- Wegführung: Puchberg Bf. (9.05) - Haltbergtal - Öhlerhansl (9.50) - Schoberkapelle (11.00) - Schober (1213m, 11.40) - Öhler (1183m, 12.35) - Öhlerschutzhaus (12.55-14.10) - Haltbergtal - Puchberg (15.30)
- Länge: 16,3 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 730
- Reine Gehzeit: ca. 5 Std.
- Viecher: Katze
Tour mit A. Danke für die Begleitung und Mitfahrgelegenheit!
Wetterlage: Bis Donnerstag sahen die Wettermodelle einen stabilen Sonntag mit geringer Quellwolkenentwicklung. Am Freitag dann der Schwenk zu Gewittern im Rax-Schneeberg-Gebiet. Sonntagmorgen prüfte ich nochmal die Lokal- und Globalmodelle und sah ein sehr unterschiedliches Bild, wobei das europäische EZWMF-Modell und das deutsche ICON am progressivsten Niederschlagssignale ab etwa 13 bis 14 Uhr über der Region zeigten. Andere Modelle mit keinen nennenswerten Signalen.
Egal, was die Modelle zeigen, der Himmel lügt nicht.
Bild 1: Bei der Anfahrt mit dem Zug bis Wiener Neustadt jedenfalls schon verdächtige Wolken: Altocumulus castellanus.
Das hieß, in mittleren Höhen (2 bis 8km) genügend Feuchte für Wolkenbildung und die cumuliformen vertikalen Auswüchse deuteten auf Labilität in dieser Höhenschicht hin.
Bild 2: Bei der Weiterfahrt nach Puchberg zeigt sich ein Bild, das man als Wanderer nicht sehen möchte, nicht so früh jedenfalls und schon gar nicht, wenn man etwas weiter hinaufgehen möchte:
Der Schneeberg bereits in Quellwolken. Keine Restwolken (Stratocumulus), sondern anständige vertikale Quellungen, die auf genügend Auftrieb in der Schicht zwischen ca. 1500m und 2500m hinweisen. Mit den Wolken von Bild 1 lässt sich also sagen, dass von den Bergen ausgehend bis in große Höhen genug Labilität und Feuchte vorhanden war, um Gewitterbildung zu initiieren und aufrechtzuerhalten.
Damit war klar, die gleich lange Runde ab Losenheim über Mamauwiese und unterhalb des Öhlers und Schobers zurück schied aus, denn dann hätten wir nach der Einkehr im Schutzhaus erst die Hälfte der Strecke geschafft. Günstiger war die ursprüngliche Variante, auch mit längerem Straßenanteil über das Haltbergtal, dafür nur kurzem Abstieg ab dem Schutzhaus und dann gleich bei den Häusern.
Bild 3: Unmittelbar vor Puchberg immer noch beachtliche Quellwolken und wie mit dem Lineal gezogene Wolkenuntergrenze.
Auch ein drittes verräterisches Anzeichen zeigt sich hier: Ein stark verbreiteter Kondensstreifen, der feuchte Luft auch in größeren Höhen (8-11km) andeutet. In Summe also hochreichend feucht und labil. Es sprach nicht wirklich etwas gegen Gewitter.
Bild 4: Am Weg ins Haltbergtal (Schoberbach), rechts der Haltberg (1114m).
Bild 5: Gaisbock beim Öhlerhansl
Bild 6: Zufallsfund am Wegesrand: Pyramidenhundswurz (Anacamptis pyramidalis)
Bisherige Sichtungen: Am Südhang des Hohen Hengstes und im Bereich der Roten Wand (Gahns).
Bild 7: Fuchs’ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii)
Bild 8: Zwischendurch Abkühlung im Schoberbach.
Die Gegend ist zumindest mit ausreichend Niederschlag gesegnet, es gab auch mehrere Wasseraustritte rechts vom Forstweg, die normalerweise keine Quellen sind.
Bild 9: Baum mit Cumulus congestus.
Bild 10: Rast bei der Schoberkapelle.
Es sind zwar immer noch größere Quellwolken vorhanden, aber dazwischen mehr Wolkenlücken. Die Wolkenuntergrenze hat sich angehoben, nachdem die Luft im Puchberger Becken durchmischt wurde (das heißt, die sehr feuchte Luft in Bodennähe hat sich mit trockenerer Luft in der Höhe gemischt).
Bild 11: Teufelskralle.
Bild 12: Ausblick von der steilen Schoberwestflanke zum Donnerkogel (1617m) und Lahnberg (1594m) links und Perschkogel (1613m) und Schwarzauer Gippel (1605m) rechts.
Im Vordergrund der mehrgipfelige Kohlberg (1085m).
Nächste Lektion in Sachen Gewitterkunde: Einzelne freistehende Quellwolken sind oft nicht das Problem. Die Umgebung ist wolkenlos, also trockene Luft, die von allen Seiten in einzelne Quellwolke eindringt (Entrainment genannt) und sie schlank hält bzw. wieder auflöst. Anders, wenn es viele benachbarte Quellwolken gibt, die die Umgebung feucht halten und so vor Austrocknung schützen. Dann können manche von ihnen langlebig genug sein, um sich zum Gewitter weiterzuentwickeln.
Bild 13: Ausblick nach Nordwesten zum Hutberg (1170m).
Vor Ort fälschlicherweise als Nebelstein tituliert, aber der befindet sich weiter rechts.
Bild 14: Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis).
Diese Orchideenart ist ein Vollschmarotzer und produziert fast kein Chlorophyll. Von der Keimung bis zur Blühreife dauert es neun (!) Jahre.
Bild 15: Orchidee Nummer 3: Weiße Höswürz, auch Weiß-Züngel (Pseudorchis albida)
Ich bin die Strecke schon lang nicht mehr gegangen, zuletzt vor acht Jahren, da gleich zwei Mal hintereinander (März mit Schneeschuhen, April als Frühlingswanderung). Nette Felstürme bereits beim Schober, dann eine lange Querung an senkrechten Felswänden vorbei.
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