Vier Jahre lang haben es DieIris und der Gratwanderer nach der ersten Neuseelandreise ausgehalten nur gedanklich dort wieder unterwegs zu sein, bevor sie auch körperlich abermals hin mussten.
Natürlich haben wir uns schon Monate vor dem Reisetermin intensiv mit der Planung beschäftigt und dabei bei Null begonnen - nämlich der Frage, ob wir uns auch dieses Mal ein Wohnmobil nehmen sollen.
Klarer Weise sind dabei die Erfahrungen des letzten Aufenthalts mit eingeflossen und nach einigem hin und her ging die Entscheidung letztlich doch recht schnell pro Wohnmobil aus - aber kleiner als beim ersten Mal sollte es sein.
Nach dessen Buchung und jener der Flüge ging es erst so richtig mit der Planung einer für uns passenden Route mit guten Übernachtungsplätzen und Tagestouren los und ab hier machte es mir so richtig Spaß, mich mit der Südinsel und deren Charakteristik zu beschäftigen.
Während auf der Nordinsel die Vulkane aus bergsteigerischer Sicht am auffälligsten sind, sticht auf der Südinsel ein mächtiges Kettengebirge hervor, das nicht umsonst auch "Alpen" heißt. Almen und die uns vertrauten Hütten sucht man dort allerdings vergebens.
Überhaupt ist es für Reisende wie uns schwierig, passende Bergziele abseits üblicher Touristenpfade zu finden, denn zu schnell landet man dabei in Gegenden, die man nur mit einem geländegängigen Fahrzeug erreichen kann oder Gipfel, die man nur in 2 bis 3 Tagen und Biwakausrüstung machen kann.
Zudem muß man - auch auf markierten Pfaden - stets mit erschwert passierbaren Abschnitten oder Flußquerungen rechnen.
Da das auch eine Frage der Sicherheit ist, war schnell klar, daß wir uns diesbezüglich keine alpinistischen Extrawürste herauspicken können. - Also fast nicht, denn die eine oder andere weglose oder unkonventionelle Tour hatte ich mir schon aus dem mir verfügbaren Material heraus gesucht - u.A. in der Gegend des Milford Sounds und rund um das Mount Cook Village.
Natürlich kann man in drei Wochen nicht alles von der Südinsel sehen; vor allem wollten wir auch zu lange reine Fahretappen vermeiden und so haben wir - da wir das Ganze wieder als Rundreise anlegen wollten - pragmatischer Weise den Nordteil der Südinsel aus unseren Überlegungen ausgeklammert.
Die Westküste, Mount Cook Village und Milford Sound wollte ich trotz der zu erwartenden Menschenansammlungen auf jeden Fall mit im Programm haben und so ergab sich die folgende Route dann fast von selbst:
Christchurch - Mt. Cook Village - Queenstown - Milford Sound - Wanaka - Westküste - Arthur's Pass - Christchurch
Jetzt mussten nur noch die möglichen und vielleicht unmöglichen Bergziele entlang der Strecke gefunden werden - mehr als 30 habe ich mir schlussendlich in der Nähe möglicher Übernachtungsorte ausgesucht und dazu gründlich Informationen wie Erreichbarkeit, Länge, Höhenmeter, Gelände, Aussicht usw. recherchiert und dokumentiert.
In die engere Auswahl kamen dann jene, von denen ich mir besonders schöne und abwechslungsreiche Eindrücke versprach.
Daß das Ganze natürlich nur Theorie ist, weil es von den aktuellen Bedingungen vor Ort abhängt und wir zudem logischer Weise eh noch nichts "live" gesehen haben und alles irgendwie reizvoll schien, war auch klar.
In den Wochen und Tagen vor dem Abreisetag stiegen Vorfreude und Anspannung und interessiert wurde der Wetterbericht verfolgt, der schließlich für die ersten Tage vor Ort nicht besonders gutes Wetter vorher gesagt hat.
Am Samstag, den 1. Februar geht es dann endlich los.
Von Wien fliegen wir nach Frankfurt, weiter nach Singapur und dann nach Christchurch. Beim Zwischenstopp in Singapur wird auf ein gewisses Corona-Virus hingewiesen, das in Asien gerade ein größeres Thema sein dürfte und so ist es kein Wunder, daß wir beim bummeln durch die diversen Shops am Flughafen keine Schutzmasken mehr finden, die wir aber ohnehin nur für einen Selfie-Gag tragen würden.
Wieder einmal vergeht die Anreise nicht wie im Flug, wobei ich mich dann mehrfach bei meiner Begleiterin dafür entschuldige, daß ich beim ersten der beiden langen Flüge rund fünf der elf Stunden Flugzeit verschlafen habe und sie mehr Zeit totschlagen musste.
Für nur etwas Abwechslung sorgen kurzzeitig ein paar Turbulenzen, die wir beide als die heftigsten einstufen, die wir je erlebt haben - DieIris hat hierbei aber deutlich mehr Vergleichswerte. Mit Galgenhumor ist diese Situation aber sehr bald auch wieder Schnee von gestern.
Beim Einreisecheck bekommt DieIris einen kleinen Rüffel für ihre dem Prüforgan zu schmutzigen (erdigen) Wanderschuhe. Daß dieser die Treter gleich selbst gründlich reinigt und das Ganze nichts kostet, sorgt für Verwunderung unsererseits. Freundlich erklärt er uns dann die Hintergründe dazu.
Nach dem abschnüffeln lassen zur Kontrolle, ob wir frisches Obst oder Gemüse einführen und etwas Verwirrung ob es nun einen automatischen Transfer zum Wohnmobilvermieter gibt oder nicht, sind wir dann ebendort und müssen zur Kenntnis nehmen, daß wir nun mit etwa zwei Stunden Wartezeit rechnen müssen, bis sich jemand um uns kümmern kann.
Wozu habe ich eigentlich einen vorab online check-in mit Angabe unserer Ankunftszeit gemacht?! ...aber wir haben Verständnis: Zum einen haben wir beide beruflich selbst Kundschaft (wenn auch seeeehr unterschiedliche) und andererseits sind wir zu Beginn der letzten neuseeländischen Sommerferienwoche angekommen, wo natürlich der Laden brummt.
Immerhin gibt es gratis Kaffee und Internet und DieIris kann ihre Schuhe zum trocknen abstellen. Wir haben somit auch Gelegenheit wieder das Wetter zu checken. Sieht wirklich nicht gut aus - durchgehender und flächendeckender Regen ist für den folgenden Tag prognostiziert.
Damit erübrigt sich auch endgültig die Eile, die wir hatten, um heute eventuell noch bis zum Mount Cook Village zu fahren. Als Ersatz wählen wir das Örtchen Fairlie, das schätzungsweise eine gute Autostunde davor liegt und von dem wir morgen vor dem Regen vielleicht noch einen ersten kleinen Ausflug starten können. Da das Schlechtwetter aus Westen auf die Insel trifft, sind wir grundsätzlich ja noch auf der wetterbegünstigten Seite der Südinsel. Ähnlich wie unsere Alpen eine Nord-Süd Wetterscheide bilden, gibt es hier nämlich etwas Vergleichbares mit den Richtungen Westen und Osten.
Die eigentliche Fahrzeugübernahme ist nach einem entspannten Gespräch und einer kurzen Einweisung erledigt. Am erwähnenswertesten dabei ist noch das Automatikgetriebe, das wir beide bisher nur aus der Theorie kannten und die üppige Bettwäsche samt mobilem Heizlüfter - wir haben doch Sommer hier und angenehme Grade jenseits der 20. Aber alles ok, wir haben ja auch das Vollpaket gebucht.
Nach einem spannenden "automatischen" losfahren, bei dem wir uns auch schnell an den Linksverkehr hier erinnern, steuern wir als Erstes einen Supermarkt an, wo wir unseren Kühlschrank und einen improvisierten Vorratsbereich ordentlich anfüllen. Das einfahren in den Parkplatz mit uns noch ungewohnten Ausmaßen des Vehikels sorgt dabei zumindest für eine erhöhte Konzentration. Diese ist auch erforderlich, um Blinker und Scheibenwischer nicht ständig zu verwechseln.
Bei der Weiterfahrt am State Highway 1 über flaches Land Richtung Süden geht es auf jeden Fall konzentriert weiter - heftiger, teils böiger Seitenwind kommt von den Bergen und zieht Richtung Meer und versucht dabei, uns mit zu nehmen. Der relativ große und leichte Aufbau des Wohnmobils ist hier ein entscheidender Faktor. Leider habe ich davon kein Bild gemacht, aber um gerade aus zu fahren, musste man das Lenkrad stets um eine Viertel Drehung gegen den Wind stellen - echt heftig!
Aufgrund der erhöhten Anforderungen und vielleicht auch wegen weniger Schlaf in den letzten 30 Stunden, bittet mich DieIris dann verantwortungsbewusst um einen Fahrerwechsel - kein Problem, komme ich so auch noch in den Seitenwindgenuss, der sich am Steuer ohnehin mit weniger Schweißperlen auf der Stirn erleben lässt als am Sitz daneben...
Beim ersten abbiegen zurück auf die Hauptstraße, betätige ich vorschriftsmäßig natürlich auch den Scheibenwischer.
Nach der Abzweigung Richtung Inland ist es dann bald vorbei mit dem heftigen Wind und das Örtchen Fairlie nach nun entspannter Fahrt erreicht. Trotz der Ferienzeit gibt es am dortigen Holiday Park keinerlei Probleme einen Stellplatz zu bekommen.
Bevor wir so richtig angekommen sind, wird es Zeit endlich mit dem fotografieren anzufangen.
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Beim verschlingen der abendlichen Mahlzeit merken wir schnell, daß ich eine ordentlich gesalzene Butter erwischt habe und davon gleich einen 400g Becher, denn kleinere Portionen gibt es im Supermarkt nicht. Na gut, müssen wir uns halt daran gewöhnen...
Einen kleinen Schock gibt es dann beim Rucksack packen für den nächsten Tag: Die Bergschuhe meiner Begleiterin trocknen nämlich immer noch im Geschäftslokal des Wohnmobilvermieters.
Zum Glück hat sie noch zwei weitere Paar Schuhe dabei.
Nach dieser kurzen Aufregung und festsetzen des morgigen Tagesablaufs zieht es mich magisch nach draußen, denn der Sternenhimmel ist hier und heute besonders eindrucksvoll zu sehen; allerdings ist mir dessen Anblick auf der Südhalbkugel völlig fremd. Natürlich habe ich mich zu Hause etwas eingelesen, aber real sieht es doch noch anders aus. Ein Sternbild kommt mir aber sehr vertraut vor: Der Orion ist zu sehen - auf dem Kopf stehend, natürlich aus europäischer Sichtweise.
Da das erstellen von Astrobildern recht aufwändig ist, bin ich froh zumindest das folgende brauchbar hinbekommen zu haben. Es zeigt einen Teil der Milchstraße mit dem Kreuz des Südens ganz unten links der Bildmitte und als diffusen Lichtfleck die große Magellansche Wolke im oberen rechten Quadranten.
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Haben wir uns bisher sehr über diesen Stellplatz und die Ruhe und Naturnähe gefreut, so gibt es doch einen kleinen Wermutstropfen: Eine laute Sirene stört unseren Versuch einzuschlafen und lässt uns dann mitten in der Nacht noch einmal extra aus dem Schlaf erwachen. Darauf wurde zwar auf einigen ausgehängten Zetteln hingewiesen - wir hatten aber die Hoffnung, daß das nicht allzu häufig vorkommt. Diese Sirene gehört übrigens zur örtlichen freiwilligen Feuerwehr.
Am nächsten Morgen ist es dann sehr frisch und ich bin nun froh, daß wir eine so gute Decke mit bekommen haben! Wie es der Iris dabei geht, könnt ihr euch vielleicht denken.
Die geplante erste Wanderung müssen wir dann schnell abschreiben, denn tiefe Bewölkung und kalter Wind laden nun wirklich nicht dazu ein, einen flachen Bergrücken Kilometer weit zu erkunden. So stoppen wir auf der Weiterfahrt Richtung Twizel - wo wir am Vorabend schon die nächste Übernachtung gebucht haben - im Ort Tekapo am gleichnamigen See.
Gleich beim aussteigen merken wir, daß wir wohl nicht viel Zeit haben werden, bevor uns das Wetter so richtig erwischt.
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Die türkise Farbe des Sees gefällt uns sehr; der Himmel kann da nicht mithalten.
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Hätte das Wetter länger gehalten, wäre auch der naheliegende Mt. John eine Alternative gewesen. Nun müssen wir uns mit dem windigen Blick darauf begnügen.
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Beim nächsten Blick beachte man auch die Wellen im Vordergrund ...es handelt sich um einen See - kein Meer - wohlgemerkt.
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Dann beginnt es zu regnen und wir eilen zu unserem Fahrzeug, das wir eben auch für genau solche Situationen gewählt haben. Wir fahren nach Twizel weiter und checken nach einem kurzen und nassen bummeln durch ein paar Shops sehr früh im Holiday Park ein. Dieser hier ist gut besucht und in der kleinen Küche, die zugleich Aufenthaltsraum ist, müssen wir etwas warten und schließlich auch kreativ sein, um einen Esstisch samt Stromanschluß zu bekommen.
Das Wasser steht dann schon teils Zentimeter hoch im Gras und auf den Schotterwegen und die Leute neben uns mit dem kleineren Van tun uns einfach nur leid.
Die Iris stellt dann sogar den Heizlüfter auf - nur ein paar Minuten, bevor ich es getan hätte.
So lässt es sich dann aushalten:
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Natürlich haben wir uns schon Monate vor dem Reisetermin intensiv mit der Planung beschäftigt und dabei bei Null begonnen - nämlich der Frage, ob wir uns auch dieses Mal ein Wohnmobil nehmen sollen.
Klarer Weise sind dabei die Erfahrungen des letzten Aufenthalts mit eingeflossen und nach einigem hin und her ging die Entscheidung letztlich doch recht schnell pro Wohnmobil aus - aber kleiner als beim ersten Mal sollte es sein.
Nach dessen Buchung und jener der Flüge ging es erst so richtig mit der Planung einer für uns passenden Route mit guten Übernachtungsplätzen und Tagestouren los und ab hier machte es mir so richtig Spaß, mich mit der Südinsel und deren Charakteristik zu beschäftigen.
Während auf der Nordinsel die Vulkane aus bergsteigerischer Sicht am auffälligsten sind, sticht auf der Südinsel ein mächtiges Kettengebirge hervor, das nicht umsonst auch "Alpen" heißt. Almen und die uns vertrauten Hütten sucht man dort allerdings vergebens.
Überhaupt ist es für Reisende wie uns schwierig, passende Bergziele abseits üblicher Touristenpfade zu finden, denn zu schnell landet man dabei in Gegenden, die man nur mit einem geländegängigen Fahrzeug erreichen kann oder Gipfel, die man nur in 2 bis 3 Tagen und Biwakausrüstung machen kann.
Zudem muß man - auch auf markierten Pfaden - stets mit erschwert passierbaren Abschnitten oder Flußquerungen rechnen.
Da das auch eine Frage der Sicherheit ist, war schnell klar, daß wir uns diesbezüglich keine alpinistischen Extrawürste herauspicken können. - Also fast nicht, denn die eine oder andere weglose oder unkonventionelle Tour hatte ich mir schon aus dem mir verfügbaren Material heraus gesucht - u.A. in der Gegend des Milford Sounds und rund um das Mount Cook Village.
Natürlich kann man in drei Wochen nicht alles von der Südinsel sehen; vor allem wollten wir auch zu lange reine Fahretappen vermeiden und so haben wir - da wir das Ganze wieder als Rundreise anlegen wollten - pragmatischer Weise den Nordteil der Südinsel aus unseren Überlegungen ausgeklammert.
Die Westküste, Mount Cook Village und Milford Sound wollte ich trotz der zu erwartenden Menschenansammlungen auf jeden Fall mit im Programm haben und so ergab sich die folgende Route dann fast von selbst:
Christchurch - Mt. Cook Village - Queenstown - Milford Sound - Wanaka - Westküste - Arthur's Pass - Christchurch
Jetzt mussten nur noch die möglichen und vielleicht unmöglichen Bergziele entlang der Strecke gefunden werden - mehr als 30 habe ich mir schlussendlich in der Nähe möglicher Übernachtungsorte ausgesucht und dazu gründlich Informationen wie Erreichbarkeit, Länge, Höhenmeter, Gelände, Aussicht usw. recherchiert und dokumentiert.
In die engere Auswahl kamen dann jene, von denen ich mir besonders schöne und abwechslungsreiche Eindrücke versprach.
Daß das Ganze natürlich nur Theorie ist, weil es von den aktuellen Bedingungen vor Ort abhängt und wir zudem logischer Weise eh noch nichts "live" gesehen haben und alles irgendwie reizvoll schien, war auch klar.
In den Wochen und Tagen vor dem Abreisetag stiegen Vorfreude und Anspannung und interessiert wurde der Wetterbericht verfolgt, der schließlich für die ersten Tage vor Ort nicht besonders gutes Wetter vorher gesagt hat.
Am Samstag, den 1. Februar geht es dann endlich los.
Von Wien fliegen wir nach Frankfurt, weiter nach Singapur und dann nach Christchurch. Beim Zwischenstopp in Singapur wird auf ein gewisses Corona-Virus hingewiesen, das in Asien gerade ein größeres Thema sein dürfte und so ist es kein Wunder, daß wir beim bummeln durch die diversen Shops am Flughafen keine Schutzmasken mehr finden, die wir aber ohnehin nur für einen Selfie-Gag tragen würden.
Wieder einmal vergeht die Anreise nicht wie im Flug, wobei ich mich dann mehrfach bei meiner Begleiterin dafür entschuldige, daß ich beim ersten der beiden langen Flüge rund fünf der elf Stunden Flugzeit verschlafen habe und sie mehr Zeit totschlagen musste.
Für nur etwas Abwechslung sorgen kurzzeitig ein paar Turbulenzen, die wir beide als die heftigsten einstufen, die wir je erlebt haben - DieIris hat hierbei aber deutlich mehr Vergleichswerte. Mit Galgenhumor ist diese Situation aber sehr bald auch wieder Schnee von gestern.
Beim Einreisecheck bekommt DieIris einen kleinen Rüffel für ihre dem Prüforgan zu schmutzigen (erdigen) Wanderschuhe. Daß dieser die Treter gleich selbst gründlich reinigt und das Ganze nichts kostet, sorgt für Verwunderung unsererseits. Freundlich erklärt er uns dann die Hintergründe dazu.
Nach dem abschnüffeln lassen zur Kontrolle, ob wir frisches Obst oder Gemüse einführen und etwas Verwirrung ob es nun einen automatischen Transfer zum Wohnmobilvermieter gibt oder nicht, sind wir dann ebendort und müssen zur Kenntnis nehmen, daß wir nun mit etwa zwei Stunden Wartezeit rechnen müssen, bis sich jemand um uns kümmern kann.
Wozu habe ich eigentlich einen vorab online check-in mit Angabe unserer Ankunftszeit gemacht?! ...aber wir haben Verständnis: Zum einen haben wir beide beruflich selbst Kundschaft (wenn auch seeeehr unterschiedliche) und andererseits sind wir zu Beginn der letzten neuseeländischen Sommerferienwoche angekommen, wo natürlich der Laden brummt.
Immerhin gibt es gratis Kaffee und Internet und DieIris kann ihre Schuhe zum trocknen abstellen. Wir haben somit auch Gelegenheit wieder das Wetter zu checken. Sieht wirklich nicht gut aus - durchgehender und flächendeckender Regen ist für den folgenden Tag prognostiziert.
Damit erübrigt sich auch endgültig die Eile, die wir hatten, um heute eventuell noch bis zum Mount Cook Village zu fahren. Als Ersatz wählen wir das Örtchen Fairlie, das schätzungsweise eine gute Autostunde davor liegt und von dem wir morgen vor dem Regen vielleicht noch einen ersten kleinen Ausflug starten können. Da das Schlechtwetter aus Westen auf die Insel trifft, sind wir grundsätzlich ja noch auf der wetterbegünstigten Seite der Südinsel. Ähnlich wie unsere Alpen eine Nord-Süd Wetterscheide bilden, gibt es hier nämlich etwas Vergleichbares mit den Richtungen Westen und Osten.
Die eigentliche Fahrzeugübernahme ist nach einem entspannten Gespräch und einer kurzen Einweisung erledigt. Am erwähnenswertesten dabei ist noch das Automatikgetriebe, das wir beide bisher nur aus der Theorie kannten und die üppige Bettwäsche samt mobilem Heizlüfter - wir haben doch Sommer hier und angenehme Grade jenseits der 20. Aber alles ok, wir haben ja auch das Vollpaket gebucht.
Nach einem spannenden "automatischen" losfahren, bei dem wir uns auch schnell an den Linksverkehr hier erinnern, steuern wir als Erstes einen Supermarkt an, wo wir unseren Kühlschrank und einen improvisierten Vorratsbereich ordentlich anfüllen. Das einfahren in den Parkplatz mit uns noch ungewohnten Ausmaßen des Vehikels sorgt dabei zumindest für eine erhöhte Konzentration. Diese ist auch erforderlich, um Blinker und Scheibenwischer nicht ständig zu verwechseln.
Bei der Weiterfahrt am State Highway 1 über flaches Land Richtung Süden geht es auf jeden Fall konzentriert weiter - heftiger, teils böiger Seitenwind kommt von den Bergen und zieht Richtung Meer und versucht dabei, uns mit zu nehmen. Der relativ große und leichte Aufbau des Wohnmobils ist hier ein entscheidender Faktor. Leider habe ich davon kein Bild gemacht, aber um gerade aus zu fahren, musste man das Lenkrad stets um eine Viertel Drehung gegen den Wind stellen - echt heftig!
Aufgrund der erhöhten Anforderungen und vielleicht auch wegen weniger Schlaf in den letzten 30 Stunden, bittet mich DieIris dann verantwortungsbewusst um einen Fahrerwechsel - kein Problem, komme ich so auch noch in den Seitenwindgenuss, der sich am Steuer ohnehin mit weniger Schweißperlen auf der Stirn erleben lässt als am Sitz daneben...
Beim ersten abbiegen zurück auf die Hauptstraße, betätige ich vorschriftsmäßig natürlich auch den Scheibenwischer.
Nach der Abzweigung Richtung Inland ist es dann bald vorbei mit dem heftigen Wind und das Örtchen Fairlie nach nun entspannter Fahrt erreicht. Trotz der Ferienzeit gibt es am dortigen Holiday Park keinerlei Probleme einen Stellplatz zu bekommen.
Bevor wir so richtig angekommen sind, wird es Zeit endlich mit dem fotografieren anzufangen.
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Beim verschlingen der abendlichen Mahlzeit merken wir schnell, daß ich eine ordentlich gesalzene Butter erwischt habe und davon gleich einen 400g Becher, denn kleinere Portionen gibt es im Supermarkt nicht. Na gut, müssen wir uns halt daran gewöhnen...
Einen kleinen Schock gibt es dann beim Rucksack packen für den nächsten Tag: Die Bergschuhe meiner Begleiterin trocknen nämlich immer noch im Geschäftslokal des Wohnmobilvermieters.
Zum Glück hat sie noch zwei weitere Paar Schuhe dabei.
Nach dieser kurzen Aufregung und festsetzen des morgigen Tagesablaufs zieht es mich magisch nach draußen, denn der Sternenhimmel ist hier und heute besonders eindrucksvoll zu sehen; allerdings ist mir dessen Anblick auf der Südhalbkugel völlig fremd. Natürlich habe ich mich zu Hause etwas eingelesen, aber real sieht es doch noch anders aus. Ein Sternbild kommt mir aber sehr vertraut vor: Der Orion ist zu sehen - auf dem Kopf stehend, natürlich aus europäischer Sichtweise.
Da das erstellen von Astrobildern recht aufwändig ist, bin ich froh zumindest das folgende brauchbar hinbekommen zu haben. Es zeigt einen Teil der Milchstraße mit dem Kreuz des Südens ganz unten links der Bildmitte und als diffusen Lichtfleck die große Magellansche Wolke im oberen rechten Quadranten.
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Haben wir uns bisher sehr über diesen Stellplatz und die Ruhe und Naturnähe gefreut, so gibt es doch einen kleinen Wermutstropfen: Eine laute Sirene stört unseren Versuch einzuschlafen und lässt uns dann mitten in der Nacht noch einmal extra aus dem Schlaf erwachen. Darauf wurde zwar auf einigen ausgehängten Zetteln hingewiesen - wir hatten aber die Hoffnung, daß das nicht allzu häufig vorkommt. Diese Sirene gehört übrigens zur örtlichen freiwilligen Feuerwehr.
Am nächsten Morgen ist es dann sehr frisch und ich bin nun froh, daß wir eine so gute Decke mit bekommen haben! Wie es der Iris dabei geht, könnt ihr euch vielleicht denken.
Die geplante erste Wanderung müssen wir dann schnell abschreiben, denn tiefe Bewölkung und kalter Wind laden nun wirklich nicht dazu ein, einen flachen Bergrücken Kilometer weit zu erkunden. So stoppen wir auf der Weiterfahrt Richtung Twizel - wo wir am Vorabend schon die nächste Übernachtung gebucht haben - im Ort Tekapo am gleichnamigen See.
Gleich beim aussteigen merken wir, daß wir wohl nicht viel Zeit haben werden, bevor uns das Wetter so richtig erwischt.
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Die türkise Farbe des Sees gefällt uns sehr; der Himmel kann da nicht mithalten.
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Hätte das Wetter länger gehalten, wäre auch der naheliegende Mt. John eine Alternative gewesen. Nun müssen wir uns mit dem windigen Blick darauf begnügen.
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Beim nächsten Blick beachte man auch die Wellen im Vordergrund ...es handelt sich um einen See - kein Meer - wohlgemerkt.
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Dann beginnt es zu regnen und wir eilen zu unserem Fahrzeug, das wir eben auch für genau solche Situationen gewählt haben. Wir fahren nach Twizel weiter und checken nach einem kurzen und nassen bummeln durch ein paar Shops sehr früh im Holiday Park ein. Dieser hier ist gut besucht und in der kleinen Küche, die zugleich Aufenthaltsraum ist, müssen wir etwas warten und schließlich auch kreativ sein, um einen Esstisch samt Stromanschluß zu bekommen.
Das Wasser steht dann schon teils Zentimeter hoch im Gras und auf den Schotterwegen und die Leute neben uns mit dem kleineren Van tun uns einfach nur leid.
Die Iris stellt dann sogar den Heizlüfter auf - nur ein paar Minuten, bevor ich es getan hätte.
So lässt es sich dann aushalten:
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