Frauenexpedition Ama Dablam

[thomas]

Frage ...

Servus Daxy,

um diese damalige Frauenexpedition ranken sich viele Gerüchte - das sehr schlechte Wetter sei schuld am "Scheitern" gewesen, die schlechte Leitung oder aber auch die Spannungen unter den Teilnehmerinnen. Was stimmt nun?
War es nicht möglich, sich den Direktiven der Exp. Leitung zu entziehen, sprich: hättest du dich nicht selbständig machen können und trotzdem den Gipfel anpeilen? Wieviele wart ihr denn damals 7, 8? Sind da Spannungen nicht vorprogrammiert, wenn man eine Leitung drübersetzt? Der Trend liegt ja in Kleinstgruppen, also 2-3er-Seilschaften, die jede für sich selbständig agieren.

Thomas

[Barbara]

@daxy:
ich möchte vorwegnehmen, dass ich noch bei keiner expedition teilgenommen habe. vielleicht ist dies also alles blödsinn, was ich hier schreibe, dann bitte um entschuldigung.
ich kann mir nicht vorstellen, dass es als frau leicht ist, in einer gemischtgeschlechtlichen expedition als erste wahl in der gipfelmannschaft zu sein, wenn nicht alle teilnehmer den gipfel erreichen können (aus welchem grund auch immer) und nicht eine frau aus prestigegründen am gipfel stehen sollte.
ich glaube auch, wie thomas, in kleinen gruppen ist es natürlich einfacher, egal ob nur frauen oder frauen und männer.
jede frau muß aber für sich entscheiden, welchen weg sie wählen soll.

lg, barbara

[Willy]

Abschoten von Expeditionen

Lieber Thomas !

Entschuldige, wenn ich mich da einschalte :

Man kann UND SOLL als einzelner ( fast ) nichts gegen die ganze Gruppe machen !

Mini-Epedition Elbrus - "Befehl" des Bergführers :
entweder gehen alle auf den Gipfel oder alle drehen um

einzig Expeditionsleiter Edi Koblmüller hat mir am Broad Peak eine unglaubliche Freiheit zugebilligt

am Gasherbrum II hieß der BEFEHL auf Hochlager II in 6400 Metern bei starkem Schneefall und daher steigender Lawinengefahr :
alle sofort absteigen !

Nicht einmal auf Hochlager 1 hätten wir warten dürfen.
Aber dann fiel einer von uns 15 Meter ! in eine Spalte
und wir verbrachten deshalb noch eine Nacht auf 5800 Metern.
( Das Unglück von Franz war mein "Glück" )

Du kannst UND SOLLST ( siehe Einleitung ) gegen die Anweisung
des Expeditionsleiters nichts machen !
Und Dich schon gar nicht gegen die Gruppe stellen !

Wäre aber interessant, hier noch weitere Meinungen und/oder Erlebnisse zu hören !

[daxy]

wie gesagt, ich habe es vorgezogen nicht mitzufahren. sie hatten dann einen arzt aus england, der kein wort deutsch sprach als expeditionsarzt. alle anderen, ausser Gerte Reinisch, wollten dass ich mitfahren, aber sie hatte wohl angst, dass ich mich nicht widerspruchlos in ihre anweisungen fuege, womit sie wohl recht hatte.
gute expeditionsleiter habe ich eigentlich kaum erlebt. meist bin ich nicht wegen, sondern trotz des expeditionsleiters auf den gipfel gekommen. habe gemacht, was ich fuer richtig hielt und es ist gut ausgegangen.
koennte euch da allerhand schmankerln erzaehlen....

buchpraesentation ist gut ueber die buehne gegangen und das buch ist wunderschoen geworden und war drucktechnisch sogat fuer die firms Theiss, die international aeusserts renomiert ist, eine herausforderung. freue mich echt.

gruss

daxy

[thomas]

Mit Expeditionsleiter oder nicht ...

Genau das ist das Problem, Daxy, gute Bergführer/Expeditionsleiter sind sehr selten - müssen nicht nur bergsteigerisch, sondern auch menschlich absolut top sein - eine Kombination mit Seltenheitswert.

@Willy: Ich gehe lieber in Kleinstformation: zu zweit, lass nicht über mich bestimmen, sondern bestimme selbst und agiere vollkommen eigenverantwortlich. Einen Berg, den ich auf diese Weise nicht schaffen könnte, versuche ich erst gar nicht.

Beispiel Mustagh Ata, China, letztes Jahr: Eine 15-(!)-Mann/Frau-Summit-Club-Truppe mit einem (!) Leiter in Gänsemarsch vom Base zu L1, retour, wieder L1, L1-L2, L2-Base usw. An sich der Aufstieg nach dem Schulbuch, aber für DIESEN Berg und DIE Verhältnisse damals viel zu langsam, da die Schönwetterphasen dort nach der Regel nicht länger als 7 Tage hielten. Außerdem war die erste Etappe die längste und schwierigste - und die mussten sie am öftesten absolvieren (!?).
Ich konnte hingegen mit meinem Partner schön zügig durchziehen - ab durch die Mitte hinauf sozusagen -, wurde von niemandem zurückgehalten, konnte nach meinem Befinden selbst entscheiden, was ich tun und lassen wollte - und den Gipfel in optimaler Verfassung und innerhalb von 7 Tagen erreichen.

Von der Gänsemarsch-Truppe hingegen musste die Hälfte nach 12 Tagen wegen Erschöpfung schon vor L3 aufgeben, die restlichen zerstritten sich fürchterlich mit dem Exp.Leiter, bis sie Schlechtwetter von einem Gipfelversuch abhielt, nur zwei haben sich schließlich noch rechtzeitig gegen seinen Willen zum Gipfel aufgemacht - und es geschafft.

Sicher, in großer Gruppe und mit Exp.Leiter zu gehen, hat schon Vorteile - der größte ist vielleicht, dass ich die Verantwortung für mich mit jemandem anderen teilen, wenn nicht auf ihn abschieben kann.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass mir jemand verbietet, weiterzugehen, trotzdem ich mir meiner Sache vollkommen sicher bin ...

Thomas

[daxy]

hi thomas,

genau das ist es.
mir haben zb schon mehrere expeditionsleiterInnen verboten auf den gipfel zu gehen. ich habe mich einfach nicht darum gekuemmert und bin gegangen.
dann ist es vorgekommen, dass die expeditionsleiterin, selbst bergfuehrerin umdrehen musste, weil sie hoehenprobleme bekam und ich, weil ich eben langsam gegangen bin, ohne probleme den gipfel erreicht haben.
schwierig wird es, wenn man auf die hilfe von sherpas angewiesen ist. das war der grund, wqrum wir 1996 den Everestgipfel trotz oprimaler verhaletnisse nicht erreicht haben. sie haben einfach gestreikt und nichts mehr getan als im bc tee zu trinken und karten zu spielen. ich bin einfach zu schwach selbst 20 kg scherer rucksaecke bis zum suedsattel zu schleppen und dies 2 x. das haben aber auch beruehmte extrembergsteiger nicht selbst getan, wie zb Hillary oder Messern, die sich auch die ausruestung hinauftragen haben lassen.

ansonst muss man halt beinhart sein, um sich durchzusetzen.

bei der frauenexpedition war es auch eine geldfrage. der dav summit club hat damals diesselbe expedition um ats 20.000.- billiger angeboten, als ich den damen haette zahlen sollen.
warum haette ich mehr zahle sollen und mich dabei noch aergern?

daxy