Die perfekten Bedingungen am 14. Mai galt es zu nutzen, und nach mehreren milden Tagen davor suchte ich nach einem Ziel in Mittelgebirgshöhen, das bereits schneefrei begehbar sein sollte.
Meine Überlegungen kreisten bald um den Hohen Hengst. Es liegt bereits mehr als acht Jahre zurück, dass ich - gemeinsam mit Norbert - auf ihm stand (Bericht), und wegen Saharastaubs war die Fernsicht zudem recht eingeschränkt. Wir starteten damals im Rohrbachgraben zu einer langen Runde auch über den Gahns. So wollte ich den Hohen Hengst diesmal von der anderen Seite - vom Schneebergdörfl - besteigen. Die kürzeste Rundtour würde durch das Mieseltal bergauf führen. Aber ein Tag Mitte Mai mit stabilem Schönwetter bietet viel Zeitspielraum. So entscheide ich mich mit dem Aufstieg über den Unteren Herminensteig für eine etwas längere Route - noch dazu mit der Gelegenheit, sehr alte Erinnerungen aufzufrischen. (Ich bin diesen Steig bisher nur einmal gegangen, und dies noch im vergangenen Jahrtausend. )
Es ist etwas nach 9.30 Uhr, als ich vom Schneebergdörfl starte. Auch der Anblick des großen Berges zeugt von den milden Tagen der letzten Zeit; etwas Schnee hat sich in den oberen Regionen aber noch halten können.
002-Bruckerhof-BreiteRies.jpg
Zunächst geht es flach in das Mieseltal hinein.
004-Mieseltal.jpg
Das gesamte Puchberger Becken leuchtet aktuell in kräftigen Frühlingsfarben, und so könnte sich diese Szenerie kaum noch schöner als heute zeigen!
007-Hochschneeberg.jpg
Vor mir wird das Gelände sichtbar, durch das mich der Aufstieg heute führen wird: Vom Hochschneeberg ziehen die Östliche und Westliche Hotelries herunter, und passend dazu ist auch das Hoteldach auf dem Plateau zu sehen. Der Untere Herminensteig muss den Felsgürtel in der Waldzone überwinden, und er tut dies im linken der beiden Einschnitte.
008-Hochschneeberg-Hotelries.jpg
Nach der Abzweigung vom Mieseltal führt der Untere Herminensteig zunächst im dichten Wald steil bergauf. Je näher man der Felszone kommt, umso schütterer wird der Wald und umso schottriger der Steig.
009-Felsszenerie.jpg
Hier stehe ich bereits direkt unter der Felspassage mit der sogenannten "Kletterstelle" des Unteren Herminensteigs. Zunächst führt eine Rampe diagonal nach rechts oben; da sind auch mehrere Markierungen zu erkennen. Die - heiklere - obere Kletterstelle ist noch verdeckt.
012-UntererHerminensteig-Kletterstelle.jpg
Die Weggabelung nur wenige Meter weiter.
Lange galt die Einstufung der Kletterpassage mit 1+ als nachvollziehbar. Aber sämtliche Beschreibungen sind sich einig, dass die Stelle schwieriger geworden ist und heute eine Einstufung mit 2 besser passen würde. Die Gründe dafür liegen darin, dass etliche Tritte und Griffe durch viele Begehungen immer glatter geworden oder aber - wegen des nicht wirklich festen Gesteins - überhaupt ausgebrochen sind. Der obere Teil der zunehmend heiklen zweiten Kletterstelle wurde schon vor vielen Jahren durch ein herunter hängendes Seil entschärft.
Irgendwann Ende des Zweiten Jahrtausends bin ich diese Felspassage mit zwei Freund*innen hinauf gegangen. Ich habe kaum mehr konkrete Erinnerungen daran: Der Fels war eher glatt, eine wirklich heikle Situation hat sich aber wohl nicht ergeben. Wie zuletzt mehrere Forumsuser an anderer Stelle bekannt haben: Auch ich werde nicht jünger und habe daher kein Interesse, die Passage heute viele Jahre später allein erneut zu versuchen. So entscheide ich mich für die "Umgehung" (die ich noch dazu zum ersten Mal überhaupt gehe).
013-UntererHerminensteig-Wegweiser.jpg
Die Umgehungsvariante quert zunächst kurz die Steilflanke nach links. Danach "ruachelt" man sich den natürlich nach wie vor steilen Hang an den Felsen vorbei hinauf. Das sieht auf den obersten Metern so aus und bereitet - vorausgesetzt, der Boden ist nicht zu feucht - etwas Anstrengung, aber keine Schwierigkeiten.
016-Umgehungsstelle3.jpg
Die erneute Querung nach rechts oben ist um einiges angenehmer zu gehen, und schon bald blickt man nun von oben zu der Felspassage mit dem direkten Steig.
018-RückblickFelsstufe.jpg
Die letzten guten 100 Höhenmeter bis zum Nördlichen Grafensteig überwindet der Untere Herminensteig in mehreren steilen, wurzelreichen Kehren wieder in dichtem Wald. Neue Markierungen an einigen Stellen lassen darauf schließen, dass ein paar Kehren wegen Windbruchs erst in den letzten Jahren zusätzlich angelegt werden mussten.
021-neutrassierteKehren.jpg
In knapp 1400m Höhe erreiche ich dann - wieder am Rand der Hotelries - den Nördlichen Grafensteig und folge ihm Richtung Süden. Nach einem kurzen Abschnitt im Wald nähert der Steig sich leicht ansteigend der Tunnelries: einer weiteren Schotterrinne, die vom Plateaurand des Hochschneebergs weit in die Waldregion hinunter zieht.
025-NördlicherGrafensteig-Tunnelries.jpg
Hier bietet sich aus eher ungewöhnlicher Perspektive ein perfekter Blick zu meinem heutigen Gipfelziel, dem Hohen Hengst: Sein breiter, weitgehend baumfreier Gipfelrücken ist ebenso gut zu erkennen wie die ausgeprägte Felsstufe, mit der er zum Mieseltal (sowie zum Kaltwassersattel ganz rechts) abbricht.
027-HoherHengst-Kaltwassersattel.jpg
Die Tunnelries ist unter den vielen Schotterrinnen und - feldern in der Nordostflanke des Schneebergs in der mittleren Größenkategorie einzuordnen, ähnlich der Krummen Ries. An die Dimensionen der Breiten Ries reicht sie natürlich nicht heran, ist aber zugleich doch breiter als etwa die Lahningries oder der Schneidergraben. In jedem Fall sorgt sie für einen erstaunlich alpinen Vordergrund der Ausblicke, wie diese Weitwinkelperspektive zum Hohen Hengst...
030-BlickPuchberg-HoherHengst.jpg
...ebenso beweist wie der Blick über das Puchberger Becken.
035-Tunnelries-PuchbergerBecken.jpg
Der Blick hinauf: Gar nicht weit hinter den Zacken stehen das Elisabethkirchlein und das Hotel Hochschneeberg.
032-Tunnelries.jpg
Meine Überlegungen kreisten bald um den Hohen Hengst. Es liegt bereits mehr als acht Jahre zurück, dass ich - gemeinsam mit Norbert - auf ihm stand (Bericht), und wegen Saharastaubs war die Fernsicht zudem recht eingeschränkt. Wir starteten damals im Rohrbachgraben zu einer langen Runde auch über den Gahns. So wollte ich den Hohen Hengst diesmal von der anderen Seite - vom Schneebergdörfl - besteigen. Die kürzeste Rundtour würde durch das Mieseltal bergauf führen. Aber ein Tag Mitte Mai mit stabilem Schönwetter bietet viel Zeitspielraum. So entscheide ich mich mit dem Aufstieg über den Unteren Herminensteig für eine etwas längere Route - noch dazu mit der Gelegenheit, sehr alte Erinnerungen aufzufrischen. (Ich bin diesen Steig bisher nur einmal gegangen, und dies noch im vergangenen Jahrtausend. )
Es ist etwas nach 9.30 Uhr, als ich vom Schneebergdörfl starte. Auch der Anblick des großen Berges zeugt von den milden Tagen der letzten Zeit; etwas Schnee hat sich in den oberen Regionen aber noch halten können.
002-Bruckerhof-BreiteRies.jpg
Zunächst geht es flach in das Mieseltal hinein.
004-Mieseltal.jpg
Das gesamte Puchberger Becken leuchtet aktuell in kräftigen Frühlingsfarben, und so könnte sich diese Szenerie kaum noch schöner als heute zeigen!
007-Hochschneeberg.jpg
Vor mir wird das Gelände sichtbar, durch das mich der Aufstieg heute führen wird: Vom Hochschneeberg ziehen die Östliche und Westliche Hotelries herunter, und passend dazu ist auch das Hoteldach auf dem Plateau zu sehen. Der Untere Herminensteig muss den Felsgürtel in der Waldzone überwinden, und er tut dies im linken der beiden Einschnitte.
008-Hochschneeberg-Hotelries.jpg
Nach der Abzweigung vom Mieseltal führt der Untere Herminensteig zunächst im dichten Wald steil bergauf. Je näher man der Felszone kommt, umso schütterer wird der Wald und umso schottriger der Steig.
009-Felsszenerie.jpg
Hier stehe ich bereits direkt unter der Felspassage mit der sogenannten "Kletterstelle" des Unteren Herminensteigs. Zunächst führt eine Rampe diagonal nach rechts oben; da sind auch mehrere Markierungen zu erkennen. Die - heiklere - obere Kletterstelle ist noch verdeckt.
012-UntererHerminensteig-Kletterstelle.jpg
Die Weggabelung nur wenige Meter weiter.
Lange galt die Einstufung der Kletterpassage mit 1+ als nachvollziehbar. Aber sämtliche Beschreibungen sind sich einig, dass die Stelle schwieriger geworden ist und heute eine Einstufung mit 2 besser passen würde. Die Gründe dafür liegen darin, dass etliche Tritte und Griffe durch viele Begehungen immer glatter geworden oder aber - wegen des nicht wirklich festen Gesteins - überhaupt ausgebrochen sind. Der obere Teil der zunehmend heiklen zweiten Kletterstelle wurde schon vor vielen Jahren durch ein herunter hängendes Seil entschärft.
Irgendwann Ende des Zweiten Jahrtausends bin ich diese Felspassage mit zwei Freund*innen hinauf gegangen. Ich habe kaum mehr konkrete Erinnerungen daran: Der Fels war eher glatt, eine wirklich heikle Situation hat sich aber wohl nicht ergeben. Wie zuletzt mehrere Forumsuser an anderer Stelle bekannt haben: Auch ich werde nicht jünger und habe daher kein Interesse, die Passage heute viele Jahre später allein erneut zu versuchen. So entscheide ich mich für die "Umgehung" (die ich noch dazu zum ersten Mal überhaupt gehe).
013-UntererHerminensteig-Wegweiser.jpg
Die Umgehungsvariante quert zunächst kurz die Steilflanke nach links. Danach "ruachelt" man sich den natürlich nach wie vor steilen Hang an den Felsen vorbei hinauf. Das sieht auf den obersten Metern so aus und bereitet - vorausgesetzt, der Boden ist nicht zu feucht - etwas Anstrengung, aber keine Schwierigkeiten.
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Die erneute Querung nach rechts oben ist um einiges angenehmer zu gehen, und schon bald blickt man nun von oben zu der Felspassage mit dem direkten Steig.
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Die letzten guten 100 Höhenmeter bis zum Nördlichen Grafensteig überwindet der Untere Herminensteig in mehreren steilen, wurzelreichen Kehren wieder in dichtem Wald. Neue Markierungen an einigen Stellen lassen darauf schließen, dass ein paar Kehren wegen Windbruchs erst in den letzten Jahren zusätzlich angelegt werden mussten.
021-neutrassierteKehren.jpg
In knapp 1400m Höhe erreiche ich dann - wieder am Rand der Hotelries - den Nördlichen Grafensteig und folge ihm Richtung Süden. Nach einem kurzen Abschnitt im Wald nähert der Steig sich leicht ansteigend der Tunnelries: einer weiteren Schotterrinne, die vom Plateaurand des Hochschneebergs weit in die Waldregion hinunter zieht.
025-NördlicherGrafensteig-Tunnelries.jpg
Hier bietet sich aus eher ungewöhnlicher Perspektive ein perfekter Blick zu meinem heutigen Gipfelziel, dem Hohen Hengst: Sein breiter, weitgehend baumfreier Gipfelrücken ist ebenso gut zu erkennen wie die ausgeprägte Felsstufe, mit der er zum Mieseltal (sowie zum Kaltwassersattel ganz rechts) abbricht.
027-HoherHengst-Kaltwassersattel.jpg
Die Tunnelries ist unter den vielen Schotterrinnen und - feldern in der Nordostflanke des Schneebergs in der mittleren Größenkategorie einzuordnen, ähnlich der Krummen Ries. An die Dimensionen der Breiten Ries reicht sie natürlich nicht heran, ist aber zugleich doch breiter als etwa die Lahningries oder der Schneidergraben. In jedem Fall sorgt sie für einen erstaunlich alpinen Vordergrund der Ausblicke, wie diese Weitwinkelperspektive zum Hohen Hengst...
030-BlickPuchberg-HoherHengst.jpg
...ebenso beweist wie der Blick über das Puchberger Becken.
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Der Blick hinauf: Gar nicht weit hinter den Zacken stehen das Elisabethkirchlein und das Hotel Hochschneeberg.
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