Eine winterliche Begehung der Wildfährte an der Westseite der Rax bei besten Schnee- und Wetterverhältnissen. Der Originalbericht mit weiteren Photos findet sich unter http://draussenweh.wordpress.com/201...rn-17-12-2013/.
Neulich beim Konzert im Musikverein konnte meinem Freund Dieter Tschaikowskys Pathétique kaum monumental genug sein, und auch die kleinen Kraxeleien an der Hohen Wand am nächsten Tag fand er bloß knuffig. Also musste diese Woche eine ordentliche Tour her, soviel war klar. Was bot sich da besser an, als eine Winterbegehung der Wildfährte an der Westseite der Rax, dachte ich mir. Und um es vorwegzunehmen, diesmal konnte Dieters Bedarf nach Monumentalität gestillt werden, oder, um es in seinen Worten wiederzugeben: „schon sehr knusprig…“
Aber alles der Reihe nach: Praktischerweise gibt es wochentags auch im Winter eine Busverbindung nach Hinternaßwald, sodass wir um halb zehn am Ende der asphaltierten Straße stehen. Hier im Tal hält sich der Schnee in Grenzen, doch die Wege sind mit einer dichten Eisschicht überzogen – ein Vorgeschmack. Zügig steigen wir die Forststraße bergan, immer den mächtigen Riegel der Kahlmäuer vor uns. Beim besten Willen ist von hier keine Möglichkeit eines Durchstieges auszumachen. Bald nimmt die Schneehöhe zu und wir legen unsere Schneeschuhe an. Wir folgen nun der Spur eines Jägers, welcher offensichtlich eine erlegte Gams ins Tal getragen hat, wie Blutspuren im Schnee verraten. Nach etwa drei Kilometern endet die Forststraße und wir schlagen einen Pfad durch den Wald ein, noch immer auf der Spur des Jägers. Bald befinden wir uns im schluchtartigen Ausgang des Bärenloches, durch den wir uns an den Wandfuß annähern. Hier beginnt die Wildfährte, auf welcher wir die nächsten knapp 500 Höhenmeter bis zur Hochfläche der Rax zurücklegen. Zunächst geht es scharf rechts, unter einer Felswand, eine steile Geröllhalde hoch. Oben angekommen heißt es zunächst einmal die Schneeschuhe gegen Steigeisen auszutauschen – gar nicht so leicht, bei Dieters Schuhgröße 47. Dann geht es eine steile Rinne hoch, in welcher der weiche Schnee das Vorankommen ganz erheblich erschwert. An Dieters linkem Fuß löst sich das Steigeisen, worauf er erst einmal festsitzt. Nach einigem Gewühle schaffen wir es doch hoch und stehen nun am Beginn der Versicherungen, teils alte Eisenketten, teils neuere aber nicht immer vertrauenserweckende Drahtseile. Dieter legt den Klettersteiggurt an, während ich den Pickel vom Rucksack nehme und an meine Hüfte hänge. Der Einstieg ist zwar einfach, aber gleich einmal ordentlich ausgesetzt. Dann geht es in hübschen Kraxeleien, teils von Gehpassagen unterbrochen, weiter nach oben. Der Schnee wird nach oben immer harschiger, was das Vorankommen erleichtert. Allerdings sind oft auch die Felsen mit einer Eisschicht überzogen, sodass Vorsicht angebracht ist. Nach einer Stunde erreichen wir die Weggabelung, an welcher der Bärenlochsteig links abzweigt. Wir wollen auf unserem Steig bleiben, verlieren ihn aber kurz aus den Augen, ehe wir, der naheliegendsten Route folgend, wieder auf Markierungen stoßen. Nun gilt es, einige steile und vereiste Schneerinnen zu queren bzw. emporzusteigen. Hier bin ich mit dem Pickel klar im Vorteil, während sich Dieter mit den Stöcken deutlich mehr mühen muss. Die Felskulisse wird mit jedem Schritt beeindruckender, unter uns stürzen steile Rinnen und Grate ins Tal. Während wir uns die ganze Zeit im Schatten befinden, blitzt von der anderen Seite die sonnenbeschienene Hochfläche der Schneealpe herüber. Schon sieht es so aus, als würden wir bald den Ausstieg erreichen, da wird es wieder knifflig: Eine ziemlich vereiste Felsstufe ohne Seilsicherung, nicht wirklich ausgesetzt, aber ein Abrutschen könnte ziemlich weit unten enden. Wir bringen die Passage glücklich hinter uns, steigen weiter in einer Rinne empor, da kommt schon die nächste Hürde: eine etwas ausgesetzte Kraxelstelle, das Drahtseil unter dem Schnee. Es folgen weitere ähnliche Passagen, die wir aber ohne Probleme meistern können. Lediglich an einer eisigen Felsstufe, an der die Versicherungen erst auf halber Höhe beginnen, brauchen wir mehrere Anläufe. Auf den letzten Metern, die wieder einfache und bestens versicherte Kraxeleien bieten, erreicht uns die Nachmittagssonne, welche sich langsam über den Gamseckgrat schiebt. Mit einem Mal befinden wir uns in einer schier unglaublichen Lichtstimmung.
Oben an der Hochfläche angekommen, steigen wir etwas mühsam durch Latschen und sehr tiefen Schnee in Richtung Gamseck auf. Trotz der wieder angelegten Schneeschuhe müssen wir uns oft durch den tiefen Schnee im Latschendschungel wühlen. Erst weiter oben lässt die Vegetation nach und die Schneedecke ist vom Wind hart gepresst. Kurz vor Sonnenuntergang langen wir am Gamseck (1857m) an und erleben ein atemberaubendes Lichtspiel. Im Zwielicht steigen wir dann den Altenberger Steig ab. Noch bevor wir den Wald erreichen ist es so finster, dass wir die Stirnlampen auspacken. Unter dem Sternenhimmel stapfen wir im weichen Schnee der Südhänge zur Karreralm und steigen dann weiter durch den Hochwald zum (geschlossenen) Gasthof Moassa ab. Ein langer Straßenhatscher bis Kapellen an der Mürz, von wo aus wir aus Zeitgründen ein Taxi zum Bahnhof in Mürzzuschlag nehmen, rundet die Tour ab.
Die Wildfährte ist nicht nur ein landschaftlich spektakulärer, sondern auch ein im Winter durchaus anspruchsvoller Aufstieg auf die Rax. Wir genossen sehr gute Verhältnisse: Die Luft war zwar angenehm warm, die Schneedecke aber ab etwas oberhalb des Einstieges überfroren und pickelhart, sodass auch die Steilrinnen sehr angenehm zu begehen waren. Wichtigster Ausrüstungsgegenstand waren die Steigeisen, ohne die wir auf der Wildfährte nicht weit gekommen wären. Alles in allem eine großartige Tour in atemberaubender verschneiter Felskulisse – einfach knusprig!
wir nähern uns der Felskulisse:
an den Wänden angekommen:
Schattenriss im Rückblick:
in Aktion:
detto:
im oberen Teil:
Ausstieg:
auf der Hochfläche im Abendlicht:
Abendstimmung mit Schneealpe:
Sonnenuntergang am Gamseck:
Dreimarkstein im letzten Abendlicht:
gleich ist sie weg...
Altenbergersteig in der Dämmerung:
Neulich beim Konzert im Musikverein konnte meinem Freund Dieter Tschaikowskys Pathétique kaum monumental genug sein, und auch die kleinen Kraxeleien an der Hohen Wand am nächsten Tag fand er bloß knuffig. Also musste diese Woche eine ordentliche Tour her, soviel war klar. Was bot sich da besser an, als eine Winterbegehung der Wildfährte an der Westseite der Rax, dachte ich mir. Und um es vorwegzunehmen, diesmal konnte Dieters Bedarf nach Monumentalität gestillt werden, oder, um es in seinen Worten wiederzugeben: „schon sehr knusprig…“
Aber alles der Reihe nach: Praktischerweise gibt es wochentags auch im Winter eine Busverbindung nach Hinternaßwald, sodass wir um halb zehn am Ende der asphaltierten Straße stehen. Hier im Tal hält sich der Schnee in Grenzen, doch die Wege sind mit einer dichten Eisschicht überzogen – ein Vorgeschmack. Zügig steigen wir die Forststraße bergan, immer den mächtigen Riegel der Kahlmäuer vor uns. Beim besten Willen ist von hier keine Möglichkeit eines Durchstieges auszumachen. Bald nimmt die Schneehöhe zu und wir legen unsere Schneeschuhe an. Wir folgen nun der Spur eines Jägers, welcher offensichtlich eine erlegte Gams ins Tal getragen hat, wie Blutspuren im Schnee verraten. Nach etwa drei Kilometern endet die Forststraße und wir schlagen einen Pfad durch den Wald ein, noch immer auf der Spur des Jägers. Bald befinden wir uns im schluchtartigen Ausgang des Bärenloches, durch den wir uns an den Wandfuß annähern. Hier beginnt die Wildfährte, auf welcher wir die nächsten knapp 500 Höhenmeter bis zur Hochfläche der Rax zurücklegen. Zunächst geht es scharf rechts, unter einer Felswand, eine steile Geröllhalde hoch. Oben angekommen heißt es zunächst einmal die Schneeschuhe gegen Steigeisen auszutauschen – gar nicht so leicht, bei Dieters Schuhgröße 47. Dann geht es eine steile Rinne hoch, in welcher der weiche Schnee das Vorankommen ganz erheblich erschwert. An Dieters linkem Fuß löst sich das Steigeisen, worauf er erst einmal festsitzt. Nach einigem Gewühle schaffen wir es doch hoch und stehen nun am Beginn der Versicherungen, teils alte Eisenketten, teils neuere aber nicht immer vertrauenserweckende Drahtseile. Dieter legt den Klettersteiggurt an, während ich den Pickel vom Rucksack nehme und an meine Hüfte hänge. Der Einstieg ist zwar einfach, aber gleich einmal ordentlich ausgesetzt. Dann geht es in hübschen Kraxeleien, teils von Gehpassagen unterbrochen, weiter nach oben. Der Schnee wird nach oben immer harschiger, was das Vorankommen erleichtert. Allerdings sind oft auch die Felsen mit einer Eisschicht überzogen, sodass Vorsicht angebracht ist. Nach einer Stunde erreichen wir die Weggabelung, an welcher der Bärenlochsteig links abzweigt. Wir wollen auf unserem Steig bleiben, verlieren ihn aber kurz aus den Augen, ehe wir, der naheliegendsten Route folgend, wieder auf Markierungen stoßen. Nun gilt es, einige steile und vereiste Schneerinnen zu queren bzw. emporzusteigen. Hier bin ich mit dem Pickel klar im Vorteil, während sich Dieter mit den Stöcken deutlich mehr mühen muss. Die Felskulisse wird mit jedem Schritt beeindruckender, unter uns stürzen steile Rinnen und Grate ins Tal. Während wir uns die ganze Zeit im Schatten befinden, blitzt von der anderen Seite die sonnenbeschienene Hochfläche der Schneealpe herüber. Schon sieht es so aus, als würden wir bald den Ausstieg erreichen, da wird es wieder knifflig: Eine ziemlich vereiste Felsstufe ohne Seilsicherung, nicht wirklich ausgesetzt, aber ein Abrutschen könnte ziemlich weit unten enden. Wir bringen die Passage glücklich hinter uns, steigen weiter in einer Rinne empor, da kommt schon die nächste Hürde: eine etwas ausgesetzte Kraxelstelle, das Drahtseil unter dem Schnee. Es folgen weitere ähnliche Passagen, die wir aber ohne Probleme meistern können. Lediglich an einer eisigen Felsstufe, an der die Versicherungen erst auf halber Höhe beginnen, brauchen wir mehrere Anläufe. Auf den letzten Metern, die wieder einfache und bestens versicherte Kraxeleien bieten, erreicht uns die Nachmittagssonne, welche sich langsam über den Gamseckgrat schiebt. Mit einem Mal befinden wir uns in einer schier unglaublichen Lichtstimmung.
Oben an der Hochfläche angekommen, steigen wir etwas mühsam durch Latschen und sehr tiefen Schnee in Richtung Gamseck auf. Trotz der wieder angelegten Schneeschuhe müssen wir uns oft durch den tiefen Schnee im Latschendschungel wühlen. Erst weiter oben lässt die Vegetation nach und die Schneedecke ist vom Wind hart gepresst. Kurz vor Sonnenuntergang langen wir am Gamseck (1857m) an und erleben ein atemberaubendes Lichtspiel. Im Zwielicht steigen wir dann den Altenberger Steig ab. Noch bevor wir den Wald erreichen ist es so finster, dass wir die Stirnlampen auspacken. Unter dem Sternenhimmel stapfen wir im weichen Schnee der Südhänge zur Karreralm und steigen dann weiter durch den Hochwald zum (geschlossenen) Gasthof Moassa ab. Ein langer Straßenhatscher bis Kapellen an der Mürz, von wo aus wir aus Zeitgründen ein Taxi zum Bahnhof in Mürzzuschlag nehmen, rundet die Tour ab.
Die Wildfährte ist nicht nur ein landschaftlich spektakulärer, sondern auch ein im Winter durchaus anspruchsvoller Aufstieg auf die Rax. Wir genossen sehr gute Verhältnisse: Die Luft war zwar angenehm warm, die Schneedecke aber ab etwas oberhalb des Einstieges überfroren und pickelhart, sodass auch die Steilrinnen sehr angenehm zu begehen waren. Wichtigster Ausrüstungsgegenstand waren die Steigeisen, ohne die wir auf der Wildfährte nicht weit gekommen wären. Alles in allem eine großartige Tour in atemberaubender verschneiter Felskulisse – einfach knusprig!
wir nähern uns der Felskulisse:
an den Wänden angekommen:
Schattenriss im Rückblick:
in Aktion:
detto:
im oberen Teil:
Ausstieg:
auf der Hochfläche im Abendlicht:
Abendstimmung mit Schneealpe:
Sonnenuntergang am Gamseck:
Dreimarkstein im letzten Abendlicht:
gleich ist sie weg...
Altenbergersteig in der Dämmerung:
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