Ladakh ist das Mansardenzimmer auf dem Dach der Welt.
Umarmt vom Himalayagebirge im Süden und der Karakorumkette im Norden, finden Wanderer hier abenteuerliche Trekkingpfade, tibetische Gelassenheit und manchmal sich selbst.
Eine Reisegeschichte von Lene Wolny
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Karma Lama ist Buddhist und Trekking Guide. Er begrüßt die zwei Österreicherinnen mit einem strahlenden Lächeln und hilft ihnen, das Gepäck in den Jeep zu laden. Gemeinsam mit seinem Helfer Ameen wird er die Damen auf dem zehntägigen Zelt-Trek durch das Zanskargebirge begleiten, bekochen und unterhalten.
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Auf der Fahrt zum Ausgangspunkt des Treks im Dörfchen Lamayuru stoppt die Gruppe im tausend Jahre alten Kloster Alchi, das berühmt ist für den ältesten Kunstschatz Ladakhs – unzählige feinstgearbeitete kleine Buddhafresken aus dem 9. Jahrhundert, die die Tempelwände wie Tapeten schmücken.
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Als der muslimische Ameen zögert, das buddhistische Kloster zu betreten, nimmt ihn Karma lachend an der Hand. „Come on, hier darf jeder rein – Lord Buddha liebt alle Menschen.“
Neben dem Tempeleingang ist ein figurenreiches Rad an die Wand gemalt. „Das Rad des Lebens“, erklärt der Trekkingguide den staunenden Nicht-Buddhisten. „Seht hier, in der Mitte, beißen sich Hahn, Schlange und Schwein in den Schwanz. Sie symbolisieren die Wurzelgifte des menschlichen Daseins: Gier, Hass und Dummheit. Sie gilt es zu vermeiden. Befolgt jemand alle Ratschläge, die hier aufgemalt sind, hilft ihm das, ein gutes und erfülltes Leben zu führen.“
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Hinter dem Kloster verlässt die steinige Straße das Industal und windet sich einen hohen Pass empor. Auf der anderen Seite erstreckt sich eine kahle Mondlandschaft, in dessen Felsen sich ein halb in den Sandstein gehauenes Dörfchen schmiegt: das sagenumwobene Lamayuru.
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Einst soll hier ein großer, von einem Schlangendämon bewohnter Süßwassersee gelegen haben, den der buddhistische Heilige Arhat Madhyantika zum Verschwinden brachte. Die Existenz eines früheren Sees haben Geologen nachgewiesen und in der Tat kann man heute noch die Wasserlinie in der sandigen Mondlandschaft erkennen.
Am Campingplatz am Rand des Dorfes angekommen, entladen Karma und Ameen den Jeep und bauen die Zelte auf: ein blaues Firstzelt für die Gäste und ein Küchenzelt aus gelbem Segeltuch, in dem die Guides schlafen.
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Mitten in der Nacht beginnen dicke Regentropfen auf die Zeltplanen zu trommeln. Während das blaue Zelt einen Boden hat und dicht hält, rinnt durch das Küchenzelt ungehindert das Wasser. Karma und Ameen kauern sich auf den Kisten voller Lebensmittel zusammen und versuchen zu schlafen.
„Warum habt ihr kein ordentliches Zelt“, fragt die jüngere der Frauen beim Frühstück. „Das ist doch ungerecht – ihr bedient uns den ganzen Tag, habt die ganze Arbeit und nicht mal einen trockenen Platz zum Schlafen!“ Karma lächelt sanft und hebt seine Hand. „Siehst du meine Finger? Die sind alle verschieden lang. Genauso verhält es sich mit den Menschen. Manche sind reich und manche arm. So ist das eben.“
Obwohl (oder vielleicht gerade weil) ganz Ladakh ein armes Land ist, das kaum technischen Fortschritt kennt, scheinen die Menschen zufriedener als anderswo.
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Die meisten sind Bauern oder Hirten, die den langen strengen Winter mit bewundernswerter Gelassenheit überdauern, eingeschneit mit getrocknetem Hammelfleisch, der eigenen Weizenernte und Kuhdung zum Heizen.
Wer kann, arbeitet in der kurzen Sommersaison zwischen Juni und September im Tourismus – als Guide, Pferdeführer oder Taxifahrer. Das große Geld mit den jährlich etwa 50.000 Touristen machen aber oft andere: viele Souvenirshopbesitzer, Restaurantbetreiber und Hotelangestellte sind aus Nepal, Kaschmir, und anderen Teilen Indiens und verlassen Ladakh im Winter.
Auch die Trekker brechen nach dem Frühstück auf, während Ameen und Pferdeführer Tenzin die Zelte abbauen und alles Gepäck auf den Rücken von vier Ponys verstauen.
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Auf ihren schnellen Hufen werden die Pferde die Wanderer noch vor dem ersten Pass überholen und vor ihnen das nächste Lager aufbauen. Inzwischen marschieren die beiden Damen mit Karma entlang der ersten felsigen Schlucht, auf deren Grund ein Wasserfaden für grünen Schimmer sorgt.
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Das Atmen fällt den Österreicherinnen schwer. „Ich fühl mich permanent, als hätte ich gerade eine Zigarette geraucht“, kommentiert die eine ihre Probleme mit der großen Höhe. Die andere, ältere, schnauft nur. Wäre nicht die Luft so dünn, so wäre allein die Landschaft atemberaubend.
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Die Berghänge leuchten in der Sonne in allen Schattierungen von blauviolett bis ockergelb und erzählen in ihrer Nacktheit von einer geologisch bewegten Zeit. Gesteinsschichten sind wild durcheinander geschoben, spitze Abbrüche wechseln mit farbigen Geröllhalden und tiefen Schluchten. In geschützten Winkeln blühen Mannsschild und Edelweiß.
Am ersten Pass lässt der Wind bunte Gebetsfahnen flattern. Hier heroben soll er die Wünsche der Menschen am schnellsten zu den Göttern tragen. „Oh mani padme hung“, murmelt auch Karma ein tibetisches Mantra, bevor er sich mit den jubelnden Damen am Foto verewigen lässt.
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Der Abstieg ist leicht – keine Atemprobleme mehr, dafür jede Menge zu sehen: Yakherden, kreisende Adler und in der Ferne ein Dorf, das einem Schwalbennest gleich an der Felswand klebt.
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Die nächsten fünf Tage werden die Trekker noch einige fast 5000 Meter hohe Pässe überwinden, und tief ins einstige Königreich Zanskar vordringen.
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Sie werden keine Straße sehen, keinen Strommasten und kein Geschäft. Sie sind auf sich alleine gestellt, denn die Bergbauern brauchen ihre knappen Vorräte selbst.
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Am Ende der Reise werden sie trotz exzellenter Trekkingküche einige Kilo leichter aber wohlbehalten im Städtchen Padum ankommen. Die jüngere der beiden Damen wird von der Freundlichkeit und mentalen Stärke dieses Volkes so beeindruckt sein, dass sie im Kloster Karsha zur grünen Göttin Tara beten wird, sie bald wieder in dieses wundersame Land kommen zu lassen.
Wissenswertes
Ladakh, was soviel heißt wie das „Land der hohen Pässe“ ist eines der höchstgelegenen besiedelten Gebiete der Welt. Die Hauptstadt Leh liegt auf 3.500 Meter. Rundherum ragen die Berge bis in 7.000 Meter empor. Weil der Himalaya wegen seiner Höhe kaum Wolken vorbeiziehen lässt, ist Ladakh ein karges, sandiges Land, so trocken wie die Sahara. Wo immer Wasser im Spiel ist, gedeihen auch in großer Höhe noch Weizen und Marillenbäume. Etwa 200.000 Menschen leben hier auf einer Fläche kaum größer als Österreich. 50 Prozent davon sind buddhistisch, außerdem gibt es viele Flüchtlinge aus dem angrenzenden Tibet. 45 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch, vor allem an der Grenze zu Pakistan.
Gemeinsam mit einer lokalen Trekkingagentur veranstaltet der Alpenverein für Mitglieder im Sommer 2010 in Ladakh drei günstige Trekkingreisen:
“Mit dem Zelt in 20 Tagen durch den Himalaya”
Der Grosse Zanskar Trek – Do., 3. Juni bis Do., 1. Juli 2010
(2-6 Teilnehmer)
“Hochlandtrekking im Nomadengebiet und Besteigung des Mentok Kanghri (6200m)”
Tsomoriri Lake: Im Land der Nomaden – Fr., 23. Juli bis Sa., 14. August 2010
(2-6 Teilnehmer)
“Buddhistische Klöster, Wandern an der Seidenstrasse und Trekking in Zanskar”
Der Kleine Zanskar Trek – Sa., 14. August bis So., 5. September 2010
(2-6 Teilnehmer)
Für Details und Informationen einfach eine kurze PN an lennyjenny
Umarmt vom Himalayagebirge im Süden und der Karakorumkette im Norden, finden Wanderer hier abenteuerliche Trekkingpfade, tibetische Gelassenheit und manchmal sich selbst.
Eine Reisegeschichte von Lene Wolny
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Karma Lama ist Buddhist und Trekking Guide. Er begrüßt die zwei Österreicherinnen mit einem strahlenden Lächeln und hilft ihnen, das Gepäck in den Jeep zu laden. Gemeinsam mit seinem Helfer Ameen wird er die Damen auf dem zehntägigen Zelt-Trek durch das Zanskargebirge begleiten, bekochen und unterhalten.
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Auf der Fahrt zum Ausgangspunkt des Treks im Dörfchen Lamayuru stoppt die Gruppe im tausend Jahre alten Kloster Alchi, das berühmt ist für den ältesten Kunstschatz Ladakhs – unzählige feinstgearbeitete kleine Buddhafresken aus dem 9. Jahrhundert, die die Tempelwände wie Tapeten schmücken.
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Als der muslimische Ameen zögert, das buddhistische Kloster zu betreten, nimmt ihn Karma lachend an der Hand. „Come on, hier darf jeder rein – Lord Buddha liebt alle Menschen.“
Neben dem Tempeleingang ist ein figurenreiches Rad an die Wand gemalt. „Das Rad des Lebens“, erklärt der Trekkingguide den staunenden Nicht-Buddhisten. „Seht hier, in der Mitte, beißen sich Hahn, Schlange und Schwein in den Schwanz. Sie symbolisieren die Wurzelgifte des menschlichen Daseins: Gier, Hass und Dummheit. Sie gilt es zu vermeiden. Befolgt jemand alle Ratschläge, die hier aufgemalt sind, hilft ihm das, ein gutes und erfülltes Leben zu führen.“
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Hinter dem Kloster verlässt die steinige Straße das Industal und windet sich einen hohen Pass empor. Auf der anderen Seite erstreckt sich eine kahle Mondlandschaft, in dessen Felsen sich ein halb in den Sandstein gehauenes Dörfchen schmiegt: das sagenumwobene Lamayuru.
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Einst soll hier ein großer, von einem Schlangendämon bewohnter Süßwassersee gelegen haben, den der buddhistische Heilige Arhat Madhyantika zum Verschwinden brachte. Die Existenz eines früheren Sees haben Geologen nachgewiesen und in der Tat kann man heute noch die Wasserlinie in der sandigen Mondlandschaft erkennen.
Am Campingplatz am Rand des Dorfes angekommen, entladen Karma und Ameen den Jeep und bauen die Zelte auf: ein blaues Firstzelt für die Gäste und ein Küchenzelt aus gelbem Segeltuch, in dem die Guides schlafen.
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Mitten in der Nacht beginnen dicke Regentropfen auf die Zeltplanen zu trommeln. Während das blaue Zelt einen Boden hat und dicht hält, rinnt durch das Küchenzelt ungehindert das Wasser. Karma und Ameen kauern sich auf den Kisten voller Lebensmittel zusammen und versuchen zu schlafen.
„Warum habt ihr kein ordentliches Zelt“, fragt die jüngere der Frauen beim Frühstück. „Das ist doch ungerecht – ihr bedient uns den ganzen Tag, habt die ganze Arbeit und nicht mal einen trockenen Platz zum Schlafen!“ Karma lächelt sanft und hebt seine Hand. „Siehst du meine Finger? Die sind alle verschieden lang. Genauso verhält es sich mit den Menschen. Manche sind reich und manche arm. So ist das eben.“
Obwohl (oder vielleicht gerade weil) ganz Ladakh ein armes Land ist, das kaum technischen Fortschritt kennt, scheinen die Menschen zufriedener als anderswo.
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Die meisten sind Bauern oder Hirten, die den langen strengen Winter mit bewundernswerter Gelassenheit überdauern, eingeschneit mit getrocknetem Hammelfleisch, der eigenen Weizenernte und Kuhdung zum Heizen.
Wer kann, arbeitet in der kurzen Sommersaison zwischen Juni und September im Tourismus – als Guide, Pferdeführer oder Taxifahrer. Das große Geld mit den jährlich etwa 50.000 Touristen machen aber oft andere: viele Souvenirshopbesitzer, Restaurantbetreiber und Hotelangestellte sind aus Nepal, Kaschmir, und anderen Teilen Indiens und verlassen Ladakh im Winter.
Auch die Trekker brechen nach dem Frühstück auf, während Ameen und Pferdeführer Tenzin die Zelte abbauen und alles Gepäck auf den Rücken von vier Ponys verstauen.
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Auf ihren schnellen Hufen werden die Pferde die Wanderer noch vor dem ersten Pass überholen und vor ihnen das nächste Lager aufbauen. Inzwischen marschieren die beiden Damen mit Karma entlang der ersten felsigen Schlucht, auf deren Grund ein Wasserfaden für grünen Schimmer sorgt.
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Das Atmen fällt den Österreicherinnen schwer. „Ich fühl mich permanent, als hätte ich gerade eine Zigarette geraucht“, kommentiert die eine ihre Probleme mit der großen Höhe. Die andere, ältere, schnauft nur. Wäre nicht die Luft so dünn, so wäre allein die Landschaft atemberaubend.
Ladakh09 Lene 212.jpg
Die Berghänge leuchten in der Sonne in allen Schattierungen von blauviolett bis ockergelb und erzählen in ihrer Nacktheit von einer geologisch bewegten Zeit. Gesteinsschichten sind wild durcheinander geschoben, spitze Abbrüche wechseln mit farbigen Geröllhalden und tiefen Schluchten. In geschützten Winkeln blühen Mannsschild und Edelweiß.
Am ersten Pass lässt der Wind bunte Gebetsfahnen flattern. Hier heroben soll er die Wünsche der Menschen am schnellsten zu den Göttern tragen. „Oh mani padme hung“, murmelt auch Karma ein tibetisches Mantra, bevor er sich mit den jubelnden Damen am Foto verewigen lässt.
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Der Abstieg ist leicht – keine Atemprobleme mehr, dafür jede Menge zu sehen: Yakherden, kreisende Adler und in der Ferne ein Dorf, das einem Schwalbennest gleich an der Felswand klebt.
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Die nächsten fünf Tage werden die Trekker noch einige fast 5000 Meter hohe Pässe überwinden, und tief ins einstige Königreich Zanskar vordringen.
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Sie werden keine Straße sehen, keinen Strommasten und kein Geschäft. Sie sind auf sich alleine gestellt, denn die Bergbauern brauchen ihre knappen Vorräte selbst.
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Am Ende der Reise werden sie trotz exzellenter Trekkingküche einige Kilo leichter aber wohlbehalten im Städtchen Padum ankommen. Die jüngere der beiden Damen wird von der Freundlichkeit und mentalen Stärke dieses Volkes so beeindruckt sein, dass sie im Kloster Karsha zur grünen Göttin Tara beten wird, sie bald wieder in dieses wundersame Land kommen zu lassen.
Wissenswertes
Ladakh, was soviel heißt wie das „Land der hohen Pässe“ ist eines der höchstgelegenen besiedelten Gebiete der Welt. Die Hauptstadt Leh liegt auf 3.500 Meter. Rundherum ragen die Berge bis in 7.000 Meter empor. Weil der Himalaya wegen seiner Höhe kaum Wolken vorbeiziehen lässt, ist Ladakh ein karges, sandiges Land, so trocken wie die Sahara. Wo immer Wasser im Spiel ist, gedeihen auch in großer Höhe noch Weizen und Marillenbäume. Etwa 200.000 Menschen leben hier auf einer Fläche kaum größer als Österreich. 50 Prozent davon sind buddhistisch, außerdem gibt es viele Flüchtlinge aus dem angrenzenden Tibet. 45 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch, vor allem an der Grenze zu Pakistan.
Gemeinsam mit einer lokalen Trekkingagentur veranstaltet der Alpenverein für Mitglieder im Sommer 2010 in Ladakh drei günstige Trekkingreisen:
“Mit dem Zelt in 20 Tagen durch den Himalaya”
Der Grosse Zanskar Trek – Do., 3. Juni bis Do., 1. Juli 2010
(2-6 Teilnehmer)
“Hochlandtrekking im Nomadengebiet und Besteigung des Mentok Kanghri (6200m)”
Tsomoriri Lake: Im Land der Nomaden – Fr., 23. Juli bis Sa., 14. August 2010
(2-6 Teilnehmer)
“Buddhistische Klöster, Wandern an der Seidenstrasse und Trekking in Zanskar”
Der Kleine Zanskar Trek – Sa., 14. August bis So., 5. September 2010
(2-6 Teilnehmer)
Für Details und Informationen einfach eine kurze PN an lennyjenny
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