Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

[Walter]

Am 1.12.2006 aus Nepal zurückgekehrte Freunde berichten von mehrfacher Schutzgelderpressung durch bewaffnete (angebliche) Maoisten.
Die Staatsgewalt hat, trotz spektakulärer Friedensschlüsse mit den Aufständischen die Wegelagerei derzeit offenbar noch weniger im Griff als vorher.
Auch das Khumbu ist mittlerweile davon betroffen (Brücke nach Phakding am Weg nach Namche).
Ohne Konsequenzen für die Strassenräuber kann das leicht ausarten. Aber Konsequenzen sind derzeit keine abzusehen.

[bergsteirer]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Ohne Konsequenzen für die Strassenräuber kann das leicht ausarten. Aber Konsequenzen sind derzeit keine abzusehen.

Welche Konsequenzen würdest du vorschlagen?

[schurl75]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Hallo Walter!

Interessant!! Khumbu war bisher meines Wissens nach während des Maoisten-Aufstandes von Wegelagerei verschont (ich bin damals zumindest nur auf reguläre Armee gestossen - aber die wollten kein Geld). Wie hoch war die verlangte Gebühr und waren deine Freunde in einer organisierten Gruppe oder selbstständig unterwegs? Wie groß war die Gruppe?

Danke dir für die Info!

[cmk]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

ich komme auch grad aus dem khumbu und habe die maoisten nicht als bedrohung angesehen. da sitzt halt einer mit einer bierbank und nem sonnenschirm vor einem zelt und will 100 rupien am tag. wir blieben 25, gaben aber nur 14 an und zahlten nach einem kleinen plausch mit dem guten mann 1000 rupien. (auf der quittung wird nur der name und der betrag festgehalten, nicht das datum). von bewaffnung war jedenfalls bei uns keine spur. schlimmer fand ich den tablettenkonsum der touristen in gorak shep und gokyo.

[Toni51]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

....da sitzt halt einer mit einer bierbank und nem sonnenschirm vor einem zelt und will 100 rupien am tag.....

Kann ich nur bestätigen. In unserem Fall (anscheinend gleiche Stelle) waren es 2 Mann vor einem Schuppen, die umständlich ihren Papierkrieg zu erledigen versuchten. Zwischendurch haben sie uns mit Postern ihres Anführers beglückt und waren höchst erfreut, als wir diese zur Mitnahme nach Europa einsteckten. Zwei weitere sehr junge Burschen vertrieben sich einstweilen die Zeit mit Gleichgewichtsübungen an den Abspannseilen besagter Brücke.

Da wir eine relativ große Gruppe waren (8 Personen), hat es uns außer den paar Rupien auch ca. 20 Minuten gekostet.

Dies war am 12.11., als wir Richtung Namche marschierten. Beim Rückweg am 27.11. war von ihnen nichts mehr zu sehen.

Toni

[cmk]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

ha lustig, wir sind am 17.11 zurück und da waren sie noch da. allerdings wurde ein paar tage danach ein abkommen unterschrieben mit dem sich die maoisten verpflichten sich von der un entwaffnen zu lassen und die mautkassiererei einzustellen. dann dürfen sie meines wissens an den wahlen im frühjahr teilnehmen und wenn sie ins parlament kommen wollen sie den könig stürzen. bleibt also sicher spannend vor allem im frühjahr wird die situation sicher prickelnd.

[Walter]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Welche Konsequenzen würdest du vorschlagen?

Als Konsequenz müssen sie täglich die Kommentare von Bergsteirer lesen.

[Cerro Torre]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Ende November ist in Kathmandu ein Friedensabkommen zwischen der nepalesischen Regierung und der maoistischen Guerillaorganisation unterzeichnet worden. Damit endet ein 10-jähriger Bürgerkrieg, der das kleine Land im Himalaya vor allem in den vergangenen 5 Jahren in Atem gehalten und sich auch auf den Trekkingtourismus negativ ausgewirkt hat. Die bisherigen maoistischen Rebellen („Maobadi“) haben sich bereit erklärt, ihre Waffen unter Aufsicht der Vereinten Nationen abzugeben. Mit dem Friedensvertrag wurden eine Interimsverfassung in Kraft gesetzt und eine Übergangsregierung gebildet, der auch die Maoisten angehören. Im Juni 2007 soll dann die Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung stattfinden - Nepal scheint auf dem Weg zur Demokratie zu sein, hoffentlich auf Dauer.
Damit dürfte sich die Situation bei Trekkingreisen in Nepal weiter normalisieren. Auch die klassischen Routen in entlegenen Gebieten West- und Ostnepals, die in den vergangenen Jahren nur schwer und mit Hindernissen zu begehen waren, stehen wieder offen. In Zukunft sollten auch die sogenannten „Spenden“ entfallen, die die Maoisten bisher von den Trekkingtouristen als eine Art Kriegssteuer kassiert haben.

P.s. gefunden auf der Web Seite von den Bergspechten.
www.bergspechte.at

[Walter]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Die "Spenden" für die Kriegskassen der Maoisten waren bereits im Mai 2006 nicht mehr aktuell - sie wurden nicht mehr eingehoben. Allerdings waren die "Sammler" im Oktober wieder tätig.
Übrigens: seit Oktober werden Trekkingpermits nur mehr ausgegeben, wenn man mit Führer geht.

[fabian]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Übrigens: seit Oktober werden Trekkingpermits nur mehr ausgegeben, wenn man mit Führer geht.


Sorry,

ist nicht aktuell.
Seit November ist dieses Permit ausgesetzt,d.h. im Moment kannst Du allein gehen.

Gruß fabian

[Jahn]

AW: Nepal: Schutzgelderpressungen an Trekkern

Als Konsequenz müssen sie täglich die Kommentare von Bergsteirer lesen.

Ach, ich glaube, da wird schon was vorbereitet. Hab vor zwei Jahren in Humla vier 'amerikanische Urlauber' gesehen. Sind mit einer eigene, ungekennzeichneten(!!) Maschine gelandet. Alle mit ausrasiertem Nacken, Hawaihemd und Sonnbrille, rechte kräftige Burschen, die vom einem nepalischen Tourguide begrüsst wurden, der nach der neusten Mode eine Militäruniform getragen hat. Die Vier hatte sicher einen tollen Wellnessaufenthalt. Auffällig war auch, dass ein Jahr später die nepalischen Soldaten am letzen Posten vor dem Maoisten-Gebiet in Simikot ihre ollen Ostknarren gegen M16 getauscht haben. Sonst werden die vier Knaben von der amerikanischen Entwicklungshilfe nicht viel unternommen haben. Die Maoisten sind einfach noch zu niedlich für teuere Operationen. Hab einen getroffen, der sich höchst liebevoll einen roten Stern auf seine Baseball-Mütze gestickt hat.

Doof ist das ganze nur für die Nepalesen, die verschleppt, ausgeraubt und nicht selten umgebracht werden (und die als einzige Alternative eine recht fragwürige Regierung haben). Für uns ist diese Krise doch nur Stoff für spannende Reiseanekdoten.