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Jauerling, 960m: Überschreitung Aggsbach Markt - Maria Laach - Spitz, Wachau / 12.04.2025

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  • Jauerling, 960m: Überschreitung Aggsbach Markt - Maria Laach - Spitz, Wachau / 12.04.2025

    Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, einen sonnigen Frühjahrstag in der Wachau zu verbringen, sollte man sie nützen. Denn die landschaftlich wie kulturell stets so sehenswerte Region zeigt sich dann von ihrer vielleicht allerschönsten Seite.

    Die Vorhersagen für Samstag, den 12. April 2025 klangen genau so, und daher war mir bald klar, wo ich unterwegs sein wollte. Da auch mit zumindest passabler Fernsicht zu rechnen war, bot sich vor allem der Jauerling als Ziel an. Anfang 2020 – gar nicht lang vor dem ersten Lockdown – bestieg ich den höchsten Berg in der Region Wachau zuletzt - gemeinsam mit einem lieben Freund, allerdings an einem eher bewölkten Tag ohne jeden Ausblick zu den Alpen.

    Da ich ohnehin wieder einmal den kompletten Jauerling-Stock überschreiten wollte, entscheide ich mich für die Route von Aggsbach Markt über den Wallfahrtsort Maria Laach zum Gipfel und auf dem Nord-Süd-Weitwanderweg nach Spitz hinunter. Das bedeutet gut 20km Strecke, mit einem langen, flachen Anstieg sowie einem kürzeren und deutlich steileren Abstieg. Aber Mitte April sind die Tage bereits so lang, dass sich auch Touren dieses Umfangs ohne unangenehmen Zeitdruck ausgehen.

    Um etwa 9.15 Uhr starte ich auf dem großen Parkplatz am nördlichen Ortsrand von Aggsbach Markt. Von der benachbarten Bundesstraße aus begrüßt mich gleich eine der Paradeansichten der Wachau: die Burgruine Aggstein auf ihrem Felssporn hoch über der Donau.
    002-Donau-BurgruineAggstein.jpg

    Am anderen Donauufer verlegte Anfang Juni 2024 ein großer Felssturz aus der Steilflanke des Luftbergs die B33 sowie den Radweg. Fast zehn Monat blieb die Straße danach gesperrt; erst vor kurzem konnte sie (vorläufig einspurig) wieder freigegeben werden. Aber weitere Sicherungsarbeiten sind noch in Planung - und angesichts dieses Anblicks denke ich mir sofort, dass das auch gut so ist.
    (Wegen der günstigeren Lichtverhältnisse entstand das Bild erst bei der Rückkehr am Abend.)
    168-LuftbergFelssturz.jpg

    Nahezu alle Siedlungen in der Wachau sind von altem Baubestand geprägt. Entsprechende Eindrücke zeigen sich auch in weniger prominenten Ortschaften wie Aggsbach Markt.
    004-AggsbachMarkt-Ortszentrum.jpg

    Die Pfarrkirche von Aggsbach Markt steht in etwas erhöhter Position, bereits oberhalb der Donauuferbahn. Der im Kern spätromanische und gotische Bau wurde später - eher zurückhaltend - barockisiert.
    009-AggsbachMarkt-Pfarrkirche.jpg

    Der eigens gekennzeichnete Abschnitt des Welterbesteigs zwischen Aggsbach Markt und Maria Laach würde zunächst in einigen Kehren den Hang des Eichbergs hinaufführen. Aber auf ausreichende Höhenmeter komme ich heute ohnehin , daher nehme ich die direktere Route durch den Schildgraben. Am Beginn führt ein Strässchen sanft ansteigend durch die frühlingshaft gefärbte Landschaft, wobei sich noch Rückblicke zum Donautal bieten.
    017-RückblickAggsbachMarkt-Luftberg.jpg

    Ab Bireben wechselt die Route dann erstmals in den Wald. Im engen Schildgraben führt ein Karrenweg zumeist in mittlerer Steigung bergauf.
    021-Schildgraben.jpg

    Auch der Graben ist längst von Frühlingsfarben geprägt. Entlang des Weges wächst beispielsweise das Kleine Immergrün.
    026-Immergrün.jpg
    Oberhalb des Grabens weitet sich die Landschaft wieder und ist nun von einzelnen Gehöften, Wiesen und Feldern geprägt. Einige Hochlandrinder nahe dem Gehöft Seeb lassen sich durch den vorbeigehenden Wanderer in keiner Weise aus der Ruhe bringen.
    031-Hochlandrind.jpg

    Die Landschaft entlang der Straße nach Litzendorf ist unspektakulär, aber für mich liegt eine ruhige Schönheit über ihr, vielleicht noch verstärkt durch die Farben des Frühjahrs.
    033-FelderbeiLitzendorf.jpg

    Da habe ich die kleine Siedlung Litzendorf bereits durchquert, und im Rückblick zeigt sich besonders deutlich, dass sie sich wunderbar in die wellige Landschaft einfügt.
    039-Litzendorf.jpg

    Richtung Westen steigt die Route, mittlerweile wieder auf einem Feldweg, noch sanft bis zu einem Rücken an. Am höchsten Punkt steht ein Bildstock mit dem – umgangssprachlichen – Namen „Litzendorfer Kreuzstöckl“.
    041-LitzendorferKreuzstöckl.jpg

    Inzwischen habe ich knapp 600m Seehöhe erreicht, und so bieten etliche Kuppen bereits freie Ausblicke zu den Alpen. Die Gelegenheit zu einer ersten Aufnahme des Ötschers lasse ich mir gleich neben dem Kreuzstöckl natürlich nicht entgehen. Rechts hinter dem Kleinen Ötscher stehen blass noch der Hochstadl in der Kräuterin sowie der Ebenstein im Hochschwab.
    043-Ötscher-KlÖtscher-Kräuterin.jpg

    Danach nütze ich die Rastbank beim Bildstock für eine kurze Pause und einen kleinen Imbiss. Offensichtlich hat er seinen Namen von dem Kreuz in der kleinen Nische oben.
    047-LitzendorferKreuzstöckl.jpg

    Nach der Anhöhe führt ein kurzer steiler Abstieg in den Graben des Endlingbachs (laut AMap Klafterbachs) hinunter. Am Gegenhang geht es neben einer Baumkultur wieder bergauf, und schon bald steht genau vor mir die stattliche Wallfahrtskirche Maria Laach.
    051-MariaLaachWallfahrtskirche.jpg

    Die Wallfahrtskirche konnte ihr spätmittelalterliches Aussehen bis heute weitgehend bewahren. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit ist der Doppelflügelaltar aus dem Jahr 1480 im Chor (aktuell mit geschlossenen Innenflügeln, vermutlich wegen der Fastenzeit). Er ist eines der wenigen vollständig erhaltenen Mal- und Schnitzwerke aus dieser Epoche in Österreich. Bekannter ist jedoch das Bild des linken Seitenaltars etwa aus der gleichen Zeit. Es zeigt die Gottesmutter Maria mit sechs Fingern an ihrer rechten Hand. Darauf geht der volkstümliche Name der Kirche „Maria Sechsfinger“ zurück.
    (Auf www.sagen.at finden sich übrigens sehr unterschiedliche Erklärungen für die eigenwillige Darstellung.)
    056-MariaLaach-Doppelflügelaltar.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; In den letzten 4 Wochen.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Um die Wallfahrtskirche gruppieren sich in Maria Laach einige ältere Häuser, darunter unter anderem der Pfarrhof und ein Gasthaus.
    058-MariaLaachKirchenplatz.jpg

    Ich setze meine Wanderung auf der Straße zur Nachbarsiedlung Zeißing fort. Bald schon bietet sich nochmals ein instruktiver Rückblick zur Wallfahrtskirche, die – recht gedrungen wirkend – im kleinen Ortszentrum von Maria Laach steht.
    061-MariaLaachWallfahrtskirche.jpg

    In Zeißing werfe ich einen kurzen Blick auf das Schloss Wasserhof. Es ist im Kern spätmittelalterlich, wurde später zu einem Vierflügelbau erweitert und war einst von einem Graben umgeben.
    063-ZeißingSchlossWasserhof.jpg

    Gleich danach verlässt die Route das Ortsgebiet und führt nun wieder entlang von Lichtungen und durch lockeren Wald weiter, dabei meist moderat ansteigend. Bald bietet sich ein weiterer schöner Rückblick nach Maria Laach, diesmal mit dem Ötscher am Horizont. Durch den leichten Dunst ist heute nicht der Tag mit ganz großer Fernsicht, aber für Alpenblicke reicht es allemal, und damit bin ich vollauf zufrieden.
    067-MariaLaach-Ötscher.jpg

    In gleichmäßiger Steigung erreiche ich das Gießhübler Kreuz, bereits in 755m Höhe.
    Etliche Vergleichsbilder zeigen, dass das Bauwerk erst in letzter Zeit in hellem Gelb neu gestrichen wurde.

    070-GießhüblerKreuz.jpg

    Die markierte Route würde sich genau hier Richtung Nordwesten zum Gipfel des Jauerlings wenden. Ich möchte aber davor noch einen kurzen Abstecher nach Gießhübl machen. Die kleine Ortschaft heißt genauso wie die Gemeinde vor den Toren Wiens, gehört noch zu Maria Laach und wird aktuell von genau sechs Personen bewohnt. Auch hier steht ein höchst bemerkenswertes (und daher denkmalgeschütztes) Gebäude: ein ehemaliger Wehrhof mit Turm, der im Kern auf das 12. oder 13. Jahrhundert zurückgeht. Die Kombination solcher Verteidigungsbauten mit einem Gehöft ist ausgesprochen selten.
    074-Gießhübl-ehemWehrhof.jpg
    Von hier aus habe ich erstmals den Gipfelbereich des Jauerlings im Blick, der besonders Richtung Südosten sehr weitläufig ist und fast den Charakter eines Plateaus aufweist. Der Sendemast auf dem Südgipfel ist links natürlich nicht zu übersehen.
    076-WiesmannsreithOberndorfJauerling.jpg

    In dieser Höhenlage bieten alle baumfreien Flächen bereits Ausblicke zu den Alpen, und so zoome ich mir Niederösterreichs Höchsten heran, der seinem Namen aktuell Ehre macht und daher in ziemlich genau 70km Entfernung noch gut zu erkennen ist. Genau vor dem Schneeberg die Reisalpe; links der Hochstaff, rechts die Hinteralm.
    079-HochstaffReisalpeHinteralm-Schneeberg.jpg

    Auf dem weiteren Anstieg zum Jauerling können zahlreiche Wegweiser dazu beitragen, dass man die richtige Route nicht verliert.
    080-Wegweiser.jpg

    Wie es der Höhenlage entspricht, ist der Hang hier vor allem von dunklem Nadelwald geprägt. In mehr als 800m Höhe befinde ich mich längst in einer ganz anderen Vegetationszone als in der Wachau.
    082-Waldweg.jpg

    Durchwegs moderat steigt der Weg weiter an, und der Sendemast vor mir zeigt unübersehbar an, dass ich dem Gipfel bereits nahegekommen bin.
    083-SenderJauerling.jpg

    Ganz plötzlich ändert sich gleich danach die Szenerie, als ich dann den Parkplatz am oberen Ende des Schihangs mit dem Schlepplift erreiche. Die Skiarena Jauerling – so der offizielle Name – versucht mit Kunstschneeanlage und Flutlichtbetrieb einiges, um attraktiv zu bleiben. Dennoch finde ich erstaunlich, dass sich das Schigebiet mit einem einzigen Schlepplift halten kann.
    086-SchleppliftJauerling.jpg

    Während ich bisher abseits der Ortsgebiete nur einzelnen Mountainbikern begegnet bin, tut sich hier – mit der Möglichkeit der Zufahrt per Auto – natürlich deutlich mehr. Der Ort ist (zumindest für mich) allerdings nicht unangenehm überlaufen. Vor mir erhebt sich die 38 Meter hohe Aussichtswarte Jauerling, die in den Jahren 1984-1991 errichtet wurde. Es ist bereits der vierte Aussichtsturm auf dem Gipfel: Das erste Holzbauwerk war 7,5 Meter hoch und entstand bereits 1842. Ein fünf Stockwerke hoher Turm aus dem Jahr 1898 ( der zunächst „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumswarte“ hieß) stürzte im Feber 1949 ein. 1951 errichteten ÖAV und ÖTK einen neuen, 30m hohen Turm, der auf dem windumtosten Gipfel aber nur gut 20 Jahre stand. 1974 wurde er in einem Wintersturm schwer beschädigt und musste schließlich abgetragen werden.
    (Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Jauerling-Aussichtswarte)

    088-JauerlingAussichtswarte.jpg

    Natürlich lasse ich mir heute die Gelegenheit nicht entgehen, gegen zwei Euro Gebühr auf den Aussichtsturm zu steigen.
    Der erste Blick geht Richtung Nordwesten über die große flache Burgstockwiese mit der Jahnhütte (im Besitz des Turnvereins Spitz) zum Waldviertel im Hintergrund.

    092-BurgstockwieseWaldviertel.jpg

    Da blicke ich am benachbarten Sender Jauerling vorbei etwa Richtung Osten.
    094-SenderJauerling.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; In den letzten 3 Wochen.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Bei klarer Luft umfasst der Rundblick vom Jauerling beträchtliche Teile von Niederösterreich. Ich bin trotz des leichten Dunstes heute sehr zufrieden: Die Fernsicht ist wesentlich besser als bei meinen beiden letzten Besuchen des Gipfels, und die Alpen – mit dem dominierenden Ötscher ganz rechts – sind hinter dem Alpenvorland gut im Blickfeld.
      095-Alpenpanorama.jpg

      Für einige Motive wechsle ich zum Teleobjektiv.
      Das ist nicht – wie man spontan meinen könnte – ein Ausschnitt des Alpenblicks, sondern ein Zoom in den gebirgigsten Teil des Waldviertels. Der Ostrong fällt von seinen höchsten Gipfeln, dem Großen und Kleinen Peilstein, bemerkenswert steil nach Norden ab. Rechts dahinter steht mit dem Burgsteinberg ein weiterer Gipfel mit vierstelliger Höhe (1013m).

      102-ZoomGrKlPeilstein-Burgsteinberg.jpg

      Ziemlich genau im Osten ist die Wallfahrtskirche Maria Langegg im Dunkelsteiner Wald zu sehen. Bemerkenswert an der Perspektive ist vor allem, dass mein Standort auf dem Jauerling um fast 500 Meter höher liegt!
      104-ZoomMariaLangegg.jpg

      Nochmals Hochstaff, Reisalpe und Hinteralm mit dem alles überragenden, weiß leuchtenden Hochschneeberg im Hintergrund.
      098-HochstaffReisalpeHinteralm-Schneeberg.jpg

      Gemeindealpe und Ötscher im Zoom. In der Detailaufnahme ist auch der Hochschwab dahinter gut zu erkennen – konkret die Hochweichsel links von der Gemeindealpe sowie der Ringkamp links vom Rauen Kamm.
      107-ZoomGemeindealpeÖtscher-Ringkamp.jpg

      Nach viereinhalb Stunden Anstieg und dem Genießen des Panoramas von der Aussichtswarte nütze ich gern einen der Tische davor für eine Rast in der Sonne und versorge mich beim Buffet im Erdgeschoß der Warte dafür mit einem Kaffee und einer Mehlspeise.
      Dann setze ich meine Wanderung über die flache Burgstockwiese fort. (Der „Südgipfel“ des Jauerlings mit der Aussichtswarte und dem Sender wird auch Burgstock genannt.) Neben dem 141m hohen Mast wirkt sogar die Warte klein.

      115-JauerlingSenderAussichtswarte.jpg

      Die offizielle Infrastruktur befindet sich ein wenig versteckt auf dem „Nordgipfel“ des Jauerlings. Die AMap gibt (aktuell) die Höhen beider Gipfel mit 960m an; die Angaben variieren auf älteren Karten bzw. an anderer Stelle allerdings geringfügig. Als höchster Gipfel entlang dem gesamten Verlauf der Donau war der Jauerling bald für Vermessungen attraktiv, und so findet sich hier eine stattliche Säule aus dem 19. Jahrhundert. (Die Metallkonstruktion um sie herum entstand erst in letzter Zeit.)
      120-alteVermessungssäule.jpg

      Der aktuelle Vermessungsstein befindet sich in der Nachbarschaft einiger flacher Granitfelsen nur wenige Meter entfernt.
      118-Vermessungsstein.jpg

      Dieses Kreuz nahe dem großen Parkplatz ist viel mehr besucht (und fotografiert) als der unauffällige, im Wald versteckte Gipfel. Da es allerdings definitiv nicht am höchsten Punkt des Plateaus steht, wird der Platz manchmal auch „falscher Gipfel“ genannt.
      124-falsches Gipfelkreuz.jpg

      Direkt in der Nachbarschaft wartet das Gelände mit einer echten Überraschung auf: Hier gelangt man nämlich recht unvermutet an die Kante des ausgedehnten Gipfelplateaus, und es bricht Richtung Nordosten mit einer steilen Flanke ab. Daher bietet sich nur hier die Gelegenheit zu einem Tiefblick direkt zur Donau. Und dieser Blick ins Tal des Spitzer Baches, nach Spitz und zur Donau ist es wert, immer wieder betrachtet und genossen zu werden – speziell an einem so schönen Tag wie heute!
      127-TiefblickSpitzerBach-Spitz-Wachau.jpg

      Knapp unter der Kante des Gipfelplateaus, also genau genommen in der obersten Südostflanke, steht hier das Naturparkhaus oder Naturparkgasthaus - so die heute üblichen Namen. Der Platz ist wohl vor allem wegen des Tiefblicks zur Donau seit langem beliebt, und so standen hier auch in früherer Zeit bereits Hütten - lange Jahre z.B. unter dem Namen Theresien- (oder auch Theresia-)Hütte. Vor kurzem wurde das Naturparkhaus neu übernommen. Der Wirt scheint aus der Region zu stammen und sein Geschäft zu verstehen.
      133-Naturparkgasthaus.jpg

      Die Terrasse ist ganz gut besetzt (und wird sich während meines Aufenthalts sogar noch stärker füllen). Aber ich finde einen Platz für eine Rast in der Sonne bei angenehmen Nachmittagstemperaturen und eine zweite "Belohnung".
      134-Naturparkgasthaus-Einkehr.jpg

      Bevor ich aufbreche, genieße ich ganz bewusst nochmals den Tiefblick nach Spitz an der Donau. Es ist der einzige Platz entlang des großen Stroms, von dem man aus geringer Entfernung (nur gut sechs Kilometer Luftlinie) mehr als 700 Höhenmeter zu ihm hinunterschauen kann. Die Perspektive ist in der Totale genau so faszinierend wie im kleineren Ausschnitt (nur mit dem Gut am Steg, Spitz samt dem Tausendeimerberg und Mitterarnsdorf jenseits der Donau).
      131-GutamSteg-SpitzDonau.jpg
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; In den letzten 4 Wochen.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
      wie für die Welt zukunftsweisend ist.
      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Es hilft alles nichts: Ich muss wieder aufbrechen und mich auf den Abstieg nach Spitz machen! An der Waldandacht vorbei führt der Weg zunächst kurz durch die oberste Nordostflanke und mogelt sich dann in einer kurzen Gegensteigung nochmals auf das Plateau hinauf. Hier habe ich erneut die Auswahl zwischen vielen Wegweisern, und mit der "Ruine Hinterhaus" ist auch das Wunschziel angegeben. Zweieinhalb Stunden entspricht in etwa der Zeit, die ich - bei eher moderater Geschwindigkeit - für den Abschnitt veranschlagt habe.
        135-Wegweiser.jpg

        Gleich neben den Wegweisern öffnet sich Richtung Südosten ein hübscher Blick über Oberndorf, die höchstgelegene kleine Ortschaft auf dem Jauerlingstock (in 870m Höhe). Am Horizont stehen nochmals die Alpen, und zart, aber doch gut erkennbar wacht in der Ferne der Schneeberg über die Szenerie.
        137-OberndorfAlpenblick.jpg

        Der Weg fällt zunächst nur leicht ab und führt wiederholt auch über freie Flächen, die weitere Ausblicke bieten. Hier sehe ich plötzlich die Burgruine Aggstein vor mir - und die Besonderheit ist erneut, dass ich immer noch von schräg oben auf sie sehe. Das enge Donautal müsste man sich vor der Burgruine noch mehr als 300 Meter tiefer dazudenken.
        139-BurgruineAggstein-DunkelsteinerWald.jpg

        Markierungen sowie die Symbole des Welterbesteigs leiten mich, dazu stehen auch einige Wegweiser des Nord-Süd-Weitwanderwegs, dem ich ab nun folge.
        Witzigerweise finden sich dazwischen auch uralte Wegweiser wie dieser (bergauf zeigende) Holzpfeil. Das obere Wort deute ich als "Donaublick", was ja zutreffen würde. Aber wie könnte der untere Begriff lauten? "Filzmeierh" oder so ähnlich...?
        140-alterHolzwegweiser.jpg

        Knapp oberhalb von Benking geht sich erneut ein Blick nach Spitz und zur Donau aus. Links oben ist der Sandl nordöstlich von Weißenkirchen nun eindeutig zu identifizieren.
        143-SpitzWachauSandl.jpg

        Zweimal folgt der Weitwanderweg kurz der Straße, dazwischen kürzt er eine Kehre im Wald ab. In einer scharfen Linkskehre der Straße, am sogenannten Platzl, verlässt der Weg die Straße endgültig und folgt ab dann bis Spitz meist der Ostflanke des Hausbergs. Der teilweise durchaus scharfe Kamm des Hausbergs u.a. mit Hirschenkogel, Zwölferkogel und Elferkogel setzt genau hier mit diesem granitblockdurchsetzten Grat an.
        148-Platzl-Granitblöcke.jpg

        Erstmals wird nun ein Tiefblick zur Donau am Fuß der Burgruine Aggstein frei; der Taleinschnitt ist diesem Abschnitt besonders eng. Links oben der Brunnkogel im Dunkelsteiner Wald.
        151-BurgruineAggstein-Wachau.jpg

        Der Weg quert die Ostflanke des Hausbergs mit zunächst nur geringem Höhenverlust. Er verläuft mehrheitlich im Wald, führt dazwischen aber auch über kleine Lichtungen und einige Schläge. Immer dann bieten sich von der steilen Flanke großartige Tiefblicke zur Donau wie hier wieder flussabwärts. Am orographisch rechten Ufer reihen sich Hofarnsdorf, Mitterarnsdorf und Bacharnsdorf aneinander; gegenüber sind die Wehrkirche von St. Michael und ein Teil von Wösendorf zu sehen.
        154-StMichael-Mitterarnsdorf.jpg

        Dieser Ausblick ruft erneut nach dem Teleobjektiv: Die Kirche von St. Michael und Wösendorf in Großansicht.
        155-ZoomStMichael-Wösendorf.jpg

        Ein typisches Bild aus der langen, felsdurchsetzten Flanke. Ein paar Mal ist der Steig steiniger und erfordert ein wenig Konzentration. Wo er verwachsene oder dornige Schläge quert, ist er stets bestens ausgeschnitten.
        156-Flankenquerung.jpg

        Ziemlich genau oberhalb der Teufelsmauer trifft der Steig schließlich auf den Weg, der Spitz mit Schwallenbach verbindet. Erst im letzten Abschnitt geht es dann steiler bergab. Bei der Wegkreuzung nahe der Burgruine Hinterhaus entscheide ich mich vor allem der Ausblicke wegen noch für den kleinen Umweg an ihren Fuß. Wie ich gehofft habe, zeigt sich Spitz von hier in seiner genialen Lage am Fuß des steilen Tausendeimerbergs und zudem noch im schönsten Licht des späten Nachmittags.
        160-Tausendeimerberg-Spitz.jpg

        Auf der letzten Felskanzel unterhalb der Burgruine, bereits direkt über der Hauptstraße von Spitz, steht an aussichtsreicher Stelle das Lusthaus. Hier setze ich mich nochmals hin, erfreue mich des Anblicks und lasse die lange Tour ausklingen.
        (Bis zur Abfahrt des Busses zurück nach Aggsbach Markt bleibt mir noch mehr als eine halbe Stunde Zeit.)
        164-SpitzHofarnsdorf.jpg

        Der letzte kurze Steilabstieg führt mich dann hinunter zum Spitzer Bach, und entlang der alten Gebäude an seinen Ufern gehe ich zur Bushaltestelle nahe dem Kreisverkehr - immer noch begeistert von der Landschaft und den satten Farben des frühen Abends.
        167-AufderWehr.jpg

        Die Busse zwischen Krems und Emmersdorf/Melk fahren am linken Donauufer bis spätabends in einem regelmäßigen Stundentakt und ermöglichen so einen stressfreien Abschluss von Streckenwanderungen. Erfreulicherweise werden sie auch gut genutzt: Der Wagen zurück nach Aggsbach Markt ist nahezu voll besetzt.

        Fast mit einer Überfülle an Eindrücken und sehr zufrieden kann ich mich danach auf die Rückfahrt nach Wien machen.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; In den letzten 4 Wochen.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Informationen zur Wanderung

          20,9km Strecke und
          890 Höhenmeter (mit einigen kürzeren Gegensteigungen).

          Wenn man den Jauerling "by fair means" ab der Wachau ersteigen möchte, ergeben sich solche Zahlen - zumindest bei der Höhendifferenz. Die Strecke kann kürzer sein, wenn man steilere Wege wählt. Der lange Anstieg über Maria Laach kommt dafür zur Gänze ohne wirklich steile Abschnitte aus.
          Ein kleiner Nachteil meiner Route und Gehrichtung mag darin bestehen, dass die relativ anspruchsvollsten Abschnitte erst in der letzten Stunde des Abstiegs nach Spitz folgen - mit ein paar steinigen bzw. steilen Passagen. Es ist günstig, wenn man dort nicht bereits zu müde oder zu unkonzentriert unterwegs ist. Die zusätzliche Anstrengung wird dafür durch einige prachtvolle Ausblicke ausgeglichen, die sich vor allem beim Bergabgehen bieten.

          Ich war durchwegs auf markierten (oder zumindest gekennzeichneten) Wegen unterwegs. Zu den Farbmarkierungen tritt ja häufig das Symbol für den "Welterbesteig Wachau" - und dies auch abseits der Hauptroute (wie z.B. in meinem Abstieg zwischen Benking und dem Platzl). Mehrere spezielle Themenwege, v.a. auf dem Gipfelplateau, führen dann zu der Vielzahl an Wegweisern, die zwei meiner Bilder zeigen. Vielleicht mag sich paradoxerweise manchmal eine Unsicherheit einschleichen, ob man unter etlichen Routen immer noch auf der gewünschten unterwegs ist. Wirklich schwierig empfand ich die Orientierung nirgendwo.

          Es besteht kein Mangel an Routen für Tagestouren auf den Jauerling. Streckenwanderungen lassen sich dabei sehr einfach schließen, da die Busse entlang dem linken Donauufer bis zum späten Abend in beide Richtungen in einem strikten Stundentakt fahren.

          Zwei spezielle Hinweise zu meiner Route:
          + Oberhalb von Zeißing leiten sowohl die Wegweiser als auch die gelben Pfeile in beide Gehrichtungen nach Gießhübl (wohin ich wegen des Wehrhofs ohnehin wollte). Ich nehme aber sehr an, dass auch der kürzere, steilere Weg über den Weißenstein nach wie vor begehbar ist. Die Abzweigungen waren unten wie oben jedenfalls zu sehen.
          + Der Nord-Süd-Weitwanderweg folgt zwischen Benking und dem Gipfelplateau nicht der Straße über Oberndorf, sondern weicht ihr über den nördlich parallel verlaufenden Weg aus (der sicher angenehmer zu gehen ist). An den wichtigen Weggabelungen stehen gelbe Hinweispfeile.

          Das Naturpark(gast)haus wurde vor einigen Wochen neu übernommen und ist derzeit Freitag bis Mittwoch von 10 bis 18 Uhr geöffnet; Donnerstag ist Ruhetag. Im erweiterten Gipfelbereich ist es in der Wandersaison die einzige Möglichkeit zur Einkehr. Das Buffet im Erdgeschoß der Aussichtswarte bietet während ihrer Öffnungszeiten Getränke, Brote und ein paar Mehlspeisen an.
          In Maria Laach stehen unmittelbar neben der Wallfahrtskirche gleich zwei Gasthäuser.

          Was kann daran lohnend sein, mehrere Stunden zu einem Gipfel anzusteigen, den man auch mit dem Auto erreicht?
          Vielleicht stellen manche sich diese Frage oder finden das Ziel für sich daher von vornherein nicht recht attraktiv. Für mich stellt sich die Situation ganz ähnlich wie auf der Hohen Wand, dem Schneeberg und Teilen der Raxalpe dar: Ja, es gibt die (manchmal allzu) zahlreich besuchten Plätze, aber ich muss mich dort ja nicht lang aufhalten oder kann ihnen teilweise ausweichen. Und bereits wenige Minuten von den Hauptrouten oder den "Hot Spots" entfernt lässt sich viel Ruhe erleben. Ich habe das Gipfelplateau des Jauerlings nirgendwo als unangenehm überlaufen erlebt, und es bietet ja zudem wirklich viel Platz. Auf den Wanderrouten bin ich trotz objektiv sehr guter Bedingungen kaum jemandem begegnet - etwas mehr Personen noch auf Mountainbikes als zu Fuß unterwegs. Über den gesamten Tag verteilt hat es an Möglichkeiten zum stillen Genießen absolut nicht gemangelt.


          Persönliches Fazit

          Wessen Augen würden bei Gedanken an die Wachau im Frühjahr nicht gleich zu leuchten beginnen?

          Die gesamte Region, die landschaftliche Schönheit und kulturell interessante Orte und Gebäude auf so geniale Weise kombiniert, zeigt sich um diese Jahreszeit stets von ihrer schönsten und farbenprächtigsten Seite, sodass sich das Herz daran erfreuen kann. Gerade der Jauerling als höchster Berg im Umfeld der Wachau bietet im oberen Bereich aber auch ganz andere Eindrücke wie zum Beispiel dunklen Nadelwald.

          Natürlich lohnt ein Besuch des Jauerlings an Tagen mit guter Fernsicht besonders. Da wäre im Vergleich zum vergangenen Samstag noch etwas Luft nach oben, aber ich bin dennoch in keiner Weise enttäuscht. Die Alpen, speziell auch Schneeberg, Ötscher und Hochschwab, waren gut zu sehen, und zudem bot die Landschaft den gesamten Tag einen freundlichen, sonnigen Anblick.

          Ich bin froh und dankbar, dass die schon seit längerem geplante Wanderung nun bei so idealen Bedingungen möglich war und bin fast mit einer Überfülle an Eindrücken zurückgekehrt, die noch längere Zeit nachwirken werden.
          Zuletzt geändert von Wolfgang A.; In den letzten 4 Wochen.
          Lg, Wolfgang


          Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
          der sowohl für den Einzelnen
          wie für die Welt zukunftsweisend ist.
          (David Steindl-Rast)

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          • #6
            Eine wunderschöne Gegend, wo man immer wieder zurückkehrt.
            Beinahe um jede Ecke ein neuer Eindruck.
            Lg. helmut55

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            • #7
              Einen wunderschönen Bilderbogen präsentierst du uns da

              Es ist bei mir schon eine Weile her, dass ich am Jauerling war, dein Bericht macht Lust auf einen Besuch.

              LG, Günter
              Meine Touren in Europa

              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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              • #8
                Sehr schöner Bericht und schöne Wanderung.
                Ich war grad wieder am Freitag in der Wachau (bei schlechterem Wetter) aber auch da hat die Gegend durchaus ihre Reize. Grad jetzt blüht so viel und das frische Grün in den Laubwäldern tut einfach gut.
                Ich erkunde die Region von Ost nach West. Bald bin ich dann auch beim Jauerling angekommen.
                Mir gefällt auch die gute öffentliche Erschließung. Von Heiligenstadt nach Krems geht super mit der Schnellbahn und der Takt der Busse ist auf die Schnellbahn abgestimmt. Sitzt einmal im Bus 715 oder 720 kannst alle Ausgangspunkte recht gut erreichen. Am letzten Freitag hat der Bus auch auf die verspätete Schnellbahn gewartet.

                LG. Martin
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                • #9
                  Danke für eure Antworten!

                  Die Vielfalt der Eindrücke und Ausblicke nur im Rahmen meiner Tour würde auch für wesentlich mehr als einen einzelnen Tag ausreichen. Und dazu noch die Frühjahrsfarben...

                  Die guten öffentlichen Verbindungen sind auch für Streckenwanderungen sehr fein. Ich ziehe es dabei üblicherweise vor, zu Beginn mit der Bahn oder dem Bus zu fahren und dann unabhängig von einer speziellen Uhrzeit unterwegs sein zu können. Diesmal hat es sich vom Fahrplan her umgekehrt angeboten. Aber bei Bussen, die bis 21 Uhr in beide Richtungen im Stundentakt zwischen Krems und Melk fahren, konnte ich die Wanderung völlig stressfrei genießen. Wäre die Zeit für den geplanten Bus zu knapp, nehme ich halt den nächsten eine Stunde später.

                  Der Prachtblick vom Naturpark(gast)haus hinunter nach Spitz und Mitterarnsdorf nochmals im stärkeren Zoom.
                  132-ZoomSpitzDonauMitterarnsdorf.jpg
                  Lg, Wolfgang


                  Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                  der sowohl für den Einzelnen
                  wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                  (David Steindl-Rast)

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                  • #10
                    Eine herrliche ausgiebige Reise durch Natur und Kultur in perfekter Harmonie!

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