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10.02.24 Von Ernstbrunn über Hirschberg und Kirchberg nach Karnabrunn, Weinviertel

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  • 10.02.24 Von Ernstbrunn über Hirschberg und Kirchberg nach Karnabrunn, Weinviertel

    • Wegführung: Ernstbrunn (12.10) - Zeiselberg - Hirschberg (313m) - Kirchberg (358m) - Karnabrunn (16.45)
    • Länge: 12,7 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 370 hm
    • Reine Gehzeit: ca. 3,5 Std.
    • Viecher: 8 Rehe, 8 Hasen, 1 Fasan, Amseln
    Spontaner Ausflug ins Weinviertel, erst am Vortag gemeinsam beschlossen. Sehr milde Luftmassen, Föhnsturm im Gebirge. Schneemäßig uninteressant. Schon auf der Hinfahrt war von der Donau aus stromaufwärts die Nebelbank bei Korneuburg zu sehen, in die wir auch kurz eintauchten, ehe wir nach Norden abbogen. Ganztägig befanden wir uns am Rand der kühlen Nebelluft im Westen und milder Föhnluft im Osten. Von Karnabrunn fuhren wir mit dem Bus nach Ernstbrunn und stiegen am Hauptplatz aus.

    Ausgangslage: Sichtbarer Satellitenbildkanal um 10 Uhr (links) und Lufttemperatur um 14 Uhr (rechts):

    Die späteren Satellitenbilder zeigen einen dichten Cirrusschirm, der den Nebel darunter verdeckte. Die Lage um 10 Uhr ist aber repräsentativ für den ganzen Tag, wenngleich der Nebel sich teilweise auflöste und in starken Dunst überging. Gänzlich wolkenlos war es am Vormittag im Osten, wo sich schon der lebhafte Südostwind durchsetzte. Knapp nordöstlich von Wien bildete sich durch die Gebirgsüberströmung ein kleinräumiges Leetief. Dadurch wurde die kalte Nebelluft im Tullnerfeld und im Waldviertel angesaugt (Nordwestwinde). Diese Konstellation mit unterschiedlicher Position wird vortex vindobonensis genannt.

    Unsere Wanderroute verlief zwischen der kalten Luft im Westen (7 bis 10 Grad) und der milden Luft im Osten (15-17 Grad). Die Hochnebelschwaden reichten bis in die breite Talfurche östlich vom Rohrwald, die sich bis Karnabrunn erstreckt.



    Bild 1: Kirche Ernstbrunn mit gotischem Chor und um 90 Grad gedrehte Saalkirche

    Gründung um 1055 angenommen, die Ursprungskirche ist romanisch und in Gestalt der Feliciankapelle (bzw. Marienkapelle) noch erhalten, 1760 wurde die Saalkirche im Westen angebaut.


    Bild 2: Der geräumige Hauptplatz von Ernstbrunn, immerhin knapp 3000 Einwohner.


    Bild 3: Vom Hauptplatz nach Osten Blick zu den Kleinen Karpaten, hier Vápenná links (747m, 68km)


    Bild 4: Eine Allee.


    Bild 5: Strom und Felder.


    Bild 6: Schneebergblick von der ersten Erhebung südlich von Ernstbrunn.

    Darüber bereits ausgeprägte Föhnwolken (Altocumulus lenticularis) und charakteristisch für Föhn mit sehr milden Luftmassen auch die Quellbewölkung.


    Bild 7: Zeichen für hohe Windgeschwindigkeiten.

    Die Fernsicht reichte noch viel weiter, bis Gippel und Göller, die noch klar erkennbar waren, rund 100km Distanz.


    Bild 8: Richtung Donautal sah man anfangs die Oberseite der Hochnebelschwaden.


    Bild 9: Haselpollen.


    Bild 10: Rückblick zu den Leiser Bergen.

    Im Frühling hab ich mir einen neuerlichen Besuch fest vorgenommen, evtl. von Niederleis nach Mistelbach, wobei ein Abstecher zur romanischen Kirche Michelstetten Pflicht ist. Das Langhaus stammt nämlich möglicherweise noch aus der karolingischen Zeit und damit wäre es eine der ältesten Kirchen von Österreich.


    Bild 11: Kleine Karpaten in voller Länge.


    Bild 12: Tolle Lichtstimmungen in einer idyllischen Landschaft.

    Anders als man auf den ersten Blick auf die Karte vermutet hätte, gab es nur wenige Asphaltabschnitte auf der gesamten Route.


    Bild 13: Zwei von vielen Feldhasen, die wir neben Rudeln von Rehen am Weg gesehen haben
    .

    Dies war im Anstieg zum Hirschberg (313m), der zumindest einen Sichtpflock am höchsten Punkt vorzuweisen hatte.


    Bild 14: Ausgeprägte Dunstschicht mit der kälteren Luft darunter in der breiten Talfurche.


    Bild 15: DC Tower 2 in Bau, DC Tower 1 und Donauturm.

    Ziemlich genau davor liegt der Ort Stetten mit der spätgotischen Pfarrkirche.


    Bild 16: Nach dem Galgenberg lag schließlich der letzte Hügel vor uns: Kirchberg bei Karnabrunn.

    Am Weg dorthin tauchten wir allmählich in die kühlere Luft ein, die von Süden her einströmte. Die Bewölkung wurde nun wesentlich kompakter, denn das Aufgleiten der wärmeren Luft auf die kältere Luft hatte eingesetzt, das Italientief intensivierte sich. Viel Niederschlag fiel im Osten später aber nicht.


    Bild 17: Die 1737 erbaute barocke Kirchenstiege von Karnabrunn zur Wallfahrtskirche.

    Die Kirche selbst wurde 1684-1686 von Julius Friedrich Bucelleni erbaut. In Verlängerung der Stiege liegt das barocke Wasserschloss auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus.



    Bei der Kirche befindet sich ein überdachter Rastplatz, wo wir Wolfgangs Vorräte vernichteten, denn ich hatte vor der Tour ausgiebig am Yppenplatz gefrühstückt und danach vergessen, mir noch etwas mitzunehmen.

    Bild 18: Vom Rastplatz sah man zur Kirche Großrussbach, eine ehemalige Wehrkirche.


    Bild 19: 287 Jahre Witterungseinflüsse haben ihre Spuren hinterlassen



    Vom Fuß der Stiege war es dann nicht mehr weit bis zum Parkplatz.

    Danke für die Abwechslung, Wolfgang - es müssen nicht immer anspruchsvolle Gipfel sein. Und gerade von niedrigen Erhebungen im Flachland ergeben sich oft ganz spannende Sichtachsen.

    Bis auf eine Reiterin haben wir am ganzen Weg niemanden getroffen.

    Lg, Felix
    Zuletzt geändert von Exilfranke; 12.02.2024, 13:51.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    Am Beginn stand mein Wunsch, mir nach einer ziemlich dichten (Arbeits-)Woche am Samstag zumindest einige Stunden die Beine zu vertreten. Die Voralpen lockten mich angesichts von (mühsamem) Restschnee ab den mittleren Höhen und immer böigerem Wind im Tagesverlauf diesmal aber nicht besonders. So entstand die Idee, ins Weinviertel zu fahren und dort eine mir noch nicht bekannte Strecke zu gehen.
    Nach einem Austausch der Wochenendpläne im Freundeskreis ergab sich dann, dass Felix und ich uns gemeinsam auf den Weg machen wollten. Eine erfreuliche Variante des ursprünglichen Vorhabens!

    Einige Bildeindrücke auch von mir:

    Wir starten in der Marktgemeinde Ernstbrunn mit einem recht kompakten Ortskern um den langgestreckten Hauptplatz. An seiner westlichen Schmalseite stehen die Pfarrkirche und der Pfarrhof.
    03-ErnstbrunnPfarrkirche-Portal.jpg

    Ein Stück südlich des Hauptplatzes passieren wir den Gasthof Schwarzer Adler. Das spätbarocke Gebäude wurde zu Beginn als Bürgerspital genutzt.
    06-Ernstbrunn-GhfSchwarzerAdler.jpg

    Ein typisches Bild für den Tag - sowohl von der Bewölkung als auch der Landschaft. In den vergangenen Jahren entstanden vor allem im östlichen und südöstlichen Weinviertel große Windparks. Der Windpark Simonsfeld etwa südwestlich von Ernstbrunn nimmt sich demgegenüber mit vier Kraftwerken bescheiden aus.
    09-WindparkSimonsfeld.jpg

    Die Szenerie einige Minuten danach.
    Gleich doppelt überrascht bin ich von den Fernblicken, die dieser Platz bietet. Dass der Schneeberg von der eher flachen Kuppe südlich von Ernstbrunn überhaupt im Blickfeld ist, erstaunt mich ebenso wie die gute Fernsicht trotz des Südföhns mit Saharastaub im Gepäck. Die Distanz zum Kaiserstein (vgl. das sechste Foto von Felix) beträgt immerhin fast 93 Kilometer!
    13-WindparkSimonsfeld.jpg

    Zweimal überqueren wir auf unserer Route das Gleis der Bahnlinie von Korneuburg nach Ernstbrunn. Die Lokalbahn führt mit erstaunlich vielen Kurven und Steigungsstrecken durch die hügelige Landschaft.
    Mir war bewusst, dass der Personenverkehr auf der Strecke bereits vor langem eingestellt wurde (exakt war es im Mai 1988). Dass die Strecke Korneuburg - Ernstbrunn seit einigen Jahren (wieder) für Güterverkehr zum großen Kalkwerk in Ernstbrunn, vor allem aber an Wochenenden im Sommerhalbjahr für den "ErlebnisZug Leiser Berge" genützt wird, ist meiner Aufmerksamkeit bisher hingegen entgangen.
    Mehr dazu im Artikel der wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lokalb...2%80%93Hohenau
    15-RegiobahnKorneuburgErnstbrunn.jpg

    Ein ganz typischer Blick über die wellig-bucklige Landschaft. Links im Vordergrund die (Teil-)Gemeinde Kleinebersdorf; rechts hinten ist der Turm der stattlichen alten Kirche von Großrussbach zu sehen.
    21-ZoomKleinebersdorfGroßrussbach.jpg

    Etwa in der Mitte unserer Route dringt die Sonne für einige Zeit stärker durch die Schichtwolken und bringt die Landschaft ganz neu zum Leuchten.
    Eine sehr friedliche Szenerie mit dem Gleis der Lokalbahn, trotz der drei Windkraftwerke. Würde plötzlich Erwin Steinhauer langsam auf einem alten Rad vorbeifahren, wäre es auch nicht erstaunlich.
    26-WindparkSimonsfeld.jpg

    Vom beginnenden Anstieg auf den Hirschberg blicken wir nach Norden zu der - noch zur Marktgemeinde Ernstbrunn gehörenden - Ortschaft Naglern.
    Dahinter die Leiser Berge mit den höchsten Erhebungen des gesamten Weinviertels: links der Oberleiser Berg (457m), in der Bildmitte der Buschberg (490m).
    31-Naglern-LeiserBerge.jpg

    Der relativ steilste Anstieg des Tages führt uns dann (fast) auf den Galgenberg hinauf. Knapp danach sehen wir über eine Lichtung bereits zur letzten und höchsten Erhebung unserer heutigen Route: dem 359m hohen Kirchberg (oder Steinmaißelberg) mit der weithin sichtbaren Wallfahrtskirche Karnabrunn.
    40-KarnabrunnWallfahrtskirche.jpg

    Die Kirche von Karnabrunn wurde in einheitlichem Frühbarockstil erbaut. Sie ist heute leider versperrt, aber wir nützen den ruhigen Platz vor ihr für eine Rast und das Teilen unseres Proviants.
    42-Karnabrunn-Wallfahrtskirche.jpg

    Im Anschluss fehlt nur mehr der kurze Abstieg in den Ort Karnabrunn. Er führt uns zuerst über die lange Stiege Richtung Südosten bergab, die von sechs großen Heiligenfiguren gesäumt wird. Mit etwa 200m Länge und 104 Stufen handelt es sich um die längste Barockstiege, die in Niederösterreich erhalten ist.
    51-KarnabrunnStiegenaufgang.jpg

    Durch die stimmungsvolle Kellergasse kehren wir schließlich zum Ausgangspunkt an der Laaer Straße zurück.
    53-KarnabrunnKellergasse.jpg


    Persönliches Fazit

    Dafür, dass das Weinviertel direkt nördlich von Wien beginnt, war ich in Summe bisher relativ selten in dieser Region wandern. Zweimal war es im Herbst, etwas häufiger im mittleren und späteren Frühling, wenn die Landschaft sich besonders farbenfroh zeigt.

    Im Feber präsentieren sich die Farben selbst bei hohen Temperaturen natürlich noch deutlich zurückhaltender. Dennoch konnte ich den eigenen Reiz der Landschaft erleben: Sie strahlt etwas Ruhiges aus, ist zugleich aber nicht eintönig. Überrascht war ich, wie gut es möglich ist, längere Strecken nahezu komplett abseits von Straßen oder Siedlungen unterwegs zu sein. Die Markierungen der direkten Route Ernstbrunn - Karnabrunn bestehen über weite Strecken zwar mehr in der Theorie als in der Praxis ; ein komplettes Verirren sollte bei guter Sicht dennoch schwer sein. Wir sind nur einmal falsch abgebogen, wobei die ungeplante Route dann ein wenig länger, dafür aber deutlich schöner war.

    Wer lieber auf gut markierten Wegen geht, sollte sich an einen der Weitwanderwege oder den Jakobsweg Weinviertel halten. Er führt übrigens unter anderem auch von Ernstbrunn nach Karnabrunn, aber auf einer um einige Kilometer längeren Strecke über Großrussbach.

    Vielen Dank für den gemeinsam verbrachten Tag, Felix!
    Meine Erwartungen an das Vertreten der Beine und das Durchlüften des Geistes haben sich zur Gänze erfüllt. Und auch bei mir ist die Lust daran neu geweckt worden, weitere Routen im Weinviertel zu Fuß zu erkunden.
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 13.02.2024, 14:14.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Ich bin 2020/21 in etlichen Einzeletappen von Retz bis nach Wien gegangen (Weitwanderweg 07). Dabei bin ich natürlich auch durch Ernstbrunn gekommen, aber auch der 07er geht über Großrußbach und lässt Karnabrunn "rechts liegen". Die Landschaft ist durchaus erwandernswert und vielleicht gerade, weil sie nicht so spektakulär ist, gut für Körper und Seele.
      LG, Eli

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      • #4
        Ursprünglich war ich ja am "Austausch der Wochenendpläne im Freundeskreis" beteiligt, bin dann aber in's Waldviertel "abgebogen", um dort mit dem MTB etwas mehr Höhenmeter zu absolvieren.

        Einen schöne Wanderung ist es geworden, ich melde mich gerne für eine weitere Erkundung dieser Region an.

        LG, Günter
        Meine Touren in Europa

        Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
        (Marie von Ebner-Eschenbach)

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        • #5
          Feine Wanderung!
          Beim „Schwarzen Adler“ in Ernstbrunn kehren wir oft und gerne ein.
          Aber für euch zu früh bei einem Start in Ernstbrunn.


          L.G. Manfred



          Zuletzt geändert von manfred1110; 13.02.2024, 11:59.

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