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Opponitz - Reichenwaldberg - Glatzberg (904m) - Waidhofen/Ybbs, Ybbstaler Alpen / 22.04.2023

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  • Opponitz - Reichenwaldberg - Glatzberg (904m) - Waidhofen/Ybbs, Ybbstaler Alpen / 22.04.2023

    Die voralpinen Regionen des Mostviertels zeigen sich im Frühjahr oft von ihrer allerschönsten Seite. Allerdings ist die Anfahrt von Wien bis in die Ybbstaler Alpen doch relativ lang. Daher bieten sich Tagestouren vor allem an Tagen mit stabilem Schönwetter an.

    Samstag, der 22. April versprach ein prachtvoller Frühlingstag zu werden. So entschloss ich mich, ihn für einen schon länger gehegten Plan zu nützen: eine Wanderung von Opponitz über den Reichenwaldberg mit der Stierlacke, den Glatzberg und den Naturpark Buchenberg bis Waidhofen/Ybbs. Ich kannte von der gesamten Strecke nur den ersten Anstieg von Opponitz, allerdings bei vollkommen anderen Bedingungen: Im Jänner 2016 wühlten Felix und ich uns mit Schneeschuhen durch viel Schnee (und bei recht mäßigem Wetter) auf den Wetterkogel. So durfte ich auf viele neue Eindrücke in einer abwechslungsreichen Voralpenlandschaft hoffen.

    Um 9.40 Uhr steige ich bei der Haltestelle Gymnasium/Handelsakademie nahe der Altstadt von Waidhofen/Ybbs in den Linienbus nach Opponitz. Mehr als 12 Jahre nach der Einstellung der (schmalspurigen) Ybbstalbahn fahren Busse auch an Samstagen erfreulich regelmäßig nach Lunz/See bzw. Hollenstein/Ybbs.
    Der ehemalige Bahnhof Opponitz steht unter Denkmalschutz und ist daher unverändert geblieben. Auf einer Seite halten nun die Busse, auf der anderen Seite wurde eine Raststation entlang des Ybbstal-Radweges errichtet, der zum Großteil auf der einstigen Bahntrasse verläuft.
    002-Opponitz-ehemBahnhof.jpg
    Der markierte Weg steigt gleich zu Beginn deutlich an. Die Gemeinde Opponitz liegt etwas abseits der Ybbs im engen Graben des gleichnamigen Baches. Dahinter erhebt sich der lange Höhenzug des Oisbergs - nach dem Kaltlufteinbruch vor einer Woche noch mit einigem Schnee bis in mittlere Höhen.
    005-Opponitz-Oisberg.jpg
    In den Talregionen setzt sich das Frühjahr nun aber doch endgültig durch und zeigt sich in vielfältigen Farben.
    010-Knospen.jpg
    Die Landschaft steigt wie in Stufen an. So stehen auf den flacheren Wiesen einzelne meist große Gehöfte (wie hier etwa Vorderstockreith), oft mit Kapellen oder Wegkreuzen in ihrer Nähe.
    012-GehöftVorderstockreith-Kapelle.jpg
    Der Wetterkogel (1115m) genau vor mir ruft die Erinnerungen an eine meiner kräfteraubendsten Schneeschuhtouren wieder wach.
    017-Wetterkogel.jpg
    Die Kombination aus Frühlingsfarben in den niedrigeren Regionen und noch leuchtend weißen höheren Gipfeln ist oft besonders reizvoll.
    Der Blick etwa nach Südwesten folgt für einige Zeit dem Ybbstal aufwärts. In der linken Bildhälfte der Wasserkopf (1442m) westlich von Hollenstein an der Ybbs; der Berg davor fällt durch seinen ungewöhnlichen Namen ebenso auf wie durch seine Höhe: Kothaufenberg, exakt 1000m. Rechts hinten in größerer Entfernung der mittlere Teil der Haller Mauern. ​
    020-Ybbstal-Wasserkopf-HallerMauern.jpg

    Da lohnt sich erstmals der Einsatz des Teleobjektivs. Die Detailaufnahme zeigt den Abschnitt der Haller Mauern vom Hexenturm links bis zum Scheiblingstein rechts, mit Kesselkargrat, Hochturm und Kreuzmauer als markantesten Gipfeln dazwischen.
    021-ZoomHallerMauern.jpg
    Zwei Katzen sind etwas davorviel zu rasch für Fotos hinter Hausecken verschwunden. Bei diesem Nebengebäude des Gehöfts Oberstockreith habe ich dann aber Glück, und dies gleich im doppelten Sinn: Eine besonders schön gefärbte Glückskatze bleibt in aller Ruhe vor der Tür sitzen und lässt sich ablichten.
    026-Oberstockreith-Glückskatze.jpg
    Das hübsche Tier zeigt keine Anzeichen von Ängstlichkeit und wechselt nach einiger Zeit ganz entspannt auf eine Holzbank in die Sonne. Ob der Katze bewusst ist, dass sie ein perfektes Motiv abgibt?
    029-Glückskatze3.jpg

    Der Blick zurück über das (verdeckte) Ybbstal nach Opponitz belegt, dass ich mittlerweile einiges an Höhe gewonnen habe.
    Im Hintergrund links der Friesling (1330m) und rechts das Alpl, mit 1405m die höchste Erhebung des Oisbergs. Beide zählen bereits zum höheren Mittelgebirge und bieten ein gutes Panorama. Aber die Anstiege sind steil und teilweise gar nicht markiert, so erhalten sie dennoch nicht sehr viel Besuch.
    034-Opponitz-FrieslingAlpl.jpg
    Oberhalb der höchsten Gehöfte kürzt meine Route Kehren einer Forststraße ab und steigt dann ebenfalls steil an. Der Blick ybbstalaufwärts geht abermals zum Wasserkopf, und links hinter ihm schaut mittlerweile einer der hohen Gipfel der Ybbstaler Alpen drüber: die Voralpe, 1770m. Im Spätsommer 2021 bezwangen wir sie im Rahmen des Moderatorentreffens im Quartett - eine schöne Erinnerung für mich.
    036-Ybbstal-VoralpeWasserkopf.jpg
    Nach dem Queren einer letzten flachen Wiese erreiche ich in etwa 830m Höhe den Kamm und folge dem markierten Weg zunächst Richtung Nordosten um den Obermitterkogel herum. Ein großer Schlag bietet dann erstmals einen Blick Richtung Westen bis Nordwesten. Die Streusiedlung Seeberg im Vordergrund gehört noch zum (großflächigen) Gebiet der Stadtgemeinde Waidhofen/Ybbs. Hinter dem engen Taleinschnitt mit der Bahn nach Weyer stehen das Weiße Kreuz, der Redtenberg sowie (links etwas drüberschauend) die Spindeleben, 1066m.
    Die waldreiche und stark gegliederte Mittelgebirgslandschaft setzt sich auch hier fort.
    040-Seeberg-WeißesKreuz-Redtenberg.jpg
    Der folgende Abschnitt am Spaltbergkreuz vorbei bis auf den Reichenwaldberg ist derzeit von Forstarbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Die markierte Route besteht meist bloß aus (aktuell noch dazu sehr feuchten) Reifenspuren. Der Weg quert den plateauartigen Reichenwaldberg in einigem Abstand zum höchsten Punkt mit 982m (der in einer Beschreibung "Spaltberg" genannt wird und sogar ein Gipfelbuch besitzen soll, aber schwer zu finden ist). Wie ich nach dem Blick auf Webcambilder im Vorfeld meiner Wanderung erwartet habe, liegt der Schnee vom letzten Kaltlufteinbruch noch bis in knapp 1000m Höhe. Es passt somit gut, dass ich heute nicht höher hinauf kommen werde.
    044-Reichenwaldberg-Forstweg.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 28.04.2023, 13:11.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Wesentlich lohnender als die Suche nach dem höchsten Punkt klingt für mich jedoch ohnehin ein anderer Abstecher: zu den ausgedehnten flachen Almwiesen im Nordwesten des Reichenwaldbergs mit der kleinen Stierlacke. Genau dort, wo der markierte Weg Richtung Rabenstadl wieder deutlicher zu fallen beginnt, wechsle ich auf eine unmarkierte Forststraße. Schon nach wenigen Minuten erreiche ich hier - noch unter 1000m Seehöhe - eine andere Welt: eine weitläufige Almlandschaft mit freien Ausblicken zu den oberösterreichischen Voralpen.
    050-Almwiesen-BlickOÖVoralpen.jpg

    Einige Baumgruppen sowie einzelne Bäume von teilweise beeindruckender Größe gliedern die Almwiesen.
    047-KnorrigeBäume.jpg

    Zunächst dachte ich daran, hier das Sengsengebirge zu sehen - bis mir bewusst wurde, dass rechts der Bildmitte der Almkogel (1513m) im Reichraminger Hintergebirge steht. Ich habe unterschätzt, wie tief verschneit die höheren Mittelgebirgsregionen nach wie vor sind. (Immerhin schaut der Hohe Nock rechts hinten drüber. )
    054-Almwiese-BlickReichramingerHintergeb.jpg

    Ein alter, fast nur mehr andeutungsweise erkennbarer Ziehweg quert das weitläufige Plateau.
    057-Ziehweg-Baumgruppe.jpg

    Eine kleine Lacke, und um sie herum zeigen sich auch in fast 950m Höhe die ersten Blüten.
    060-Lacke-Almböden.jpg

    Die Äste der knorrigen Laubbäume bilden allein für sich bereits ein lohnendes Motiv.
    063-Äste.jpg

    Die Vielzahl der sichtbaren Gipfel lässt mich wieder zum Teleobjektiv wechseln.
    Hier zoome ich mir den höchsten Berg heran, der während des gesamten Tages in mein Blickfeld kommt: das 2388m hohe Warscheneck mit seiner charakteristisch unregelmäßigen Form. Es schaut in etwas über 50km Entfernung (zwischen Langlackenmauer und Ochsenkogel) über den langen Kamm vom Almkogel Richtung Süden.
    065-ZoomWarscheneck.jpg

    Der Almkogel im Großformat. Flankiert wird er links vom Hühnerkogel, rechts vom Brunnbacheck und (mit der großen baumfreien Flanke) dem Burgspitz.
    Die Schneehöhe im Bereich der Gipfel beträgt zu diesem Zeitpunkt noch mehr als einen Meter. Tief winterliche Bedingungen somit.
    066-ZoomAlmkogelBurgspitz.jpg

    Im Nordwesten des weitläufigen Almgeländes liegt in einer flachen Senke die kleine Stierlacke. Die AMap nennt die Höhe (924m) ohne den Namen; in der OpenStreetMap ist es genau umgekehrt.
    074-Stierlacke.jpg

    Diese einfache, aber geräumige Sitzgelegenheit bei der Stierlacke nütze ich für meine erste Rast. Allerdings nützen Einheimische das gute Wetter in der Nähe für ganz andere Zwecke, nämlich für Waldarbeiten. Sie wünschen mir zwar sogar sehr freundlich "Guten Appetit", aber angesichts der Geräuschkulisse breche ich dann doch rascher als ursprünglich geplant wieder auf...
    070-Stierlacke-Rastbank.jpg

    Ein Forstweg bringt mich zurück zur markierten Route. Nach einigen Minuten durch Wald führt er abermals auf große Wiesen hinaus, die Ausblicke in weitere Richtungen bieten.
    Im Osten steht mit dem Prochenberg ein markanter Voralpenberg, der mir schon länger vertraut ist. Links vor ihm, ebenfalls mit recht steilen Flanken, der niedrigere Maisberg.
    076-Almböden-MaisbergProchenberg.jpg

    Ein anderes Bild bietet sich Richtung Norden: Dort verlaufen die langen Höhenrücken der Sandsteinzone am Nordrand der Alpen, die im Mostviertel besonders ausgeprägt sind.
    Am Horizont sind die Anhöhen im Osten des Mühlviertels noch recht deutlich zu erkennen.
    078-Glatzberg-Windhag.jpg

    Eine längere Wanderung im Mostviertel ohne zumindest einen Prachtblick zum Ötscher ist kaum vorstellbar.
    081-Ötscher.jpg

    Nochmals der Blick zur Sandsteinzone im Norden. Manche der kleinen Ortschaften wie hier Windhag (ebenfalls zum Stadtgebiet von Waidhofen gehörig) befinden sich ganz oben auf den Höhenrücken.
    084-Windhag-Mühlviertel.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 28.04.2023, 13:17.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

    Kommentar


    • #3
      Die nächsten Motive für das Teleobjektiv bieten sich an:
      Die barocke Wallfahrtskirche Sonntagberg steht in dominanter und höchst aussichtsreicher Position auf dem letzten ausgeprägten Höhenrücken, bevor die Ybbs die Alpen verlässt.
      Einer ihrer Baumeister war kein Geringerer als Jakob Prandtauer, dessen Meisterwerk das Stift Melk ist.
      086-ZoomSonntagberg-Mühlviertel.jpg

      Klarerweise verdient auch der - immer noch leuchtend weiße - Ötscher eine eigene bildfüllende Aufnahme.
      Rechts vor ihm der wenig bekannte Hamotkogel (1112m) etwa nordwestlich von Lunz am See.
      087-ZoomHamotkogel-Ötscher.jpg

      Mittlerweile bin ich auf der markierten Route zurück, die hier - nahe dem Rabenstadl - immer noch durch offenes Gelände führt.
      092-LandschaftbeimRabenstadl.jpg

      Erst anschließend folgt durch eine bewaldete Flanke ein etwas steilerer Abstieg zum Holzerbauernkreuz. Es steht in knapp 680m Höhe genau im Sattel zwischen Reichenwaldberg und Glatzberg.
      094-Holzerbauernkreuz.jpg

      So wartet nun der Anstieg zum Glatzberg auf mich.
      Der markierte Weg quert seine lange steile Westflanke, mit einem Abstecher zum Gipfel als zusätzlichem Bonus. In Beschreibungen von Regionskennern bin ich jedoch auf eine lohnendere Variante gestoßen: Etwa von Südosten führt ein stark ausgeprägter, teilweise recht schmaler Kamm fast bis zum Gipfel des Glatzbergs. Und der Weg über ihn ist zwar nicht offiziell markiert, aber deutlich zu erkennen.
      Ich wähle die längere Variante, um zunächst einmal auf den Kamm hinaufzukommen: einen Pfad, der in spitzem Winkel von der markierten Route abzweigt. Er quert die Flanke einige Zeit ohne viel Steigung, ist aber nur recht schwach ausgeprägt. Heute habe ich keine Probleme; bei feuchtem Boden wäre der Pfad eventuell unangenehm zu begehen.
      098-Wegspuren.jpg

      Eine kurze Steilstufe von Südosten bringt mich dann auf den Kamm hinauf. Tatsächlich kann dieser Abschnitt in jeder Hinsicht mit etlichen vergleichbaren Routen in den Gutensteiner Alpen mithalten.
      099-Glatzberg-SOKamm.jpg

      In leichtem Auf und Ab ist es hier wirklich prachtvoll zu wandern!
      101-Glatzberg-SOKamm.jpg

      Erst ein ganz genauer Blick auf die AMap eröffnet, dass die anstrengendste Passage just etwa in der Mitte des Kamms wartet: Da geht es auf den Vorgipfel des Fohrabergs knapp 70 Höhenmeter äußerst steil hinauf! Hier habe ich die Mühsal bereits hinter mir (und hoffe zugleich, dass ich nicht zu viel der eben bezwungenen Höhe nochmals verliere... ).
      104-Glatzberg-SOKamm.jpg

      Der letzte Sattel ist gottlob nur wenig ausgeprägt, und der Schlussanstieg führt mich in mittlerer Steigung danach bald zum 904m hohen Glatzberg.
      Seit dem Jahr 2002 steht auf ihm dieses nicht sehr große (weniger als mannshohe), aber massive Gipfelkreuz.
      106-Glatzberg-Gipfelkreuz.jpg

      Ein paar Meter westlich unter dem Gipfel lädt ein geräumiger Holztisch zum Rasten ein. Zudem bietet der Platz in Richtung Süden bis Südwesten einen guten Ausblick.
      Neben vielen niedrigeren Bergen sind hier nochmals die Voralpe (links) sowie ein Teil der Kette der Haller Mauern (rechts) zu sehen.
      109-Glatzberg-BlickVoralpe-HallerMauern.jpg

      Die Haller Mauern bilden eine so formschöne Gebirgskette, dass sie allein deshalb schon eine Zoomaufnahme verdienen.
      Von links nach rechts: Kesselkargrat - Hochturm - Kreuzmauer - Scheiblingstein - Großer Pyhrgas. Fast exakt unter dem Großen erkennt man den Kleinen Pyhrgas.
      Links vor dem Hochturm und der Kreuzmauer die Bodenwies.
      112-ZoomHallerMauern.jpg

      Der Tisch ist gänzlich frei, die Sonne scheint, die Temperaturen in der Sonne sind sehr angenehm: Alles spricht dafür, dass ich hier nun eine längere Rast einlege.
      Zugleich bietet sich noch die Möglichkeit zu einer Eintragung im Gipfelbuch, das neben dem Tisch angebracht ist. Das aktuelle Buch wurde fast genau vor zwei Jahren eröffnet und ist inzwischen nahezu vollgeschrieben. Der Glatzberg zählt somit zu den gut besuchten Voralpengipfeln.
      113-Glatzberg-Gipfelbuch.jpg

      Nach einer genussvollen Rast mache ich mich wieder auf den Weg. Die Nordflanke des Glatzbergs ist im oberen Teil recht flach. So führt der Abstieg zunächst noch einmal durch almähnliches Gelände. Im Hintergrund blickt wieder einmal der Sonntagberg drüber.
      118-BlickSonntagberg-Mühlviertel.jpg

      Auf dem Nordhang in gut 850m Höhe bleibt die Vegetation um mehr als einen Monat hinter den Tallagen zurück: Hier blühen noch zahlreiche Primeln!
      119-Primeln.jpg

      Einmal reicht der Blick bis fast ins Ybbstal hinunter: Die Häuser am Gegenhang gehören zu Zell-Arzberg. Waidhofen an der Ybbs ist noch hinter dem Buchenberg verborgen, der links nun immer mehr ins Blickfeld kommt.
      123-ZellArzberg-Sonntagberg.jpg
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 29.04.2023, 10:03.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Es folgt ein recht steiler Abstieg durch die bewaldete Nordflanke des Glatzbergs, bis ich die Wiesen um das große Gehöft Obergrasberg erreiche.
        126-GehöftObergrasberg.jpg

        Auf einem schmalen Strässchen ist es nun nicht mehr weit bis zum Gasthaus am Grasberg (Untergrasberg laut AMap). Dahinter der 790m hohe Buchenberg, der sich unmittelbar südlich des Stadtzentrums von Waidhofen an der Ybbs erhebt.
        129-WirtshausUntergrasberg-Buchenberg.jpg

        Heute ist offensichtlich mein "Glückskatzen-Tag". Hier ist sofort ersichtlich, warum diese Katze sich durch den Fotografen in keiner Weise stören lässt.
        Faszinierend ist zudem, dass sie sich ihrer Lieblingstätigkeit an sonnigen, warmen Nachmittagen selbst auf unbequem wirkendem Boden voll hingeben kann...
        132-Glückskatze-Siesta3.jpg

        Der "Grasberg" wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Beim Vorbeigehen oberhalb des Gasthofs kommt da die Frage auf, wie alt denn diese Mauern sein mögen.
        133-WirtshausUntergrasberg.jpg

        Nach etwa fünf Minuten Anstieg gelange ich zu einem Kreuzungspunkt mehrerer Wege. Der Gipfel des Buchenbergs (mit einer Kapelle) wäre von hier aus auf kurzer, aber steiler Route erreichbar. Ohne übermäßiges Verlangen danach zu haben, könnte ich meine Kräfte wohl nochmals mobilisieren, entscheide mich dann aber vor allem aus Zeitgründen dagegen. Ich möchte noch einen kurzen Abstecher in die - sehr sehenswerte - Altstadt von Waidhofen/Ybbs machen und danach ohne Zeitdruck vor der Dunkelheit in Wien zurück sein. So belasse ich es für den heutigen Tag bei insgesamt 900 Höhenmetern und folge der markierten Route Richtung Waidhofen wieder bergab. Bereits im Areal des Naturparks ist es ein angenehmer Promenadenweg, der durch die steile Flanke des Buchenberges führt.
        134-NaturparkBuchenberg.jpg

        Am Jubiläumsbrunnen vorbei gelange ich zu den Tiergehegen des Naturparks auf dem Wiesenhang unmittelbar über Waidhofen/Ybbs. Die Stadt war neben Steyr im Spätmittelalter der wichtigste Ort nördlich des obersteirischen Erzbergs zur Weiterverarbeitung des Eisens. Hier wie dort hat sich das mittelalterliche Stadtzentrum bis heute weitgehend geschlossen erhalten.
        137-WaidhofenYbbs-Stadtzentrum.jpg

        Das Stadtzentrum von Waidhofen mit dem Turm der Stadtpfarrkirche, hinten am Höhenrücken wieder die Basilika Sonntagberg.
        So schön kann sich das Mostviertel im Frühling zeigen.
        141-WaidhofenStadtzentrum-Sonntagberg.jpg

        Beim Schillerpark überquere ich das Gleis der (hier noch bestehenden) Schmalspurbahn und komme bald zum Graben, der die Altstadt begrenzt.
        Eine gründliche Besichtigung der Stadt Waidhofen würde einen eigenen Besuch rechtfertigen bzw. erfordern, aber zumindest einen kurzen Bogen durch die Altstadt möchte ich noch gehen.
        Die Straßenzüge (wie hier der Hohe Markt) sind weitgehend mittelalterlich geprägt, und der Eindruck ist dort stärker, wo heute Fußgängerzonen bestehen.
        143-HoherMarkt.jpg

        Der mächtige, 50 Meter hohe Stadtturm (hier vom Freisingerberg gesehen) ist das Wahrzeichen der Stadt Waidhofen. Die Aufschrift ist irreführend: Der Turm wurde nicht erst nach der Vertreibung der Türken im 16. Jahrhundert errichtet, sondern ist zum Großteil deutlich älter. Richtig ist bloß, dass er mit der Beute aus der Vertreibung nochmals aufgestockt werden konnte.
        146-Freisingerberg-Stadtturm.jpg

        Der langgestreckte Obere Stadtplatz mit der Mariensäule. Am Nordende die Stadtpfarrkirche sowie der Turm des Schlosses Waidhofen (auch Schloss Rothschild genannt). Das Schloss ist im Kern mittelalterlich, wurde aber neugotisch umgestaltet und erhielt zuletzt im Jahr 2007 durch Hans Hollein neue architektonische Akzente.
        147-ObererStadtplatz.jpg

        Durch das Ybbstor, das am besten erhaltene Tor der mittelalterlichen Befestigung, verlasse ich die Altstadt wieder und erreiche in Kürze meinen Ausgangspunkt am "Kinoparkplatz".
        149-Ybbstor.jpg

        Ein langer, schöner Frühlingstag, der eine Fülle landschaftlicher Eindrücke geboten hat, liegt hinter mir. Ich kann sehr zufrieden die Heimfahrt antreten.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 29.04.2023, 14:22.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Informationen zur Wanderung

          16,8km Strecke (mit der kleinen Schleife durch die Altstadt von Waidhofen/Ybbs),
          900 Höhenmeter.

          Größtenteils markierte Wege.
          Mit Ausnahme der beiden Abstecher folgt die Route nach dem ersten Anstieg ab Opponitz bis Waidhofen dem Weitwanderweg Nr. 8 (Eisenwurzenweg), der Österreich in N-S-Richtung durchquert.

          Der Abstecher nordwestlich des Reichenwaldbergs bis zur Stierlacke lohnt wegen des weitläufigen almähnlichen Geländes, das auch gute Ausblicke bietet. Allerdings ist das Begehen im Spätfrühling und Sommer wegen des Weideviehs möglicherweise eingeschränkt.

          Den Bereich des Glatzbergs zeigt der folgende - von mir leicht ergänzte - Ausschnitt der AMap.
          PlanGlatzberg.jpg
          Der markierte Weitwanderweg quert die steile Westflanke etwa 100hm unter dem Gipfel. Am einfachsten lässt sich der Gipfel in meine Gehrichtung über den Jagdsteig mitnehmen, den ich mit blauen Punkten eingezeichnet habe; die Abstiegsroute nach Obergrasberg ist wieder markiert.
          Der Kammweg ist nicht markiert, aber stets deutlich zu erkennen. Zwei Steilstufen: gleich zu Beginn sowie - noch ausgeprägter - in der Mitte auf den Fohraberg. Zugleich ein sehr interessanter Weg und landschaftlich absolut lohnend.
          Vom Holzerbauernkreuz kommend erreicht man den Anstieg zum Kamm sofort entlang des Zauns am Ende des Steinbruchs (kurzzeitig sehr steil). Oder man kann wie ich noch einige Minuten dem Weitwanderweg folgen und dann in sehr spitzem Winkel rechts den Hang zurückqueren. Da verteilen sich die Höhenmeter besser, dafür ist der Pfad bei der Hangquerung fast nur andeutungsweise zu sehen. Bei guten Bedingungen sind beide Varianten gefahrenlos, wenngleich mit kurzzeitiger Mühe, begehbar.

          Ich weise gern auf meine ergiebigste Quelle sowohl für den Abstecher zur Stierlacke als auch den Kammweg zum Glatzberg hin:
          den Wanderblog https://www.monsieurpeter.at/.
          Der Autor hat auch im Forum gepostet. Die Lektüre lohnt sich wegen Insidertipps zum heimatlichen Mostviertel ebenso wie wegen des vielfach geistvollen und pointierten Schreibstils.

          Wer weniger fotografiert und trödelt als ich oder einfach insgesamt schneller geht, kann gut auch noch den Gipfel des Buchenbergs mitnehmen und würde damit eine vierstellige Zahl an Höhenmetern erreichen. Der Naturpark Buchenberg u.a. mit den Tiergehegen wie auch die sehenswerte Altstadt von Waidhofen würden natürlich wesentlich mehr Zeit verdienen. Aber das sprengt fast bereits das Themenspektrum dieses Forums.

          Auf dem Glatzberg war ich von der Vielzahl der Eintragungen im Gipfelbuch überrascht. Bis zum Holzerbauernkreuz sowie auch auf dem Kammweg bin ich trotz bester Bedingungen kaum jemandem begegnet. Spätestens ab dem Gasthaus Grasberg tut sich natürlich um einiges mehr.


          Am lohnendsten scheint mir die Wanderung im (mittleren) Frühjahr und im Herbst. Im Hochsommer würde ich nur an Tagen ohne Hitze zu ihr raten. Zudem rechne ich während der Weidesaison mit Einschränkungen auf den Almböden um die Stierlacke. Auch einzelne markierte Abschnitte führen wohl durch Weiden - hoffentlich ohne dass dies Schwierigkeiten mit sich bringt...

          Die Busverbindungen von Waidhofen nach Opponitz sind sehr gut (an Wochentagen stündlich, Samstag und Sonntag im Zweistundentakt). So lässt sich die Streckenwanderung problemlos schließen. Natürlich ist die Wanderung dank der Bahnanbindung von Waidhofen auch komplett öffentlich gut möglich.
          Allen, die am Wochenende mit dem Auto nach Waidhofen kommen, kann ich den sogenannten "Kinoparkplatz" knapp südöstlich der Altstadt sehr empfehlen. Bei der Zufahrt muss man ein wenig "Schlingen" fahren, aber er ist sehr geräumig und - vor allem - an Samstagen und Sonntagen kostenfrei. Die Haltestelle "Gymnasium/Handelsakademie" der Busse Richtung Opponitz befindet sich gleich daneben.


          Persönliches Fazit

          Auch der niederösterreichische Anteil der Ybbstaler Alpen ist so weit von Wien entfernt, dass es mich in Summe nur selten dorthin verschlägt.
          Aber sie bieten landschaftlich viel - und dies nicht nur um ihre Hochgipfel wie (natürlich) den Ötscher oder den Dürrenstein, sondern auch im voralpinen Bereich. Im Lauf der Jahre war ich doch mehrmals im Frühjahr im Mostviertel unterwegs und habe die Landschaft dabei noch stets als besonders reizvoll erlebt.

          Meine Route empfand ich als speziell abwechslungsreich und vielfältig. Die großen Gehöfte mit ihren Bildstöcken und Wegkreuzen, die Aussichtsplätze, die Weitläufigkeit der Almböden am Reichenwaldberg, der Weg auf dem ausgeprägt schmalen Kamm zum Glatzberg, der Naturpark Buchenberg und zum Schluss noch eine der schönsten Kleinstädte Österreichs: Sie bietet für einen einzigen Tag eine Fülle unterschiedlicher Eindrücke.

          Mag sein, dass ich den Tag deshalb besonders genossen habe, weil mir das Mostviertel eben weniger vertraut ist als Landschaftsbilder um den Schneeberg oder den Semmering. In jedem Fall bin ich so bereichert zurückgekehrt, dass meine Lust darauf groß ist, die Ybbstaler Alpen bald weiter zu erkunden. An weiteren lohnenden Routen auch in ihrem voralpinen Teil besteht ja definitiv kein Mangel.
          Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 28.04.2023, 13:35.
          Lg, Wolfgang


          Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
          der sowohl für den Einzelnen
          wie für die Welt zukunftsweisend ist.
          (David Steindl-Rast)

          Kommentar


          • #6
            Servus Wolfgang, danke für den anregenden Bilderbogen. Die Tour werde ich wohl alsbald nachgehen. Ist auch unter der Woche gut vorstellbar, nachdem das Wirtshaus Untergrasberg nur Dienstag und Mittwoch Ruhetag hat.

            In zwei Wochen etwa dürften auch die ersten Orchideen blühen.

            LG Felix
            http://www.wetteran.de

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            • #7
              Schöne gut bekannte Tour, gerade richtig für diese Jahreszeit.
              Lg. helmut55

              Kommentar


              • #8
                Vielen Dank für diesen wundervollen und ausführlichen Bericht! Je mehr Berichte ich aus diesen voralpinen Regionen sehe, desto eher möchte ich da mal hin.

                Die Ybbs sieht auf deinem Bild jedoch gar nicht wie ein "Bach" aus.
                Meine Touren

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                • #9
                  Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
                  Ein langer, schöner Frühlingstag, der eine Fülle landschaftlicher Eindrücke geboten hat, liegt hinter mir.
                  Deine Bilder zeigen es eindrucksvoll.

                  Eine Gegend, die ich wandertechnisch noch nicht "auf dem Radar" hatte, dieser Bericht ändert meine Einstellung.

                  LG, Günter

                  Meine Touren in Europa

                  Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                  (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                  • #10
                    Schon seit langem möchte ich die Gegend bei Opponitz aufsuchen.
                    Dein feiner Bericht hier, Wolfgang, hat das Verlangen dafür gestärkt.




                    L.G. Manfred

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                    • #11
                      Vielen Dank für eure Antworten!

                      Ja, ich habe die voralpine Landschaft der Eisenwurzen im Frühjahr wieder als sehr reizvoll empfunden und kann sie gerade in dieser Jahreszeit wirklich sehr als Ziel für Wanderungen empfehlen.
                      Auch wo die Höhen dreistellig bleiben, ist das Gelände stark gegliedert und dadurch abwechslungsreich. Dazu kommen noch die Ausblicke zu den verschneiten Hochgipfeln, und nicht zuletzt bietet die Region dank ihrer langen Geschichte der Eisenverarbeitung auch kulturell viel Interessantes.

                      Zwischen dem Pielachtal im Osten und der Grenze nach Oberösterreich (bzw. natürlich auch den Oberösterreichischen Voralpen noch weiter westlich) bieten sich da etliche lohnende Routen für Tageswanderungen an.

                      @Thomas:
                      Freilich, die Ybbs ist etwas oberhalb von Waidhofen schon ein durchaus stattlicher Fluss. Aufgrund ihres sehr gewundenen Verlaufs hat sie bis dahin schon eine ziemliche Strecke zurückgelegt.
                      "Bach" bezog sich auf ihre kleinen Zubringer (wie etwa den Opponitzbach, an dem die gleichnamige Gemeinde ein paar hundert Meter vor der Mündung in die Ybbs liegt).

                      Als Bonusfoto nochmals der "Vaterberg", der über die voralpinen Teile der Ybbstaler Alpen im April meist noch tief verschneit wacht.
                      088-Ötscher.jpg
                      Lg, Wolfgang


                      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                      der sowohl für den Einzelnen
                      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                      (David Steindl-Rast)

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