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Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

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  • #31
    AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

    Hier die Details:

    Einladung zum Lichtbildvortrag
    Vom Dachstein zur Rax
    Auf den Spuren von Georg Hubmer

    Eine kulturhistorische Bilderreise zu den
    Lebensstationen des „Raxkönigs“ Georg Hubmer
    von Fritz Lange

    1755 in Gosau geboren, wanderte Georg Hubmer in jungen Jahren mit seinem Bruder
    Johann aus und arbeitete an der damals größten Holzschwemmanlage im Waldviertel mit.
    Nach Jahren am Ötscher und bei Lunz am See gründete er mit Holzknechten aus
    seiner Heimat die evangelische Gemeinde Naßwald. Von dort und aus dem Neuwald
    lieferten sie Brennholz über eine Strecke von 125 Kilometern in die Reichshaupt- und
    Residenzstadt Wien. Für den Transport errichteten sie Holzbahnen, Holzaufzüge,
    Klausen, Schwemmkanäle und Rechen und den damals längsten Tunnel Österreichs.
    Mit kaiserlichem Privileg ließ Hubmer ab 1817 auch die Traisen für die
    Holzschwemme ausbauen und organisierte den Schiffstransport nach Wien.

    Fritz Lange hat zum ersten Mal alle Lebensstationen Georg Hubmers erforscht
    und in Bildern dokumentiert. Er ist Autor der Bücher über historische Wasserwege
    „Von Wien zur Adria - Der Wiener Neustädter Kanal“,
    „Von Böhmen nach Wien - Der Schwarzenbergische Schwemmkanal“ und
    „Vom Dachstein zur Rax - Auf den Spuren von Georg Hubmer“


    Termine:
    am Freitag, den 25. September 2009, 19.30 Uhr
    im Pfarrheim in 8665 Langenwang

    am Samstag, den 3. Oktober 2009, 19.00 Uhr in der evangelischen Waldkirche im Haselgraben
    3193 St. Aegyd am Neuwald


    Büchertisch
    Auf Wunsch signiert der Autor gerne seine Bücher

    Ausstellung
    Historische Bilder, Fotos und Pläne aus dem Leben von Georg Hubmer

    nur in Langenwang:
    Filmvorführung
    „Der Triftbetrieb auf der oberen Mürz bis zur Ausländeanlage in Neuberg“
    Der Film von 1929 zeigt den Betrieb auf der von Viktor Schauberger geplanten Triftanlage

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    • #32
      AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

      Vielen Dank für diesen hervorragenden Bericht über ein Gebiet, welches ich ganz gut kenne, aber ich habe hier sehr viel Neues und Interessantes erfahren.
      Wusste auch nicht, dass es 2 Tunnels gibt/gab.
      Liebe Grüße
      Walter1

      Kommentar


      • #33
        AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

        Obwohl ich schon mehrmals über die Gscheidlhöhe zum Gippel oder zum Preinecksattel/Obersberg aufgestiegen bin, habe ich den Stollen erst letzte Woche entdeckt. Weil ich wissen wollte, was es damit auf sich hat, bin ich auf diesen hochinteressanten Bericht gestoßen. Der Stollen ist vollkommen ungesichert und das Betreten-Verboten Schild ist derzeit umgefallen.

        Eigentlich kenne ich die Gegend rund um Schneealpe (Baumtal / Burgwand / Melkboden), Sonnleitstein, Gippel und Göller recht gut. Aber dazwischen gab es seit jeher einen "weißen Fleck" mit Namen wie "Steinerkogel", "Rauchstein", "Donnerkogel" und "Lahnberg". Ich nehme an, dass es fast allen so geht, einige Einheimische vielleicht ausgenommen.

        Darum einige aktuelle Ergänzungen zu diesem Gebiet, vielleicht verschlägt es ja auch jemand anderen hierher.

        Nach der Gscheidlhöhe, am Ende der Wiese gibt es den in diesem Thread bereits erwähnten Forstweg nach links (=südsüdwest, siehe Karte im Anhang), der an dem mittlerweile verfallenen Bauernhaus vorbeiführt. Wenn man diesem Weg folgt, kommt man zu einem Jagdsteig, aber nicht mehr dort, wo er in der aktuellen Geodat-Karte eingezeichnet ist, sondern beginnend genau bei der ersten Spitzkehre. Über einen etwa 20m breiten Grasstreifen mit Bachbett und den Waldrand entlang kann man sich Richtung Steinerkogel hocharbeiten. Nur das letzte Stück wird es so steil, dass man die Hände zum Festhalten benötigt. Man kann aber auch nach Osten ausweichen, dann ist es weniger steil, muss dann aber später ein Stück des gleichen Weges retour gehen.

        Der Gipfel des Steinerkogels selbst ist etwas zurückgesetzt, von Bäumen umgeben und man hat nicht die beste Aussicht. Wenige Meter weiter nordöstlich, am Kamm des Bergstockes hat man hingegen einen großartige Fernblick Richtung Gippel und dahinterliegende Berge. Damit wäre das erste Etappenziel geschafft.

        Jetzt geht es weiter zum Rauchstein, unproblematisch, immer den Bergkamm entlang großteils einem Jagdsteig folgend. Der Rauchstein ist vom Norden her eine beeindruckende etwa 100m hohe Felswand, wenn man direkt daruntersteht, man muss ihn daher von der Seite her angehen. Über Gamssteige kommt man problemlos bis nach oben. Auch hier gibt es natürlich eine tolle Aussicht, diesmal auch Richtung Göller und Dahinterliegendes.

        Bisher war alles unproblematisch, aber jetzt wird es von der Wegwahl her schwieriger. Es gibt einen Jagdsteig rund um den Donnerkogel herum. Diesem zu folgen war leider nicht die beste Idee. An einigen Hangstellen ist der Steig nicht leicht zu sehen und dann stolpert man quer über 45-50 Grad steile Grashänge und sieht die Unebenheiten nicht. Ich würde unbedingt empfehlen, über Gras und leichten Baumbewuchs direkt über die Kuppe zum Donnerkogel hochzusteigen, auch wenn man die Höhenmeter allmählich in den Beinen spürt.

        Vom Donnerkogel kommt man dann über ähnlich lockeren Bewuchs und hauptsächlich Almgras zum letzten Gipfel des Quartets, dem Lahnberg, von wo aus man die Berglandschaft in allen Richtungen genießen kann. Womit die weißen Flecken zwischen Schneealpe und Gippel auf der Wanderkarte getilgt wären.

        Es ist eine schöne Gegend, die es nicht verdient, "weglos" geblieben zu sein, aber das wird - nach den historischen Einführungen am Beginn dieses Threads wohl durchaus beabsichtigt gewesen sein.

        Bleibt noch anzumerken, dass man sich vom Lahnberg in annähernd nördlicher Richtung zur Forststraße unter dem Gscheidl durch mäßig steiles Waldgelände weiterbewegen sollte. In südöstlicher Richtung gibt es seit einigen Jahren hundert Meter unter dem Gipfel eine verlockende Forststraße, aber wer dieser folgt, landet in Naßwald und muss imsgesamt 15km auf Schotterstraßen durch den Schwarzriegelbachgraben und die Preinleiten zum Ausgangspunkt beim Reiterhof im Preintal zurücklegen. Es sind zwar schöne Schluchten mit rauschenden Bächen, aber wer so wie ich für die ganze Tour nur insgesamt 5 Stunden Zeit hat bis zum Einbruch der Dunkelheit, kommt solcherart in beträchtliche Zeitnot unbedacht der konditionellen Herausforderung.

        Die ganze Tour muss man als anspruchsvolle Wanderroute bezeichnen; echte Kletterei ist keine dabei. Für einen nicht allzu heißen Nachmittag eine schöne Abwechslung, wenn man einmal wissen will, was sich zwischen Gippel und Schneealpe abspielt.

        Tourfotos in 3D kann ich auf Wunsch zumailen.

        Schönen Wandergruß,
        Werner
        Angehängte Dateien

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        • #34
          AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

          Zum Bericht passend:

          Einladung zum Lichtbildvortrag von Fritz Lange
          Vom Dachstein zur Rax
          Auf den Spuren von Georg Hubmer,
          dem legendären „Raxkönig“

          am Freitag, den 8. April 2011, 19.00 Uhr
          im Gauermannmuseum, Scheuchenstein 127
          2761 Miesenbach
          Eintritt frei
          Auf Wunsch signiert der Autor gerne seine Bücher

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          • #35
            AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

            Nachdem ein neuer Beitrag ueber den Raxkoenig erstellt wurde:
            http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=62804

            mit einem tollen Bild zur Erinnerung an den ersten Stollen (von Willy, Beitrag#4) nun auch eine Beschreibung der Stollen.

            Quelle: http://www.geologie.ac.at/filestore/...1342_393_A.pdf

            Text:
            4.4.2.7 Gscheidl-Stollen
            Der hohe Brennholzbedarf für die Hammerwerke im niederösterreichischen Alpenvorland führte bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem eklatanten Mangel dieses Energieträgers. Auch die Großstadt Wien wurde zunehmend mit Klafterholz aus dem Raum Göller-, Gippel-, Rax- und Schneeberg-Gebiet versorgt (H. KilLIAN, 1977).

            Um die nötigen Holzmengen aus dem Gebiet des Neuwaldes rasch zu den Verbrauchern im Schwarzatal und an den Kaiserhof in Wien zu bringen, ersann ein einfacher Holzknecht namens Georg HUEBMER zu Beginn des 19. Jh. einen Durchschlag unter das Gscheidl (das ist ein Sattel zwischen Gippel, 1669 m, und Lahnberg, 1594 m). Unter Ausnützung der Quellen im Tal der Stillen Mürz, welche HUEBMER geschickt schon kurz nach dem Quellaustritt aufstaute, leitete er zur Zeit der Frühjahrsschneeschmelze diese Wässer gesammelt zu einem Stollen, welcher 45 m unterhalb des 1134 m hohen Gscheid-Sattels lag.
            Auf diese Weise wollte HUEBMER,auch unter dem Namen "Raxkönig" bekannt, das Klafterholz "durch den Berg" in das östlich angrenzende Preintal schwemmen.
            Mit einfachen geodätischen Meßinstrumenten bewerkstelligte es HUEBMER am 18. 8. 1822, den Ansteckpunkt an der Westseite des Gscheid-Sattels zu fixieren (H. KilLIAN, 1977). Nach nur fünf Jahren wurde 1827 der Durchschlag eines 450 m langen Stollens, welcher in Richtung von 2450 nach 0650 leicht fallend angelegt war, vollzogen.
            Von diesem damals (?) längsten Stollen Österreichs, der nach KilLIAN 3,8 m breit und ebenso hoch gewesen sein soll, fehlte im Jahre 1987 jedoch jede Spur. Auch über die vermutliche Lage dieses Stollens konnte die zuständige Forstverwaltung in Kernhof nur ungefähr Auskunft geben. Bei einer Begehung im Sommer 1987 hatte ich erstmals Gelegenheit, die Lage der beiden Stollenportale des sogenannten "unteren Stollens" zu betreten.
            Der Sohn des großen G. HUEBMERhatte nämlich in den Jahren 1848-52 einen zweiten Schwemmstollen angelegt, welcher bereits die respektable Länge von ca. 740 m aufwies. Da er auch eine Richtung von 2500 nach 0700 gewählt hatte, ist der Höhenunterschied zwischen der Sohle des oberen (älteren) und dem First des unteren (jüngeren) Stollens etwa 36 m. Das Westportal dieses Stollens liegt in 1050 m Sh. Der 740 m lange Stollen hat heute noch eine lichte
            Weite von etwa 2,5 bis 2 m, eine lichte Höhe von ebenfalls 2 bis 2,5 m und ist noch etwa 150 m tief vom Westportal begehbar.

            4.4.2.7.1. Petrographie des Gscheidl-Stollens
            (Westlichster Abschnitt)
            Die angefahrenen Gesteinsserien sind Brekzien bis Konglomerate der Gosau (Oberkreide). Es sind meist matrixgestützte, schlecht sortierte Grobklastika, welche Komponenten von dunkel- bis hellgrauen Kalken bis zu 30 cm Durchmesser führen. Das Bindemittel ist ein feinsandiges, schluffig-toniges, ziegelrotes Material.
            Der Erhaltungszustand dieser Klastika bis zum Stollen meter 42 war als sehr gut bis gut zu bezeichnen. Ab dieser Stationierung ändert sich der Gebirgshabitus und geht in ein nur mäßig verfestigtes, ebenfalls matrixgeschütztes Konglomerat mit Geröllen bis zu 40 cm Korndurchmesser über. Als Matrix fungiert hier feinsandiger Schluff. Bis zum Kartierungsende bei 103 m wechselt der Gesteinszustand mehrfach.
            Im Abschnitt 69-78 m sind beide Ulmen und die Firste mit einer 2-5 mm dünnen, auffällig genarbten Kalksinterschicht überzogen. Sie ist von ziegelroter Färbung und trägt auf ihrer Innenseite (= Bergseite) kantige und gerundete, feinkiesgroße Gesteinsteilchen. Die Außenseite ist abgerundet und nuppig.
            Interessant dabei ist ein stabilisierender Effekt. In den Konglomeratabschnitten gibt es nämlich oft m2- große Flächen, die nur aus Matrix bestehen und deren Bergfeuchte relativ hoch ist. Beim Herausbrechen floß sandig-toniges Bindemittel regelrecht aus. Auch in Abschnitten mit normaler Komponentenhäufigkeit (d.s. etwa 60 % Komponenten, der Rest ist Bindemittel) ist bei Wegschlagen dieser Sinterschale Gesteinsmaterial sofort nachgebrochen. Diese Karbonathaut hat sich nämlich, wie es eine aufgespritzte Torkretschale nicht besser könnte, insgesamt um beide Ulmen und den First satt angelegt. Sie stützt damit entscheidend "den alten
            Mann", der sich in fast 140 Jahren Standzeit gebirgsmechanisch wohl etwas verändert hatte. Diese kurzen Stollenabschnitte sind aber trotz der stark kalkigen Sickerwässer und gerade wegen des "Sinterteppichs" noch immer als ausreichend standsicher zu bezeichnen.
            Im Abschnitt 50-60 m liegen die Konglomeratkomponenten gut eingeregelt vor. Desweiteren sind bis zu 60 cm mächtige Sandsteinbänke im feinkörnigen Konglomerat zwischengelagert.
            Zuletzt geändert von 4138; 08.04.2012, 12:49.

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            • #36
              AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

              Und hier noch ein Gemaelde des Gscheidls:

              Quelle:
              http://www.binder-krieglstein.com/ho...der_kunst.html

              Die Seccomalereien im Prunkraum des Josefsberger Pfarrhauses.
              Auf dem Pilgerweg nach Mariazell waren Annaberg, Josefsberg und Joachimsberg wichtige Zwischenstationen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirkte am Josefsberg Pater Chrysostomos Sandweger und schuf um 1830 die Seccomalereien im Repräsentationsraum des Pfarrhauses. Auf diesen Wandgemälden stellte er die Art der Holzbringung in der damaligen Zeit dar. Es ist ein Kleinod österreichischer Volkskunst. Denn das Leben der Holzknechte, wie es uns diese Bilder vor Augen führen, ist längst entschwunden, um so wertvoller sind daher diese Zeugen aus vergangener Zeit.

              Gemälde 5: Die Holztrift aus dem Neuwald
              Das Gemälde stellt die großen Pionierleistungen des Georg Huebmer dar, seine Triftanlagen im Gebiet Neuwald; den Schwemmkanal, Holzaufzug und Durchbruch durch das Gscheidl. Etwa in Höhe der Holzknechthütte am linken Bildrand befindet sich die Verladestation für den Holzaufzug. Mit diesem wurde das Holz auf Rollwagen zum oberen Schwemmkanal befördert und von dort durch den 450m langen Tunnel in das Preintal getriftet. Am unteren Bildrand werden auf einem Schiffskanal beladene Kähne von Pferden stromaufwärts gezogen.

              Drawing1.jpg

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              • #37
                AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                Servus 4138 !

                Ich habe heute erstmals diesen "etwas anderen Bericht" gelesen und er hat mich schwer beeindruckt.
                Sei es die Akribie, mit der Du viel Hintergrundinformation geliefert hast, die sehr guten Bilder oder die sehr treffenden persönlichen Anmerkungen familiärer Natur, in denen ich mich bei manchen Stellen wiederfinde .
                Der gewaltige Schlusspunkt in Form des abgedruckten Briefes eines Zeitzeugen der damaligen Geschehnisse, des Auslösers zum WK I, riefen mir mein geschichtliches Wissen aus dieser Zeit in beklemmender Weise wieder in Erinnerung.

                Anerkennung für den Bericht !

                Koarl
                ACHTUNG : Posting kann Spuren von Ironie enthalten !
                Vor einer Erleuchtung muß man Holz hacken - danach auch. (Zen-Weisheit)
                Etwaige Rechtschreibfehler sind als Vorwegnahme künftiger Rechtschreibreformen zu werten.

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                • #38
                  Einer der beeindruckendsten Berichte, die ich hier bisher gelesen habe. Dankeschön allen Beteiligten, und vor allem Dir 4138 !

                  Lg,Felix
                  http://www.wetteran.de

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