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Durch die Latschen: Haberfeldkar – Wegsuche Richtung NW – Haberfeldkuppe (Rax), 9.7.2024

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  • Durch die Latschen: Haberfeldkar – Wegsuche Richtung NW – Haberfeldkuppe (Rax), 9.7.2024

    Wieder ein alter, vergessener Weg auf der Rax; diesmal aber kein Aufstieg, sondern ein Höhenweg.

    In älteren Karten ist zwischen Klobentörl und Scheibwaldalm ein unmarkierter Weg eingezeichnet, der das Haberfeldkar unterhalb der Lechnerwände quert, horizontal durch die Nordosthänge des Hohen Scheibwalds führt, den Steinigen Graben kreuzt und schließlich um den Schneekogel herum die Obere Scheibwaldalm bzw. Breitensteineralm erreicht.


    Rax 25.000 1931.jpg

    Rax 25.000 1968.jpg


    Benesch beschreibt ihn nur knapp, im Benesch-Pruscha von 1949 ist er ausführlicher beschrieben.
    Im Kapitel Höhenwanderungen / Nebenwege / Auf dem Scheibwaldmassiv finden wir ihn auf Seite 226:


    Pruscha1.jpg
    Pruscha2.jpg


    Interessant finde ich, dass es sich dabei um einen der ältesten Wege auf der Rax handelt. In grauer Vorzeit, als die Almen alle noch bewirtschaftet waren, wird er wohl einige Bedeutung gehabt haben. Mit dem Verfall der Almen ist er dann vermutlich nur mehr als Jagdsteig genutzt worden, und heute sind die Jäger ohnehin nicht mehr darauf angewiesen.

    Touristischen Wert hätte der Weg heutzutage (wenn er durchgängig begehbar wäre) kaum, denn wer will schon vom Klobentörl zur Scheibwaldalm? Und wenn, dann ist es oben rüber (über die Haberfeldkuppe) ohnehin schöner. Trotzdem fasziniert es mich, wenn man Relikte eines so alten Steiges findet und den Weg zumindest abschnittsweise nachgehen kann.

    Schon vor Jahren habe ich danach gesucht und ein Teilstück davon begangen. Ich bin damals nicht aus dem Haberfeldkar zugestiegen, sondern auf einem Jagdsteig, der aus der Mulde am Beginn des Kesselgrabens ca. 50hm unterhalb der Gloggnitzerhütte schräg hinaufführt und ca. in der Mitte zwischen Haberfeldkar und Steinigem Graben auf den Weg trifft (in der einen Karte ist er unterbrochen eingezeichnet). Weiter als bis zum ersten Graben bin ich damals aber nicht gekommen àklick
    Andreas (bluehouse) hat dann kurz darauf den Weg weiter Richtung Weiße Wand erkundet, ist aber auf halber Strecke im unendlichen Latschenmeer steckengeblieben.


    Jetzt wollte ich einmal den Beginn des Weges erforschen. Im Haberfeldkar war ich zwar schon öfters (z.B. 2014), aber von dort noch nie weiter Richtung NW. Mir war klar, dass das kein Honigschlecken wird und dass diese Erkundung keinen praktischen Nutzen nach sich ziehen wird, aber die Neugier war einfach zu groß.

    Als Übersicht zwei Luftbilder:
    grün = vermuteter bzw. aufgefundener Originalweg
    rot = mein Weg mit Umgehungen


    Luft2.jpg

    Luft1.jpg
    Zuletzt geändert von maxrax; 10.07.2024, 21:34.

  • #2
    Ich wende mich also bei der Gloggnitzerhütte scharf links

    001.jpg


    …und gelange weglos hinter die nächstgelegene Fichtengruppe.

    Von dort sehe ich schon hinüber zum weiteren Steigverlauf. Die rote Linie, meine Umgehung der ersten Latschenfelder, hatte ich schon im Vorfeld so geplant, denn dass die alten Latschengassen dort längst zugewachsen sind, wusste ich. Gelb eingekreist sind die "Problemstellen" im weiteren Verlauf


    002.jpg


    Diesmal finde ich die schwache Steigspur, die […] sich dann, immer deutlicher werdend, in eine gassenartige Bodenfurche senkt, erst nach einigem Suchen.

    003.jpg


    Überblick über das Haberfeldkar. 2014 bin ich da aufgestiegen. Durch das Weitwinkel schaut es viel flacher aus als es ist.

    004.jpg


    Hier in weitem Bogen l.-r. um das latschenüberwucherte Trümmerfeld herum, das einst aus dem Haberfeldkar gebrochen ist. Dass die Steigspur an den Schutthalden des Kares aufhört, stimmt nicht mehr, denn die schöne Latschengasse führt weiter im Bogen um die kleine Kuppe herum nach Norden (im Bild rechts unten). Nun Richtungsziel ein Felsblock, der am folgenden Hang aus einem breit vorgelagerten Kopf mit dichtem Krummholz herausschaut. Den Felsblock sieht man von hier zwar nicht, aber die Richtung ist klar. Der Weg führte vermutlich sanft ansteigend quer durch die Latschen bergan. Ich muss aber die Rinne hinauf und oben queren.

    005.jpg


    Unten ist sie ganz gut zu begehen.

    006.jpg


    Weiter oben wird sie steiler und schottriger.

    007.jpg


    Das könnte die alte Latschengasse gewesen sein. Sie führt nur mehr ein paar Meter weit ins Krummholz.

    008.jpg


    Zum Glück muss ich mich in der Rinne nur ein paarmal durch Latschen zwängen. Der Schutt ist aber mühsam.

    009.jpg


    Endlich kann ich oberhalb queren.

    010.jpg


    Rückblick ins Kar

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    Da schaut es nach richtigem Weg aus, es dürfte aber nur eine Gamsfährte sein. Vielleicht benützen sie Jäger auch.

    012.jpg


    Jenseits des Blockes etwas hinab… heißt es jetzt auch für mich (wenngleich von weiter oben).

    013.jpg
    Zuletzt geändert von maxrax; 10.07.2024, 16:26.

    Kommentar


    • #3
      dann ist die sanft ansteigende Spur als deutliche Latschengasse nicht mehr zu fehlen. Naja, deutlich ist anders. Es führt zwar eine Spur weiter, allerdings hinunter. Schaut fast nach Jagdsteig aus. Ich merke bald, dass ich zu tief komme, und steige wieder ein Stück an. Dann beginnt der Latschenkampf. Ich suche mir Stellen aus, wo es am ehesten nach Durchkommen ausschaut. Ob das der Originalweg ist oder nicht ist mir dabei ziemlich egal. Endlich habe ich wieder freie Sicht, und da sehe ich auch eine deutliche Spur unterhalb der Felsen. Hier bin ich richtig.

      014.jpg


      Kurzes Verschnaufen, bevor es wieder in die Latschen geht.

      015.jpg


      Da bin ich schon wieder mitten drin.

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      Ein paar Meter Erholung…

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      …dann noch einmal durch. Zum Glück habe ich die Astschere mit.

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      Jetzt habe ich das Gröbste hinter mir. Das nächste kleine Latschenfeld kann man wieder umgehen, das habe ich mir vorher schon angeschaut.

      019.jpg


      Die Wegspur führt mitten hinein, ich steige schräg an.

      020.jpg


      Ungefähr 20hm geht’s in der Rinne hinauf, dann rechts über die Schrofen.

      021.jpg


      So geht’s weiter.

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      Am letzten freien Fleck steigt der Weg steiler an, bevor er sich nach links in die Latschen wendet.

      023.jpg


      Rückblick von dort auf die zurückgelegte Strecke. Zwei Stunden habe ich für die 1,5km ab Gloggnitzerhütte gebraucht

      024.jpg


      Eine ausgeschnittene Latschengasse führt bis zum nächsten grünen Graben. Hier war das letzte Mal für mich Schluss, ich bin dann durch den Graben auf die Hochfläche gegangen. Heute will ich noch bis zur nächsten Rinne weiter. Im Osten hat sich der Himmel inzwischen verdunkelt.

      025.jpg


      Die weiterführende Latschengasse ist so halbwegs begehbar. Spazierweg ist es keiner.

      026.jpg


      Bald bin ich bei der Rinne. Für heute habe ich genug. Es interessiert mich zwar, wie weit man noch kommt, aber das schaue ich mir vielleicht ein andermal an. Bis zur Weißen Wand geht es ohnehin nicht, das sieht man in den Luftbildern.

      027.jpg


      Ich steige also die Rinne hinauf. In der Flanke geht das ganz gut. Auf jeden Fall besser als Latschenkampf

      028.jpg
      Zuletzt geändert von maxrax; 11.07.2024, 11:10.

      Kommentar


      • #4
        Oben wird sie flacher und grüner. Nach ca. 150hm erreiche ich das Plateau. Da drüben ist die Haberfeldkuppe.

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        Es bläst ein frischer Wind, meine Pause fällt daher kurz aus. Nix ist es mit in-der-Sonne-Liegen. Wenigstens bekomme ich keinen Sonnenbrand. Das ist der Blick Richtung Waxriegel.

        030.jpg


        Jetzt geht’s hinunter in den Graben, der ins Haberfeldkar abbricht. Am jenseitigen Hang erkennt man die Latschengasse des Weges Klobentörl-Habsburghaus und unten in der Flanke das Steiglein, das aus dem Graben heraus zum Weg führt.

        031.jpg


        Unterwegs ein Karrenfeld

        032.jpg


        Bereits unten im Graben

        033.jpg


        Vom Weg oberhalb ein Blick ins Haberfeldkar:

        034.jpg

        Von etwas weiter unten erkennt man zwei Abschnitte meines Weges. Dazwischen lag der Latschenkampf

        035.jpg


        Fazit:
        Rein historisch interessant. Früher muss das einmal ein schöner Weg gewesen sein. Auf jeden Fall ist man dort ziemlich sicher allein unterwegs. Latschenphobie darf man halt keine haben

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        • #5
          Na da hast du dich ja ganz schön durch den Latschenurwald gekämpft. Danke für`s Reinstellen

          LG
          der 31.12.

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          • #6
            Das ist also das andernorts erwähnte Projekt
            Der Einsatz von schwererem Gerät zu Wiedergangbarmachung dürfte unumgänglich sein ...

            Liebe Grüße, Norbert
            Meine Touren in Europa
            ... in Italien
            Meine Touren in Südamerika
            Blumen und anderes

            Kommentar


            • #7
              Alte Wege aufzuspüren ist spannend, aber das war anscheinend eine richtige Maso-Tour.
              Gratuliere zum Durchhaltevermögen und: super dokumentiert (auch mit den alten Karten).

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              • #8
                Wahnsinn, da braucht es schon viel Motivation und Leidensfähigkeit, um sich über längere Strecken durch solche Latschen zu schlagen. Ich habe da auch schon so manches hinter mir, aber nochmal härter stelle ich es mir vor, wenn man daheim schon weiß, dass es so wird. Wenn es sich unterwegs so ergibt, hilfts eh nix, dann muss man da eh durch

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                • #9
                  Danke euch!

                  Dadurch, dass es immer nur kürzere Abschnitte waren, wo man sich durchkämpfen musste, und es dazwischen Erholungsstrecken gab, war es nicht gar so schlimm (die Teilstücke waren jeweils ca. 40m-60m lang). Und die Möglichkeit der Umgehungen erleichterten das Ganze natürlich sehr.

                  Ganz etwas anderes ist dann die lange Gerade bis zum Steinigen Graben. Das sind ab der Rinne, bis zu der ich gekommen bin, 500m ausschließlich Latschen. Meines Wissens ist davon ungefähr die Hälfte halbwegs begehbar, bleiben immer noch 250m Dickicht. Von den 700 Metern rund um den Schneekogel bis zur Scheibwaldalm will ich gar nicht reden, da sieht man im Luftbild nicht einmal mehr die kleinste Spur.

                  @Norbert: Das ist zwecklos, ganz abgesehen davon, dass es ziemlich auffällig wäre

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                  • #10
                    Wie immer interessant für mich :-) Ganz schön zache Strecke wie man erkennt.

                    Kommentar


                    • #11
                      Zitat von bluehouse3843 Beitrag anzeigen
                      Wie immer interessant für mich :-) Ganz schön zache Strecke wie man erkennt.
                      Wobei man über den Jagdsteig ja viel schneller und bequemer zum Mittelteil des Weges kommt, auch wenn es 50hm mehr sind (man muss ja zuerst ein Stück in den Kesselgraben absteigen). Aber was nützt das, wenn es dann nicht weitergeht…

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                      • #12
                        hab mir heut das Buch gekauft, wo der Steig von den Scheibwaldhütten zum Kloben beschrieben wird. Als Ergänzung die sehr ähnliche Beschreibung. Scheibwaldhuettensteig (1)k.jpg Scheibwaldhuettensteig (2)k.jpg

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                        • #13
                          Zitat von bluehouse3843 Beitrag anzeigen
                          hab mir heut das Buch gekauft, wo der Steig von den Scheibwaldhütten zum Kloben beschrieben wird. Als Ergänzung die sehr ähnliche Beschreibung.
                          An Detailreichtum kaum zu überbieten.
                          Welches Buch ist das?

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                          • #14
                            Zitat von maxrax Beitrag anzeigen

                            An Detailreichtum kaum zu überbieten.
                            Welches Buch ist das?
                            Mein Urlaubsbuch ist aus 1897 und nennt sich "Führer auf der Raxalpe, 3.Auflage, Josef Rabl". Glaub sowas hast Du sicher eh in deinem Archiv, für mich ist das schon wieder ein neues Gustostückerl und da sind auch ein paar Wege drinnen die du unlängst beschrieben hast. Grad fällt mir ein Zettel von einem Fahrplan der k.u.k Südbahngesellschaft von 1910 aus dem Buch. Das gefällt mir auch gleich. Selbst wenn dieser Weg nicht mehr zur Gänze auffindbar ist, so kann man ihn noch nachlesen.

                            inhalt rabl1897.jpg fahrplan 1910.jpg

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                            • #15
                              Ach so, der Rabl. Ich habe die zweite Auflage von 1883, da steht natürlich etwas weniger drin als in der dritten. Deiner ist sicher noch interessanter! (Der gegenständliche Weg steht in meinem aber schon drin)

                              EDIT: Gerade ein bißchen darin geschmökert, hab schon lange nicht mehr hineingeschaut. Historisch schon sehr interessant, vor allem wenn man die beschriebenen Wege mit den alten Karten vergleicht. Und viele nicht mehr gebräuchliche bzw. existente Namen findet man auch.
                              Zuletzt geändert von maxrax; 12.07.2024, 22:13.

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