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2009-06-13: um den Rossstall bei Gutenstein

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  • 2009-06-13: um den Rossstall bei Gutenstein

    Gutenstein ist an sich schon eine sehenswerte Stadt: mit gut erhaltener Altstadt, einer Burgruine, dem Schloss Hoyos (privat), dem Waldbauernmuseum und den Festspielen. Daneben gibt es auch noch den Mariahilfberg, von dem ich vielleicht noch berichten werde. Aber auch die Natur rund um Gutenstein ist sehr schön. Auf Haupt- und Wettersteindolomit gedeihen ausgedehnte lichte (Rot-)Föhrenwälder mit viel Erika. Davon habe ich schon bei meiner Geißkopf-Tour berichtet.

    Letzten Samstag nahm ich mir einige Berge weiter südlich vor. Rund um das Weißenbachtal gibt es einige Berge, die zwar großteils keinen Namen haben, aber auf der Karte doch ganz interessant aussahen, mit würdigen Höhen (~800 bis 1050m) und einer Vielzahl versprenkelter Felsen, die mich zweifeln ließen, ob diese Runde so gänzlich unschwierig werden würde. Darum kam die günstige Wetterprognose gerade recht.

    Inmitten des Weißenbachtales sind in den Karten ein Kleiner (nordseitig) und ein Großer (südseitig) Rossstall verzeichnet. Ob dort tatsächlich mal ein Rossstall existierte, wird heute wahrscheinlich keiner mehr feststellen können. Ich vermute nein, denn wozu sollte ein Stall in diesem Seitental gut gewesen sein? Eine andere Möglichkeit wäre, dass aus dem Ross-Tal ein Ross-Stall wurde. Dritte Möglichkeit: Das felsige Gelände könnte einen "fantasiebegabten" Menschen an einen Ross-Stall erinnert haben. Vielleicht könnte man das nachvollziehen, wenn man das Tal längs durchwandert. Dann würde man auch den Bildbaum sehen, der in den Karten eingezeichnet ist und mir durch meine Routenwahl verborgen geblieben ist.

    Man kann dieses Tal sicherlich leichter erkunden, wenn man an seinem Ausgang parkt. Ich wollte allerdings noch ein paar andere mir noch fehlende Berge mitnehmen, und das ging am effizientesten, indem ich westlich vom Hochkogel parkte, genauer gesagt beim Beginn dieser Forststraße:
    streimling_2009-06-13a.jpg

    Auf dem Wegweiser steht "Sonnseitenweg" (oder ähnlich) - ein treffender Name, denn diese Forstraße ist wirklich sehr sonnig; und man hat von ihr beste Sicht zum Schwarzwaldeck und zum Handlesberg.

    Auf dem Foto seht ihr aber auch einige Holzpfosten. Hier ist ein Wildzaun in Bau. Das ganze Dreieck Rohr-Gutenstein-Schwarzau ist vollkommen zugepflastert mit Wildzäunen. Weiter oben, z.B. am Hochkogel, ist der Zaun schon fertig. Außer dem Zaun und einem Mini-Steinmann unter gefällten Baumstämmen gibt es auf dem Hochkogel nichts zu sehen.

    Besser hat's mir gefallen, als ich wieder unten auf der Forststraße war. Blick zum Schneeberg, links vorne der Streimling.
    streimling_2009-06-13b.jpg

    Zum Streimling wäre es von hier nur noch ein Katzensprung, aber ich hatte mir ja einen Abstecher ins Nebental in den Kopf gesetzt.

    Die letzten Meter vor der Wasserscheide sind schon sehr schön - es beginnt der schon angesprochene Föhrenwald.
    streimling_2009-06-13c.jpg

    Der Zaun ist natürlich weniger schön, aber es ist hier leicht, unter ihm durchzuschlüpfen. In weiteren wurde ich von Zäunen verschont, es gab nur noch Reste eines einfachen alten Drahtzauns (wie am Hutberg bei Vois), die aber nicht mehr störten.

    Blick zum HP 887 (rechts vorne), links dahinter der Residenzberg
    streimling_2009-06-13d.jpg

    Der erste Felsen. Es folgten viele weitere, die ich hier nicht alle abbilden kann.
    streimling_2009-06-13e.jpg

    Dennoch ist der Kamm gut gangbar. Kaum Unterholz, streckenweise gibt es sogar ein ausgeprägtes Steigerl.

    Blick zum Rossstallfelsen (rechts über der in Bildmitte hervorstechenden Wiese). Von diesem Felsen hat man eine ebenso schöne Aussicht in Gegenrichtung.
    streimling_2009-06-13f.jpg

    Zum unmittelbaren westlichen Vorgipfel des HP 838 geht es steil bergauf.
    streimling_2009-06-13g.jpg
    Die Diretissima von Westen wär mit Kraxelei im oberen 1. Grad möglich. Die Felsen lassen sich aber von der Südseite unschwierig umgehen.

    Dieser Vorgipfel ist echt ein Geheimtipp. Einer der schönsten Gipfel, die ich in den letzten Monaten kennengelernt habe. Wie ein Stockzahn hat er ein geräumiges Gipfelplateau und fällt rundherum steil ab. Die paar Föhren am Gipfel geben etwas Windschatten, sind aber spärlich genug um Durchblicke zu gewähren.
    streimling_2009-06-13h.jpg

    Selten sieht man den Großen Geißkopf so von der Breitseite.
    streimling_2009-06-13i.jpg

    Almrausch
    streimling_2009-06-13j.jpg

    Der Hauptgipfel des HP 838 ist kaum weniger hübsch.
    streimling_2009-06-13k.jpg

    Beim Abstieg vom HP 838 geht es durch einen Kahlschlag, wo viele Stämme und Äste herumliegen. Das stört hier kaum und es eröffnen sich weiterhin Ausblicke wie hier auf den Rohrer Berg mit der Bundesstraße.
    streimling_2009-06-13l.jpg

    Den HP 887 sah ich zuerst noch als lästige Pflichtübung, doch auch er hat mich positiv überrascht.
    streimling_2009-06-13m.jpg

    Im Gipfelbereich wachsen Unmengen an Erdbeeren.

    Hier überwiegen ausnahmsweise die Schwarz- gegenüber den Rotföhren. Durch das Steilgelände in Verbindung mit den rutschigen Schwarzförennadeln und -bockerln kam im Abstieg richtiges Hohe-Wand-Feeling auf.
    streimling_2009-06-13o.jpg

    Im Tal ein Fischteich. Diese Fische schwammen ständig im Kreis, wie in einem Strudel.
    streimling_2009-06-13p.jpg

    Nun musste ich auf der anderen Seite wieder hinauf. Zunächst folgte ich der bequemen Forststraße durchs sogenannte "Rauhe Tal". Hier teilt sich die Straße:
    streimling_2009-06-13q.jpg

    Jeder normale Mensch würde hier geradeaus gehen, doch in meiner alten Kompass-Karte ist die linke Forstraße noch eingezeichnet, und sie führt links vom HP 892 übern Kamm und dann knapp hinter ersterem an diesem vorbei. Also dachte ich, es sei einfacher dieser Forstraße zu folgen.

    Doch schon nach wenigen Metern war sie stark erodiert, und noch etwas weiter war sie schon fast bis zur Unkenntlichkeit verwachsen. Doch bald war ich so hoch, dass ich nicht mehr umkehren wollte.

    Da hörte ich vor mir ein Bellen. Kein normales Hundebellen, sondern voller ("Häfenstimme"). Immer ca. 3x im Sekundenabstand, dann 10-15 Sekunden Pause, dann wieder... Es war beängstigend. Ich wusste nicht, was das ist. Ich stand da wie angewurzelt, versuchte keine Geräusche zu machen, aber das Tier war ebenso geduldig. Ich ging schließlich ~50 Hm begab, querte auf einer Wildfährte einen Gratrücken und stieg auf der anderen Seite dieses Gratrückens weiter auf.

    Fast das gleiche hatte ich vor ein paar Wochen beim Aufstieg vom Hornungkogel zum HP 798 erlebt.

    Oben am Kamm war die Angst vergessen, und ich erfreute mich des Schneebergblicks.
    streimling_2009-06-13r.jpg

    Nach dem finsteren Wald beim Aufstieg regierten hier wieder die Rotföhren und die weichen Erikamatten. Doch ganz so schön wie auf der anderen Talseite sind die Gipfel hier nicht - und auch nicht so prägnant. Es ging immer auf und ab. Ich weiß gar nicht, welcher der vielen Gipfel nun eigentlich der HP 892 war.

    Nur der Abstecher zur Felskanzel am Rossstallfelsen zahlt sich aus, s.o.

    Paranoide Gipfelsammler müssten zudem auf eine etwa 4m hohe Felsnadel klettern, die wahrscheinlich den höchsten Punkt des Rossstallfelsens darstellt.

    Ich hab von alldem kaum mehr Fotos gemacht, weil ich von dem Rotföhrenkamm allmählich genug hatte. Es wurde immer später und meine Wasservorräte gingen zu Ende (weil ich im Rauhen Tal vergessen hatte, aus dem Bach nachzufüllen). Ich wollte endlich zum Streimling und damit zurück ins "richtige" Tal, wo mein Auto stand.

  • #2
    AW: 2009-06-13: um den Rossstall bei Gutenstein

    Der Gipfel des Streimling ist ganz nett. Zwar wenig Aussicht, aber der Gipfelsteinmann mit dem (etwas lädierten) Kreuz und dem Gipfelbuch ist ganz nett. Nach all der Einsamkeit freuten mich diese "Lebenszeichen" anderer Wanderer sehr.
    streimling_2009-06-13s.jpg

    Leider merkte ich nicht sofort, dass ich auf einer Ameisenstraße saß. Aber die Ameisen waren so gut aufgelegt wie ich und ließen mich in Ruhe.

    Das Gipfelbuch ist eigentlich kein Buch, sondern es sind ein paar zusammengeheftete Zettel. Einstweilen ist noch etwas Platz, zumal sich Leopold, Othmar und Co nicht eingetragen haben. Die Zettel sind in erstaunlich gutem Zustand, wenn man bedenkt, dass das Glas nur lose auf dem Steinmann draufliegt. Einst hing es mit einem Spagat an einem Baum, aber der Spagat ist durchgerissen. Ich hatte einen Spagat mit, ließ das Glas aber liegen, weil es sich in diesem Fall so bewährt hat.

    Angenehm am Streimling ist auch, dass eine Forststraße bis zum Gipfel führt. Auch beim Winsaberg reicht die Forststraße fast bis zum Gipfel. Der Winsaberg ist eigentlich nur ein Vorgipfel eines Ausläufers des Ödengupfs. Es gibt einen Steinmann, vom Kreuz ist aber nicht mehr viel übrig, und Gipfelbuch gibt es auch keins.
    streimling_2009-06-13t.jpg

    Am Ödengupf fast das gleiche Bild.
    streimling_2009-06-13u.jpg

    Ein Gipfelbuch-Glas hab ich auch hier nicht gefunden. Aber ein Gipfelherzi.
    streimling_2009-06-13v.jpg

    Es wär sich wahrscheinlich noch der geplante Weiterweg über die Forststraße zur Bodingmauer, deren Besteigung und der Rückweg durch den Bodengraben ausgegangen, aber es war schon halb neun und ich wollte in der Dämmerung nicht mehr herumkraxeln. Also ging ich schon zurück zum Auto. Eine glückliche Entscheidung, denn am Rückweg bin ich an 3 Gehöften vorbeigekommen, die alle bewohnt sind. Bei zwei ist mich jeweils ein Hund angegangen, und die Besitzer wären 1h später wahrscheinlich nicht mehr so freundlich gewesen.

    Fazit: Ödengupf und Winsaberg kann man schwerlich als Perlen bezeichnen, und am Hochkogel ist nur die Aussicht von der Forststraße schön, nicht der Gipfel. Sehr schön ist eine Runde ums Weißenbachtal, mit dem Streimling als Höhepunkt im doppelten Sinne und dem Vorgipfel des HP 838 als besonderem Geheimtipp.
    Zuletzt geändert von volki; 16.06.2009, 17:44.

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    • #3
      AW: 2009-06-13: um den Rossstall bei Gutenstein

      Hallo Angsthase!

      Eine interessante, wilde Runde bist du da gegangen und einen guten Bericht verfasst.
      Keiner hat behauptet dass es eine schöne Ausicht auf den Perlen gibt. Das schöne daran ist es ja den Weg und die Gipfel zu finden und die fast absolute Einsamkeit in diesem Waldgebiet.
      Uns war auch das Finden der Gläser und der Eintrag ins Gipfelheftchen absolut zweitrangig. Allein die Überschreitung ist Wandergenuß pur.
      Derzeit habe ich zwar andere Ziele, aber es kommt ja wieder der Herbst und der Winter. Die Roßstallfelsen schaue ich mir sicher irgendwann an.

      lg Leopold
      Besucht mich auf www.paulis-tourenbuch.at

      "Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen." -Don Bosco-

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      • #4
        AW: 2009-06-13: um den Rossstall bei Gutenstein

        Zitat von pauli501 Beitrag anzeigen
        Das schöne daran ist es ja den Weg und die Gipfel zu finden und die fast absolute Einsamkeit in diesem Waldgebiet.
        Uns war auch das Finden der Gläser und der Eintrag ins Gipfelheftchen absolut zweitrangig.
        Ich seh diese Gipfelbüchlein halt als kleine Schätze, ähnlich wie beim Geocaching (dem ich allerdings nichts abgewinnen kann, weil man da nur dem GPS nachläuft). Andere freuen sich auf das Gipfelkreuz oder auf das Gipfel-. Ihr wart als Gruppe unterwegs, da zählt in erster Linie sicher das Gemeinschaftserlebnis.

        Die Gipfel zu finden kann natürlich eine echte Herausforderung sein, wenn es auf einem Bergrücken dauernd auf und ab geht. Da gibt's vielleicht 10 Gipfel, welcher ist der richtige? Das Problem hatte ich beim HP 892 und zuvor auch schon beim Kleinen Geißkopf. Aber in diesen Fällen war's mir ehrlich gesagt egal, denn ich war eh auf allen in Frage kommenden Erhebungen oben. Nur wenn es ein Gipfelbuch gibt, dann ist natürlich ein Anreiz da, den richtigen herauszufinden.

        Derzeit habe ich zwar andere Ziele, aber es kommt ja wieder der Herbst und der Winter. Die Roßstallfelsen schaue ich mir sicher irgendwann an.
        Im Winter hast du einen Vorteil: Und zwar ist der Rohrer Sattel bei Motorradfahrern sehr beliebt. Über ihn gilt eine 70er-Beschränkung nur für Motorradfahrer, aber keinen von denen hält sich daran. So hört man auf der Bergkette nördlich des Weißenbachtals dauernd das Brumm-bruuumm-brummmm. Aber nur im Sommer. Im Winter halten die Motorradfahrer einen Winterschlaf. Zu kalt, zu gefährlich, und das Streusalz könnte die schönen Motorräder beflecken.

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