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Die ungeheuere Weißwand. Rax-Schneeberg Gruppe. 16.04.2022

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  • Die ungeheuere Weißwand. Rax-Schneeberg Gruppe. 16.04.2022

    Liebe Gipfeltreffen Freunde!

    Am Karsamstag 16.4 habe ich mich trotz eingeschränkter Zeit und unfreundlichem Wetter eine abenteuerliche Runde um ein Gustostückerl des Höllentals gegönnt, nämlich, die Weißwand.

    Diese Felswand scheint wenig bekannt zu sein, man findet in der Tat fast keine Informationen darüber. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich ihre verdeckte Lage im oberen Bereich des Gr. Wolfstals. Nur aus dem Jägerriegel und dem "Seilstatt" Rücken oberhalb der Kornbrandmauer kann man ihre Gestalt gut wahrnehmen - zwei Gebiete die sicher wenig Besuch bekommen.

    Wie wahrlich beeindruckend diese Wand ist, kann man aber nur erfahren wenn man direkt drunter steht: eine breite Bastion aus kompakten, gestreiften, und senkrechten bis überhängenden Kalkfelsen, die sich bis 100m hoch in den Himmel ragen. Auf topographischen Karten sieht man dazu dass es in den Abhängen der Rax zwischen Preinerwand und Gr. Höllental, keine andere Wand gibt die ihre Ausmaße erreicht.

    Hier ein paar Ausschnitte aus Basemap.
    ww1.jpg

    ww2.jpg

    Die Wand schaut nach NW, und an ihrem östlichen Ende geht sie in einen breiten Rücken über, der als Ausläufer nach NNO ins Wolfstal zieht (eigentlich mit ein paar untergeordneten Abzweigungen) und in die Talsohle desselben abbricht. Ich bin (oben) über den steilen Aufschwung dieses Rückens auf die Wand gestiegen. Der Zustieg bis dorthin habe ich zuerst über einen Jagdsteig absolviert, der die untere Steilstufe des Wolfstals umgeht und den schon Benesch in seinem Rax-Führer beschreibt, und danach teilweise weglos und teilweise über alte Steige (ein kurzes Stück auch über den unteren NNO Rücken). Vom Waldhang oberhalb der Wand bin ich dann bis zum Raxplateau hinauf. Schließlich bin ich zurück und über einen Graben orographisch links der Wand zu ihrem Fuß, und von dort querend unter die ganze Wand weiter, die ich somit in ihrer vollen Pracht bestaunt habe.

    Bezüglich den wenigen vorhandenen Informationen:
    - Benesch erwähnt bloß die Weißwand in seiner Beschreibung des Anstiegs durch das Gr. Wolfstal ("... links oben am Abhang die ungeheure, senkrechte Weißwand.") und des Jagdsteigs ("Die Hauptwegspur aber führt steiler ansteigend zur Weißwand hinauf").

    - Im Benesch-Pruscha-Holl ist die alpine Kletterroute "Weißwandkamine" (V, A1) beschrieben, die höchstwahrscheinlich nicht viele Nachfolger sieht (wenn überhaupt). Die Beschreibung ist auch hier zu finden: https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...433#post820433. Die Fotos in dem gleichen Thread sind aber nicht von der Weißwand!

    - In dem hochinteressanten Artikel https://bergrettung-reichenau-rax.at...s-bis-1945.pdf ist der zweite offiziell bekannte tödliche Unfall auf der Rax folgenderweise dokumentiert: "Knapp zwei Monate später, am 17. September 1844 fiel der Kloster-Untertan Jakob Hadler, 40 Jahre alt, beim Holzbringen von der Weißwand (im oberen Wolfstal) 48 Klafter tief gegen Kaiserbrunn ab; die Leiche war furchtbar entstellt, als sie nach Payerbach getragen und daselbst bestattet wurde."

    - Hier https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...l-rax-variante ist 4138 genau unter die Weißwand spaziert, obwohl in dem Bericht diese wird nie genannt. Übrigens, die Skizzen von dem beschriebenen Zustieg sind falsch: die Stelle wo 4138 die Wolfstalsohle verlassen hat liegt auf 1020m und es ist ziemlich weiter höher als es wo auf die Karte und Fotos eingezeichnet ist. Das kann man schon vom Foto der Stelle erahnen (zweites Foto im Post #17 https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...675#post768675), wenn man das Foto (speziell die Schutthalde und die freie Sicht zur Weißwand) mit Satellitbildern und Karten vergleicht. Ich bin dazu zum selben ausgeprägten Steig gelangt, den 4138 kurz nach dem Verlassen des Wolfstals auch erreicht hat.

    Übrigens, ich bin eine Woche später wieder an dieser Gegend vorbei, und habe dabei ein paar andere Details erforschen können, die ich hier in diesen Bericht integriert habe. Also, zum Bericht jetzt!

    Ich erreiche Kaiserbrunn bei trübem Wetter. Als ich von dem warmen und freundlichen Raum des Wagens aussteige, kriege ich gleich eine Watsche: es bläst ein sehr lästiger und starker Wind aus N/NW, es regnet, und es ist kalt. Beste Bedingungen für eine einsame Tour - falls das bewölkte Höllental alleine nicht genug abschreckend wäre! Ich packe meine Sachen, und kurz vor 12:30 verlasse ich fröhlich den PP.

    Erste Schritte ins Wolfstal. Der Wind ist hier weniger spürbar, weiterhin fallen jedoch immer wieder Regentropfen. Alles ist nass. Die frische und feuchte Bergluft reinigt aber meine Atemwege, und lässt mich gleich in mein Element fühlen.
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    Nach einer Wildfütterung, statt in der Talsohle zu bleiben, gehe ich links auf einen parallel verlaufenden Rücken hoch, aus dem sich ein markanter Felsenbogen samt Fenster ragt, die "Wolfstal-Naturbrücke".
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    Rückblick.
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    Es geht weiter empor über diesen leichten jedoch brüchigen und bei Nässe glitschigen Hang (schaut hier flach aus, ist es aber nicht).
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    Gleich danach erreiche ich eine von rechts kommende Forststraße, die zum Kleinen Wolfstal weiter führt (zur Beneschs Zeit eigentlich als "Finstertal" bezeichnet). Ich gehe über die Forststraße zurück zur Talsohle, und folge dann diese bis zu einem Art Kessel mit steilen Felsen (720m). Gleich vor dem Eintreten des Kessels beginnt links der Jagdsteig (bei dem liegenden Baum im Foto) und führt leicht ansteigend in den Hochwald hoch.
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    Ich wechsle zu Jäger-Modus und verlasse endgültig die Talsohle: mein Anstieg wird ab jetzt stetig auf der orographisch rechten Seite des Wolfstals bleiben. Ich will doch kein Mahl für die Wölfe in der Finsternis hier unten werden!

    Der Jagdsteig ist schön angelegt und schlängelt sich mittels ein paar Schleifen über die Absätze eines nach NO ziehenden Grabens, zwischen interessanten und oft durchlöcherten Felswänden.
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    Bei dieser Höhle neben einem Abbruch des Grabens kommt man direkt vorbei.
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    Rückblick.
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    Ich schaue mir einen längeren Felsgürtel näher an, an den der Steig vorbeizieht. Ich entscheide mich dabei in einer der Halbhöhlen hier Pause zu machen, denn es regnet momentan wieder stärker.
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    Fortsetzung folgt....
    Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 00:28.

  • #2
    Der Regen lässt nach, ich gehe zum Jagdsteig zurück. Es folgt eine Querung oberhalb eines weiteren Absatzes.
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    Ein letzer Zickzack.
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    Auf etwa 870m wendet sich endgültig der Steig nach rechts, um über eine lange Querung die Wolfstalsohle auf 910m schließlich zu erreichen (oberhalb des berühmten Abbruchs am normalen Weg). Die Querung zieht zunächst nach NWW, wendet sich aber bald nach SWW, und zwar genau dort, wo die den NNO Rücken trifft, der zur Weißwand führt.

    In der Querung beim Erreichen des Rückens.
    IMG_20220416_132624377_HDR.jpg

    Nach unten hin flacht hier der Rücken fast komplett ab, um wiederum nach ein paar Dutzend Metern durch steile Wände in den anfänglich erwähnten Kessel abzubrechen. Somit bietet sich hier eine große wunderschöne Terrasse, die auch Benesch erwähnt.
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    Benesch bemerkt dass während der Steig in der Tat zum Wolfstal weiter quert, die Hauptspur eigentlich hier zur Weißwand weitergeht, was allerdings nicht mehr der Fall ist: Spuren nach oben (am Rücken) sind zwar zu finden, aber eher schwach, die Querung ins Wolfstal weißt hingegen eine wahrlich ausgeprägte Trasse auf. Aus Neugier folge ich den schönen Jagdsteig ein Stück weiter.
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    Eine Kanzel samt Ansitz taucht entlang der Querung auf.
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    Beim Ansitz. Mittlerweile bin ich im leichten Schneeregen.
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    Ich entscheide mich hier zum Rücken zurückzugehen. Um es abzukürzen, steige ich direkt schräg links hoch, was nicht zu botanisch war, aber sicher weniger schön und gangbar als wenn man den Rücken vom Start nimmt.

    Nach 40hm bin ich am Rücken. Hier geht es schön weiter, einige Spuren sind auch nutzbar.
    IMG_20220416_133415016.jpg

    Tolle Blicke öffnen sich auf die andere Talseite. Da oben herrscht der Winter!
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    Blick auf den letzten Aufschwung des Jägerriegels, der über eine Rampe zu überwinden ist.
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    Auf 1000m kommt dann ein Sattel. Da kann ich plötzlich nach rechts eine querende Spur ausmachen. Selbstverständlich gibt es viel Wildwechsel in diesem Gebiet, ich habe jedoch ein Gefühl das ist ein Steig. Mein Neugier wird sehr groß. Ich verlasse daher den Rücken um diese Spur wieder in Richtung Talsohle zu erkunden.
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    Die Spur ist nicht zu verfehlen. Bequem ist sie auch zu gehen, obwohl manchmal liegen einige gefallene Bäume/Bäumchen quer durch den Weg.
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    Dabei quert man den Ausläufer eines Kars, hier ziemlich bewaldet. Das Kar ist etwa weiter oben von dem NNO Rücken östlich begrenzt, und führt ebenfalls Richtung Weißwand, die hier hinter den Bäumen ein bisschen zu sehen ist. Ich bleibe auf der Spur.
    IMG_20220416_134352771.jpg

    Die Spur wirkt nicht selten künstlich trassiert, irgendwann tauchen auch ein paar abgeschnittene Asten/Baumstämme auf. Ich bin überzeugt: das ist ein alter Steig.
    IMG_20220416_134529586.jpg

    Fortsetzung folgt....

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    • #3
      Und siehe da: ein (Solo-)Steinmandl auf einem abgeschnittenen Baumstamm (Bildmitte unten)!
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      Nähere Aufnahme.
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      Der Stein ist hinten stark bemoost und wirkt als wurde vor langer Zeit gelegt. Kann man vielleicht datieren, wie lange schon ein Stein in seiner Position steht (wäre interessant für die Analyse der Entwicklung von Gebirgen)?

      Das Kar ist westlich von einem anderen Rücken begrenzt, der hier unmittelbar oberhalb des Steigs steil abbricht. Der Steig geht ums Eck weiter (nach rechts im Foto).
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      Blick nach links hoch unter den Abbruch dieses Rückens.
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      Rückblick auf den Steig.
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      Bei der östlichen Begrenzung des Kars ragt ein kühner Felsturm. Der NNO Rücken erreicht den Turm von hinten im Foto.
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      Prächtiger finsterer Blick auf den mittleren Teil des Jägerriegels. Bei der Scharte ist die Schlüsselstelle.
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      Nach dem Eck wird der Steig bald teilweise zugewachsen und weniger deutlich (auch wegen Wildspuren), es geht allerdings logisch ungefähr waagrecht weiter, und bald steht man auf einer Schulter direkt und steil oberhalb der Wolfstalsohle. Von geeigneter Stelle (nicht zu hoch an der Schulter bleiben) erreicht man dann bald über eine Art Rampe den Talboden auf 1020m, und zwar dort wo user 4138 den Talboden verlassen hat (was er aber nicht über diese Rampe gemacht hat, sondern direkt nach oben neben den kleinen Abbruch einer Schuttrinne die von der Weißwand herabzieht, um sich erst danach nach links zu wenden). Ich bleibe allerdings auf der Schulter. Also, so wie der untere Jagdstieg, verbindet dieser alte Steig ebenfalls das Wolfstal mit dem NNO Rücken horizontal, nur eine Stufe (=100hm) höher.

      Hier die Rampe Richtung Schulter, Bild von meinem zweiten Besuch eine Woche später.
      IMG_20220423_133230691_HDR.jpg

      Ich setzte die Besteigung der Weißwand fort. Ziel ist es jetzt, den NNO Rücken auf 1100m zu erreichen, dort wo der sich aufsteilt. Ich steuere zunächst direkt nach oben, etwa entlang einen anderen Rücken (wobei sperrende Felsen oberhalb der Schulter sind anfangs links zu umgehen), teilweise botanisch-mühsam, und teilweise über brauchbare Wildspuren.
      IMG_20220416_135321616_HDR.jpg

      Das Wetter bleibt trüb.
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      Auf 1080m treffe ich eine ausgeprägte von rechts kommende Spur, die querend nach links führt. Wieder ein Steig!
      IMG_20220416_135520423_HDR.jpg

      Das ist ganz genau der Steig auf den User 4138 kurz nach dem Verlassen der Wolfstalsohle gestoßen ist. Meine Aufnahme stimmt genau mit seiner überein (Foto mit Bildlegende "Kommt zu einem ausgeprägten Steig" im oben verlinkten Bericht).

      Der Steig geht genau dorthin, wo ich jetzt hin muss, so ich verfolge den (4138 hat den bald nach rechts verlassen, um unter der Weißwand direkt zu gelangen). Und plötzlich wieder ein altes bemoostes Steinmandl (kein armer einsamer Stein diesmal)! Ist das eine Bergtour oder eine Archäotour?
      IMG_20220416_135752909.jpg

      Nach etwa Wald erreicht der Steig das vorheriges Kar, und gegenüber sehe ich jetzt den NNO Rücken, der sich ab hier steil und felsig aufstellt und eine abbrechenden Kante aufweißt.
      IMG_20220416_135914935_HDR.jpg

      Was für eine faszinierende Landschaft! Das ist übrigens der kühne Turm, den ich vorher von unten bestaunt habe.
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      Ich quere das Kar über den Steig. Bald schaue ich nach rechts, und da hinten zeigt sich schon imposant ein Teil der Weißwand.
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      Fortsetzung folgt....

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      • #4
        Absolut fesselnde Umgebung!
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        Die Kante der NNO Rücken. Mittlerweile ist der Wind stärker, und ab und zu schneit es auch.
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        Rücken erreicht, kurz hinter dem Turm.
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        Also, hinauf.
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        Endlich stehe ich vor dem steilen Aufschwung des Rückens.
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        Jetzt ist es spannend. Ist da ein Durchstieg wirklich möglich? Das Wetter und der nasse Boden muss ich dazu berücksichtigen. Direkt vor mir eine anfangs schottrige Rinne, links vom Felsvorsprung geht es hingegen in eine seiche und freundlichere Rinne, die links von einem großen Grat begrenzt ist. Ich wähle die Rinne vor mir.
        IMG_20220416_140348823.jpg

        Die Rinne wird aber bald etwa ungut bei der Nässe, und so bevorzuge ich nach links über eine trennende Kante zur zweiten Rinne zu wechseln. Nach einigen Metern in die zweite Rinne hinauf, sehe ich dass ein schmales Band zur Gratkante links führt. Das schaut interessant aus, und ich will es mir anschauen.

        Hier ein Blick auf das Band von meinem zweiten Besuch eine Woche später (beim ersten Besuch habe ich da nicht fotografiert).
        IMG_20220423_124520283_HDR.jpg

        Und gleich stehe ich auf der Gratkante. Rückblick (die ersten Metern sind von hier nicht zu sehen, denn es dreht sich).
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        Schwierig ist es nicht, die Tritte sind gut, schmal und ein bisschen ausgesetzt ist es aber schon.

        Auf der anderen Seite ist es jetzt aber prickelnder. Hier liegt eine dritte Rinne, die zwar viel großer und nach oben hin freundlich ist, aber nach unten hin weit abbricht. Das Problem ist, um vom Grat in diese hinein zu kommen, muss man den steilen schrofigen Rand (I) derselben queren, und wenn man da abrutscht, ist eine Fahrt in den Abbruch ziemlich garantiert. Nach ein bisschen Studieren des Geländes und Überlegung, quere ich aber doch in diese dritte Rinne.
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        Rückblick Richtung Jägerriegel bei dem letzten Schritten in der Querung.
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        Rückblick zur Querung, aus der anderen Seite der dritten Rinne. Das Band von der zweiten Rinne kommt raus zum Grat ein bisschen rechts der Bildmitte. Ich habe dann unter der Lärche gequert. Weiter oben kann man auch queren, aber es liegt einiges an Erde und Nadeln.
        IMG_20220416_141535451.jpg

        Die Fortsetzung nach oben des trennenden Grats zwischen den zweien Rinnen.
        IMG_20220416_141547921_HDR.jpg

        Ab hier legt sich dann der breite NNO Rücken etwa zurück, und der weiterer Anstieg kann ohne Gefahren erfolgen, wobei mehrere Linien möglich sind.

        Ich möchte aber auch erwähnen dass es ein leichteren und entspannteren Durchstieg gibt, der den steilen Aufschwung des Rückens relativ ungefährlich überwindet: man folgt einfach den Weg der geringsten Exposition und Widerstand aus der zweiten Rinne. Das habe ich bei meinem zweiten Besuch erfahren. Dabei habe ich auch andere Varianten über die erste und zweite Rinne gefunden, die leichte (I+/II) Kletterneinlagen und Schrofen Kraxlerei bieten, wobei je näher zur Kante des Rückens es geht, umso mehr gefährlich es wird. Links der dritten Rinne sind übrigens steile Abbrüche.

        Es geht jetzt entspannt aufwärts weiter. Zuerst halt ich mich links im Wald, denn es zieht weniger Wind hier. Dabei öffnet es sich ein malerischer Blick Richtung Brandschneide (Bildmitte, in der Ferne).
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        Übrigens, hier liegt so viel Almrausch herum wie mir noch nie im Rax/Schneeberg Gebiet aufgefallen ist.

        Dann gehe ich nach rechts Richtung Kante.
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        Fortsetzung folgt....
        Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 10:03.

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        • #5
          Und dann.... ein Felsloch auf der Kante!
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          Ein solch dreieckiges Portal habe ich noch nie gesehen. Und ein faszinierender Blick durch!
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          Ich spaziere gemütlich darunter zur anderen Seite, das Portal ist groß genug. Vor mir tut sich dann ein EPISCHES Bild auf, das ich nie vergessen wird!
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          Die Weißwand zeigt sich seitlich, und man könnte glauben, ein riesiges Felsgesicht in ihrem Profil zu sehen.
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          Überraschenderweise bricht es hier nicht gleich senkrecht ab: das Portal liegt über einem Art Kar, das zwar steil ist und unweit unten in den Abgrund abbricht, aber (mit Vorsicht) begehbar ist. Ich steige einige Metern in das Kar ab und schaue nach oben: da präsentiert sich das Kar eigentlich als lange und steile felsige Rinne.
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          Diese Rinne zieht mich so an, und doch muss ich mich anhalten, denn für einen Besteigungsversuch sind die Verhältnisse einfach mies. Das Gestein ist meistens nass, teilweise angezuckert, der eiskalte Wind lässt nicht ab und transportiert immer wieder Schneeflocken, und wer weiß ob es dazu auch neblig werden könnte. Es ist auch nicht klar ob man da oben weiter kommen würde. Ich kehre um, und gehe durch das Portal wieder zu sichererem Gelände. Ich werde ein anderes Mal bei guten Verhältnissen zurückkommen.
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          Ich umgehe in einer Schleife den sehr steilen Aufschwung der Kante oberhalb des Portals.
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          Kurz danach gelange ich wieder zur Kante auf 1250m. Von hier kann man sperrende Wände am Ende des oberen rinnenartigen Kars betrachten.
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          Ein direkter Ausstieg über diese Wände sieht ernst und schwierig aus, es scheint allerdings möglich zur Stelle aus der das Foto genommen wurde, querend auszusteigen.

          Blick auf die andere Seite oberhalb des Kars.
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          Blick entlang die Kante nach unten. Die eisige Glasur am Bäumchen verrät dem Leser die Luv-Seite.
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          Danach umgehe ich wieder nach links einen weiteren steilen Aufschwung, und zwar über eine kurze nette Rinne.
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          Fortsetzung folgt....
          Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 00:43.

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          • #6
            Dann schaue ich nochmal über das Kar rüber. Dort setzt der Rand der Weißwand an.
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            Nach wenigen weiteren Höhenmetern schließt sich das Kar auf meiner rechten Seite und somit verschmelzt sich der NNO Rücken zu dem bewaldeten Hang der in einem Bogen ober der Weißwand steht. Ich quere den Hang ganz leicht ansteigend nach rechts, bis ich auf 1320m den Rücken treffe, der vom Ebenwald am Raxplateau herabzieht und in den W Eckpfeiler der Weißwand endet.

            Der Hang ist voll angezuckert.
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            Leider weißt die Weißwand kein wahren Gipfel auf, und das angezuckerte abschüssigen Gelände am Rand der Wand hat mich auch gezwungen die Querung einige Metern weiter oben im Wald zu führen.

            Rücken erreicht.
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            Blick nach unten.
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            Ich steige gleich weiter an. Ich möchte das Plateau über den Rücken erreichen, und in diese für mich reizende winterliche Landschaft eintauchen.
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            Schöne Felsen am bzw. neben dem Rücken tun sich auf.
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            Die raue Elemente spüren.
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            Dabei passiere ich auf ~1390m einen Sattel, aus dem ein steiler Graben zum Fuß der Weißwand nach NNW herabzieht.

            So schön!
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            Tief winterlich (und unter null Grad) ist es ja!
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            Nach oben hin muss ich dann öfters über zunehmend dickere Schneefelder durch, die meisten sind aber wunderbar tragfähig. Und wo es steil ist, kann ich gute Tritte schlagen.
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            Was man auf den Fotos nicht erahnen kann, ist der eisiger Wind mit Böen bis ~60 Km/h. Kein Wunder das ich hier den Osterhase nicht sehen konnte. Ein Schneehuhn habe ich aber gesehen. Wobei es ist diskutierbar wer sich mehr erschrocken hat.

            Ich erreiche das Plateau beim Ebenwald.
            IMG_20220416_150700998.jpg

            Fortsetzung folgt....
            Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 00:45.

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            • #7
              Sobald ich einige Markierungsstangen im Nebel sehe (hier links im Foto, schwer zu sehen), mache ich Endstation.
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              Vor dem Abstieg suche ich aber ein geschütztes Platzl unter den Bäumen, und da, genau 1000hm oberhalb Kaiserbrunn, "genieße" ich ein Mittagessen aus dem Gefrierfach, ich mein, Rucksack.

              Nach der arktischen Stärkung steige ich über den Aufstiegsweg bis zum erwähnten Sattel ab. Dort verlasse ich den Rücken und lass mich von den Schwerkraft in den Graben hinunter ziehen. Dabei halte ich mich am rechten Rand des Grabens, entlang schöne senkrechte Felsen, die diesen von einem vermutlich steileren Graben trennen. Nebel sorgt für schöne Stimmung.
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              Rückblick.
              IMG_20220416_153827465_HDR.jpg

              Dann komm ich zu einem Eck wo sich ein erster Blick zur Weißwand öffnet, und zwar zum W Eckpfeiler. Hinter dem Eck ist der andere Graben, hier vereinigen sich die beiden.
              IMG_20220416_153836088_HDR.jpg

              Hier bin ich hinunter.
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              Und hier links vom Eck kommt der zweite Graben.
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              Die zwei Graben.
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              Es geht jetzt unter den Eckpfeiler herum.
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              IMG_20220416_154133391_HDR.jpg

              Und bald quert man in großartiger Landschaft unter die mächtige Weißwand, mit dem Schneeberg vor der Nase (links ist aber der Jägerriegel). Eine deutliche Spur ist hier vorhanden.
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              Fortsetzung folgt....
              Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 00:47.

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              • #8
                Was für eine imposante und immense Wand! Durchgehend geschlossen und senkrecht, nach oben hin lauter Überhänge. Dazu sorgen die unterschiedlichen Farben und Streifen für ein wahres Schauspiel. Da unten zu stehen ist ein Erlebnis (allerdings speziell durch den Hang oben steinschlaggefährdet).
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                Die Rückblicke sind bei dieser Stimmung besonders faszinierend.
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                Die Querung auf der Spur senkt sich dann etwa, und man erreicht ein rotes Schuttfeld.
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                Und weiterhin ist das Schauspiel der Wand (und überhaupt der ganzen Umgebung) grandios und atemberaubend. Dem Wetter ist auch zu danken, für diese einmalige Stimmung.
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                Die Nässe sättigt den roten Ton des Schutts. Ich könnte fast glauben, ich bin hier auf dem Mars.
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                Dann erreich ich den Rücken, der unten beim Solo-Steinmandl am alten Steig abbricht. Ich werde jetzt hier wieder zu diesem Steig absteigen. Ein paar Blicke auf die Weißwand noch.
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                Fortsetzung folgt....

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                • #9
                  Ein Blick zum Einstieg in den oberen steilen NNO Rücken (Bildmitte unten, knapp rechts vom Turmstein im Hintergrund). Die Sonne scheint in die ehemalige Schlossalpe im Hintergrund.
                  IMG_20220416_155840861_HDR.jpg

                  Der obere NNO Rücken. Der schwarze Fleck in Bildmitte ist das dreieckige Portal.
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                  Dann ist der Akku leer, somit ist kein Foto mehr (klingt aber poetisch ).

                  Ich erreiche den alten Steig, und steige dann zum Jagdsteig ab, dessen letzen Teil zum Wolfstal ich mir dazu noch anschaue (am Ende ist eine ausgesetzte erodierte Querung und da mus man aufpassen). Ich steige aber dann doch über den Jagdsteig ganz ab, da der mir so gut gefallen hat.

                  Um 16:50 bin ich wieder am PP, und nach dem Verlassen des Höllentals bin ich zurück in die Zivilisation. Den Osterhase habe ich doch nicht versäumt.

                  Liebe Grüße,
                  David
                  Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 01:21.

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                  • #10
                    Tolle Erkundung!

                    Lustig, erst vor ein paar Tagen hab ich mir den alten Bericht von 4138 wieder angeschaut, und jetzt kommst du mit dieser Exploration daher.

                    Die Weißwand interessiert mich auch, überhaupt das ganze Gebiet zwischen Brandschneide und Wolfstal, und ich habe vor, mir das auch näher anzusehen. Mein letzter Besuch im Wolfstal ist nun schon 10 Jahre her, Jägerriegel noch länger.

                    Ich warte aber auf besseres Wetter, so stimmungsvoll deine Bilder auch sein mögen. Nass und kalt mag ich gar nicht.

                    LG maxrax

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                    • #11
                      Zitat von maxrax Beitrag anzeigen
                      Tolle Erkundung!

                      Lustig, erst vor ein paar Tagen hab ich mir den alten Bericht von 4138 wieder angeschaut, und jetzt kommst du mit dieser Exploration daher.

                      Die Weißwand interessiert mich auch, überhaupt das ganze Gebiet zwischen Brandschneide und Wolfstal, und ich habe vor, mir das auch näher anzusehen. Mein letzter Besuch im Wolfstal ist nun schon 10 Jahre her, Jägerriegel noch länger.

                      Ich warte aber auf besseres Wetter, so stimmungsvoll deine Bilder auch sein mögen. Nass und kalt mag ich gar nicht.

                      LG maxrax
                      Danke Maxrax!

                      Ich finde dieses Gebiet ist absolut abwechslungsreich und interessant für Explorationen!

                      Übrigens, ich verrate es jetzt hier: der alte Steig geht weiter bis zur Brandschneide, wenn auch die Spur dann oft und lang verschwindet. Das habe ich bei meinem zweiten Besuch herausgefunden, als Teil einer grösseren "Forschungsreise". Der obere alte Steig (der den auch 4138 gegangen ist) geht auch ein Stück weiter Richtung Brandschneide, verliert sich dann aber bald (und vermutlich endgültig) bei steilem Gelände, obwohl es gäbe eine Verbindung zum unteren, die nicht klar ist ob zum Steig gehörte. Werde vielleicht mal berichten.
                      Zuletzt geändert von escapist; 10.05.2022, 01:05.

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                      • #12
                        Hallo David!



                        Deine Erkundungstouren im extremen Steilgelände zusammen mit deiner mehr als ausführlichen Dokumentation stellen eine neue Qualität im Forum dar.
                        Solche Sachen interessieren mich selbst auch - aber nur bei Schönwetter.
                        LG Rudolf
                        _________________________________________
                        Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
                        die wir nicht nutzen. (Seneca)

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                        • #13
                          Zitat von escapist Beitrag anzeigen
                          Übrigens, ich verrate es jetzt hier: der alte Steig geht weiter bis zur Brandschneide…
                          …Werde vielleicht mal berichten.
                          Bitte nicht, sonst bleibt ja für andere nichts mehr über zum selber Entdecken

                          Der untere Verbindungsweg zur Brandschneide dürfte derjenige sein, der in der OSM eingezeichnet ist.

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                          • #14
                            Zitat von Rudolf_48 Beitrag anzeigen
                            Deine Erkundungstouren im extremen Steilgelände zusammen mit deiner mehr als ausführlichen Dokumentation stellen eine neue Qualität im Forum dar.
                            Dem will ich mich anschließen!
                            ++m

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                            • #15
                              Beeindruckende Expedition in (fast) unbekanntes Gelände, das bei dem Wetter alles andere als einladend wirkt. Wenn's nicht so weit zum Gehen (und Tragen) wäre, dann böte sich die Weißwand u.U. als lohnendes Kletterziel an. Aber der ganzen Krempel da rauftragen, noch dazu oft weglos...? Da schaue ich mir lieber deinen ausführlichen Berichte an und lasse die Weißwand in Frieden.
                              Danke jedenfalls für die exakte Dokumentation und die eindrucksvollen Bilder,
                              LG
                              Andi
                              ... ab 45 Grad Neigung wird's interessant ...

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