Hallo zusammen,
da im Forum schon einiges zur Pik Lenin Expedition gepostet wurde bzw. derzeit gepostet wird, versuche ich Wiederholungen zu vermeiden und mich bei bereits geschriebenen Inhalten etwas kurz zu fassen.
Los ging es bei uns am Morgen des 26. August in München. Wir sind die dritte und letzte Gruppe des Wiener Verkehrsbüros. Über das Wiener Verkehrsbüro sind Flüge, Übernachtungen in den Städten sämtliche Transfers und die komplette Logistik bis ins vorgeschobene Basislager incl. Verpflegung bis dorthin im Reisepreis inbegriffen. Hochlagerzelte und –Verpflegung muss selbst organisiert werden. Alles hat bestens geklappt, das Wiener Verkehrsbüro kann man echt weiterempfehlen, zumal es vom Preis-Leistungsangebot unter den ganzen Expeditionsveranstaltern ziemlich weit vorne dabei ist.
Die Gruppe besteht insgesamt aus 13 Leuten, wovon wir aus unserer Sektion 6 Leute davon stellen. 6 Leute die sich sehr gut kennen, das ist auf einer Expedition ein großer Vorteil. Aber auch mit den anderen vom Verkehrsbüro verstehen wir uns sehr gut, wir scheinen Glück zu haben.
Der Check – In bereitet keine Probleme. Trotz 23 kg Gepäck (erlaubt sind eigentlich nur 20 kg) wird ein Auge zugedrückt, wir müssen nichts draufzahlen. Auch müssen unsere Expeditionsschuhe, Jacken und Hosen usw., die wir vollgestopft mit Essen und Schokoriegeln anziehbereit in einer Ikea Tasche verstaut haben, nicht anziehen. In Anbetracht von fast 30 Grad am Münchner Flughafen sehr angenehm.
Zuerst fliegt man 3 Stunden nach Moskau und von dort (nach 4 stündigen Aufenthalt in der Transitarea) weitere 5 Stunden nach Bishkek. Für den Inlandsflug von Bishkek nach Osh beträgt die Gepäcksgrenze nur noch 15 kg, alles drüber (incl. Handgepäck) muss bezahlt werden. Unser sportlicher Ehrgeiz verleitet uns dazu, trotz geringer Übergepäckpreise herauszufinden, wer am wenigsten auf die Wage bringt. Steffen zieht 2 Jacken (incl. Daunenjacke) übereinander und stopft diese mal so richtig voll. Die ganze Tüte mit Riegeln findet schließlich in der Daunenjacke Platz:
K800_Pik Lenin (00) Flughafen Gepäck.JPG
Eine andere gute Methode ist es, ein Seil unter der Jacke zu transportieren:
K800_Pik Lenin (01) Flughafen Gepäck.JPG
Der Inlandsflug mit einer älteren Propellermaschine ohne Klimatisierung gestaltet sich dann auch ganz interessant. Wir sitzen in der ersten Reihe, vor uns ist ein Loch in den Boden gesägt, dass man mehr Beinfreiheit hat. Durch ein weiteres Loch kann man zusehen, wie das Gepäck in den Raum vor uns verladen wird.
K800_Pik Lenin (02) Inlandsflug.JPG
In Osh angekommen, geht es erst mal ins Hotel. Ein sehr nobles Hotel, gemessen an den eher ärmlichen Verhältnissen der Stadt. Das Pro Kopf Einkommen pro Jahr in Kirgistan liegt bei ca. 720 US-Dollar, in Osh ist es bestimmt nochmal ein bisschen drunter. Von etwa Mitternacht an bis morgens um 8.00 wird in der ganzen Stadt der Strom abgestellt. Dann wird es im Hotelzimmer immer etwas wärmer, da ja die Klimaanlagen nicht mehr funktionieren. Aber wir sind positiv überrascht, mit dem Luxus einer Klimaanlage hat sowieso keiner gerechnet. Auch sind die Zimmer mit Fernseher ausgestattet, wir können sogar Sportsendungen im ZDF empfangen:
K800_Pik Lenin (03) ZDF.JPG
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf und einem guten Essen geht es in die Stadt, um auf dem Bazar noch Vorräte wie Brot und Trockenfrüchte einzukaufen. Ich denke, Fotos vom Basar muss ich keine mehr reinstellen, nachdem Klaas schon ein paar sehr schöne gepostet hat. Wie legen uns auch einen großen Vorrat an Wodka zu, denn einerseits schmeckt der russische bzw. kirgisische Wodka wirklich sehr gut, andererseits tötet Alkohol natürlich auch Bakterien ab, reden wir uns zumindest ein. Wir wollen ja keinen Durchfall bekommen. Dazu noch eine große Palette Bierflaschen fürs Basislager, man glaubt es kaum, aber das kirgisische Bier kann was.
Am nächsten Morgen geht es los Richtung Basislager.
K800_Pik Lenin (04) Fahrt ins Basecamp.JPG
Wir waren mit einem alten gelb angestrichenen Fahrzeug unterwegs, das früher sicher mal beim Militär eingesetzt wurde. Igor, unser Fahrer, erklärt uns, dass das Fahrzeug dringend mal wieder gewartet werden müsse. Gleich zu Beginn kauft er an einer Tankstelle Öl und füllt zwei Flaschen davon nach.
K800_Pik Lenin (05) Igor füllt Öl nach.JPG
Auch müssen wir immer wieder anhalten, um Kühlwasser nachzufüllen. 6 oder 7 Eimer Wasser zum nachfüllen und dann einen quer über den Motorblock drüber. So lange während der Fahrt links und rechts aus dem Motor in dicken weißen Wolken kräftig raus qualmt, scheint alles in Ordnung zu sein. So bald der Qualm aber nachlässt, müssen wir immer wieder anhalten, um Kühlwasser nachzufüllen.
K800_Pik Lenin (06) Igor füllt Wasser nach.JPG
Ab und zu halten wir aber auch einfach so mal an, dann klettert Igor mit einem großen Schraubenschlüssel auf die Motorhaube und werkelt irgendwas rum. Nach der 10. Unterbrechung beginnen wir uns zu fragen, ob wir überhaupt noch am selbigen Tag im Basislager ankommen werden.
Unterwegs treffen wir eine Reisegruppe, die vom Lenin zurückkommt. Uns wird erzählt, dass dieses Jahr noch niemand auf dem Gipfel gewesen wäre, da das Wetter nicht mitgemacht hat. Somit kann es ja eigentlich nur besser werden. Nachdem wir über den Pass gefahren sind, wird die Kette des Pamir Gebirges sichtbar, so lange wird es wohl nicht mehr dauern. Es wird kräftig fotografiert.
K800_Pik Lenin (07) Gebirgskette.JPG
K800_Pik Lenin (08) Pik Lenin.JPG
K800_Pik Lenin (09) Fotos.JPG
Die letzen 30 km zum Basislager führen durch relativ wegloses Gelände, ein Fluss ist auch zu überqueren. Die Fahrt durch dieses Gelände ist recht abenteuerlich, wir werden gut durchgerüttelt, Gepäckstücke fliegen immer wieder nach vorne. Die Vorfreude steigt so langsam.
Wir kommen abends relativ erschöpft im Basislager auf 3700 an und beziehen unsere Zweimannzelte. Nach einem sehr guten Abendessen und einem Bier gehen wir schlafen. Als wir am nächsten Morgen bei bestem Wetter aufwachen, bietet sich uns ein großartiges Panorama auf den Lenin.
K800_Pik Lenin (10) Lenin.JPG
Steffen und ich beschließen, gleich mal den knapp 4800 Meter hohen Pik Petrowski zu besteigen, wir sind ja schon etwas vorakklimatisiert durch unsere Monte Rosa Tour. http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=29499 Die anderen machen erst mal einen gemütlichen Tag im Basislager. Wir steigen mal auf bis 4400 Meter, dort ist am Petrowski ungefähr die Schneegrenze.
K800_Pik Lenin (11) Petrowski Grat.JPG
Weiter kommen wir leider nicht, da wir nun vor ziemlich unangenehmem Blankeis mit dünner Pulverauflage stehen und meine Steigeisen mehr als stumpf sind. Darüber hinaus haben wir kein Seil und Sicherungsmaterial dabei. Somit machen wir uns einfach einen schönen Tag auf 4400 und fahren danach durch eine Geröllrinne in wenigen Minuten wieder auf die Höhe des Basislagers hinunter. Die anderen machen währenddessen einen gemütlichen Tag im Basislager.
K800_Pik Lenin (12) Baden.JPG
Abends trinken wir dann immer schön gemütlich Bier und Wodka, um fleißig fiese durchfall-verursachende Bakterien abzutöten. Das ist Urlaub.
K800_Pik Lenin (13) BC abends.JPG
Die anderen vier wollen am nächsten Morgen um 6.00 aufstehen und auf den Petrowski. Auf unser Anraten nehmen sie Seil und Eisschrauben mit. Da sie aber total verkatert sind, vergessen sie komplett ihr Essen (und teilweise auch die Eispickel, kann ja mal passieren). Dadurch brauchen sie dann doch etwas länger und kommen erst am Spätnachmittag relativ ausgehungert aber zufrieden zurück. Die Sicht oben war anscheinend ziemlich spektakulär.
K800_Pik Lenin (14) Petrwoski.JPG
Nach der dritten Nacht im Basislager, am 31. August, beschließen Steffen und ich ins vorgeschobene Basislager (Lager 1) aufzusteigen. Wir verteilen die Hälfte unseres Gepäcks auf Träger. So muss jeder nur noch ca. 15 – 20 kg schleppen. Unterwegs überholen uns unsere Träger.
K800_Pik Lenin (16) Träger.JPG
Ein Stück nach dem Pass der Reisenden muss man einen Fluss überqueren.
K800_Pik Lenin (17) Fluss.JPG
Das Wetter ist super, ich wate einfach hindurch. Die nassen Schuhe trocknen in der Sonne relativ schnell wieder. Die anderen am nächsten Tag sind dann doch etwas fauler und lassen sich von ein paar Kirgisen, die diese Marktlücke entdeckt haben, auf einem Pferd für wenige Dollar über den Fluss tragen.
K800_Pik Lenin (18) Querung Fluss.JPG
Die Wanderung vom Basislager ins Lager 1 ist insgesamt sehr gemütlich auf einem ausgetretenen Wanderpfad. In manchen Berichten wird immer etwas überdramatisiert, von einem „ewig langem Hatscher“ ist dann die Rede. Eigentlich ist es aber eher eine gemütliche Halbtageswanderung. Aber gut, wir haben uns ja auch Träger genommen. Mit 30 – 40kg auf dem Rücken ist das sicher was anderes.
In Lager 1 dann dasselbe Spiel wie im Basislager. Gemütlich machen, Karten spielen, Wodka trinken, akklimatisieren halt. Steffen läuft an dem Tag, als wir ankommen, noch bis zum Gletscherbruch hoch und muss die Bergung eines Toten mit ansehen. Am nächsten Tag tue ich es ihm gleich und bin zur Akklimatisation mit 3 anderen Teilnehmern vom Verkehrsbüro im Gletscherbruch unterwegs. Total erschöpft kommen uns ein paar Russen entgegen, die gerade dabei sind, einen toten Iraner durch den Gletscherbruch runterzutragen. Wir bieten unsere Hilfe an, die sie dankend annehmen. Es ist schon harte Arbeit, den Toten runterzubringen. Physisch aber auch psychisch erschöpft liege ich an diesem Abend etwas nachdenklich im Zelt.
Es ist schon hart, was am Pik Lenin so alles passiert. Der Berg wird von vielen gnadenlos unterschätzt. Wie kann es passieren, dass Leute aufgrund eines Lugenödems bei gutem Wetter, wenn doch ein schneller Abstieg möglich ist, sterben? Auch haben viele keine bergmedizinische Ausrüstung dabei. Beim Expeditionsarzt Walter Treibel in München kann man sich komplette Expeditionsapotheken gegen eine Kaution zu einem fairen Preis ausleihen. Darin ist alles enthalten von einem einfachen Breitbandantibiotikum bis hin zu Nefidipin gegen ein Lugenödem. Ein Pulsoxymeter ist ebenfalls dabei.
Im Basislager haben wir Leute gesehen, denen gerade ein Achterknoten erklärt wurde, sie waren wohl noch nie auf einem Gletscher unterwegs. Einer von uns hat nach Ende der Expedition seine Tourenhose einem Schweizer gegeben, der keine dabei hatte. Ich frage ihn: „wieso nimmst du denn keine Tourenhose mit“ – Antwort: „Ich dachte nicht, dass man sowas hier braucht.“ Auch sieht man immer wieder Leute mit Schuhen, mit denen ich wahrscheinlich nicht mal auf einen Westalpengipfel gehen würde. Wir haben Leute mit vermeidbaren Erfrierungen gesehen und immer wieder gab es Tote. Leute, die in unserer Gruppe schon an 8000ern unterwegs waren, meinten, dass am Lenin definitiv mehr passiere als z.B am Cho Oyu oder an der Shisha Pangma. Das Problem ist halt, dass der Lenin technisch gesehen sehr einfach ist. Trotzdem ist ein 7000er halt ein 7000er.
Am 02.08 steige ich mit Steffen auf, um Lager 2 aufzubauen. Wir wollen am selben Abend wieder in Lager 1 zurückkehren. Im Gletscherbruch gibt es tiefe, bodenlose Spalten.
K800_Pik Lenin (19) Spaltenbrücke Gletscherbruch.JPG
da im Forum schon einiges zur Pik Lenin Expedition gepostet wurde bzw. derzeit gepostet wird, versuche ich Wiederholungen zu vermeiden und mich bei bereits geschriebenen Inhalten etwas kurz zu fassen.
Los ging es bei uns am Morgen des 26. August in München. Wir sind die dritte und letzte Gruppe des Wiener Verkehrsbüros. Über das Wiener Verkehrsbüro sind Flüge, Übernachtungen in den Städten sämtliche Transfers und die komplette Logistik bis ins vorgeschobene Basislager incl. Verpflegung bis dorthin im Reisepreis inbegriffen. Hochlagerzelte und –Verpflegung muss selbst organisiert werden. Alles hat bestens geklappt, das Wiener Verkehrsbüro kann man echt weiterempfehlen, zumal es vom Preis-Leistungsangebot unter den ganzen Expeditionsveranstaltern ziemlich weit vorne dabei ist.
Die Gruppe besteht insgesamt aus 13 Leuten, wovon wir aus unserer Sektion 6 Leute davon stellen. 6 Leute die sich sehr gut kennen, das ist auf einer Expedition ein großer Vorteil. Aber auch mit den anderen vom Verkehrsbüro verstehen wir uns sehr gut, wir scheinen Glück zu haben.
Der Check – In bereitet keine Probleme. Trotz 23 kg Gepäck (erlaubt sind eigentlich nur 20 kg) wird ein Auge zugedrückt, wir müssen nichts draufzahlen. Auch müssen unsere Expeditionsschuhe, Jacken und Hosen usw., die wir vollgestopft mit Essen und Schokoriegeln anziehbereit in einer Ikea Tasche verstaut haben, nicht anziehen. In Anbetracht von fast 30 Grad am Münchner Flughafen sehr angenehm.
Zuerst fliegt man 3 Stunden nach Moskau und von dort (nach 4 stündigen Aufenthalt in der Transitarea) weitere 5 Stunden nach Bishkek. Für den Inlandsflug von Bishkek nach Osh beträgt die Gepäcksgrenze nur noch 15 kg, alles drüber (incl. Handgepäck) muss bezahlt werden. Unser sportlicher Ehrgeiz verleitet uns dazu, trotz geringer Übergepäckpreise herauszufinden, wer am wenigsten auf die Wage bringt. Steffen zieht 2 Jacken (incl. Daunenjacke) übereinander und stopft diese mal so richtig voll. Die ganze Tüte mit Riegeln findet schließlich in der Daunenjacke Platz:
K800_Pik Lenin (00) Flughafen Gepäck.JPG
Eine andere gute Methode ist es, ein Seil unter der Jacke zu transportieren:
K800_Pik Lenin (01) Flughafen Gepäck.JPG
Der Inlandsflug mit einer älteren Propellermaschine ohne Klimatisierung gestaltet sich dann auch ganz interessant. Wir sitzen in der ersten Reihe, vor uns ist ein Loch in den Boden gesägt, dass man mehr Beinfreiheit hat. Durch ein weiteres Loch kann man zusehen, wie das Gepäck in den Raum vor uns verladen wird.
K800_Pik Lenin (02) Inlandsflug.JPG
In Osh angekommen, geht es erst mal ins Hotel. Ein sehr nobles Hotel, gemessen an den eher ärmlichen Verhältnissen der Stadt. Das Pro Kopf Einkommen pro Jahr in Kirgistan liegt bei ca. 720 US-Dollar, in Osh ist es bestimmt nochmal ein bisschen drunter. Von etwa Mitternacht an bis morgens um 8.00 wird in der ganzen Stadt der Strom abgestellt. Dann wird es im Hotelzimmer immer etwas wärmer, da ja die Klimaanlagen nicht mehr funktionieren. Aber wir sind positiv überrascht, mit dem Luxus einer Klimaanlage hat sowieso keiner gerechnet. Auch sind die Zimmer mit Fernseher ausgestattet, wir können sogar Sportsendungen im ZDF empfangen:
K800_Pik Lenin (03) ZDF.JPG
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf und einem guten Essen geht es in die Stadt, um auf dem Bazar noch Vorräte wie Brot und Trockenfrüchte einzukaufen. Ich denke, Fotos vom Basar muss ich keine mehr reinstellen, nachdem Klaas schon ein paar sehr schöne gepostet hat. Wie legen uns auch einen großen Vorrat an Wodka zu, denn einerseits schmeckt der russische bzw. kirgisische Wodka wirklich sehr gut, andererseits tötet Alkohol natürlich auch Bakterien ab, reden wir uns zumindest ein. Wir wollen ja keinen Durchfall bekommen. Dazu noch eine große Palette Bierflaschen fürs Basislager, man glaubt es kaum, aber das kirgisische Bier kann was.
Am nächsten Morgen geht es los Richtung Basislager.
K800_Pik Lenin (04) Fahrt ins Basecamp.JPG
Wir waren mit einem alten gelb angestrichenen Fahrzeug unterwegs, das früher sicher mal beim Militär eingesetzt wurde. Igor, unser Fahrer, erklärt uns, dass das Fahrzeug dringend mal wieder gewartet werden müsse. Gleich zu Beginn kauft er an einer Tankstelle Öl und füllt zwei Flaschen davon nach.
K800_Pik Lenin (05) Igor füllt Öl nach.JPG
Auch müssen wir immer wieder anhalten, um Kühlwasser nachzufüllen. 6 oder 7 Eimer Wasser zum nachfüllen und dann einen quer über den Motorblock drüber. So lange während der Fahrt links und rechts aus dem Motor in dicken weißen Wolken kräftig raus qualmt, scheint alles in Ordnung zu sein. So bald der Qualm aber nachlässt, müssen wir immer wieder anhalten, um Kühlwasser nachzufüllen.
K800_Pik Lenin (06) Igor füllt Wasser nach.JPG
Ab und zu halten wir aber auch einfach so mal an, dann klettert Igor mit einem großen Schraubenschlüssel auf die Motorhaube und werkelt irgendwas rum. Nach der 10. Unterbrechung beginnen wir uns zu fragen, ob wir überhaupt noch am selbigen Tag im Basislager ankommen werden.
Unterwegs treffen wir eine Reisegruppe, die vom Lenin zurückkommt. Uns wird erzählt, dass dieses Jahr noch niemand auf dem Gipfel gewesen wäre, da das Wetter nicht mitgemacht hat. Somit kann es ja eigentlich nur besser werden. Nachdem wir über den Pass gefahren sind, wird die Kette des Pamir Gebirges sichtbar, so lange wird es wohl nicht mehr dauern. Es wird kräftig fotografiert.
K800_Pik Lenin (07) Gebirgskette.JPG
K800_Pik Lenin (08) Pik Lenin.JPG
K800_Pik Lenin (09) Fotos.JPG
Die letzen 30 km zum Basislager führen durch relativ wegloses Gelände, ein Fluss ist auch zu überqueren. Die Fahrt durch dieses Gelände ist recht abenteuerlich, wir werden gut durchgerüttelt, Gepäckstücke fliegen immer wieder nach vorne. Die Vorfreude steigt so langsam.
Wir kommen abends relativ erschöpft im Basislager auf 3700 an und beziehen unsere Zweimannzelte. Nach einem sehr guten Abendessen und einem Bier gehen wir schlafen. Als wir am nächsten Morgen bei bestem Wetter aufwachen, bietet sich uns ein großartiges Panorama auf den Lenin.
K800_Pik Lenin (10) Lenin.JPG
Steffen und ich beschließen, gleich mal den knapp 4800 Meter hohen Pik Petrowski zu besteigen, wir sind ja schon etwas vorakklimatisiert durch unsere Monte Rosa Tour. http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=29499 Die anderen machen erst mal einen gemütlichen Tag im Basislager. Wir steigen mal auf bis 4400 Meter, dort ist am Petrowski ungefähr die Schneegrenze.
K800_Pik Lenin (11) Petrowski Grat.JPG
Weiter kommen wir leider nicht, da wir nun vor ziemlich unangenehmem Blankeis mit dünner Pulverauflage stehen und meine Steigeisen mehr als stumpf sind. Darüber hinaus haben wir kein Seil und Sicherungsmaterial dabei. Somit machen wir uns einfach einen schönen Tag auf 4400 und fahren danach durch eine Geröllrinne in wenigen Minuten wieder auf die Höhe des Basislagers hinunter. Die anderen machen währenddessen einen gemütlichen Tag im Basislager.
K800_Pik Lenin (12) Baden.JPG
Abends trinken wir dann immer schön gemütlich Bier und Wodka, um fleißig fiese durchfall-verursachende Bakterien abzutöten. Das ist Urlaub.
K800_Pik Lenin (13) BC abends.JPG
Die anderen vier wollen am nächsten Morgen um 6.00 aufstehen und auf den Petrowski. Auf unser Anraten nehmen sie Seil und Eisschrauben mit. Da sie aber total verkatert sind, vergessen sie komplett ihr Essen (und teilweise auch die Eispickel, kann ja mal passieren). Dadurch brauchen sie dann doch etwas länger und kommen erst am Spätnachmittag relativ ausgehungert aber zufrieden zurück. Die Sicht oben war anscheinend ziemlich spektakulär.
K800_Pik Lenin (14) Petrwoski.JPG
Nach der dritten Nacht im Basislager, am 31. August, beschließen Steffen und ich ins vorgeschobene Basislager (Lager 1) aufzusteigen. Wir verteilen die Hälfte unseres Gepäcks auf Träger. So muss jeder nur noch ca. 15 – 20 kg schleppen. Unterwegs überholen uns unsere Träger.
K800_Pik Lenin (16) Träger.JPG
Ein Stück nach dem Pass der Reisenden muss man einen Fluss überqueren.
K800_Pik Lenin (17) Fluss.JPG
Das Wetter ist super, ich wate einfach hindurch. Die nassen Schuhe trocknen in der Sonne relativ schnell wieder. Die anderen am nächsten Tag sind dann doch etwas fauler und lassen sich von ein paar Kirgisen, die diese Marktlücke entdeckt haben, auf einem Pferd für wenige Dollar über den Fluss tragen.
K800_Pik Lenin (18) Querung Fluss.JPG
Die Wanderung vom Basislager ins Lager 1 ist insgesamt sehr gemütlich auf einem ausgetretenen Wanderpfad. In manchen Berichten wird immer etwas überdramatisiert, von einem „ewig langem Hatscher“ ist dann die Rede. Eigentlich ist es aber eher eine gemütliche Halbtageswanderung. Aber gut, wir haben uns ja auch Träger genommen. Mit 30 – 40kg auf dem Rücken ist das sicher was anderes.
In Lager 1 dann dasselbe Spiel wie im Basislager. Gemütlich machen, Karten spielen, Wodka trinken, akklimatisieren halt. Steffen läuft an dem Tag, als wir ankommen, noch bis zum Gletscherbruch hoch und muss die Bergung eines Toten mit ansehen. Am nächsten Tag tue ich es ihm gleich und bin zur Akklimatisation mit 3 anderen Teilnehmern vom Verkehrsbüro im Gletscherbruch unterwegs. Total erschöpft kommen uns ein paar Russen entgegen, die gerade dabei sind, einen toten Iraner durch den Gletscherbruch runterzutragen. Wir bieten unsere Hilfe an, die sie dankend annehmen. Es ist schon harte Arbeit, den Toten runterzubringen. Physisch aber auch psychisch erschöpft liege ich an diesem Abend etwas nachdenklich im Zelt.
Es ist schon hart, was am Pik Lenin so alles passiert. Der Berg wird von vielen gnadenlos unterschätzt. Wie kann es passieren, dass Leute aufgrund eines Lugenödems bei gutem Wetter, wenn doch ein schneller Abstieg möglich ist, sterben? Auch haben viele keine bergmedizinische Ausrüstung dabei. Beim Expeditionsarzt Walter Treibel in München kann man sich komplette Expeditionsapotheken gegen eine Kaution zu einem fairen Preis ausleihen. Darin ist alles enthalten von einem einfachen Breitbandantibiotikum bis hin zu Nefidipin gegen ein Lugenödem. Ein Pulsoxymeter ist ebenfalls dabei.
Im Basislager haben wir Leute gesehen, denen gerade ein Achterknoten erklärt wurde, sie waren wohl noch nie auf einem Gletscher unterwegs. Einer von uns hat nach Ende der Expedition seine Tourenhose einem Schweizer gegeben, der keine dabei hatte. Ich frage ihn: „wieso nimmst du denn keine Tourenhose mit“ – Antwort: „Ich dachte nicht, dass man sowas hier braucht.“ Auch sieht man immer wieder Leute mit Schuhen, mit denen ich wahrscheinlich nicht mal auf einen Westalpengipfel gehen würde. Wir haben Leute mit vermeidbaren Erfrierungen gesehen und immer wieder gab es Tote. Leute, die in unserer Gruppe schon an 8000ern unterwegs waren, meinten, dass am Lenin definitiv mehr passiere als z.B am Cho Oyu oder an der Shisha Pangma. Das Problem ist halt, dass der Lenin technisch gesehen sehr einfach ist. Trotzdem ist ein 7000er halt ein 7000er.
Am 02.08 steige ich mit Steffen auf, um Lager 2 aufzubauen. Wir wollen am selben Abend wieder in Lager 1 zurückkehren. Im Gletscherbruch gibt es tiefe, bodenlose Spalten.
K800_Pik Lenin (19) Spaltenbrücke Gletscherbruch.JPG
Kommentar