitter: Im oberen Bereich der Gewitterwolke herrschten kräftige Westwinde (60kt in 300 hPa). Damit können Auf- und Abwindbereiche der Gewitterwolke getrennt werden, der Niederschlag fällt dann nicht in den eigenen Aufwindbereich und killt das Gewitter nach kurzer Zeit. Schnellziehende Gewitter haben daher ein höheres Potential für erhöhtes Sturm/Hagelrisiko als langsam ziehende oder ortsfeste Zellen.



        Bild 49: Im Wasserdampfbild zum Zeitpunkt 15.00 Uhr findet man alle drei Systeme wieder:

        Östlich von Wien ein runder Klecks mit sehr niedrigen Wolkenobergrenzentemperaturen, das abziehende Gewitter, das in Brunn am Gebirge 31 l/qm in einer Stunde brachte. Über Niederösterreich und der angrenzenden Steiermark die sich auflösende Okklusionsfront. Weitere Schauer über der Südoststeiermark sorgten für ausgedehnte Ambossbewölkung (Cirrenschirme). Über Bayern nähern sich dagegen schon die hochreichenden Gewitterwolken auf der kalten Seite des Troges. Der Trog selbst ist der schwarzgelbe Bereich, der von Niederbayern über die Mitte von Österreich bis Slowenien reicht. Hier ist die Luft sehr trocken, was die scharf abgegrenzte Wolkenkante erklärt, mit der sich am Abend wieder die Sonne durchsetzte.



        Bild 50: In Wien sah der Gewitterdurchzug dann so aus:

        Es traf vor allem die südlichen Bezirke, der Niederschlagsbereich war scharf abgegrenzt (Regenfuß).



        Schlusspunkt: Als wir vom Schwarzwaldeck abstiegen, hatte sich der Wind schon deutlich abgeschwächt. Gegen Mittag war es im Wiener Becken noch um 6-7°C wärmer als im Donauraum, das Luftdruckgefälle West-Ost ausgerichtet, was den starken Westwind erklärte. Mit der Abkühlung durch die Gewitter stieg der Luftdruck im Osten deutlich an und die Druckunterschiede wurden geringer. Daher schlief der Wind am Abend rasch wieder ein. Das ist auch der Unterschied der Okklusion zur Kaltfront, wo rückseitig ein großräumiger Luftmassenwechsel und Luftdruckanstieg erfolgt, der Westwind wäre dann geblieben (vergleiche Dienstag, 28.07., auf Mittwoch, 29.07., wo nach Durchzug des heftigen Gewitters am Abend sich der Westwind bis in die Früh durchsetzte.).

        Gruß,Felix
        http://www.wetteran.de

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        • #5
          Hallo Felix!
          Nach der zweiten Steilstufe vom Hochstaff runter gibt es linker Hand (auf dem Weg zur Hinteralm) in der Wiesensenke eine große Murmeltierpopulation. Seit Jahren, sie haben keine wesentliche, natürlichen Feinde und werden immer mehr! Die Bauten reichen schon rauf bis knapp unter den Gipfel!
          Liebe Grüße Gerhard



          Zum Sterben zu jung
          Zum Arbeiten zu alt
          Zum Wandern und Reisen top fit

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          • #6
            Schöne, mit gut bekannte Runde hab ihr da gemacht! Der "Keller" aus Bild 3 ist höchstwahrscheinlich ein alter Brennofen, immerhin gibt es wenige hundert Meter entfernt Stollen im Berg und die Gegend heißt ja "Kleinzeller Eisenerzberg".
            Der Hund am Schwarzwaldhof hätte mich übrigens einmal fast zerfleischt, wenn der Besitzer nicht eiligst aus dem Haus geeilt wäre. Das ist das unheimlichste Vieh das ich je auf einer Wanderung angetroffen habe.
            carpe diem!
            www.instagram.com/bildervondraussen/

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            • #7
              Sehr schön, jetzt hast Du die "Mankeis" auch kennen gelernt. Ich hab's beim ersten Mal auch nicht glauben können.

              Wieder ein meteorologisch äußerst interessanter Bericht.



              LG, Günter
              Meine Touren in Europa

              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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              • #8
                Insgesamt viermal war ich in den letzten 20 Jahren auf dem Hochstaff: zu sehr unterschiedlichen Jahreszeiten, wandernd, einmal mit Tourenschiern und einmal mit den Schneeschuhen. Die Ausgangspunkte und Routen waren dabei ebenfalls sehr unterschiedlich. Ich schätze seinen aussichtsreichen und außerhalb der Schneesaison meist wenig besuchten Gipfel sehr. So freute ich mich darauf, dass mich eine recht ausgedehnte Bergwanderung mit Eli und Felix erneut auf ihn führen würde.

                Noch vor Beginn der deutlicheren Steigung ab Kleinzell passieren wir das Gehöft Solleneck. Hier war ich zuletzt im Jänner 2015 mit den Schneeschuhen unterwegs; auch der beliebte Schitourenanstieg führt hier vorbei. Die Landschaft mit dem Höherberg (1027m) im Hintergrund ist aber auch im Sommer durchaus reizvoll.
                03-GehöftSolleneck-Höherberg.jpg

                Die ausgedehnten Wiesen und Weiden oberhalb der Weißenbachalm bieten einen freien und schönen Blick zu den Voralpenbergen im Osten vom Hocheck links über das Kieneck bis zum Unterberg.
                10-Weißenbachalm-BlickHocheckUnterberg.jpg

                Wir steigen am Westrand der Weide direkt auf, und von dort aus sind im Hintergrund auch Heukuppe, Gippel und einige Gipfel der Schneealpe im Blickfeld.
                11-Eli-BlickHeukuppeGippel.jpg

                Bereits auf dem ersten, nur mäßig geneigten Teil der Lichtungskette, über die im Winter der Standardanstieg von Osten zum Hochstaff führt.
                Die Rinder auf der untersten Lichtung brachten für unseren Aufstieg keinerlei Erschwernis.
                15-FelixEli.jpg

                Über den steilen Schlusshang erreichen wir den Hochstaff problemlos. Wie stets finde ich den Blick über die Gipfelfelsen und die steile Nordwestflanke zum Hochplateau der Ebenwaldhöhe mit mehreren großen Bauernhöfen sehr reizvoll.
                22-BlickEbenwaldhöhe-Alpenvorland.jpg

                Auch die Detailansichten gewinnen durch die Felsen zusätzlich an Vielfalt. Im Hintergrund der Gscheidrieser, das südwestlichste Gehöft auf der Ebenwaldhöhe, sowie der vorwitzige Wendlgupf.
                24-BlickWendlgupf-Alpenvorland.jpg

                Für eine Tour außerhalb der Schneesaison ist der Gipfel des Hochstaffs heute ungewöhnlich gut besucht; gleich mehrere Gruppen von Einheimischen sind unterwegs.
                So suchen wir uns auf einer Felsgruppe knapp südlich des höchsten Punktes einen ruhigen Rastplatz und blicken "nur" zum Gipfelkreuz hinüber.
                40-ZoomHochstaffGipfelkreuz.jpg

                Auch die beiden genießen die Stille der Natur lieber etwas abseits des Gipfels.
                Selbst ohne viel Sonnenschein finde ich den Blick an der Jochart vorbei zum dominierenden Hochschneeberg sehr ansprechend.
                27-BlickJochartSchneeberg.jpg

                Im Westen prägen Hinteralm und Mckenkogel das Bild. Dahinter stehen zahlreiche Berge der Türnitzer Alpen: so z.B. gleich links von der Hinteralm der Eisenstein sowie nahe dem rechten Bildrand der Lorenzipechkogel und seine Nachbarn.
                30-Hinteralm-Muckenkogel.jpg

                Natürlich findet auch das Teleobjektiv lohnende Motive. Die Gipfelkuppe der Reisalpe lässt sich mit ihm sehr nahe heranziehen. Angesichts der zahlreichen Wanderer an diesem Tag muss ich da einen eher ruhigen Augenblick erwischt haben.
                34-ZoomReisalpeGipfel.jpg

                Sofern man ihn überhaupt sieht, gefällt wirklich jede seiner Ansichten - ganz unabhängig von der Tages- und Jahreszeit sowie weitgehend sogar der Wetterlage.
                Vom Hochstaff aus steht der Ötscher - in gut 38km Entfernung - exakt über dem Gipfel des Schwarzkogels nahe der Reisalpe.
                36-ZoomSchwarzkogelÖtscher.jpg

                Zoom zum Gehöft Gscheidrieser im Westen der Ebenwaldhöhe.
                38-ZoomEbenwaldhöhe-GehöftGscheidrieser.jpg

                Zusätzlich zu allen Ausblicken gefällt auch der ausgeprägte Blütenreichtum der gesamten Gipfelregion.
                43A-Skabiose-Blüte.jpg
                Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 27.11.2020, 10:53.
                Lg, Wolfgang


                Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                der sowohl für den Einzelnen
                wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                (David Steindl-Rast)

                Kommentar


                • #9
                  Der Hochstaff ist ein Paradebeispiel für einen nach Westen ungeschützten Berg, und entsprechend oft weht um das Gipfelkreuz heftiger Wind. Es ist eine Ironie, dass ich noch nie so lange fast bei Windstille oben gerastet habe wie diesmal - ausgerechnet knapp vor dem Durchzug einer schwachen Schlechtwetterfront.

                  Das weite Panorama hat Felix zugleich ermöglicht, die Wetterentwicklung stets genau im Blick zu behalten. Dasselbe setzt sich während des Abstiegs Richtung Süden bei allmählich auflebendem Wind fort.
                  48-EliFelix-Reisalpe.jpg

                  Bereits auf dem untersten Abstiegshang. Selbst mit einem ersten Regenschauer hinter der Heukuppe weiß diese Landschaft mit Schneeberg und Rax hinter der Jochart zu gefallen.
                  51-BlickJochart-SchneebergRax.jpg

                  Da die Front bei uns schließlich praktisch ohne Niederschlag und mit allenfalls geringer Abkühlung durchzieht, können wir auf der Kleinzeller Hinteralm länger im Freien sitzen.
                  Ich kannte den stimmungsvollen Platz natürlich, bin aber davor noch nie dort eingekehrt (auch weil ich die Reisalpe bisher fast nur im Winterhalbjahr besucht habe).
                  53-KleinzellerHinteralm.jpg

                  Der Weg von der Kleinzeller Hinteralm bis zum Parkplatz auf der Ebenwaldhöhe ist natürlich viel begangen. Kaum gehen wir in Richtung Norden weiter, wird es sofort wieder ruhig.
                  Hier blicken wir bereits am nördlichsten Gehöft Kaltenreiter vorbei zu Hochstaff und Reisalpe. Interessant, dass die beiden benachbarten Gipfel aus dieser Perspektive sehr unterschiedliche Formen zeigen!
                  59-GehöftKaltenreiter-HochstaffReisalpe.jpg

                  In leichtem Auf und Ab erreichen wir schließlich das ehemalige Schwarzwaldeckhaus. Es gehört ja seit vielen Jahren einer Freikirche, scheint aber nicht sehr viel genützt zu werden. Die Umgebung des Hauses wirkt auf mich diesmal (bereits) etwas verwachsen. 65-ehemSchwarzwaldeckhaus.jpg

                  Eigentlich schade, dass der Ort von Wanderern nur mehr eher selten besucht wird, denn die Aussicht vom Schwarzwaldeck kann sich wirklich sehen lassen.
                  Im Süden zeigt sich die ganze Länge des Kamms vom Obersberg zum Schwarzauer Gippel. Und trotz Restwolken an der Heukuppe sowie der Schneealpe dahinter ist nicht zu übersehen, dass sich das Wetter bereits wieder bessert und die Sonne erneut herauszukommen beginnt.
                  64-Schwarzwaldeck-ZoomObersbergSchneealpe.jpg

                  Einzelne der Gebäude in Schwarzwald am Südosthang des Berges gehen in ihren Mauern bis in das Mittelalter zurück.
                  69-Schwarzwald.jpg

                  Übere weitere Weiden bietet sich ein schöner Blick ins Halbachtal oberhalb von Kleinzell mit der Jochart und dem - mittlerweile nur mehr knapp - drüberschauenden Schneeberg.
                  70-Halbachtal-SchneebergJochart.jpg

                  Im weiteren Abstieg nach Kleinzell komt die Sonne immer stärker hervor und schafft mit ihrem Nachmittagslicht noch wunderschöne Stimmungsbilder.
                  Jenseits des Tales steht hier die Gemeindealpe (1005m): einer der einsamsten Tausender der Gutensteiner Alpen, nur auf unmarkierten Wegen erreichbar, aber von Liebhabern - auch unter den Forumsmitgliedern - natürlich dennoch besucht.
                  73-Kleinzell-Gemeindealpe.jpg

                  Weiter nördlich, jenseits des Salzergrabens mit dem Kurort Salzerbad, erhebt sich der Höherberg mit seiner durchaus steilen Westflanke.
                  76-Kleinzell-Höherberg.jpg

                  An der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt vorbei erreichen wir wieder Kleinzell, unseren Ausgangsort. Die Kirche steht etwas über dem Ortszentrum und hat in ihren gotischen Formen einen guten Teil ihrer mittelalterlichen Prägung bis heute erhalten.
                  78-KleinzellPfarrkirche.jpg


                  Mein Fazit

                  Für mich war es die bisher längste Tagestour unter Einbeziehen des Hochstaffs.
                  So fein ich die Schneeschuhwanderung auf ihn in Erinnerung habe, so sehr lohnt es, etliche Stunden in der abwechslungsreichen und vielfältigen Voralpenlandschaft zu verbringen.

                  Am Panorama vom Hochstaff kann ich mich so rasch ohnehin nicht satt sehen. Ergänzend war für mich diesmal besonders interessant, Plätze oder Wegabschnitte im Sommer zu sehen, die ich bisher nur bei Schneelage kannte. Speziell genießen konnte ich auch die Rast bei der Kleinzeller Hinteralm.

                  Die Route Ebenwaldhöhe - Kleinzeller Hinteralm - Reisalpe war an diesem Sonntag viel begangen. Schon der Gipfel des Hochstaffs war mit maximal 15 Personen keineswegs überlaufen, auch wenn ich ihn in der schneefreien Zeit bisher stets noch wesentlich ruhiger erlebt habe. Auf den übrigen Routen sind wir kaum jemandem begegnet. Im Fall des Schwarzwaldecks finde ich es sogar etwas schade, dass es als Wanderziel so uninteressant geworden ist und auch der markierte Weg von/nach Kleinzell kaum begangen scheint.

                  Eli und Felix, es war sehr fein, dass wir ohne jeden Zeitdruck und auch ohne wetterbedingte Einschränkungen viele Stunden auf und nahe dem Hochstaff verbringen konnten.
                  Die Länge der Route und die Gesamtzahl der Höhenmeter sind dabei durchaus respektabel. Zugleich habe ich den ganzen Tag auch bestens genießen können.
                  Herzlichen Dank!
                  Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 08.02.2021, 12:37.
                  Lg, Wolfgang


                  Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                  der sowohl für den Einzelnen
                  wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                  (David Steindl-Rast)

                  Kommentar


                  • #10
                    Zitat von tonion Beitrag anzeigen
                    Nach der zweiten Steilstufe vom Hochstaff runter gibt es linker Hand (auf dem Weg zur Hinteralm) in der Wiesensenke eine große Murmeltierpopulation. Seit Jahren, sie haben keine wesentliche, natürlichen Feinde und werden immer mehr! Die Bauten reichen schon rauf bis knapp unter den Gipfel!
                    Hallo Gerhard,
                    ich kann ergänzen, dass auch auf dem letzten steilen Südosthang zum Hochstaff (den ich bisher nur bei Schneelage kannte) etliche Eingänge zu Murmeltierbauten zu sehen waren.

                    Der Artikel der wikipedia beschreibt das Vorkommen der Alpenmurmeltiere so:
                    "Die Höhenlagen, in denen sich die meisten Vorkommen [...] finden, reichen von der jeweiligen lokalen Baumgrenze bis etwa 200 Höhenmeter darüber. Murmeltiere nutzen auch Rodungsflächen unterhalb der Baumgrenze, die vom Menschen dauerhaft baumfrei gehalten werden. Sie unterschreiten jedoch bestimmte Höhenlagen nicht und sind grundsätzlich erst ab einer Höhe von mindestens 800 Meter zu beobachten. In guten Murmeltiergebieten leben auf einem Quadratkilometer 40 bis 80 Murmeltiere.

                    800 Meter Seehöhe werden sogar auf den Hängen unter dem Schwarzwaldeck noch überschritten. Aber erstaunlich ist die Population in den NÖ Voralpen dennoch!

                    Lg, Wolfgang


                    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                    der sowohl für den Einzelnen
                    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                    (David Steindl-Rast)

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                    • #11
                      Auch von meiner Seite Danke für diese lange, sehr schöne Tour und fürs Mitnehmen (und gelegentliche Warten). Sehr angenehm war auch Felix' Wetter-Expertise, das war wieder einmal ein Tag, wo ich sonst ziemlich unruhig gewesen wäre. So aber konnte auch ich den Tag sehr genießen. Abgesehen davon, dass beim (recht steilen) Abstieg vom Schwarzwald nach Kleinzell mein Knie leicht protestierte, ging es mir gut. So lange Touren (6:20) mit so vielen hm (ca. 1000) sind ziemlich selten bei mir. Fotos gibts von mir keine, die überließ ich gerne den Könnern.
                      LG, Eli

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                      • #12
                        Feine Runde von euch!
                        Der Hochstaff ist ein sehr schöner Gipfel, mMn nicht so überlaufen wie die nur gering höhere Reisalpe!
                        Der Abstieg von dort nach Süden zur Kleinzeller Hinteralm ist aufgrund der Felsen spannender - den Abstieg nach Norden habe ich eher als ausgelatscht in Erinnerung.
                        Der Sengenebenberg, nördlichster 1000er der Alpen, wäre auch noch sehenswert

                        Apropos Mankei's Ja, es ist unglaublich, aber rund um die Reisalpe gibt es mehrere Populationen. Auch ich habe sehr gestaunt, wie ich damals ein paar aufgescheucht habe!

                        Danke für die Fotos!

                        LG
                        My Blogs > Meine bisher erstellten Tourenberichte

                        Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist - denn vorher gehörst du ihm. (Hans Kammerlander)
                        Hergott, d' Hoamat is schee (Aufschrift am Gipfelkreuz der Reisalpe)
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