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Ötscher: Südsteig, Südkar, Wurzleiten-Variante (9.10.2021)

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  • Ötscher: Südsteig, Südkar, Wurzleiten-Variante (9.10.2021)

    Den Südsteig am Ötscher einmal zu gehen hatte ich schon sehr lange vor, genauso war es mit der Himmelsleiter. Letztere habe ich heuer im Juli als Abstieg nach dem Rauhen Kamm endlich kennengelernt (und war wenig begeistert davon, obwohl die Einblicke in die Ötscher Nordwand natürlich schon geil sind). Im Zuge dieser Tour hab ich auch nach Aufstiegsmöglichkeiten von Süden - abgesehen von der Wurzleiten, die ich ja schon von 2010 kannte - Ausschau gehalten, insbesondere haben mich die Wagnerritschen und die Südrinne (die vom Gipfel ins Südkar führt) interessiert. Während ich die Wagnerritschen nach Einblick von oben gleich ausgeschlossen habe, konnte ich mir die Südrinne eventuell schon als An- bzw. Abstieg vorstellen. Im Internet habe ich allerdings außer einem Bericht über eine Extrem-Schiabfahrt (genauso wie bei der Wagnerritschen) nichts gefunden. Grund genug, mir das einmal von unten anzuschauen. Und da kam der Südsteig wieder ins Spiel.


    Als ich beim Hüttenkogel ankomme, empfängt mich Nebel und kalter Wind, der die Wolken von Süden herauftreibt.

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    Zwischendurch reißt es aber immer wieder auf, sodass ich nach dem Abstieg suchen kann.
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    Ich finde die richtige Stelle und auch die folgende Wegspur durch den Wald. Bei der Querung der großen Wiese wird’s dann ziemlich undeutlich, es geht aber im Prinzip waagrecht dahin. Gegen Ende der Wiese sollte man sich dann eher etwas mehr hinauf halten. Hinter dem großen Baum rechts der Bildmitte ist der Einstieg in die Latschengasse. Dort steht auch ein Steinmann.

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    Die Latschengasse ist wirklich komfortabel. Entgegen meiner Erwartung steigt sie ziemlich an. Bald sehe ich schon zur Wurzleiten hinüber.
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    Rückblick
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    Kurz vor ihrem Ende komme ich an diesem interessanten ausgehöhlten Felsen vorbei.
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    Dann liegt nur mehr ein freier Hang vor mir. Ich peile die kleine Grasschulter ungefähr auf gleicher Höhe an.
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    Vorher baue ich aber noch einen Steinmann. Der Ausgang der Latschengasse ist beim kleinen Felsen.
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    Ich nähere mich dem Südkar.
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    Eine tief eingerissene Rinne muss ich oberhalb umgehen, dann geht es drüben hinab. Dabei komme ich an der ersten Eishöhle vorbei.
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    Und da ist schon die zweite, ein unheimliches Loch. An meinem Schatten kann man ungefähr die Größe erahnen.
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    Mit Firnpfropfen
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    Zuletzt geändert von maxrax; 11.10.2021, 14:54.

  • #2
    Auf der Schutthalde raste ich einmal. Dabei fällt mir ein merkwürdiges Trumm auf, sieht aus wie eine blecherne Gasflasche…
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    Darauf steht ein noch merkwürdigerer Text: Konrad, Hütte des verhinderten Lebens
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    Ich hoffe, dass das kein schlechtes Omen ist, und quere die Schutthalde schräg ansteigend Richtung Südrinne. Zahlreiche Gämsen stehen weiter oben herum. Plötzlich höre ich es von der Flanke der Wurzleiten her poltern und schaue hinüber, sehe aber nichts. Dann kommt das Geräusch auf einmal aus den Wänden ober mir, ich drehe mich um und sehe einen kopfgroßen Stein über die Schutthalde auf mich zuspringen. Ich renne so gut es am Schotter geht ein paar Meter nach links, der Stein fliegt vielleicht zehn Meter entfernt an mir vorbei und noch ziemlich weit die Halde hinunter. Die Lust an der Südrinne vergeht mir einigermaßen, in den Schrofen laufen überall Gämsen herum und ich kann auf weiteren Beschuss gerne verzichten. Rasch quere ich das Kar weiter Richtung Wurzleiten-Flanke.
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    Auf einem Grasstreifen fühle ich mich schließlich relativ sicher. Von da schaue ich zur Südrinne hinauf, die jetzt direkt ober mir liegt. Interessieren würde sie mich natürlich schon, zumindest ihren unteren Auslauf möchte ich mir ansehen.
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    Also steige ich hinauf. Knapp davor sehe ich hinein und stelle fest: da ist ein kleiner Abbruch. Deswegen geht sie keiner! Fast etwas erleichtert, dass mir die Entscheidung abgenommen worden ist, überlege ich, was ich jetzt mache.
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    Rechts hinauf schaut es eigentlich gangbar aus. Ich beschließe, da aufzusteigen.
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    Vom Fuß des Gras-Schrofen-Hangs noch einmal ein Blick zurück zur Rinne. Ganz oben ist schon der Hochflächenrand.
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    Es geht anfangs ganz gut; was man allerdings von unten nicht gesehen hat ist der Schnee, der auf den flacheren Stellen liegt. Und natürlich ist es steiler als es am Foto aussieht…
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    Teils kann ich mich an den Felsen anhalten, weiter oben gibt es aber nur mehr Grasbüschel, an denen ich mich festkralle. Sehr wohl ist mir nicht dabei.
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    Dazwischen ein Seitenblick:
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    Ich bin heilfroh, als ich oben bin und es flacher wird.
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    Zuletzt geändert von maxrax; 11.10.2021, 12:12.

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    • #3
      Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Eine Schrecksekunde erlebe ich noch, als ich plötzlich feststelle, dass ich die Kamera verloren habe, aber zum Glück kann ich meinen Weg anhand meiner Spuren im Schnee zurückverfolgen und finde sie recht bald.
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      Auf den Fotos schaut’s nach super Wetter aus, und so schlecht war’s ja wirklich nicht, aber es war kalt und windig und die Sonne hat sich immer wieder hinter Wolken versteckt. Man wartet halt oft ein wenig ab, bevor man auf den Auslöser drückt
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      Sogleich mache ich einen Blick in die Südrinne hinunter. Im Juli hat sie mir irgendwie besser gefallen, jetzt finde ich sie nicht mehr so verlockend…
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      Noch aus etwas anderer Perspektive. Der Abbruch ganz unten ist nicht wirklich erkennbar. Oberhalb der Bildmitte sieht man jedoch meinen Anstieg.
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      Es ist viel los da heroben. Ich raste windgeschützt auf einer Stufe unterhalb des Gipfels mit Blick auf Lackenhof. Noch ist es im Alpenvorland ziemlich bewölkt. Die Wolken werden sich erst in zwei bis drei Stunden auflösen…
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      Da hat sich jemand kreativ betätigt
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      Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, man hört auch viele Fremdsprachen. Das Gewurl und der kalte Wind machen es mir leicht, den Gipfel nach einer halben Stunde zu verlassen.
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      Beim Abstieg schaue ich von der Geländekante noch einmal zurück zum Südkar und zur Wurzleiten.
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      Da war mein Anstieg (mittig):
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      Erstmals komme ich auch an Penki vorbei, dem ehemaligen Holz-Phallus, der sich 2018 plötzlich in einen Bären verwandelt hat
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      Fazit:
      Altbekanntes aufgefrischt, Neues kennengelernt und neue Erkenntnisse gewonnen, wieder einmal Glück gehabt. Jetzt kommt noch irgendwann der Nordsteig dran. Und dann gäbe es ja auch noch das mysteriöse Südwandband …

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      • #4
        Gottseidank alles gut gegangen! Dein Aufstieg auf die Wurzleiten muss wild gewesen sein, besonders durch Schnee und Nässe.

        Vom Kar habe ich auch schon in die Südrinne geschaut, allerdings von weiter unten. Von dort habe ich den Abbruch nicht gesehen. Der scheint auch nicht umgehbar zu sein. Der obere Teil der Rinne schaut eigentlich harmlos aus.

        Die richtige Latschengasse am Südsteig habe ich noch nicht erwischt, trotz zweimaliger Begehung, je einmal von W nach O und O nach W. Ich muss dort noch einmal hin, danke für die Anregung!

        LG, Toni

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        • #5
          Zitat von maxrax Beitrag anzeigen
          Im Internet habe ich allerdings außer einem Bericht über eine Extrem-Schiabfahrt (genauso wie bei der Wagnerritschen) nichts gefunden. Grund genug, mir das einmal von unten anzuschauen. Und da kam der Südsteig wieder ins Spiel.
          Sehr interessanter Bericht mit herrlichen Bildern. Dass im Internet nichts zu finden ist stimmt nicht ganz. Gibt es doch diesen Bericht seit ziemlich genau 10 Jahren:

          http://www.paulis-tourenbuch.at/2011..._oetscher.html
          Besucht mich auf www.paulis-tourenbuch.at

          "Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen." -Don Bosco-

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          • #6
            Zitat von pauli501 Beitrag anzeigen
            Dass im Internet nichts zu finden ist stimmt nicht ganz. Gibt es doch diesen Bericht seit ziemlich genau 10 Jahren:

            http://www.paulis-tourenbuch.at/2011..._oetscher.html
            Was hat das mit der Südrinne zu tun? Du bist über die Wurzleiten abgestiegen und schreibst dann selbst:
            Vom Kar wird es nach oben immer steiler und endet in einer schmalen Felsrinne. ich käme da weder rauf noch runter.“ Mir ging es nicht um eine Erwähnung der Rinne, sondern um einen Bericht über eine Begehung.
            Zuletzt geändert von maxrax; 10.10.2021, 18:49.

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            • #7
              Zitat von maxrax Beitrag anzeigen

              Mir ging es nicht um eine Erwähnung der Rinne, sondern um einen Bericht über eine Begehung.
              Wnn es nur um die Südrinne geht dann hat es damit nichts zu tun. Ich dachte es geht auch um den Südsteig und die Wurzleiten.
              Besucht mich auf www.paulis-tourenbuch.at

              "Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen." -Don Bosco-

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              • #8
                Zitat von pauli501 Beitrag anzeigen
                Ich dachte es geht auch um den Südsteig und die Wurzleiten.
                Nein, darüber ist ja im Forum schon einiges geschrieben worden (über den Wurzleiten-Anstieg u.a. von mir selber). Deinen Bericht kannte ich natürlich auch.
                Zuletzt geändert von maxrax; 11.10.2021, 14:59.

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                • #9
                  Zitat von musitoni Beitrag anzeigen
                  Vom Kar habe ich auch schon in die Südrinne geschaut, allerdings von weiter unten. Von dort habe ich den Abbruch nicht gesehen. Der scheint auch nicht umgehbar zu sein. Der obere Teil der Rinne schaut eigentlich harmlos aus.
                  Den Abbruch sieht man erst, wenn man knapp davor steht. Umgehungsmöglichkeit habe ich keine gesehen, ich hab mir das aber auch nicht näher angeschaut.
                  Stimmt, die Rinne schaut relativ harmlos aus, allerdings ist sie 1. steiler als es scheint und 2. hat man im Falle eines Steinschlags keine Chance auszuweichen.

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                  • #10
                    Hallo maxrax,

                    die Wurzleiten habe ich in angenehmer Erinnerung.

                    Wir waren als Gruppe mit Schi unterwegs und wollten eigentlich etwas auf der Nordseite abfahren, Fürstenplan oder Juckfidelplan. Zum Ötscherhaus sind wir mit dem Sessellift hinaufgefahren. Der Aufstieg zum Gipfel war katastrophal. Es hatte geregnet und anschließend gefroren. Wir waren mehr oder weniger auf Blankeis unterwegs. An eine Abfahrt nach Norden war nicht zu denken. Die Sonne schien ins Südkar und auf die Wurzleiten. Wir waren uns rasch einig. Nach ein paar harten Metern gab es plötzlich herrlichen Firn. Wir sind genau die Linie ins Südkar abgefahren, die du aufgestiegen bist und dann noch weiter hinunter bis zur Forststraße. Von dort ging es zurück über den Riffelsattel auf die eisige Nordseite, wo wir uns über die Piste hinunterquälten.
                    LG Rudolf
                    _________________________________________
                    Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
                    die wir nicht nutzen. (Seneca)

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                    • #11
                      Zitat von Rudolf_48 Beitrag anzeigen
                      Wir sind genau die Linie ins Südkar abgefahren, die du aufgestiegen bist und dann noch weiter hinunter bis zur Forststraße.
                      Ja, die Wurzleiten ist ja eine beliebte südseitige Schiabfahrt und bei guten Verhältnissen sicher nicht besonders schwierig, obwohl die Flanke ins Kar schon recht steil ist - vor allem im oberen Bereich. Weiter unten, wo ich schon 2010 aufgestiegen bin, ist sie weniger steil; ich glaube, dort fahren auch die meisten mit Schi ins Kar ab. Am schwierigsten stell ich mir vor, die richtige Stelle zu finden.

                      Ich hätte mir beim Aufstieg jedenfalls schönen trittfesten Schnee und Steigeisen gewünscht oder aber gänzlich trockene Verhältnisse, dann wäre das ein Vergnügen gewesen; so war es ein bissl ungut.
                      Zuletzt geändert von maxrax; 10.10.2021, 22:16.

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                      • #12
                        Nach deiner Beschreibung war das eine Tour mit durchaus deutlichen Abenteuer-Elementen.

                        Gut ist vor allem, dass dir weder die steinewerfenden Gämsen noch der Neuschnee im oberen Kammbereich etwas anhaben konnten!
                        Lg, Wolfgang


                        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                        der sowohl für den Einzelnen
                        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                        (David Steindl-Rast)

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                        • #13
                          Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
                          Nach deiner Beschreibung war das eine Tour mit durchaus deutlichen Abenteuer-Elementen.
                          Eine Kreuzottern-Begegnung hätte noch gefehlt

                          Kommentar


                          • #14
                            Heikle Sache, aber den Bericht finde ich gut.
                            Fast gleiche Erfahrungen mit Steinschlag im Schrofengelände machte ich kürzlich auch.

                            Zitat:Teils kann ich mich an den Felsen anhalten, weiter oben gibt es aber nur mehr Grasbüschel, an denen ich mich festkralle. Sehr wohl ist mir nicht dabei…
                            Winterspikes hätten dir vermutlich beim Aufstieg ein sicheres Gefühl gegeben.

                            LG.Sigi

                            Kommentar


                            • #15
                              Zitat von BERGMAXI Beitrag anzeigen
                              Winterspikes hätten dir vermutlich beim Aufstieg ein sicheres Gefühl gegeben.
                              Stimmt, sowas sollte man um diese Jahreszeit eigentlich immer mit haben.

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