Hallo,
wird Zeit, dass ich von Lager 1 mal etwas in die Höhe komme...
Samstag, 19.7.
Um halb 4 wird´s draußen betriebsam. Um Punkt 4 ist es wieder ruhig. Aha, die Koblers sind unterwegs zum Lager 2. Und was mach ich heute? Auch rauf? Sauerstoff 87, Puls 76. Naja, erstmal vor die Tür und schauen, wie´s draußen so ist...
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Wo ich schon mal draußen bin, kann ich auch gleich den Morgengang zu unseren "Twin Towers" machen.
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Blick hinüber zu unserem Nachbarcamp.
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Frühstück um 5. Drei aus unserer Gruppe wagen den Aufstieg. Ich bleib lieber noch unten. Erstens bin ich noch etwas platt von gestern und außerdem hat´s heute nacht schon einige Lawinen gegeben. Eine Fortsetzung der Early-Morning-Foto-Session ist aber auf jeden Fall angesagt!
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Aha, der Gipfel wird frei - so nah und doch so fern...
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Pamir - ein Wintermärchen...
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Zeit, wieder in den Schlafsack zu krabbeln. Irgendwie würde ich aber doch ein klein wenig was tun heute. Später am Vormittag latsche ich dann mit Petra Richtung Eisbruch. Mit Steigeisen und Gurt aber ohne Seil.
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Die Spur ist gut aber es zieht sich ganz schön. Langsam gewinnen wir etwas an Höhe. Blick zurück zum Lager 1.
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Allmählich wird´s spaltiger.
800_MG_1921-002.jpg
Und noch spaltiger...
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Aha, da ist der Eisbruch. Sieht nicht wirklich einladend aus. Naja, für heute ist jedenfalls Schluss. Das GPS sagt 4733m - immerhin...
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Französische Seilschaft im Nebel. Was haben wir uns da alle für ein schönes Hobby ausgesucht!
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Den Rest des Tages verbringe ich mit Mampfen, Herumlatschen, Dösen und Nachdenken über Eisbrüche, Spalten und Lawinen. Die Vorfreude hält sich durchaus in Grenzen...
Sonntag, 20.7.
Relativ gut gepennt. Es hat wieder geschneit. Ob man bei diesem Neuschnee überhaupt losgehen sollte? Zwei Lawinen waren schon zu hören. Am Cho Oyu hab ich in vier Wochen überhaupt keine gehört! Um halb 5 Blick nach draußen: WOW! Tolle Winterlandschaft im Mondlicht! Ist leider nur mit den Augen zu fotografieren... Die anderen machen sich offenbar schon marschfertig. Eigentlich ist mir bei dem vielen Neuschnee ziemlich mulmig. Andererseits kann/will ich auch nicht ewig hier unten bleiben. Die erfahrenen Skitourengeher sagen, dass es lawinentechnisch gehen müsste. Naja, ich hab von sowas ja keine Ahnung. Um kurz nach 6 geb´ ich mir einen Ruck. Aufi geht´s - aber mit gemischten Gefühlen. In drei Seilschaften geht´s los Richtung Eisbruch. Jetzt gilt´s!
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Zur Rechten ist auch ein Eisbruch. Das ist aber nicht "unserer"...
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So, hier war ich gestern auch schon. Für einen Alpenmenschen (also für ALLE anderen aus unserer 13er-Gruppe) ist sowas ja vielleicht Routine, für mich aber nicht. Hier umkehren und nach Hause fahren wäre allerdings auch blöd bzw. schiach! Es hilft nix, ich muss hier durch. Also du Flachlandtiroler, konzentrier dich!
800_MG_1940-002.jpg
Irgendwann ist es überstanden. OK, eigentlich war´s gar nicht so wild. Aber ich mag nun mal die Situation nicht, wenn für Fehler die Todesstrafe verhängt wird. War letztes Jahr am Finsteraarhorn genauso. Meine Kamera ist leider nicht griffbereit. Malies vor mir macht aber ein paar Fotos vom Eisbruch. Also, in der größten Spalte könnte man fast "Schiffe versenken" spielen. Bevor wir da hinübersteigen können, müssen wir erst weit nach links queren. Dann wird das Gelände wieder etwas zahmer. Noch weiter links sieht´s allerdings ziemlich chaotisch aus. Zum Glück müssen wir da nicht durch...
800_MG_1945-002.jpg
Juchu! Der Eisbruch ist überstanden - aber anschließend kommt noch die große, endlose Gletscherschleiche. Es gibt auch noch ein paar Spalten zu queren. Da ich mein gesamtes Grümpel auf den Schultern trage (again!), hab ich gewisse Schwierigkeiten bei den Spalten. Malies hält mich aber freundlicherweise auf Zug und hilft mir so über die kritischen Passagen. Mulmig ist mir trotzdem. Diese Strecke möchte ich genau einmal rauf gehen und einmal runter. Nach ungefähr einer Ewigkeit taucht das Lager 2 auf - noch weit entfernt, aber immerhin. Es zieht sich nochmal ganz schön. Bis zum Schluss ist das Gelände spaltig, also noch keine Entwarnung. Nach rund 9 Stunden (wohl nur bedingt rekordverdächtig) erreichen wir Lager 2 auf 5420m. Gute Zeltplätze sind Mangelware. Irgendwann steht aber das Eigenheim. Anschließend gönne ich mir einen kleinen Entsorgungsspaziergang oberhalb des Lagers.
800_MG_1969-002.jpg
Die anderen treten (mit Ausnahme von Günter und Sandra) bald wieder den Rückmarsch zum Lager 1 an. Ich mach´s mir im Zelt gemütlich (im Rahmen des Möglichen) und genieße die Aussicht. Blick zur heutigen Aufstiegsroute...
800_MG_2004-002.jpg
...zum Pik Razdelnaja...
800_MG_1949-002.jpg
...und zu IHM. Was für eine Riesenflanke! Noch rund 1800 Höhenmeter. Tja, ist das jetzt viel oder wenig? Egal, den blöden Eisbruch hab ich jedenfalls hinter mir. Allerdings ist mir natürlich auch klar, dass ich da (mindestens) noch einmal durch muss, wenn ich nicht mein weiteres Leben hier oben verbringen will...
800_MG_2001-002.jpg
Fortsetzung folgt...
LG
Klaas
wird Zeit, dass ich von Lager 1 mal etwas in die Höhe komme...
Samstag, 19.7.
Um halb 4 wird´s draußen betriebsam. Um Punkt 4 ist es wieder ruhig. Aha, die Koblers sind unterwegs zum Lager 2. Und was mach ich heute? Auch rauf? Sauerstoff 87, Puls 76. Naja, erstmal vor die Tür und schauen, wie´s draußen so ist...
800_MG_1871-002.jpg
Wo ich schon mal draußen bin, kann ich auch gleich den Morgengang zu unseren "Twin Towers" machen.
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Blick hinüber zu unserem Nachbarcamp.
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Frühstück um 5. Drei aus unserer Gruppe wagen den Aufstieg. Ich bleib lieber noch unten. Erstens bin ich noch etwas platt von gestern und außerdem hat´s heute nacht schon einige Lawinen gegeben. Eine Fortsetzung der Early-Morning-Foto-Session ist aber auf jeden Fall angesagt!
800_MG_1887-002.jpg
Aha, der Gipfel wird frei - so nah und doch so fern...
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Pamir - ein Wintermärchen...
800_MG_1903-002.jpg
Zeit, wieder in den Schlafsack zu krabbeln. Irgendwie würde ich aber doch ein klein wenig was tun heute. Später am Vormittag latsche ich dann mit Petra Richtung Eisbruch. Mit Steigeisen und Gurt aber ohne Seil.
800_MG_1910-002.jpg
Die Spur ist gut aber es zieht sich ganz schön. Langsam gewinnen wir etwas an Höhe. Blick zurück zum Lager 1.
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Allmählich wird´s spaltiger.
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Und noch spaltiger...
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Aha, da ist der Eisbruch. Sieht nicht wirklich einladend aus. Naja, für heute ist jedenfalls Schluss. Das GPS sagt 4733m - immerhin...
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Französische Seilschaft im Nebel. Was haben wir uns da alle für ein schönes Hobby ausgesucht!
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Den Rest des Tages verbringe ich mit Mampfen, Herumlatschen, Dösen und Nachdenken über Eisbrüche, Spalten und Lawinen. Die Vorfreude hält sich durchaus in Grenzen...
Sonntag, 20.7.
Relativ gut gepennt. Es hat wieder geschneit. Ob man bei diesem Neuschnee überhaupt losgehen sollte? Zwei Lawinen waren schon zu hören. Am Cho Oyu hab ich in vier Wochen überhaupt keine gehört! Um halb 5 Blick nach draußen: WOW! Tolle Winterlandschaft im Mondlicht! Ist leider nur mit den Augen zu fotografieren... Die anderen machen sich offenbar schon marschfertig. Eigentlich ist mir bei dem vielen Neuschnee ziemlich mulmig. Andererseits kann/will ich auch nicht ewig hier unten bleiben. Die erfahrenen Skitourengeher sagen, dass es lawinentechnisch gehen müsste. Naja, ich hab von sowas ja keine Ahnung. Um kurz nach 6 geb´ ich mir einen Ruck. Aufi geht´s - aber mit gemischten Gefühlen. In drei Seilschaften geht´s los Richtung Eisbruch. Jetzt gilt´s!
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Zur Rechten ist auch ein Eisbruch. Das ist aber nicht "unserer"...
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So, hier war ich gestern auch schon. Für einen Alpenmenschen (also für ALLE anderen aus unserer 13er-Gruppe) ist sowas ja vielleicht Routine, für mich aber nicht. Hier umkehren und nach Hause fahren wäre allerdings auch blöd bzw. schiach! Es hilft nix, ich muss hier durch. Also du Flachlandtiroler, konzentrier dich!
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Irgendwann ist es überstanden. OK, eigentlich war´s gar nicht so wild. Aber ich mag nun mal die Situation nicht, wenn für Fehler die Todesstrafe verhängt wird. War letztes Jahr am Finsteraarhorn genauso. Meine Kamera ist leider nicht griffbereit. Malies vor mir macht aber ein paar Fotos vom Eisbruch. Also, in der größten Spalte könnte man fast "Schiffe versenken" spielen. Bevor wir da hinübersteigen können, müssen wir erst weit nach links queren. Dann wird das Gelände wieder etwas zahmer. Noch weiter links sieht´s allerdings ziemlich chaotisch aus. Zum Glück müssen wir da nicht durch...
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Juchu! Der Eisbruch ist überstanden - aber anschließend kommt noch die große, endlose Gletscherschleiche. Es gibt auch noch ein paar Spalten zu queren. Da ich mein gesamtes Grümpel auf den Schultern trage (again!), hab ich gewisse Schwierigkeiten bei den Spalten. Malies hält mich aber freundlicherweise auf Zug und hilft mir so über die kritischen Passagen. Mulmig ist mir trotzdem. Diese Strecke möchte ich genau einmal rauf gehen und einmal runter. Nach ungefähr einer Ewigkeit taucht das Lager 2 auf - noch weit entfernt, aber immerhin. Es zieht sich nochmal ganz schön. Bis zum Schluss ist das Gelände spaltig, also noch keine Entwarnung. Nach rund 9 Stunden (wohl nur bedingt rekordverdächtig) erreichen wir Lager 2 auf 5420m. Gute Zeltplätze sind Mangelware. Irgendwann steht aber das Eigenheim. Anschließend gönne ich mir einen kleinen Entsorgungsspaziergang oberhalb des Lagers.
800_MG_1969-002.jpg
Die anderen treten (mit Ausnahme von Günter und Sandra) bald wieder den Rückmarsch zum Lager 1 an. Ich mach´s mir im Zelt gemütlich (im Rahmen des Möglichen) und genieße die Aussicht. Blick zur heutigen Aufstiegsroute...
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...zum Pik Razdelnaja...
800_MG_1949-002.jpg
...und zu IHM. Was für eine Riesenflanke! Noch rund 1800 Höhenmeter. Tja, ist das jetzt viel oder wenig? Egal, den blöden Eisbruch hab ich jedenfalls hinter mir. Allerdings ist mir natürlich auch klar, dass ich da (mindestens) noch einmal durch muss, wenn ich nicht mein weiteres Leben hier oben verbringen will...
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Fortsetzung folgt...
LG
Klaas
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