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Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finisterre (650km), 12.4.-7.5.09

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  • Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finisterre (650km), 12.4.-7.5.09

    Kerndaten zum Camino:

    Ausgangspunkt - Burgos;
    Strecke St. Jean-Pied-de-Port bis Burgos sind wir im Mai 2008 gegangen, hier zu finden:
    http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ight=jakobsweg

    Pilgerziel 1 - Santiago de Compostela auf dem Camino Frances
    Pilgerziel 2 - Muxia
    Pilgerziel 3 - Kap Finisterre

    18 Gehtage von Burgos bis Santiago, 4 Gehtage für die Strecke Santiago-Muxia-Kap Finisterre; ca. 30km Tagesdurchschnitt.

    Nota Bene.....

    ACHTUNG - an alle Nicht-Jakobswegfreunde:
    Wem Pilgern und der Jakobsweg nicht zusagen, den ersuche ich zu respektieren, dass es Forumianer gibt, die den Jakobsweg als Bereicherung ihres Lebens sehen. Diskussionen über Sinn und Unsinn könne gerne in separaten Threads geführt werden. Danke!

    ACHTUNG - Überlänge dieses Threads:
    Da es meine Intention war, den Jakobsweg (Camino) und die gesammelten Eindrücke zu schildern, ergibt sich bei diesem Thread eine Anzahl von 28 Postings. Dies mag dem Einen zuviel sein, dem Anderen jedoch einen netten Einblick in dieses Abenteuer geben. Auch hier danke für Euer Verständnis!



    Ca. 650km und 10.000 Höhenmeter
    Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 17:13.
    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

  • #2
    AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

    Anreise

    Aufgrund unsere Erfahrungen und fehlender Angebote von Billigfluglinien hatten wir uns im November 2008 entschieden, von Wien nach Madrid zu fliegen, um dann mit der Bahn weiter nach Burgos (Dauer: 4 Stunden) zu fahren.

    In Burgos angekommen, trauten wir unseren Augen nicht. Waren wir voriges Jahr von Burgos nach Madrid mit der Bahne gefahren und ca. 15 Gehminuten von der Kathedrale in einem älteren Bahnhof gestartet, kamen wir in Burgos in einem neuen Bahnhof an. Dieser war ein moderner Glaspalast, was uns ordentlich irritiert hat. Wer konnte auch ahnen, dass man seit unserem letzten Aufenthalt in Burgos den alten Bahnhof gesperrt hatte und den Neuen ca. 5km außerhalb der Stadt eröffnet hatte. Nach mehr als einer Stunde des Herumirrens – weit und breit kein Taxi in Sicht – kamen wir doch in unserem Hotel knapp vor 23 Uhr an.....

    Das Ausziehen meiner Schuhe überzeugte mich bereits am ersten Tag, die neuen Merinosocken auszuprobieren......... (dazu noch später)


    Tag 1, Burgos – Hontanas, 13.4.09 35,6km

    Da wir im selben Hotel wie im Vorjahr abgestiegen waren (Hotel Espana, sehr günstig und zentral), starten wir exakt an jener Stelle, an der wir in Burgos im June 2008 aufgehört hatten (siehe Thread : http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ight=jakobsweg).

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    Verkerhsberuhigung auf Spanisch….

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    Um exakt 7:10 Uhr, die wurde unsere Standard-Weg-geh-Zeit, brachen wir ohne Frühstück auf und hatten schnell den Camino in Richtung Kathedrale erreicht. Es war saukalt. Zwei Tage später würden wir in der Früh Null Grad Celsius messen. Ja, ja, Spanien - das Land der Sonne.......

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    Von Burgos aus betritt man die Meseta, eine auf ca. 800m Seehöhe gelegene Hochebene, die hauptsächlich für die Landwirtschaft genutzt wird, und teils brettleben ist. Im Sommer eine wahre Tortur, da es kaum Schatten gibt. Fairerweise ist der Weg bis Hontanas teils auch hügelig und abwechslungsreich, dennoch....

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    Eigentlich erwähne ich diesen ersten Gehtag nur, weil er ein Horrortag – man nennt dies wahrscheinlich auch Akklimatisation – war. Endlose Weiten, die Füße schmerzen, die Sonne scheint, wir haben aber ständig einen kühlen Gegenwind.

    Hape Kerkeling hat scheinbar Jünger....

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    Der Weg ist tatsächlich deppensicher markiert.

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    Den gesamten Camino entlang gibt es nur wenige Stellen, wo man sich verirren kann. Wenn ich das so schreibe, muss ich mir gleich mal selber widersprechen, weil…. Durch die vielen Markierungen beginnt man sich irgendwann auf diese so sehr zu verlassen, dass man prompt in Gedanken versunken oder tratschend an einem unscheinbaren gelben Pfeil (flecha) vorbeigeht und schon steht man in der Pampas.

    Da Hontanas in einer Senke liegt, sieht man das verdammte Dörfl erst auf den letzten 300m. Kilometer davor hatte sich der Weg schon ins Endlose gezogen.

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    Das Paradies in Form einer privaten Herberge erreichen wir letztlich doch – sehr günstig (EUR 5/Nacht & Person), sehr sauber & nette Bar.

    Da ich zwei Wochen vor der Abfahrt eine akute Nebenhöhlenentzündung mit hohem Fieber hatte und Antibiotika nehmen mußte, fühle ich mich nicht ganz auf der Höhe (gute Ausrede!) und penne eine Stunde in vollem Gewand in meinem Stockbettchen – tot.......

    Der Alltag auf dem Jakobsweg hat uns wieder – Schlafen, Essen, Gehen, Herberge, Waschen (was auch immer), Pilgermenü, Schlafen, ........
    Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 13:27.
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    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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    • #3
      AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

      Tag 2 – 8 Durch die Meseta bis Astorga

      Eine Aufzählung jedes einzelnen Gehtages scheint mir zu langatmig zu sein, so dass ich die Strecke bis Santiago in Bereiche aufgegliedert habe.

      Der erste Bereich ist die Meseta, deren Name sich vom spanischen Wort für Tisch ableitet – flach wie ein Tisch. Anfangs erkennt man dies noch gar nicht so. Denn bis Castrojeriz geht man durch sanfte Täler und hat noch höhere Hügel um sich. Kur nach Castrojeriz hat man noch eine Anhöhe von ca. 150 Höhenmetern zu bewältigen und steht dann in der eigentlichen Meseta – ein grandioser Blick zurück, Ebene vor uns.

      Natürlich hat es oft geregnet, und so wie das Vorjahr im Schlamm und Matsch geendet hatte, latschen wir immer wieder durch ebensolchen. Unglaublich, wie unterschiedlich die Konsistenz und Eigenschaft von Matsch sein kann – flüssig, zäh, klebrig, sandig, rot, braun, gelb........

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      Auch die kulturhistorisch wertvolle Gebäude und mittelalterlichen Brücken, die wir im Vorjahr so bewundert hatten, begleiten uns auf unserem Weg nach Santiago.

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      Übergang von der Romanik zur Gotik in Villalcalzar de Sirga

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      Wo Pilger gehen wächst kein Gras mehr und Stein bricht…..

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      Wir verlassen die Provinz Burgos und betreten die Provinz Palencia. Warum denke ich nur an Jack Palence, den amerikanischen B-Moviestar, der im Film „Cityslickers“ nochmals mediale Aufmerksamkeit und Anerkennung genießen durfte. Seltsam, was der Jakobsweg so alles auslöst.....

      Auch wie im vorigen Jahr habe ich mir die Schuhe zu locker geschnürt und bekomme Blasen auf den kleinen Zehen. Allerdings habe ich diesmal schneller reagiert, rechtzeitig abgepickt, Schuhe besser geschnürt und komme daher schmerzfrei davon. Ganz im Gegenteil werde ich am Ende der ersten Woche pflasterfrei gehen können (!), was bis zum Ende der Reise so bleiben wird. Dank sei Gott dem Herrn!

      Der Regen entwickelt einen recht witzigen Rhythmus. Meist regnet es in der Früh und exakt 2km vor unserem Etappenziel am Nachmittag.....

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      Die Herbergen sind teils einfach und teils witzig – vom Stadl bis zum Kloster ist alles zu haben. Diesmal habe ich mir Oropax mitgenommen und bin lediglich irritiert, wenn mir in der Nacht mal ein Schaumstoffpropfen aus dem Ohr fällt. Dann dann höre ich plötzlich das allgegenwärtige Schnarchen. Neider behaupten übrigens, ich hätte selber auch geschnarcht. Ich habe nichts gehört.

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      Übernachtung im Clarissen Kloster

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      Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 14:00.
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      • #4
        AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

        Diese Herberge war wohl weniger erfolgreich, sie steht zum Verkauf bzw. Miete….

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        Überhaupt sind die Impressionen auf dem Camino sehr vielfältig. Bspw. hier die sprichwörtliche Kuh im Porzelanladen, oder so ähnlich…

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        Man kann es mit Zimmerblumen auch übertreiben….

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        Pilger dürfen hier nicht mit mehr als 30km/h unterwegs sein und dürfen als Gruppe nicht mehr als 10 Tonnen wiegen – strenge Vorschriften….

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        Die Meseta ist eigentlich gar nicht öde. Man geht an Wasserkanälen vorbei oder genießt die unterschiedlichen Grünschattierungen der Felder, den weiten Himmel, riesige Bewässerungsanlagen…..

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        Die Bewässerungsanlagen hängen zusammen und erreichen eine Länge von bis zu einem Kilometer. Keine Ahnung, wie man dieses Gestänge bewegen kann, ohne dass etwas kaputt geht....
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        ….. oder das Bier, ups, die isotonischen Getränke in den Bars, die auf dem Weg liegen.

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        Übersetzung: Mahou (spanisches Bier), Kamerad auf dem Weg
        Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 14:01.
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        • #5
          AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

          In Villarmentero, quasi am Arsch der Welt, serviert eine Österreicherin in einer Bar, aha. In Reliegos gibt es wohl die abgefuckteste Bar des ganzen Caminos, wobei der Wirt ein derartiges Original ist – strahlt Partystimmung aus und spielt Partymusik, ist locker und läßt Pilger mehr oder weniger originelle Sprüche an die Wände seiner Bar malen, siehe unten.

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          Eindeutig die Bar mit der besten Stimmung, wenn man man von ein paar trinkfreudigen Wirten absieht (z.B. Dumbria......). Wir, Pilger aus Österreich, Deutschland, Belgien, etc., hocken in der Bar und genießen diese Pause.

          In El Burgo Ranero erleben wir zum ersten Mal, dass man auch heute noch Häuser bzw. Mauern auf Lehm baut. Dies wird uns bis nach Galizien begleiten.

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          In El Burgo Ranero haben wir am Abend auch den Orujo, den spanischen Grappa, wiederentdeckt.........

          In der Früh beim Weggehen freuen wir uns übrigens, wenn es vier Plusgrade hat, weil wir das mittlerweile schon als recht mild empfinden. Der Nebel, der immer wieder in der Meseta hängt, stört uns wieder gar nicht.

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          In der Meseta kann es schon sein, dass die Straße, wie mit einem Lineal gezogen, kilometerlang geradeaus geht z.B. vor Mansilla de las Mulas.

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          • #6
            AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

            Teils geht man auch neben der Straße, was nervend sein kann.

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            Insgesamt hat man sich jedoch bemüht den Camino von den Straßen wegzubringen. Wo dies nicht ging, hat man durchwegs schöne Pfade neben der Straße angelegt.

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            In der Meseta ist Leon ein eindeutiger kultureller Höhepunkt, der von vielen Pilger auch genutzt wird, sich mal auszuruhen und dem Herbergsalltag zu entfliehen. Hier „schummeln“ auch viele Pilger und nehmen den öffentlichen Bus für die letzten Kilometer nach Leon, um – so die offizielle Ausrede – nicht durch die öden Industriezonen latschen zu müssen. Schummeln gibt es bei uns nicht, und so erreichen wir die Kathedrale von Leon „a pie“, also zu Fuß.

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            "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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            • #7
              AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

              Da dieser Tag ein Sonntag ist, halten sich in den Bars, wo wir Pausen machen, besonders viele Spanier auf. Wir sind vom Gehen durch die Stadt und das städtische Umfeld etwas zermürbt, und stellen fest, dass sich spanische Familien nur schreiend unterhalten können. Als schnell zurück in die weiten und einsamen Ebenen der Meseta, die heute besonders flach und eben sind.

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              Sollten hier einige Erhebungen zu erkennen sein, dann liegt das rein an der Fotosoftware!!!! Diese Ebene ist an dieser Stelle tatsächlich eine Ebene!!!!
              "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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              • #8
                AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                Unser letzter Tag in der Meseta, der uns nach Astorga führt, ist der erste Sonnentag ohne Regen!!!

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                Also leiden wir unter der Hitze und dem groben Schotter, für den die Sohlen unserer Lowa Renegade GTX fast zu weich sind.....

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                Erwähnenswert ist hier Hospital de Orbigo mit einer beeindruckenden römischen Brücke – ausnahmsweise wirklich!

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                Am Ende der Brücke machen wir gleich links in der ersten Bar eine Pause. Schöne große und bequeme Lederfeuteilles, mmmhhhhhhh. Mittlerweile sind auch die schneebedeckten Berge, die unsere Augen tagelang aus der Ferne erfreut haben, sehr nahe gerückt. Für den gelernten Pilger ist das durchaus von Bedeutung, weil man bald der Meseta entkommt, die vor allem im Hochsommer einer Höllenqual gleichen muss.

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                Von Hospital nach Astorga geht es wieder durch Hügelland und sehr schöne Wanderwege.

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                Und bald liegt Astorga vor uns, das einstmals eine wichtige römische Stadt war.

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                Malerisch liegt es auf einem Hügel (was man auf dem Foto nicht so sieht), die städtische Herberge entpuppt sich als Juwel unter den öffentlichen Herbergen – sauber, nur zwei Stockbetten in einem Zimmer! Hurra! In der Stadt herrscht Volksfeststimmung. Man feiert den Gedenktag des im 9. Jahrhundert verstorbenen und legendären Bischof Toribio. Wir „feiern“ in einem guten Restaurant, denn wir haben die Meseta gut überstanden.

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                Das bischöfliche Palais von Gaudi erbaut, leider ohne Heizung….

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                Die platareske Fassade der Kathedrale

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                "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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                • #9
                  AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                  Tag 9 & 10 In den Bergen – Über Foncebadon nach Ponferrada

                  Die erste Etappe von Astorga weg führt in die Berge, genauer in die Montes de Leon. Die Vegetation ändert sich, und es sind wieder Büsche und Bäume zu sehen – eine Wohltat für das Auge und den Geist!

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                  Teils geht es auf einem Pfad der wenig befahrenen Straße entlang. Die Steigungen sind moderat (ca. 400Hm auf 10km verteilt). Wäldern entlang geht es nach Foncebadon.

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                  Dieses Bergdorf wurde vor Jahrzehnten von den Bewohnern aufgegeben und zählt laut Reiseführer wieder fünf Einwohner. De facto gibt es ein Hotel, eine private und eine kirchliche Herberge und zahlreiche Häuserruinen.

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                  Davor können wir noch endlose, leuchtende Hänge voller blühendem Ginster bewundern. Diese Farbenpracht in Lila, Weiß und Gelb, die teils ganze Bergkuppen bedeckt, wird uns streckenweise bis nach Galizien begleiten.
                  "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                  "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                  • #10
                    AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                    Bei der kirchlichen Herberge will ich mir zuerst den Schlafraum ansehen und werde vom spanischen Hospitalero angepöbelt. Es handle sich um eine Herberg und kein Hotel – ah ja, sehr christlich. In der privaten Herberge werden wir von der Deutschen Daniela freundlichst empfangen und bleiben gleich dort. Gemeinschaftliches Essen als Teil der Pilgeratmosphäre, schön...

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                    In der Früh sind wir bestens gelaunt, denn nach 1,5km und ein paar wenigen Höhenmetern erwartet uns das Cruz de Ferro, ein Eisenkreuz auf einem ca. 7m hohem Eichenpfahl. Warum auch immer, dieses Cruz de Ferro stellt einen symbolischen Höhepunkt des Pilgerlebens/-leidens auf dem Camino dar und findet sich in allen Reiseführern.

                    Aufbruch in Foncebadon

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                    Cruz de Ferro & schneebedeckte Berge

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                    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                    • #11
                      AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                      Nach dem Cruz geht es in eine Senke, wo man die wilde, wüste Herberg von Tomas, der ausschließlich von Spenden lebt, findet – urige Plumpsklo-Atmosphäre. In der Nähe wohnen auch noch ein paar andere Aussteiger.

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                      Refugio von Tomas

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                      Danach erreicht man den höchsten Punkt des französischen Jakobswegs auf einer Seehöhe von 1531m.

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                      Ab dann geht es bald steil bergab. In El Acebo, einem urigen Bergdorf aus Steinhäusern mit Holzbalkonen, bekommen die Knie eine verdiente Pause.

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                      Man sieht die Ebene um Ponferrada, die auch als die bekannte und fruchtbare Region Bierzo bezeichnet wird. Das Atomkraftwerk rechts von Ponferrada blenden wir geistig aus. Dafür werden wir von einer Frühlingslandschaft begrüßt.

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                      In Molinaseca haben wir dann 940 Höhenmeter bergab geschafft und pausieren wieder. Es gibt eine mittelalterliche Brücke mit einem netten Flüßchen und einer noch netteren Terrasse daneben. Die Hitze ist mit 26 Grad Celsius fast schon unerträglich......

                      Ponferrada beschert uns einen kleinen Schock, da seit Leon, vielleicht noch Astorga, in keiner größeren Stadt mehr waren.

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                      Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 14:05.
                      "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                      "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                      • #12
                        AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                        Die Templerburg ist ebenfalls recht beeindruckend.

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                        Jedenfalls ist die von einem reichen Schweizer gesponserte Herberge sehr schön (nur zwei Stockbetten in einem Zimmer), es gibt ausreichend Waschgelegenheit für Körper und Kleidung.

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                        Nur Restaurants gibt es in Ponferrada fast keine. Und wenn, sperren sie frühestens um 20 Uhr auf. Auch die Einheimischen bestätigen mir, dass es nicht viele Restaurants gibt.
                        Letztlich schaffen wir es um 20 Uhr Abendessen zu bekommen. Faszinierend ist, dass man vom Kellner bis 20 Uhr ignoriert wird. Punkt 20 Uhr ist der Kellner plötzlich der freundlichste und hilfsbereiteste Mensch......

                        Pilgerin?

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                        Tag 11 & 12 Im Bierzo – Von Ponferrada nach La Laguna de Castilla

                        Mit Ponferrada haben wir das Bierzo betreten. Diese Region ist überaus fruchtbar, was wir nach dem Verlassen von Ponferrada bald sehen. Weingärten, Kirschbäume mit bereits voll ausgebildeten Früchten (wenn auch grün) und Felder beherrschen diese Region, die im Schnitt ein paar Grad Celsius wärmere Tagestemperaturen aufweist als bspw. die Region um Leon.

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                        Auch die Störche sind katholisch.

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                        Man kann rasten.

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                        Anfangs flach und wunderschön eingerahmt von den umliegenden Bergen wandern wir meist auf oder neben dem Asphalt – weniger schön. Später wird es hügelig und wir gehen auf Wegen mit grobem Schotter, der aufgrund der weichen Schuhsohlen nicht sehr angenehm zu gehen ist.

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                        Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 13:48.
                        "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                        "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                        • #13
                          AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                          In der größten Nachmittagshitze kommen wir in Villafranca de Bierzo an, wo wir übernachten. Nettes Städtchen von Hügel umgeben.

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                          Die Herberge schmiegt sich wortwörtlich an eine Felswand, Teile der Felsen sind im Haus zu sehen.

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                          Der nächste Tag verspricht spannend zu werden. Nur 150 Meter von unserer Herberge gabelt sich der Weg. Links geht es der stark befahrenen Straße entlang, rechts steigt der Weg gleich recht steil auf und heißt nicht umsonst „Camino Duro“ – der harte Weg.

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                          Der „Straßenweg“ wird in Kerkelinks Buch als sehr gefährlich beschrieben, da man bis vor ein paar Jahren quasi auf der Seitenlinie der Straße ging und schwere LKWs hautnah an den Pilgern vorbei donnerten. Zwar hat man die Straßenbankette nun erweitert und hüfthohe Betonabsperrungen hingepflanzt, um die Sicherheit der Pilger zu erhöhen. Attraktiver wird die Sache aber nicht, was wir später noch feststellen werden.

                          Jedenfalls ist unsere Entscheidung eindeutig; es kann nur über den Camino Duro gehen. Der ist anfangs auch wirklich recht hart, weil steil, es ist früh am Morgen, und wir sind noch nicht aufgewärmt. Sie erweist sich aber letztlich als einer der schönsten Streckenabschnitte des gesamten Jakobswegs. Schöne Ausblicke, um uns blühen Ginster, Obstbäume, etc. Insgesamt ist diese Route jedoch für uns Forumianer bestenfalls eine Frühschoppentour mit weniger als 300 Höhenmetern.

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                          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                          "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                          • #14
                            AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                            Wir maschieren durch Kastanienwälder und sind etwas wehmütig, als wir den steilen Abstieg nach Trabadelo vor uns sehen.

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                            Dieser Abstieg ist nicht eben knieschonend, so dass wir über eine Pause in Trabadelo froh sind. Mittels öffentlichem Telefon reserviere ich unser heutiges Quartier in La Laguna de Castilla, eine halbe Gehstunde vor dem Caminoklassiker O Cebreiro gelegen.

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                            Nach Trabadelo beginnt der grausigste Abschnitt des Jakobswegs. Wie bei Kerkeling beschrieben, nur durch besagte Betonmauer geschützt, traben wir der extrem stark befahrenen Landstraße entlang. Warum die meist daneben liegende Autobahn nicht befahren wird, stellt sich bei einer Talenge heraus. Ein Felssturz hat Teil der Autobahn unter sich begraben, somit ist diese gesperrt, und der Schwerverkehr fährt auf „unserer“ Straße....

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                            Nach einigen zermürbenden Kilometern zweigt man schließlich in ein enges, aber schönes Tal ab und geht auf einer alten, kaum befahrenen Landstraße. Unsere Pause in Vega de Valcarce hat etwas unheimliches an sich. Wir sitzen gemütlich auf einer Terrasse unter einem Sonnenschirm. Ca. 150 Meter über uns „schwebt“ die Autobahn, die das Tal überspannt.

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                            • #15
                              AW: Jakobsweg/Camino Frances, Burgos-Finsterre, 12.4.-7.5.09

                              Wenigstens die Ginster bewachsenen Hänge sind eine Augenweide.

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                              Ca. 1,5km vor La Faba verlassen wir endlich die Straße und die Gegend hat Almcharakter. Schön.

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                              Nach einer abschließenden Pause in La Faba haben wir bald La Laguna erreicht, dass im Prinzip aus ein paar Bauernhöfen und einer Bar besteht.

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                              Die angeschlossene Herberge ist klein aber fein.

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                              Zwar regnet es und es ist saukalt, aber die junge Hospitalera (Wirtin) mit dem schönen Namen Luzdivina (göttliches Licht) und der offene Kamin bescheren uns einen gemütlichen Abend. An dieser Stelle kann ich nur empfehlen, ein Kartenspiel auf den Jakobsweg mitzunehmen. In unserem Fall haben wir hunderte Partien Bauernschnapsen hinter uns gebracht......



                              Tag 13 – 18 Galizien – Von O Cebreiro bis Santiago de Compostella

                              Der letzte große Klassiker des Camino Frances (vor Santiago) erwartet uns am nächsten Tag nach einer halben Gehstunde mit dem Walfahrtsort O Cebreiro. Alte Kirche, alte Häuser, kurz alles ist denkmalgeschützt und schön zu betrachten. Wie so oft sperren die Kirchen und sonstigen Institutionen frühestens um 10 Uhr am Vormittag bzw. überhaupt erst am Abend auf. So sind uns unzählige wertvolle Kulturgüter „entgangen“, auch O Cebreiro, denn es ist 8 Uhr in der Früh.

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                              Zuletzt geändert von Schelli; 07.06.2009, 13:46.
                              "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                              "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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