Griass Eich
Vor einer Woche bekam ich ein nettes Buch geschenkt, und da las ich die Sage der Bodenwiese:
Von der Großen Wiese erzählt die Sage:
Einst war die Bodenfliesen eine fröhliche Alm. Zum Klingen der Sensen gab es Gesang und Jodler, die weit durch die Täler und über den Rohrbachgraben hallten. Der Schnitt auf der Wiese war so groß, daß ihr Besitzer zum reichsten Manne des Tales wurde. Ihm gehörten alle Dörfer, Äcker und Gründe. Die Bauern waren ihm Untertan., obwohl sie ihn haßten, denn niemand glaubte daran, daß dieser Reichtum mit ehrlicher Arbeit erworben worden war. Am wenigsten ein armer Knecht im hintersten Winkel des Grabens, der nur mühevoll sein krankes Weib und eine Schar Kinder ernähren konnte. Um Hilfe zu erlangen, ging dieser Knecht eines Tages zum Besitzer der Bodenwiese.
Geld wurde ihm nicht gegeben, jedoch eine Wette angeboten, die ihn zu einer übermenschlichen Leistung aufforderte: Gelänge es ihm, die Bodenwiese an einem einzigen Tag abzumähen, dann sollte der ganze Reichtum ihm gehören! Die Verlockung war groß, die Ausführung kaum denkbar. Trotzdem schlug der arme Knecht ein. Schon in frühester Dämmerung mähte der Mutige im ersten Wiesenzipfel. Er schwang mit Kraft und Schnelligkeit seine Sense, und um die Mittagszeit lag die halbe Wiese abgemäht hinter ihm. Am Nachmittag arbeitete er unermüdlich weiter, aber einem Augenblick, als sich der Schnitter den perlenden Schweiß vom Gesicht wischte, bemerkte er den Besitzer, der gekommen war, um nachzusehen, ob die Wette gelinge. Dieser erschrak, als er die gewaltige Arbeitsleistung erblickte, die der Knecht vollbracht hatte. Er nahm versteckt einige mächtige Eisennägel aus der Rocktasche und bohrte sie so fest in die Wiese, daß an ihnen die Sense unbedingt zerbrechen mußte. Doch dies war nicht der Fall! Mit größtem Eifer mähte der Wackere weiter, zerschnitt mit einem Schwunge die teuflischen Hindernisse, und als die Abendsonne die Hänge rötlich färbte, war auf der ganzen Bodenwiese kein aufrechtstehender Grashalm mehr zu finden. Der Knecht fiel in die Knie und dankte Gott für dieses Wunder. Der reiche Herr hatte verloren. Zugleich verschwand er für immer, und nur wenn ein Gewitter aufzog, hörte man im Krachen des Donners seine Stimme, die um den Besitz der Bodenwiese klagte.
Quelle:
Hubert Peterka * Willi End
WIENER HAUSBERGE
Verlag Anton Schroll & Co - Wien 1964
Vor einer Woche bekam ich ein nettes Buch geschenkt, und da las ich die Sage der Bodenwiese:
Von der Großen Wiese erzählt die Sage:
Einst war die Bodenfliesen eine fröhliche Alm. Zum Klingen der Sensen gab es Gesang und Jodler, die weit durch die Täler und über den Rohrbachgraben hallten. Der Schnitt auf der Wiese war so groß, daß ihr Besitzer zum reichsten Manne des Tales wurde. Ihm gehörten alle Dörfer, Äcker und Gründe. Die Bauern waren ihm Untertan., obwohl sie ihn haßten, denn niemand glaubte daran, daß dieser Reichtum mit ehrlicher Arbeit erworben worden war. Am wenigsten ein armer Knecht im hintersten Winkel des Grabens, der nur mühevoll sein krankes Weib und eine Schar Kinder ernähren konnte. Um Hilfe zu erlangen, ging dieser Knecht eines Tages zum Besitzer der Bodenwiese.
Geld wurde ihm nicht gegeben, jedoch eine Wette angeboten, die ihn zu einer übermenschlichen Leistung aufforderte: Gelänge es ihm, die Bodenwiese an einem einzigen Tag abzumähen, dann sollte der ganze Reichtum ihm gehören! Die Verlockung war groß, die Ausführung kaum denkbar. Trotzdem schlug der arme Knecht ein. Schon in frühester Dämmerung mähte der Mutige im ersten Wiesenzipfel. Er schwang mit Kraft und Schnelligkeit seine Sense, und um die Mittagszeit lag die halbe Wiese abgemäht hinter ihm. Am Nachmittag arbeitete er unermüdlich weiter, aber einem Augenblick, als sich der Schnitter den perlenden Schweiß vom Gesicht wischte, bemerkte er den Besitzer, der gekommen war, um nachzusehen, ob die Wette gelinge. Dieser erschrak, als er die gewaltige Arbeitsleistung erblickte, die der Knecht vollbracht hatte. Er nahm versteckt einige mächtige Eisennägel aus der Rocktasche und bohrte sie so fest in die Wiese, daß an ihnen die Sense unbedingt zerbrechen mußte. Doch dies war nicht der Fall! Mit größtem Eifer mähte der Wackere weiter, zerschnitt mit einem Schwunge die teuflischen Hindernisse, und als die Abendsonne die Hänge rötlich färbte, war auf der ganzen Bodenwiese kein aufrechtstehender Grashalm mehr zu finden. Der Knecht fiel in die Knie und dankte Gott für dieses Wunder. Der reiche Herr hatte verloren. Zugleich verschwand er für immer, und nur wenn ein Gewitter aufzog, hörte man im Krachen des Donners seine Stimme, die um den Besitz der Bodenwiese klagte.
Quelle:
Hubert Peterka * Willi End
WIENER HAUSBERGE
Verlag Anton Schroll & Co - Wien 1964
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