Liebe Gipfeltreffen Freunde!
Am Karsamstag 16.4 habe ich mich trotz eingeschränkter Zeit und unfreundlichem Wetter eine abenteuerliche Runde um ein Gustostückerl des Höllentals gegönnt, nämlich, die Weißwand.
Diese Felswand scheint wenig bekannt zu sein, man findet in der Tat fast keine Informationen darüber. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich ihre verdeckte Lage im oberen Bereich des Gr. Wolfstals. Nur aus dem Jägerriegel und dem "Seilstatt" Rücken oberhalb der Kornbrandmauer kann man ihre Gestalt gut wahrnehmen - zwei Gebiete die sicher wenig Besuch bekommen.
Wie wahrlich beeindruckend diese Wand ist, kann man aber nur erfahren wenn man direkt drunter steht: eine breite Bastion aus kompakten, gestreiften, und senkrechten bis überhängenden Kalkfelsen, die sich bis 100m hoch in den Himmel ragen. Auf topographischen Karten sieht man dazu dass es in den Abhängen der Rax zwischen Preinerwand und Gr. Höllental, keine andere Wand gibt die ihre Ausmaße erreicht.
Hier ein paar Ausschnitte aus Basemap.
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Die Wand schaut nach NW, und an ihrem östlichen Ende geht sie in einen breiten Rücken über, der als Ausläufer nach NNO ins Wolfstal zieht (eigentlich mit ein paar untergeordneten Abzweigungen) und in die Talsohle desselben abbricht. Ich bin (oben) über den steilen Aufschwung dieses Rückens auf die Wand gestiegen. Der Zustieg bis dorthin habe ich zuerst über einen Jagdsteig absolviert, der die untere Steilstufe des Wolfstals umgeht und den schon Benesch in seinem Rax-Führer beschreibt, und danach teilweise weglos und teilweise über alte Steige (ein kurzes Stück auch über den unteren NNO Rücken). Vom Waldhang oberhalb der Wand bin ich dann bis zum Raxplateau hinauf. Schließlich bin ich zurück und über einen Graben orographisch links der Wand zu ihrem Fuß, und von dort querend unter die ganze Wand weiter, die ich somit in ihrer vollen Pracht bestaunt habe.
Bezüglich den wenigen vorhandenen Informationen:
- Benesch erwähnt bloß die Weißwand in seiner Beschreibung des Anstiegs durch das Gr. Wolfstal ("... links oben am Abhang die ungeheure, senkrechte Weißwand.") und des Jagdsteigs ("Die Hauptwegspur aber führt steiler ansteigend zur Weißwand hinauf").
- Im Benesch-Pruscha-Holl ist die alpine Kletterroute "Weißwandkamine" (V, A1) beschrieben, die höchstwahrscheinlich nicht viele Nachfolger sieht (wenn überhaupt). Die Beschreibung ist auch hier zu finden: https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...433#post820433. Die Fotos in dem gleichen Thread sind aber nicht von der Weißwand!
- In dem hochinteressanten Artikel https://bergrettung-reichenau-rax.at...s-bis-1945.pdf ist der zweite offiziell bekannte tödliche Unfall auf der Rax folgenderweise dokumentiert: "Knapp zwei Monate später, am 17. September 1844 fiel der Kloster-Untertan Jakob Hadler, 40 Jahre alt, beim Holzbringen von der Weißwand (im oberen Wolfstal) 48 Klafter tief gegen Kaiserbrunn ab; die Leiche war furchtbar entstellt, als sie nach Payerbach getragen und daselbst bestattet wurde."
- Hier https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...l-rax-variante ist 4138 genau unter die Weißwand spaziert, obwohl in dem Bericht diese wird nie genannt. Übrigens, die Skizzen von dem beschriebenen Zustieg sind falsch: die Stelle wo 4138 die Wolfstalsohle verlassen hat liegt auf 1020m und es ist ziemlich weiter höher als es wo auf die Karte und Fotos eingezeichnet ist. Das kann man schon vom Foto der Stelle erahnen (zweites Foto im Post #17 https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...675#post768675), wenn man das Foto (speziell die Schutthalde und die freie Sicht zur Weißwand) mit Satellitbildern und Karten vergleicht. Ich bin dazu zum selben ausgeprägten Steig gelangt, den 4138 kurz nach dem Verlassen des Wolfstals auch erreicht hat.
Übrigens, ich bin eine Woche später wieder an dieser Gegend vorbei, und habe dabei ein paar andere Details erforschen können, die ich hier in diesen Bericht integriert habe. Also, zum Bericht jetzt!
Ich erreiche Kaiserbrunn bei trübem Wetter. Als ich von dem warmen und freundlichen Raum des Wagens aussteige, kriege ich gleich eine Watsche: es bläst ein sehr lästiger und starker Wind aus N/NW, es regnet, und es ist kalt. Beste Bedingungen für eine einsame Tour - falls das bewölkte Höllental alleine nicht genug abschreckend wäre! Ich packe meine Sachen, und kurz vor 12:30 verlasse ich fröhlich den PP.
Erste Schritte ins Wolfstal. Der Wind ist hier weniger spürbar, weiterhin fallen jedoch immer wieder Regentropfen. Alles ist nass. Die frische und feuchte Bergluft reinigt aber meine Atemwege, und lässt mich gleich in mein Element fühlen.
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Nach einer Wildfütterung, statt in der Talsohle zu bleiben, gehe ich links auf einen parallel verlaufenden Rücken hoch, aus dem sich ein markanter Felsenbogen samt Fenster ragt, die "Wolfstal-Naturbrücke".
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Rückblick.
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Es geht weiter empor über diesen leichten jedoch brüchigen und bei Nässe glitschigen Hang (schaut hier flach aus, ist es aber nicht).
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Gleich danach erreiche ich eine von rechts kommende Forststraße, die zum Kleinen Wolfstal weiter führt (zur Beneschs Zeit eigentlich als "Finstertal" bezeichnet). Ich gehe über die Forststraße zurück zur Talsohle, und folge dann diese bis zu einem Art Kessel mit steilen Felsen (720m). Gleich vor dem Eintreten des Kessels beginnt links der Jagdsteig (bei dem liegenden Baum im Foto) und führt leicht ansteigend in den Hochwald hoch.
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Ich wechsle zu Jäger-Modus und verlasse endgültig die Talsohle: mein Anstieg wird ab jetzt stetig auf der orographisch rechten Seite des Wolfstals bleiben. Ich will doch kein Mahl für die Wölfe in der Finsternis hier unten werden!
Der Jagdsteig ist schön angelegt und schlängelt sich mittels ein paar Schleifen über die Absätze eines nach NO ziehenden Grabens, zwischen interessanten und oft durchlöcherten Felswänden.
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Bei dieser Höhle neben einem Abbruch des Grabens kommt man direkt vorbei.
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Rückblick.
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Ich schaue mir einen längeren Felsgürtel näher an, an den der Steig vorbeizieht. Ich entscheide mich dabei in einer der Halbhöhlen hier Pause zu machen, denn es regnet momentan wieder stärker.
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Fortsetzung folgt....
Am Karsamstag 16.4 habe ich mich trotz eingeschränkter Zeit und unfreundlichem Wetter eine abenteuerliche Runde um ein Gustostückerl des Höllentals gegönnt, nämlich, die Weißwand.
Diese Felswand scheint wenig bekannt zu sein, man findet in der Tat fast keine Informationen darüber. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich ihre verdeckte Lage im oberen Bereich des Gr. Wolfstals. Nur aus dem Jägerriegel und dem "Seilstatt" Rücken oberhalb der Kornbrandmauer kann man ihre Gestalt gut wahrnehmen - zwei Gebiete die sicher wenig Besuch bekommen.
Wie wahrlich beeindruckend diese Wand ist, kann man aber nur erfahren wenn man direkt drunter steht: eine breite Bastion aus kompakten, gestreiften, und senkrechten bis überhängenden Kalkfelsen, die sich bis 100m hoch in den Himmel ragen. Auf topographischen Karten sieht man dazu dass es in den Abhängen der Rax zwischen Preinerwand und Gr. Höllental, keine andere Wand gibt die ihre Ausmaße erreicht.
Hier ein paar Ausschnitte aus Basemap.
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Die Wand schaut nach NW, und an ihrem östlichen Ende geht sie in einen breiten Rücken über, der als Ausläufer nach NNO ins Wolfstal zieht (eigentlich mit ein paar untergeordneten Abzweigungen) und in die Talsohle desselben abbricht. Ich bin (oben) über den steilen Aufschwung dieses Rückens auf die Wand gestiegen. Der Zustieg bis dorthin habe ich zuerst über einen Jagdsteig absolviert, der die untere Steilstufe des Wolfstals umgeht und den schon Benesch in seinem Rax-Führer beschreibt, und danach teilweise weglos und teilweise über alte Steige (ein kurzes Stück auch über den unteren NNO Rücken). Vom Waldhang oberhalb der Wand bin ich dann bis zum Raxplateau hinauf. Schließlich bin ich zurück und über einen Graben orographisch links der Wand zu ihrem Fuß, und von dort querend unter die ganze Wand weiter, die ich somit in ihrer vollen Pracht bestaunt habe.
Bezüglich den wenigen vorhandenen Informationen:
- Benesch erwähnt bloß die Weißwand in seiner Beschreibung des Anstiegs durch das Gr. Wolfstal ("... links oben am Abhang die ungeheure, senkrechte Weißwand.") und des Jagdsteigs ("Die Hauptwegspur aber führt steiler ansteigend zur Weißwand hinauf").
- Im Benesch-Pruscha-Holl ist die alpine Kletterroute "Weißwandkamine" (V, A1) beschrieben, die höchstwahrscheinlich nicht viele Nachfolger sieht (wenn überhaupt). Die Beschreibung ist auch hier zu finden: https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...433#post820433. Die Fotos in dem gleichen Thread sind aber nicht von der Weißwand!
- In dem hochinteressanten Artikel https://bergrettung-reichenau-rax.at...s-bis-1945.pdf ist der zweite offiziell bekannte tödliche Unfall auf der Rax folgenderweise dokumentiert: "Knapp zwei Monate später, am 17. September 1844 fiel der Kloster-Untertan Jakob Hadler, 40 Jahre alt, beim Holzbringen von der Weißwand (im oberen Wolfstal) 48 Klafter tief gegen Kaiserbrunn ab; die Leiche war furchtbar entstellt, als sie nach Payerbach getragen und daselbst bestattet wurde."
- Hier https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...l-rax-variante ist 4138 genau unter die Weißwand spaziert, obwohl in dem Bericht diese wird nie genannt. Übrigens, die Skizzen von dem beschriebenen Zustieg sind falsch: die Stelle wo 4138 die Wolfstalsohle verlassen hat liegt auf 1020m und es ist ziemlich weiter höher als es wo auf die Karte und Fotos eingezeichnet ist. Das kann man schon vom Foto der Stelle erahnen (zweites Foto im Post #17 https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...675#post768675), wenn man das Foto (speziell die Schutthalde und die freie Sicht zur Weißwand) mit Satellitbildern und Karten vergleicht. Ich bin dazu zum selben ausgeprägten Steig gelangt, den 4138 kurz nach dem Verlassen des Wolfstals auch erreicht hat.
Übrigens, ich bin eine Woche später wieder an dieser Gegend vorbei, und habe dabei ein paar andere Details erforschen können, die ich hier in diesen Bericht integriert habe. Also, zum Bericht jetzt!
Ich erreiche Kaiserbrunn bei trübem Wetter. Als ich von dem warmen und freundlichen Raum des Wagens aussteige, kriege ich gleich eine Watsche: es bläst ein sehr lästiger und starker Wind aus N/NW, es regnet, und es ist kalt. Beste Bedingungen für eine einsame Tour - falls das bewölkte Höllental alleine nicht genug abschreckend wäre! Ich packe meine Sachen, und kurz vor 12:30 verlasse ich fröhlich den PP.
Erste Schritte ins Wolfstal. Der Wind ist hier weniger spürbar, weiterhin fallen jedoch immer wieder Regentropfen. Alles ist nass. Die frische und feuchte Bergluft reinigt aber meine Atemwege, und lässt mich gleich in mein Element fühlen.
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Nach einer Wildfütterung, statt in der Talsohle zu bleiben, gehe ich links auf einen parallel verlaufenden Rücken hoch, aus dem sich ein markanter Felsenbogen samt Fenster ragt, die "Wolfstal-Naturbrücke".
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Rückblick.
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Es geht weiter empor über diesen leichten jedoch brüchigen und bei Nässe glitschigen Hang (schaut hier flach aus, ist es aber nicht).
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Gleich danach erreiche ich eine von rechts kommende Forststraße, die zum Kleinen Wolfstal weiter führt (zur Beneschs Zeit eigentlich als "Finstertal" bezeichnet). Ich gehe über die Forststraße zurück zur Talsohle, und folge dann diese bis zu einem Art Kessel mit steilen Felsen (720m). Gleich vor dem Eintreten des Kessels beginnt links der Jagdsteig (bei dem liegenden Baum im Foto) und führt leicht ansteigend in den Hochwald hoch.
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Ich wechsle zu Jäger-Modus und verlasse endgültig die Talsohle: mein Anstieg wird ab jetzt stetig auf der orographisch rechten Seite des Wolfstals bleiben. Ich will doch kein Mahl für die Wölfe in der Finsternis hier unten werden!
Der Jagdsteig ist schön angelegt und schlängelt sich mittels ein paar Schleifen über die Absätze eines nach NO ziehenden Grabens, zwischen interessanten und oft durchlöcherten Felswänden.
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Bei dieser Höhle neben einem Abbruch des Grabens kommt man direkt vorbei.
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Rückblick.
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Ich schaue mir einen längeren Felsgürtel näher an, an den der Steig vorbeizieht. Ich entscheide mich dabei in einer der Halbhöhlen hier Pause zu machen, denn es regnet momentan wieder stärker.
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Fortsetzung folgt....
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