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Schwarzkogel (1278m) - Jägersteig - Reisalpe (1399m), Gutensteiner Alpen / 03.06.2023

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  • Schwarzkogel (1278m) - Jägersteig - Reisalpe (1399m), Gutensteiner Alpen / 03.06.2023

    Von 2005 bis 2016 war ich insgesamt sechsmal auf der Reisalpe, durchwegs in der Zeit von Ende Oktober bis Ende April. Ein Grund dafür ist natürlich, dass das umfassende Panorama vom Gipfel im Winterhalbjahr häufiger als im Sommer zu bewundern ist. Und auch von der Seehöhe her ist die Reisalpe kein typischer (Hoch-)Sommergipfel.

    Im Jahr 2017 stellten Gregor und Manfred hier im Forum knapp nacheinander den unmarkierten Jägersteig vor, der von Westen auf die Reisalpe hinaufführt. Spätestens seit damals hatte ich den Plan, diesen Steig bei einem meiner nächsten Besuche ebenfalls zu gehen. Einige weitere Berichte seither - zuletzt im vergangenen November - halfen mir, mein Vorhaben nicht zu vergessen.

    Samstag, der 3. Juni passte schließlich genau dafür. Ich hatte keine tagesfüllende Tour geplant, wollte aber doch einige Stunden unterwegs sein. So konnte ich in der Früh nochmals die Wetterlage checken: großflächige, aber harmlose Schichtwolken, die zwar die Fernsicht ins Hochgebirge vermutlich einschränken würden, dafür aber eine ideale Garantie gegen einzelne Gewitter bieten sollten.

    Angesichts des etwas späteren Aufbruchs von Wien plane ich, von Innerfahrafeld bis zum Parkplatz Dürrental in knapp 800m Seehöhe hinaufzufahren. Meine erste Erfahrung am Tag lautet (wieder einmal), dass der Mensch sich vor allem das merkt, woran er sich erinnern möchte, anderes hingegen gern verdrängt oder vergisst. In mehreren Postings wurde erst vor einem halben Jahr bestätigt, dass die Zufahrt ab dem Ende der Asphaltstrecke eine ziemliche Rumpelpiste ist. Ich hatte es nicht in Erinnerung und fahre daher sehr vorsichtig über wiederholte tiefe Rillen und ausgeprägte Unebenheiten. Wenig überraschend steht am Parkplatz noch kein anderes Auto.

    Der Beginn meiner Wanderung auf der nur moderat ansteigenden Hahnfeichten-Forststraße fordert im Vergleich deutlich weniger Konzentration. Der erste Blick geht zum nahegelegenen Rotenstein mit seiner überraschend steilen Flanke; links hinten schaut der Türnitzer Höger drüber.
    005-Rotenstein-TürnitzerHöger.jpg

    Neben der Jagd- (oder Forst-)Hütte etwas weiter oben steht dieses Gedenkkreuz für verunglückte Holzknechte.
    Der Schluss des (gereimten) Textes lautet:
    "Aus Schienen der Waldbahn ist dieses Kreuz entstanden
    für die vielen, die im Wald ihr frühes Ende fanden."
    Interessant wäre für mich, von welcher Waldbahn hier die Rede sein könnte. Ich habe beim Stöbern im Internet von keiner in der Nähe des Standortes gelesen.
    007-GedenkkreuzForstarbeiter.jpg

    Bald schon erreiche ich die Almhütte am Gscheidboden und bestaune - erstmals! - so aus der Nähe den Blick zur felsigen Westflanke der Reisalpe, konkret den Hirschenmäuern.
    010-AlmhütteGscheidboden-Hirschenmäuer.jpg

    Etwas weiter nördlich erhebt sich der Schwarzkogel, mein erstes Gipfelziel des Tages. Aufgrund des dezimierten Baumbestands um seinen höchsten Punkt hat er ein sehr charakteristisches Aussehen.
    012-Schwarzkogel.jpg

    Der markierte Weg zur Nagellandalm zweigt bald danach rechts ab, ich folge aber in zwei nach wie vor moderat ansteigenden Kehren weiter der Forststraße bis zum Beginn des Jägersteigs. Ich wusste von dieser Tafel, und der Platz ist - knapp nach einem alten Steinbruch - nicht zu übersehen.
    018-EinstiegJägersteig.jpg

    Im unteren Teil steigt der Jägersteig durch derzeit von Schlägerungen mitgenommenen Wald weiterhin nur moderat an. Auf der querenden Forststraße wende ich mich nach links, dem Schwarzkogel zu. Dieser Platz sieht nach wie vor so aus wie auf Gregors Foto vor etwa sechs Jahren: Man könnte rechts noch ein Stück auf der Forststraße bleiben, die dann nördlich knapp unter dem Kamm zum Schwarzkogel verläuft. Aber ich versuche es lieber auf dem alten Ziehweg, der hier links in den Wald führt.
    020-WegspurenSchwarzkogel.jpg

    Erfreulicherweise ist der alte Weg derzeit ohne jegliche Hindernisse zu begehen. Hier führt er auf einen (namenlosen) Buckel im Kamm kurz steil bergauf.
    022-Zwischenanstieg.jpg

    Der lockere Baumbestand lässt erste Ausblicke zu: über das Untere Traisental Richtung Alpenvorland im Hintergrund. In der Bildmitte das Hochplateau der Hintereben südöstlich über Lilienfeld mit einzelnen großen Bauernhöfen. Wie es zu seinem Namen kam, erschließt sich aus dieser Perspektive sofort.
    028-BlickTraisental-Alpenvorland.jpg

    Da lohnt erstmals der Einsatz des Teleobjektivs: Im engen Taleinschnitt ist bereits ein Teil des mittelalterlichen Zisterzienserstifts Lilienfeld zu sehen.
    029-ZoomLilienfeld.jpg

    Der alte Weg ist unverändert gut begehbar, und inzwischen stehe ich schon knapp vor dem Gipfel des Schwarzkogels. Hinteralm und Muckenkogel grüßen rechts aus der Nachbarschaft.
    031-Schwarzkogel-HinteralmMuckenkogel.jpg

    Der weitgehende baumfreie Schlusshang bietet natürlich schöne Ausblicke, so etwa Richtung Südsüdwesten das Tal der Unrechttraisen aufwärts. Die Schichtwolken werden zusehends dünner und haben sich auch ein wenig gehoben. So sind Gippel und Göller am Talschluss nun vollständig zu sehen, während der Schneealpenstock dahinter noch teilweise verhüllt bleibt.
    035-BlickUnrechttraisental-GippelGöller.jpg

    So sieht es auf dem Schwarzkogel im Detail aus. Der höchste Punkt (1278m) verbirgt sich in der Nadelbaumgruppe links im Bild. Die Baumschäden scheinen schon einige Zeit zurückzuliegen, und dank der aktuell so satt grünen Vegetation finde ich den Platz eigentlich recht hübsch.
    038-Schwarzkogel.jpg

    Ein interessanter Durchblick zum - mittlerweile ebenfalls nahezu wolkenfreien - Ötscher. Genau unter ihm der Eibl; die ehemaligen Schipisten sind nach wie vor gut zu erkennen.
    039-BlickEiblÖtscher.jpg

    Ich gönne mir eine erste kürzere Pause und nütze dabei die Gelegenheit, zwischen der Sonne und dem Schatten der intakt gebliebenen Nadelbäume zu wechseln.
    Diese Baumruine wird im Hintergrund von zwei ungleichen Nachbarn flankiert: links dem spitzen Wendlgupf und rechts der behäbigen Kiensteineröde.
    045-Baumruine-WendlgupfKiensteineröde.jpg

    Ich finde, der Gesamtblck vom Schwarzkogel Richtung Nordnordwesten - u.a. mit dem benachbarten Muckenkogel, der Hintereben, Lilienfeld, dem Lorenzi-Pechkogel und dem Alpenvorland im Hintergrund - kann sich wirklich sehen lassen!
    049-BlickMuckenkogelHintereben.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 22.06.2023, 14:10.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Gleich auf den ersten Schritten nach dem Schwarzkogel bietet sich ein perfekter Blick auf meine weitere Route: Hinter dem langen Kamm erheben sich genau in Bildmitte die Reismäuer in der (Nord-)Westflanke der Reisalpe. Der Jägersteig nützt den steilen bewaldeten Hang südlich (=rechts) von ihnen.
    047-ReisalpeReismäuer.jpg

    Ich gehe bis zur Einmündung des unteren Jägersteigs in die Forststraße zurück. Etwa 20-30 Meter danach ist dank mehrerer Steinmännchen auch der Einstieg in den oberen Teil nicht zu verfehlen.
    050-EinstiegObererJägersteig.jpg

    Der obere Teil des Jägersteigs ist schmal und überwindet eine sehr steile Waldflanke. Aber bei "normalen" Bedingungen ist er ohne Probleme zu begehen, und gefährlich ist er schon gar nicht. Allenfalls könnten Restschnee oder sehr glitschiger Boden nach starken Niederschlägen unangenehm sein.
    051-Jägersteig.jpg

    Das ist bereits die abschließende Steilstufe hinauf zum Ausstieg. Ein Seil zum Anhalten habe ich hier nicht gesehen (aber auch nicht vermisst).
    054-Jägersteig-Schlussstufe.jpg

    Schlagartig ändert sich die Szenerie, und ich stehe auf dem obersten Teil der Reisalpenstraße, die von Südwesten in einigen Minuten und gar nicht mehr besonders steil zum Schutzhaus hinaufführt.
    057-Reisalpenschutzhaus.jpg

    Die Fernsicht ist heute klarerweise nicht so fulminant wie bei manchen meiner Herbst- und Winterbesuche; schön bleibt das Panorama von hier aber allemal!
    Am dominantesten ist der lange Kamm von der Paulmauer zum Türnitzer Höger, dahinter ganz links der Gippel, dann der Göller, rechts der Tirolerkogel. Mit ein wenig gutem Willen ahnt man auch noch die Gemeindealpe und den Dürrenstein.
    059-BlickGöller-TürnitzerHöger.jpg

    Die Wolkenlücken scheinen immer größer zu werden, und zugleich spüre ich durchaus bereits Appetit! So spricht alles dafür, den Aufenthalt im Gipfelbereich mit der Einkehr zu beginnen.
    Ich bin sehr erstaunt, dass heute - bei objektiv sehr passablem, da stabilem Wetter und angenehmen Temperaturen - nicht wesentlich mehr Wanderer heroben sind. So mangelt es nicht an freien Plätzen vor der Hütte. Ich setze mich an einen der Tische an ihrer Ostseite, der gerade noch in der Sonne steht, und lasse es mir schmecken.
    062-EinkehrReisalpenschutzhaus.jpg

    Dabei habe ich etliche Minuten lang einen großen Beobachter, der sich zwar ruhig verhält, aber jede meiner Bewegungen sehr aufmerksam verfolgt.
    Erst als am Nachbartisch vier Wanderer Platz nehmen, wechselt er dorthin. Gut verständlich, sind doch die Chancen, dass dort jemand vielleicht nicht alles aufessen kann, um einiges größer...
    063-Hüttenhund.jpg

    Gut gestärkt mache ich natürlich noch eine Runde über das ausgedehnte Gipfelplateau, zum Schauen und Fotografieren.
    Wirklich erstaunlich, dass hier heute - immerhin an einem Samstag - gegen 14 Uhr nicht wesentlich mehr los ist!
    065-Reisalpenschutzhaus.jpg

    Fast sofort komme ich zu diesem Foto des Gipfelkreuzes ganz ohne Wanderer, die dort posieren oder Selfies aufnehmen...
    068-Gipfelkreuz.jpg

    Die Reste der Schichtbewölkung wie auch die nun fast im Süden stehende Sonne bewirken natürlich ein eher dunstiges Panorama Richtung Kalkhochalpen. Ich bin nicht enttäuscht, da ich heute ungefähr damit gerechnet habe.
    In die anderen Himmelsrichtungen sind die Ausblicke klarer. Da sind wieder Hinteralm und Muckenkogel zu sehen, diesmal mit dem Hohenstein links dahinter.
    076-Hohenstein-HinteralmMuckenkogel.jpg

    Im Nordosten schaut der Hochstaff, der etwas niedrigere Nachbar, über die ausgedehnte Gipfelkuppe. Genau über ihm der Schöpfl im Wienerwald. Auch beim Blick in die Gegenrichtung von dort ist mir schon aufgefallen, dass die drei Berge exakt auf einer Linie stehen.
    081-BlickHochstaffSchöpfl.jpg

    Weitere Gutensteiner Prominenz im Osten (über dem Sommer-Standardanstieg von der Kleinzeller Hinteralm, der hier heraufkommt):
    Hocheck, Kieneck, Unterberg sowie etliche weitere Gipfel um sie und zwischen ihnen.
    083-HocheckKieneckUnterberg.jpg

    Natürlich finden sich auch für das Teleobjektiv lohnende Motive:
    Rechts erhebt sich die Hinteralm, auch die Traisnerhütte ist gut zu erkennen. Unten im Vordergrund nochmals der Gipfel des Schwarzkogels.
    Links der Hohenstein, und rechts hinter ihm Grüntalkogel und Bichlberg. Schöne voralpine Wanderziele, wohin man auch schaut.
    084-ZoomHohensteinHinteralm.jpg

    Dieser Ausschnitt Richtung ONO ist speziell interessant. Im Herbst und Winter reicht der Gipfelblick oft gefühlt bis ins Unendliche, aber in den Niederungen dominieren meist Dunst oder (Hoch-)Nebel. Das ist heute anders, und daher sind Teile des Wiener Stadtgebiets in gut 50km Entfernung deutlich auszumachen. Im Vordergrund der Höhenberg nordöstlich von Kleinzell. Vor Wien folgt die Sichtlinie - zwischen dem Kaltbründlberg links und den nördlichen Gipfeln der Föhrenberge rechts - etwa den Tälern der Dürren und der Reichen Liesing.
    085-ZoomWien.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 10.06.2023, 23:44.
    Lg, Wolfgang


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    der sowohl für den Einzelnen
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    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Zumindest einmal verdient die Flora eine Detailaufnahme, kleidet sie doch das gesamte ausgedehnte Gipfelplateau der Reisalpe aktuell in ein frisches Grün, mit gelben und blauen Farbelementen als attraktive Ergänzung.
      088-bunteBergwiese.jpg

      Schneeberg und Rax. So freundlich das Wetter sich mittlerweile gibt, auf den obersten Plateaus beider Gebirgsstöcke halten sich Reste der Schichtbewölkung sehr hartnäckig, sodass die Tourenbedingungen dort heute sicher viel weniger einladend als in den Voralpen sind.
      089-BlickSchneebergRax.jpg

      Es ist ausgesprochen genussvoll, nun über die breite Südwestflanke der Reisalpe abzusteigen.
      095-RückblickReisalpenschutzhaus.jpg

      Auch eine weitere Hoffnung erfüllt sich bald: Bereits knapp unter der Abzweigung des Jägersteigs, direkt nach dem ersten Viehgatter, wo der Hang sich stärker nach Süden neigt, stoße ich auf die ersten Orchideen - konkret auf mehrere stattliche Exemplare des Manns-Knabenkrauts!
      098-MannsKnabenkraut.jpg

      Kunstvoll gebildet und hübsch anzusehen bis in die Details!
      101-MannsKnabenkraut.jpg

      Nicht nur wegen der Suche nach Orchideen empfehlen sich Abstecher von der Reisalpenstraße seitlich in die ausgedehnten Wiesen. Ein zweiter Grund ist, dass man bis ganz an den Steilabbruch der Hirschenmäuer herankommt und sich so neue Perspektiven bieten.
      Rechts von der Hinteralm und dem Muckenkogel blicke ich da nochmals zum Schwarzkogel zurück. Die Ansicht macht schnell klar, dass die Forststraße südlich des Kamms relativ weit unten verläuft, sodass bis zum Gipfel noch eine unangenehm hohe Böschung und danach ein Steilhang überwunden werden müssten.
      103-HinteralmMuckenkogel-Schwarzkogel.jpg

      Links anschließend reicht das Panorama vom - nun endlich komplett wolkenfreien - Ötscher bis zur Traisener Hinteralm. Knapp links der Bildmitte der Eisenstein, auf dem Felix am gleichen Tag stand.
      106-Hirschenmäuer-BlickÖtscherHinteralm.jpg

      Das müsste nach den Vergleichsbildern ein Holunder-Knabenkraut sein.
      109-HolunderKnabenkraut.jpg

      Nun steht der Ötscher am Horizont zentral, links vor ihm der Türnitzer Höger. Rechts ab dem Rotenstein der lange Höhenrücken, der bis zur Hinteralm führt, und vor ihm die ausgedehnten Wiesen um die Almhütte am Gscheidboden. Genau von dort habe ich zu Beginn meiner Wanderung hier herauf geschaut.
      111-Hirschenmäuer-Rotenstein.jpg

      Noch ein Blick die Hirschenmäuer entlang, mit Gippel und Göller im Hintergrund.
      Es zahlt sich unbedingt aus, bis zur Abbruchkante zu gehen, da sich hier eine ganz andere Szenerie als von der Reisalpenstraße öffnet.
      113-Hirschenmäuer-GippelGöller.jpg

      Zurück auf dem breiten Südrücken. Mit den Almhütten im Vordergrund bietet er auf ganz andere Weise als die Felsen einen ansprechenden Vordergrund für Gippel und Göller hinter dem Tal der Unrechttraisen.
      Auf diesem steilsten Stück des Hanges wurde die Zufahrtsstraße zum Reisalpenschutzhaus erst vor kurzem neu trassiert und folgt nun etwas flacheren Kehren im östlich anschließenden Wald.
      116-GippelGöller.jpg

      Nahe der alten Reisalpenstraße, die nun nur mehr als Wanderweg dient, entdecke ich nochmals ein Manns-Knabenkraut.
      117-MannsKnabenkraut.jpg

      Blick zurück nach Norden hinauf. Allein schon wegen des Panoramas ist es genussvoll, hier abzusteigen; der Hang ist allerdings durchaus steiler als er auf den ersten Blick aussieht.
      119-Reisalpe-Südhang.jpg

      Bereits auf der Nagellandalm, bevor die Route dann durch das Holztor die Wiesen verlässt und in den Wald führt.
      Bis zum Schluss bleiben die Ausblicke wunderschön. Das obere Halbachtal zur Kalten Kuchl hin wird links von der Jochart, rechts vom Hegerberg flankiert. Und im Hintergrund konnte sich der Hochschneeberg spät, aber doch noch von den hartnäckigen Schichtwolken befreien.
      122-JochartSchneebergHegerberg.jpg

      Im Wald kürze ich die Kehre zur Brennalm auf dem markierten Wanderweg ab und bin dann über die Reisalpenstraße recht rasch beim Parkplatz zurück. Immerhin nützen inzwischen zwei weitere Fahrzeuge den Parkplatz: ein einheimisches und ein ungarisches.
      Vorsichtig und konzentriert fahre ich die Sandstraße hinunter, und ab dann steht der recht entspannten - und sehr zufriedenen - Heimfahrt nichts mehr im Weg.

      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 10.06.2023, 08:23.
      Lg, Wolfgang


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      der sowohl für den Einzelnen
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      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Informationen zur Wanderung

        10,8km Strecke,
        680 Höhenmeter.

        Vom bereits relativ hoch gelegenen Parkplatz Dürrental erfordert die Wanderung keinen ganzen Tag (bzw. lässt viel Zeit für das Rasten oder einen langen Aufenthalt im Gipfelbereich der Reisalpe).
        Die Zufahrt ist allerdings sofort ab dem Ende der asphaltierten Strecke (beim Gehöft Pichler/Bichler) reichlich rumpelig, sodass ich mich nicht traue, sie für jeden Wagen zu empfehlen. Dies soll kein Vorwurf sein, lediglich die Feststellung einer Tatsache; es handelt sich ja um eine Privatstraße, deren Nützen bis zum Parkplatz allgemein erlaubt ist. Mehrere Tafeln entlang der Sandstraße appellieren daran, doch lieber zu Fuß zu gehen. Aber das Befahren ist nicht verboten.
        Mein subjektiver Eindruck ist, dass die Straße in den letzten Jahren unter Folgen von starken Niederschlägen oder Gewittern gelitten haben muss.
        Bei einem Start in Furthof oder im Tal des Andersbachs (z.B. unter dem Gehöft Blümel) würde eine Tour auf Schwarzkogel und Reisalpe sehr wohl einen ganzen Tag erfordern, ginge sich bei genügend zeitigem Aufbruch aber dennoch gut aus. Verlässlich stabiles Wetter wäre dann natürlich eine Grundvoraussetzung.

        Die gesamte Aufstiegsroute verläuft außer einem kurzen Abschnitt am Gscheidboden sowie den Schlussminuten zum Schutzhaus hinauf durchwegs auf unmarkierten Wegen. Dennoch ist die Orientierung m.E. nicht schwierig. Die Forststraßen steigen maximal moderat an, sodass Steilstufen abseits des Jägersteigs fehlen.

        Am unteren Einstieg des Jägersteigs steht eine Hinweistafel. Die Einmündungen in die querende Forststraße sowie die Abzweigung oben von der Reisalpenstraße sind durch gut sichtbare Steinmännchen gekennzeichnet. Der Steig ist speziell im oberen Teil schmal und überwindet einen Steilhang, er bietet bei guten Bedingungen aber keinerlei Schwierigkeiten. Bei sehr feuchtem Boden wäre er sicher mühsamer zu begehen; lediglich bei vereistem Altschnee würde ich von ihm abraten (was aber eigentlich für alle ausgeprägten Steilpassagen gilt).

        Für den Abstecher zum Schwarzkogel empfehle ich den alten Ziehweg am Kamm, der deutlich sichtbar von der (nördlichen) Forststraße abzweigt. Im Frühsommer ist die Vegetation entlang des Wegs in keiner Weise hinderlich. Im östlichen Teil des Kamms wäre die nördliche Forststraße eine Alternative. Die Forststraße südlich des Kamms verläuft zu weit unten; von ihr aus wäre der Gipfel daher nur über eine hohe Böschung und einen Steilhang zu erreichen.

        Auch ohne ganz große Fernsicht habe ich den weitläufigen Gipfelbereich der Reisalpe einmal mehr als einen Ort erlebt, an dem ich Stunden verbringen könnte. Die vielen Orte im Blickfeld tragen dazu ebenso bei wie das Schutzhaus mit seiner guten Verpflegung.


        Persönliches Fazit

        Bei meiner siebenten Tour auf die Reisalpe seit dem Jahr 2005 bin ich der bisher individuellsten Anstiegsroute gefolgt.
        Der Schwarzkogel ist ein ruhiger Nebengipfel, der auch recht gute Ausblicke und vor allem sicher stets viel Ruhe bietet. Zumindest im Grün des späten Frühjahrs habe ich seinen Gipfel trotz des reduzierten Baumbestands als einen durchaus ansprechenden Ort erlebt, an dem ich gern einige Zeit gerastet habe.
        Der Jägersteig ist eine interessante Alternative zu den viel häufiger begangenen Standardanstiegen auf die Reisalpe. Ebenso wie die Abstecher zum oberen Rand der Hirschenmäuer bietet er Einblicke in die felsige Westflanke, die mir bisher noch wenig vertraut war.

        Im Gipfelbereich und beim Schutzhaus hätte ich mit wesentlich mehr Betrieb gerechnet. So konnte ich zu meiner Überraschung selbst dort - an einem Samstag mit stabilem Wanderwetter - eine entspannende und ruhige Zeit verbringen. Ein wenig hat dazu sicher auch beigetragen, dass kein Weidevieh oben war (heuer bzw. aktuell gar nicht oder erst später?).

        Als Liebhaber weiter Panoramen zieht es mich immer wieder auf die Reisalpe, und ich könnte sie - außer vielleicht bei durchgehend dichtem Nebel - gar nicht enttäuscht verlassen. Aber ich habe all die Eindrücke, die sie bieten kann, natürlich noch nicht annähernd vollständig ausgekostet. So freue ich mich jetzt bereits auf meinen nächsten Besuch des höchsten Gutensteiner Gipfels - auf welchen Routen und zu welcher Jahreszeit auch immer. Ganz gewiss werde ich erneut bereichert zurückkehren.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 12.06.2023, 12:29.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Interessant, dass auch du die steile Ausstiegsvariante des Jägersteigs gewählt hast. Die dürfte wohl besser ausgetreten sein. Weiter links gibt es auch noch flachere Steigspuren, die erst weiter oben die Hochfläche erreichen.
          Der unmarkierte Weg von der Nagellandalm nach Südwesten direkt hinunter zur Reisalpenstraße, "Abkürzung" laut OTM/OSM, hat dich nicht interessiert? Der erspart den Umweg in Richtung Brennalm.
          LG Rudolf
          _________________________________________
          Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
          die wir nicht nutzen. (Seneca)

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          • #6
            Super Wolfgang!

            Was, 6 Jahre ist das schon wieder her? Erstaunlich...

            Die Straße zum Dürntal-Parkplatz habe ich eigentlich nie zur Gänze als sonderlich rumpelig in Erinnerung. Einzig und allein der unterste Teil (im Graben direkt neben dem Bach) war etwas anspruchsvoller...
            Ich möchte jetzt niemandem etwas unterstellen, aber vielleicht steckt da auch ein bisschen "Kalkül" dahinter. Dass die Straße nicht oder nur mehr grob instandgesetzt wird, um Personen abzuhalten, zum Parkplatz zu fahren

            Glücklicherweise bin ich seit kurzem im Eigentum des Buches "Waldbahnen in Österreich". Also mal kurz durchsuchen...
            Waldbahn Lilienfeld wäre am nächsten. Außerdem gäbe es da noch die Waldbahnen Wastl am Wald, Unterbuchberg, Gösing, Puchenstuben (Klauswald), Reith (Großer Koller), Gscheidl, Schwarzau im Gebirge (Fegenberg) sowie Kuhschneeberg und Frohngraben.
            Vermutlich handelt es sich um die in Lilienfeld-Hintereben. Allerdings ist unbekannt, ob es Holzschienen waren (schaut für mich ja nach solchen aus).

            Rudolf_48 :

            Wenn man den Jägersteig von unten verfolgt, kommt man in der Regel automatisch bei der "steilen Ausstiegsvariante" heraus. (Die Abzweigung zur flacheren Variante übersieht man gerne)

            Die "Abkürzung" von der Nagellandalm zur Forststraßenkehre muss man kennen. Der Wanderweg (Spuren über die Wiese) leitet ja automatisch direkt zum Tor.


            LG
            My Blogs > Meine bisher erstellten Tourenberichte

            Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist - denn vorher gehörst du ihm. (Hans Kammerlander)
            Hergott, d' Hoamat is schee (Aufschrift am Gipfelkreuz der Reisalpe)
            Im Höllengebirge wird einem nie langweilig ! ... (mein Leitspruch)

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            • #7
              Wohltuende Frühlingsbilder und tolle Unternehmung Wolfgang!

              Ich bin dort gerne an der Nordseite unterwegs, der Jagasteig hat mir besonders getaugt.

              Der Schwarzkogel ist ein unscheinbarer Aussichtsberg, der zu Unrecht kaum Erwähnung findet.


              L.G. Manfred

              Kommentar


              • #8
                Reisalpe ist immer schön. Der Schwarzkogel ist nett, ich hab ihn auch einmal „angehängt“. Er lässt sich übrigens auch in eine Runde von der Ebenwaldhöhe einbinden (über die den Nordabhang der Reisalpe querende Forststraße).

                Der Jägersteig war einmal mit grünen Punkten markiert, teilweise sind sie noch zu sehen.

                @Jga: Holzschienen sind das nicht.

                Kommentar


                • #9
                  Servus Wolfgang !

                  Die von dir präsentierte Tour steht auch bei mir schon lange "auf dem Speiseplan", dein gewohnt informativer und schöner Bericht steigert die Vorfreude .

                  LG, Günter
                  Zuletzt geändert von mountainrabbit; 12.06.2023, 12:02.
                  Meine Touren in Europa

                  Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                  (Marie von Ebner-Eschenbach)

                  Kommentar


                  • #10
                    Eine sehr schöne mir wohlbekannte Wanderung mit wunderbaren Bildern hinterlegt hast Du da gemacht.
                    Bei schönen sehr klaren Wetter sehe ich vom Gipfel der Reisalpe zu mir nach Hause auf den Wagram (Richtung grob 27° und rd.57km sehe ich meinen Ort).

                    LG
                    Erich


                    "Gesundheit ist des Menschen höchstes Gut"

                    Kommentar


                    • #11
                      Vielen Dank für all eure Antworten!

                      Zitat von Rudolf_48 Beitrag anzeigen
                      Interessant, dass auch du die steile Ausstiegsvariante des Jägersteigs gewählt hast. Die dürfte wohl besser ausgetreten sein. Weiter links gibt es auch noch flachere Steigspuren, die erst weiter oben die Hochfläche erreichen.
                      Der unmarkierte Weg von der Nagellandalm nach Südwesten direkt hinunter zur Reisalpenstraße, "Abkürzung" laut OTM/OSM, hat dich nicht interessiert? Der erspart den Umweg in Richtung Brennalm.
                      Ja, Rudolf, beim Jägersteig war es so wie du vermutest: Ich bin im Aufstieg einfach der deutlichsten Spur gefolgt und habe mich oben bei der Reisalpenstraße dann selbst gefragt, wo ich an der Abzweigung nach links vorbeigegangen bin.

                      Im Abstieg habe ich die Forststraßenkehre zur Brennalm auf dem markierten Weg abgekürzt. Nachdem meine komplette Route nicht so lang war, sah ich keinen Grund, die ganz direkte "Abkürzung" zu nehmen. Aber für den Fall, dass ich wieder in der Region unterwegs bin, habe ich mir eingeprägt, wo diese Abkürzung unten abzweigt (knapp oberhalb einer Forststraßengabelung).

                      Zitat von Jgaordhelagenornres Beitrag anzeigen
                      Die Straße zum Dürntal-Parkplatz habe ich eigentlich nie zur Gänze als sonderlich rumpelig in Erinnerung. Einzig und allein der unterste Teil (im Graben direkt neben dem Bach) war etwas anspruchsvoller...
                      Ich möchte jetzt niemandem etwas unterstellen, aber vielleicht steckt da auch ein bisschen "Kalkül" dahinter. Dass die Straße nicht oder nur mehr grob instandgesetzt wird, um Personen abzuhalten, zum Parkplatz zu fahren
                      Was du zur Straße zum Dürntal-Parkplatz schreibst, liest sich für mich sehr plausibel.

                      Und vielen Dank für deine Information zur Waldbahn Lilienfeld-Hintereben!

                      --- ---

                      Blick vom Rand der Gipfelkuppe der Reisalpe zurück zu meinem ersten Gipfelziel, dem Schwarzkogel,
                      vor der Hinteralm, dem Muckenkogel und dem Hohenstein im Hintergrund.
                      078-Schwarzkogel-HinteralmMuckenkogel.jpg


                      Lg, Wolfgang


                      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                      der sowohl für den Einzelnen
                      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                      (David Steindl-Rast)

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                      • #12
                        Am Gipfel mal ganz ohne Leute, was seltenes.
                        Die Reisalpe immer wieder eine lohnende Tour.
                        Lg. helmut55

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                        • #13
                          Grüß Dich,

                          der Schwarzkogel + die Reisalpe vom Högersattel (etwas oberhalb) am 13.06.2023 um 16:30h.

                          LG

                          SCHWARZKOGEL + REISALPE.jpg
                          Erich


                          "Gesundheit ist des Menschen höchstes Gut"

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                          • #14
                            Ich hab hier beschämenderweise gar nicht geantwortet, aber vom Frühling her kenne ich die Reisalpe noch gar nicht. Sowohl Jägersteig als auch Orchideenwiese und die westseitigen Anstiege ab Innerfahrafeld bzw. Furthof möchte ich dringend einmal nachholen.

                            Danke für die Anregung, Wolfgang.

                            Lg, Felix
                            http://www.wetteran.de

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