AW: Cho Oyu (8.201m) - Expedition
Ja, es sind auch Bilder, die auf Dauer bleiben!
Zunächst einmal die Bilder im Kopf - aber natürlich ganz besonders jene Fotos, die man im Web, auf CDs oder im Fotobuch immer wieder einmal ansieht. Letztere zeigen natürlich v.a. die "schönen" Seiten einer Expedition, was vielleicht auch mit ein Grund dafür ist, dass alle Teilnehmer, mit denen ich in letzter Zeit geredet habe, ebenso wie Bekannte, die zur selben Zeit in einer privaten Expedition parallel mit uns unterwegs waren, mittlerweile bereits erste Gedanken an eine neue Expedition wälzen.
Bilder von den "dunklen Seiten", v.a. von den Erfrierungen einiger Expeditionskameraden, hab' ich vor Ort bewusst selbst keine aufgenommen – aber vielleicht war das sogar ein Fehler. Einer von ihnen hat jedenfalls immer noch 7 Finger verbunden und wird nicht ohne Amputationen davonkommen…
Meine Leistung war mit 7250 Metern nicht besonders eindrucksvoll, da hätte ich mir vorab wohl mehr erwartet, denn ich war wirklich gut vorbereitet.
Die Entscheidung, so früh umzukehren, war dennoch die einzig richtige ab jenem Zeitpunkt, wo ich ernste Zweifel an einem gesunden Gipfelerfolg bekommen hatte. Ich habe diese Entscheidung bis heute auch keinen Augenblick lang bereut.
Nur bei jenen Sätzen im Tagebuch, die ich vor Ort bei der Umkehr formuliert habe, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich sie heute so noch unterschreiben würde:
"Fr., 30.9.2011, 12:30
Ich sitze in Gipfelhöhe des Putha Hiunchuli auf dem Weg von Lager 2 zu Lager 3 und blicke einmal mehr hinüber zur Shisha Pangma. Ein weiterer Traumtag im Himalaya, windstill und warm. All die stummen Begleiter des Anmarsches, vom Jobo Rabzang bis zum Nangpai Gosum mit über 7000 Metern Höhe liegen jetzt unter mir.
Nach einer ausführlichen Mittagsrast fühle ich mich auch ausgesprochen gut und genieße das herrliche Panorama.
Dennoch habe ich einen Entschluss gefasst und eine Antwort gefunden: Ein 8000er ohne Sauerstoff ist für mich auch bei besten Bedingungen nicht möglich!"
Nun ja, ist ein 8000er ohne Sauerstoff für mich wirklich nicht möglich, oder war das eben nur im Herbst 2011 so - aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind?
Vielleicht muss ich das noch herausfinden...
Jedenfalls: Prosit 2012!
Wolfgang
P.S.:
Demnächst wird es eine elektronische Version meines Expeditionstagebuches geben. Dieses ist zwar sicher nicht als literarisches Werk gedacht, denn dazu fehlen mir die schriftstellerischen Fähigkeiten, es bietet aber einen ziemlich umfangreichen Überblick über das emotionale und organisatorische Auf und Ab, das eine 8000er-Expedition wohl meistens ausmacht.
Falls sich also jemand (vielleicht als Vorbereitung für eigene Versuche?) durch 25 Seiten meiner sehr persönlichen Sicht der KOBLER Cho Oyu Expedition 2011 „durchquälen“ möchte, so kann ich ihm das Tagebuch zukommen lassen.
Zitat von thrashed
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Zunächst einmal die Bilder im Kopf - aber natürlich ganz besonders jene Fotos, die man im Web, auf CDs oder im Fotobuch immer wieder einmal ansieht. Letztere zeigen natürlich v.a. die "schönen" Seiten einer Expedition, was vielleicht auch mit ein Grund dafür ist, dass alle Teilnehmer, mit denen ich in letzter Zeit geredet habe, ebenso wie Bekannte, die zur selben Zeit in einer privaten Expedition parallel mit uns unterwegs waren, mittlerweile bereits erste Gedanken an eine neue Expedition wälzen.
Bilder von den "dunklen Seiten", v.a. von den Erfrierungen einiger Expeditionskameraden, hab' ich vor Ort bewusst selbst keine aufgenommen – aber vielleicht war das sogar ein Fehler. Einer von ihnen hat jedenfalls immer noch 7 Finger verbunden und wird nicht ohne Amputationen davonkommen…
Zitat von thrashed
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Die Entscheidung, so früh umzukehren, war dennoch die einzig richtige ab jenem Zeitpunkt, wo ich ernste Zweifel an einem gesunden Gipfelerfolg bekommen hatte. Ich habe diese Entscheidung bis heute auch keinen Augenblick lang bereut.
Nur bei jenen Sätzen im Tagebuch, die ich vor Ort bei der Umkehr formuliert habe, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich sie heute so noch unterschreiben würde:
"Fr., 30.9.2011, 12:30
Ich sitze in Gipfelhöhe des Putha Hiunchuli auf dem Weg von Lager 2 zu Lager 3 und blicke einmal mehr hinüber zur Shisha Pangma. Ein weiterer Traumtag im Himalaya, windstill und warm. All die stummen Begleiter des Anmarsches, vom Jobo Rabzang bis zum Nangpai Gosum mit über 7000 Metern Höhe liegen jetzt unter mir.
Nach einer ausführlichen Mittagsrast fühle ich mich auch ausgesprochen gut und genieße das herrliche Panorama.
Dennoch habe ich einen Entschluss gefasst und eine Antwort gefunden: Ein 8000er ohne Sauerstoff ist für mich auch bei besten Bedingungen nicht möglich!"
Nun ja, ist ein 8000er ohne Sauerstoff für mich wirklich nicht möglich, oder war das eben nur im Herbst 2011 so - aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind?
Vielleicht muss ich das noch herausfinden...
Jedenfalls: Prosit 2012!
Wolfgang
P.S.:
Demnächst wird es eine elektronische Version meines Expeditionstagebuches geben. Dieses ist zwar sicher nicht als literarisches Werk gedacht, denn dazu fehlen mir die schriftstellerischen Fähigkeiten, es bietet aber einen ziemlich umfangreichen Überblick über das emotionale und organisatorische Auf und Ab, das eine 8000er-Expedition wohl meistens ausmacht.
Falls sich also jemand (vielleicht als Vorbereitung für eigene Versuche?) durch 25 Seiten meiner sehr persönlichen Sicht der KOBLER Cho Oyu Expedition 2011 „durchquälen“ möchte, so kann ich ihm das Tagebuch zukommen lassen.
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