Einführung:
Der folgende Bericht gibt nur einen kleinen Einblick in die Haute Route Pyrenäen, wie wir sie erlebt haben. Details würden den Rahmen des Forums sprengen. Die Haute Route Pyrenäen oder auch HRP genannt, führt von dem französischem Atlantikort Hendaya einmal längs entlang am Hauptkamm der Pyrenäen nach Banyuls-sur-Mer am Mittelmeer.
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Wir haben unsere Route mit einem Tracker aufgezeichnet. Auf unserer Homepage kann man in die Karte reinzoomen und Details der Wegfindung erkennen. Der Link zu unserer homepage mit einem wesentlich ausführlicheren Bericht und vielen Bilder:
https://www.segeln-und-klettern.de/f...n%C3%A4en-hrp/
Prolog:
Wir sind dieses Jahr im April mit unserem Segelboot Noe von Glückstadt bei Hamburg gestartet. Nach 5 Jahren im Norden Europas soll es dieses Mal in den Süden gehen. Wir wollen an die Nordküste Spaniens mit seiner tollen gebirgigen Landschaft, und hier vor allem zum Klettern zu den Picos de Europa – so der grobe Plan. Allerdings kommt das bei uns ja meist anders und nicht wie geplant sondern spontan.
Alles ging glatt bis in die Brittanie: Tulpenblüte in Holland, Crêpes und Cidre in der Normandie und der Brittanie, schönes Segeln der Küste entlang mit vielen freundlichen Leuten und jeder Menge Spaß. In der Brittanie bleiben wir dann eine Woche in Pen Hir hängen, da der Fels dort mehr her gibt als wir dachten. Tolle Klettergärten gibt es und viele MSL Routen für unsere Kragenweite bis 6a+ - und das direkt über dem Meer (wäre vielleicht sogar einen eigenen Bericht Wert…).
Entgegen den Plänen der meisten Segler, wollen wir die Biskaya ausfahren und nicht diagonal nach La Coruna in Spanien rüber segeln. Also weiter an der Küste entlang über La Rochelle bis zur französisch-spanischen Grenze in Hondarribia bzw. Hendaya, genau im Knick der Biskaya.
Wir befinden uns hier am westlichen Ende der Pyrenäen. Direkt am Meer gehen die ersten Hügel hoch, und in der Ferne locken höhere Berge. Also mal sehen, was wir hier unternehmen können, auf dem Boot sitzen reicht jetzt.
Der spanische GR11, der französische GR 10 und die Haute Route Pyrenäen liest meine Frau Christine aus dem Internet vor, auch waymarked.trails zeigt diese Durchquerungen der Pyrenäen. Hm, naja – warum nicht, ist ja erst Mitte Juli und die beste Jahreszeit für solch eine Wanderung und Zeit haben wir auch. Wenn wir gehen, dann aber die Haute Route, wir sind ja schließlich Bergsteiger. GRs können wir noch später mal machen, ist sicher was für ungeübte Wanderer (da haben wir uns aber gewaltig getäuscht, und waren froh, dass wir manchmal auf den GR10 und 11 ausweichen konnten).
Ausrüstung wie Zelt, Schlafsack, Wanderstöcke und Kocher sind auf dem Boot, Trailrunner und eine faltbare Isoliermatte erstehen wir im örtlichen Sportgeschäft. Einen Satz Kleidung zum Anziehen, einen Satz als Reserve und Essen für ein paar Tage in den Rucksack. Ach ja und eine HRP App für 15Euro gibt’s auch fürs Handy und los geht’s! Äh, und das Boot?
Wir erfahren am Morgen kurz vor unserem Start, wo wir mal eben unser Boot für zwei Monate hier in Hondarribia parken wollen, dass ein Gesetz im Baskenland das Parken von ausländischen Booten in den Marinas für mehr als einen Monat pro Jahr verbietet. Aber 30 km westlich gibt es eine private Marina, da gilt das Gesetz nicht. Anrufen und Anschreiben – ja, geht, kommt vorbei. Die fertig gepackten Rucksäcke wieder zurück ins Boot, raus aus dem Hafen und 20 Meilen bei Windstille mit dem Segelboot Richtung Westen unter Motor nach Zumaia.
Auf dem Weg nach Zumaia haben wir noch einen Defekt am Boot und müssen am Morgen erst noch in die Werft, die fertigen Rucksäcke liegen aber schon mal auf dem Steg, und repariert wird auch erst wenn wir zurück sind. Das Boot wird fest am Schwimmsteg verzurrt und der nette Bootsnachbar aus England verspricht ein Auge auf unser Boot zu werfen – er bleibt auch länger hier im Hafen.
Und los gehts:
Wir nehmen den 10 Uhr Zug von Zumaia nach Hendaya, Essen am Bahnhof noch etwas zu Mittag, suchen die erste Weg Markierung des GR10 und marschieren los.
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In den ersten Hügeln der Pyrenäen
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Unten im Tal bildet sich Nachts oft Nebel, der sich tagsüber meist auflöst
Irgendwie haben wir im Trubel der letzten 48 Stunden den Blick auf die Wetterkarte vergessen. Die Vorhersage: wolkenlos, bis zu 42Grad (kein Schreibfehler), wenig bis kein Wind, und das die nächsten 7 Tage - mindestens. Ist das gut oder schlecht? Naja, kann man eh nichts machen. Wir füllen bei der ersten Gelegenheit mal alle sechs Wasserflaschen auf.
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Karstige Landschaft auf dem Weg zum Col d'Anaye
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Das Wetter bleibt traumhaft - die Berge werden langsam höher
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Etwas Morgenkühle, bevor die Hitze wieder startet
Nach dem ersten Gipfel, der so um 400m hoch ist, kommt dann die erste Warnung: ein Mann steht neben seinem Hund, der Hund hat einen Hitzschlag. Wasser hat er keines mehr. Wir geben ihm von uns eine Flasche, mehr können wir nicht tun. Er will warten bis es Nacht wird und etwas kälter wird. Wir marschieren weiter.
Jede Stunde machen wir erschöpft Pause und suchen Schatten. Die Hitze liegt wie Blei über den Hügeln und unsere ungeübten Bootsfüße wollen auch noch nicht so recht. Das Schweißband um den Kopf und mein T-Shirt sind patschnass geschwitzt - die Wasserflaschen sind bald leer. Gemäß meiner erstandenen HRP App kommt bald ein Lagerplatz zum Zelten, mit Wasser!! Den Lagerplatz finden wir, den Wasserhahn dazu auch - puh.
Die nächsten Tage starten wir schon im Dunklen um 6:00, um bis mittags möglichst weit zu kommen. Ab 14:00 kann man eigentlich nicht mehr wandern so heiß ist es. Der HRP wechselt munter vom GR10 auf den GR 11 und wieder zurück, oft sucht er einen eigenen Pfad, meist über die Berge, nicht drumherum.
Inzwischen haben wir auch erfahren, dass es einen englischen Führer für den HRP gibt, und: Glück für uns, auch als e-book. Da es meist tagelang keinen Handyempfang hat, müssen wir mit dem download warten bis zum nächsten Ort. So lesen wir dann im ebook, dass der Weg 44 Etappen hat und dementsprechend viele Tage dauert. Der Zielort ist in Banyuls-Sur-Mer am Mittelmeer, wo auch der GR10 endet.
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Pic du Midi de Ossau vom Coldes Moines
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Viele Bergseen säumen den Weg - und die werden bei der Hitze echt warm
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Passage de Orteig mit Seilversicherung
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Lac de Arius
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Pass Port du Lavedan - ein fast wegloser Tag und am Pass leichte Kletterstellen
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Sonnenaufgang an der Haute Route Pyrenäen
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Ein typischer Ort für ein Nachtlager: Kühe, oft auch Schafe und Pferde, Wasser, Wiese und ringsherum Berge
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Valle d'Ossau
Fortsetzung folgt:
Der folgende Bericht gibt nur einen kleinen Einblick in die Haute Route Pyrenäen, wie wir sie erlebt haben. Details würden den Rahmen des Forums sprengen. Die Haute Route Pyrenäen oder auch HRP genannt, führt von dem französischem Atlantikort Hendaya einmal längs entlang am Hauptkamm der Pyrenäen nach Banyuls-sur-Mer am Mittelmeer.
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Wir haben unsere Route mit einem Tracker aufgezeichnet. Auf unserer Homepage kann man in die Karte reinzoomen und Details der Wegfindung erkennen. Der Link zu unserer homepage mit einem wesentlich ausführlicheren Bericht und vielen Bilder:
https://www.segeln-und-klettern.de/f...n%C3%A4en-hrp/
Prolog:
Wir sind dieses Jahr im April mit unserem Segelboot Noe von Glückstadt bei Hamburg gestartet. Nach 5 Jahren im Norden Europas soll es dieses Mal in den Süden gehen. Wir wollen an die Nordküste Spaniens mit seiner tollen gebirgigen Landschaft, und hier vor allem zum Klettern zu den Picos de Europa – so der grobe Plan. Allerdings kommt das bei uns ja meist anders und nicht wie geplant sondern spontan.
Alles ging glatt bis in die Brittanie: Tulpenblüte in Holland, Crêpes und Cidre in der Normandie und der Brittanie, schönes Segeln der Küste entlang mit vielen freundlichen Leuten und jeder Menge Spaß. In der Brittanie bleiben wir dann eine Woche in Pen Hir hängen, da der Fels dort mehr her gibt als wir dachten. Tolle Klettergärten gibt es und viele MSL Routen für unsere Kragenweite bis 6a+ - und das direkt über dem Meer (wäre vielleicht sogar einen eigenen Bericht Wert…).
Entgegen den Plänen der meisten Segler, wollen wir die Biskaya ausfahren und nicht diagonal nach La Coruna in Spanien rüber segeln. Also weiter an der Küste entlang über La Rochelle bis zur französisch-spanischen Grenze in Hondarribia bzw. Hendaya, genau im Knick der Biskaya.
Wir befinden uns hier am westlichen Ende der Pyrenäen. Direkt am Meer gehen die ersten Hügel hoch, und in der Ferne locken höhere Berge. Also mal sehen, was wir hier unternehmen können, auf dem Boot sitzen reicht jetzt.
Der spanische GR11, der französische GR 10 und die Haute Route Pyrenäen liest meine Frau Christine aus dem Internet vor, auch waymarked.trails zeigt diese Durchquerungen der Pyrenäen. Hm, naja – warum nicht, ist ja erst Mitte Juli und die beste Jahreszeit für solch eine Wanderung und Zeit haben wir auch. Wenn wir gehen, dann aber die Haute Route, wir sind ja schließlich Bergsteiger. GRs können wir noch später mal machen, ist sicher was für ungeübte Wanderer (da haben wir uns aber gewaltig getäuscht, und waren froh, dass wir manchmal auf den GR10 und 11 ausweichen konnten).
Ausrüstung wie Zelt, Schlafsack, Wanderstöcke und Kocher sind auf dem Boot, Trailrunner und eine faltbare Isoliermatte erstehen wir im örtlichen Sportgeschäft. Einen Satz Kleidung zum Anziehen, einen Satz als Reserve und Essen für ein paar Tage in den Rucksack. Ach ja und eine HRP App für 15Euro gibt’s auch fürs Handy und los geht’s! Äh, und das Boot?
Wir erfahren am Morgen kurz vor unserem Start, wo wir mal eben unser Boot für zwei Monate hier in Hondarribia parken wollen, dass ein Gesetz im Baskenland das Parken von ausländischen Booten in den Marinas für mehr als einen Monat pro Jahr verbietet. Aber 30 km westlich gibt es eine private Marina, da gilt das Gesetz nicht. Anrufen und Anschreiben – ja, geht, kommt vorbei. Die fertig gepackten Rucksäcke wieder zurück ins Boot, raus aus dem Hafen und 20 Meilen bei Windstille mit dem Segelboot Richtung Westen unter Motor nach Zumaia.
Auf dem Weg nach Zumaia haben wir noch einen Defekt am Boot und müssen am Morgen erst noch in die Werft, die fertigen Rucksäcke liegen aber schon mal auf dem Steg, und repariert wird auch erst wenn wir zurück sind. Das Boot wird fest am Schwimmsteg verzurrt und der nette Bootsnachbar aus England verspricht ein Auge auf unser Boot zu werfen – er bleibt auch länger hier im Hafen.
Und los gehts:
Wir nehmen den 10 Uhr Zug von Zumaia nach Hendaya, Essen am Bahnhof noch etwas zu Mittag, suchen die erste Weg Markierung des GR10 und marschieren los.
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In den ersten Hügeln der Pyrenäen
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Unten im Tal bildet sich Nachts oft Nebel, der sich tagsüber meist auflöst
Irgendwie haben wir im Trubel der letzten 48 Stunden den Blick auf die Wetterkarte vergessen. Die Vorhersage: wolkenlos, bis zu 42Grad (kein Schreibfehler), wenig bis kein Wind, und das die nächsten 7 Tage - mindestens. Ist das gut oder schlecht? Naja, kann man eh nichts machen. Wir füllen bei der ersten Gelegenheit mal alle sechs Wasserflaschen auf.
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Karstige Landschaft auf dem Weg zum Col d'Anaye
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Das Wetter bleibt traumhaft - die Berge werden langsam höher
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Etwas Morgenkühle, bevor die Hitze wieder startet
Nach dem ersten Gipfel, der so um 400m hoch ist, kommt dann die erste Warnung: ein Mann steht neben seinem Hund, der Hund hat einen Hitzschlag. Wasser hat er keines mehr. Wir geben ihm von uns eine Flasche, mehr können wir nicht tun. Er will warten bis es Nacht wird und etwas kälter wird. Wir marschieren weiter.
Jede Stunde machen wir erschöpft Pause und suchen Schatten. Die Hitze liegt wie Blei über den Hügeln und unsere ungeübten Bootsfüße wollen auch noch nicht so recht. Das Schweißband um den Kopf und mein T-Shirt sind patschnass geschwitzt - die Wasserflaschen sind bald leer. Gemäß meiner erstandenen HRP App kommt bald ein Lagerplatz zum Zelten, mit Wasser!! Den Lagerplatz finden wir, den Wasserhahn dazu auch - puh.
Die nächsten Tage starten wir schon im Dunklen um 6:00, um bis mittags möglichst weit zu kommen. Ab 14:00 kann man eigentlich nicht mehr wandern so heiß ist es. Der HRP wechselt munter vom GR10 auf den GR 11 und wieder zurück, oft sucht er einen eigenen Pfad, meist über die Berge, nicht drumherum.
Inzwischen haben wir auch erfahren, dass es einen englischen Führer für den HRP gibt, und: Glück für uns, auch als e-book. Da es meist tagelang keinen Handyempfang hat, müssen wir mit dem download warten bis zum nächsten Ort. So lesen wir dann im ebook, dass der Weg 44 Etappen hat und dementsprechend viele Tage dauert. Der Zielort ist in Banyuls-Sur-Mer am Mittelmeer, wo auch der GR10 endet.
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Pic du Midi de Ossau vom Coldes Moines
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Viele Bergseen säumen den Weg - und die werden bei der Hitze echt warm
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Passage de Orteig mit Seilversicherung
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Lac de Arius
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Pass Port du Lavedan - ein fast wegloser Tag und am Pass leichte Kletterstellen
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Sonnenaufgang an der Haute Route Pyrenäen
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Ein typischer Ort für ein Nachtlager: Kühe, oft auch Schafe und Pferde, Wasser, Wiese und ringsherum Berge
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Valle d'Ossau
Fortsetzung folgt:
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