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Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

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  • #16
    AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

    Am nächsten Tag ist um 5:30 Uhr Tagwache. Mitten im Nirgendwo genießen wir unser Frühstück, packten die nassen Zelte ein und stapfen los. Unser Gewand und die Schuhe sind offensichtlich nur trocken geworden, um gleich wieder nass zu werden. Bald ist ein weiterer Blick auf die Landschaft möglich. Der Wald lichtet sich, und wir gelangen bald auf eine Hochfläche. Die Hänge sind mit Felsen durchsetzt.
    Unser Guide überrascht uns mit der Meldung:"Ab jetzt wirds nass.":
    Das "Quatsch" und auch das "Pfitsch" werden jedoch tatsächlich unsere ständigen Begleiter.
    Wir erreichen einen Rastplatz und genießen die Sonne, während unsere Zelte trocknen.
    Nach einigen Kilometern auf der Hochebene geht es wieder bergab zu einem Fluss. Durch den starken Regen, der bald in einen starken Hagel übergeht, ist der Weg schnell wie eine Bobbahn und mein Hosenboden kann seine Qualitäten zeigen. Am Fluss angelangt, versuchen wir über die Steine drüber zu balancieren. Schuhe und Hose ausziehen erweist sich als sinnvoll. Mein Schirm - Ersteinsatz an diesem Tag -ersetzt keinen Stock, einmal kurz fester aufstützen und die Stangen stehen annähernd im rechten Winkel weg und durchbohren die Haut des Schirms. Der Regen bleibt uns bis zum Lager erhalten. Eine kleine Wäsche im Bach und hinein ins nasse Zelt. Ich lerne die "Wassersäule" unseres Zeltes schnell schätzen. Während wir in unser Tagebuch schreiben, hören wir die Schreie der Locals, die das Holz für das Feuer holen. Das Abendessen nehmen wir im Kochzelt ein, das auf einem kleinen Hügel steht, dessen Erklimmen die letzte rutschige Herausforderung des Tages darstellt. Gewand und Schuhe werden über dem Feuer getrocknet bzw. wegen der hohen Feuchtigkeit des Holzes geräuchert.
    Heute noch erinnert mich der Geruch meiner Goretexjacke an dieses Abenteuer.
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    Sicherheit liegt nicht in den Dingen, Seilen, Haken, einem Freund.
    Sicherheit liegt zuerst und vor allem in mir selbst.

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    • #17
      AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

      Am dritten Tag haben wir schon Routine in unseren morgendlichen Tätigkeiten. Trockene Sachen holen, dafür das nasse Zelt einpacken, Frühstück und los gehts. Nach weiteren Flussüberquerungen erreichen wir eine Hochebene. An diesem Tag erreichen wir das nächste Lager ohne nass zu werden. Als wir alle Sachen bereits im Zelt verstaut haben, fallen die ersten Tropfen. Ein Mann bringt einen Langschnabeligel. Sein Hund hat für ihn die Spur aufgenommen und unserer Mannschaft eine schmackhafte Mahlzeit ermöglicht.
      Sie sitzen unter der orangen Plane, die sie über das Gestänge gezogen hatten. Darunter befinden sich nun zwei Feuerstellen. In der Nacht brennt das Feuer weiter, um unsere Mannschaft zu wärmen. Sie besitzen keine Ausrüstung, oft nicht einmal Jacken, um sich vor der feuchten Kälte zu schützen. Sie tratschen und lachen bis spät in die Nacht. Gerne hören wir auch ihre Gesänge, die sie ebenfalls in der Nacht anstimmen. Die Jüngsten sind erst 10 Jahre alt und für das Tragen der Plane bzw. der Kochtöpfe zuständig.
      Unerklärlich ist uns wie sie den Rauch aushalten. Wir wollen uns gerne wärmen, aber müssen oft hustend und nach Luft ringend ins Freie flüchten. Die Locals lachen.
      Abends geht ein heftiges Gewitter nieder. Am nächsten Tag erwartet uns eine lange Etappe.
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      • #18
        AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

        Der nächste Tag startet für uns etwas zeitiger. Neben Seen und über Hochflächen und über kleine Hügel führt der Weg. Endlich sehen wir Berge.
        Schon am Vormittag beginnt es zu regnen und ich trotte fotografierlustlos durch die Gegend. Eine kleine Kletterei über spitze Felsen beschert mir ein paar Kratzer an den Fingern. Stunden vergehen und ich bin froh das Lager zu erreichen. Das Zelt ist schnell aufgebaut und die nassen Sachen werden zum Räuchern wieder aufgehängt. Wir unterhalten uns mit der anderen Gruppe, die zwei Tage vor uns gestartet war. Es sollten auf der ganzen Tour die einzigen Menschen sein, die wir treffen.
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        • #19
          AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

          Am 5. Tag erreichen wir das Basecamp. Wir überqueren dazu die Larsen-Barriere. Zuerst kommen wir an einem See vorbei und dann startet die Kletterei. Die Bäume bieten wenig Halt, manchmal grabe ich einfach meine Finger in den Matsch und schaffe mit meinem Gepäck den nächsten Aufschwung.
          Oben angelangt bietet sich ein schöner Blick runter auf den See. Nun geht es über eine ebene Fläche zum Neuseelandpass. Auch dieser Weg erfordert wieder eine große Konzentration, einige Kletterpassagen sind auch dabei. Der steile Abstieg bietet schon einen guten Blick in Richtung Basecamp. Wir errichten es in der Nähe der Freeport-Mine auf ca. 3900m. Die andere Gruppe quartierte sich auf 4200m ein.
          Einer unserer Gruppe erklärt uns, dass man über das Minengelände in zwei Tagen hier ist. Wir haben gerade die 100 km wilden Anmarsch hinter uns.
          In meinem Tagebuch finde ich dazu:"Heute hatte ich den unbändigen Wunsch mir den Rückmarsch zu ersparen. Zu schön war der Gedanke meine Beine in einen Pool zu strecken und eine Elefantensafari zu machen. Diese Tour zu Ende zu machen werde ich mir natürlich nicht nehmen lassen. Das ständige Nass und die mühsamen Wege machten mir doch zu schaffen. Ich habe mental meine Grenze gesehen. Ich kann gar nicht glauben,was ich da schreibe." - aber auch diese fünf Minuten gehen schnell vorbei und ich genieße wieder den Ausblick und die Landschaft. Neben unserem Zelt plätschert ein Bach.
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          • #20
            AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

            Der Gipfeltag:
            Wir starten knapp nach halb 6 Uhr. Für den Zustieg muss man keine zwei Stunden rechnen. Da ich nicht acht gebe, verpasse ich den richtigen Abstieg und genieße den falschen Weg eine schöne Weile So komme ich etwas später zum Einstieg. Das Klettern im Nebel und bei leichtem Schneefall ist nicht schwierig. Lediglich die herab fallenden Steine derjenigen, die bereits abstiegen, fallen im unteren Teil auf uns herab. Dann ist es einfach schön diese Wand zu erklimmen. Trotz fehlender Übung komme ich gut voran.
            Der Fels war etwas feucht, aber gut zu klettern. Es herrscht eine angenehme Temperatur. Die scharfen Kanten fallen mir im Eifer gar nicht auf. Oben am Grat angekommen, wendet man sich nach links und gelangt zur Flying Fox-Passage. In Ermangelung einer Rolle überwinde ich diese Wegstrecke etwas unbequemer und setze meinen Weg fort. Entlang des Grates und über ein paar Einschnitte führt der Weg, der leicht zu finden war. Mein beiden Begleiter, die keine Probleme mit dem Finden des Einstieges hatten, begleiten mich noch einmal zum Gipfel und im Nebel genieße ich den Gipfelsieg in Gesellschaft. Auch das Baströckchen, das mir meine ArbeitskollegInnen zum Abschied mit dem Auftrag eines Gipfelbildes damit geschenkt hatten, kommt nun zum Einsatz.
            Am Nachmittag gelangen wir wieder ins Basislager und genossen die Unbeschwertheit nach dem Gipfelsieg.
            (Die Fotos bei Sonnenschein stammen vom nächsten Tag, als wir am Nanga Pulu unterwegs waren.)
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            • #21
              AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

              Nach einem weiteren Bergsteigertag am Nanga Pulu traten wir die 100 km zurück nach Illaga an.
              Lange Märsche - einige bei Regen, einige bei viel Regen und einer bei besonders viel Regen - warten auf uns. Durch den Regen waren die Flussüberquerungen "spannender". Der Hosenboden hat noch was durchzumachen. Einmal schwimmt mein Schuh davon. Zum Glück ist einer der Locals geistesgegenwärtig zur Stelle und rettet den Schuh. Etliche Lebensmittel gehen aus und das angelegte Nachrungsmitteldepot für den Rückweg war geplündert. Das führt zu erstaunlichen Entwicklungen/Veränderungen bei einigen Personen, auch theatralische Einlagen mit inbrünstigen Bitten um Käse sind dabei.
              Mit ein bisschen Gelassenheit gegenüber Unabänderlichem und etwas Genügsamkeit ist aber auch das gut - vor allem aus den Depots um die Hüften - zu bewältigen Es ist aber ein unangenehmes Gefühl ist, wenn die nächste ausreichende Mahlzeit noch mindestens zwei Tage entfernt ist.
              Wir scherzen mit unserer Mannschaft und zeigen ihnen wie man fotografiert und kleine Videos macht. Sie haben Freude beim Ansehen. Zuerst stellen sich die Kinder an, dann die Frauen und dann die Männer. Sogar der Häuptling, der zuerst aus der letzten Reihe mit hinter dem Rücken verschränkten Händen zuschaut, probiert es. Sie schmücken ihre Haare mit Blumen und posieren fröhlich.
              Es ist nun Zeit Abschied zu nehmen. Unser letzter Tag in der Wildnis Irian Jayas.
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              • #22
                AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                Die restlichen Tage gewöhnten wir uns wieder an die Zivilisation und genossen die Annehmlichkeiten.
                Das Bergsteigen und das Klettern hat mich fasziniert, hier war jedoch schon vorher klar, was zu erwarten war.
                Diese Reise und die Tage in der Wildnis, ohne Aussicht auf Hubschrauberbergung im Notfall, war aber voll von Überraschungen, ungewohnten Herausforderungen und vielen Erlebnissen mit den Menschen, die sie einzigartig unter meinen bisherigen Reisen macht.
                Für mich war es ein richtiges Abenteuer und eine Erfahrung mit einer Lebensweise, die es in Mitteleuropa in der Form schon sicher 1000 Jahre nicht mehr gibt. Die Zahl 1000 steht für "eine lange Zeit" in Ahnlehnung an die Literatur, historische Sattelfeste mögen mich nicht "verdammen", vielleicht könnt ihr mich da berichtigen und euer Wissen hier dazu schreiben.
                Ich wäre jedenfalls sehr neugierig auf Beiträge dazu.
                Herzlichen Gruß
                Andrea
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                • #23
                  AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                  Hallo,
                  tolle Tour und toller Bericht! Mit welcher Agentur warst du unterwegs?
                  LG
                  Klaas
                  Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

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                  • #24
                    AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                    Ein sehr schöner, persönlicher Bericht, der die Faszination der Tour gut transportiert. Ich bin zwar mehr Wüstentyp, aber Dschungel hat auch etwas.
                    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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                    • #25
                      AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                      Einfach traumhaft!
                      www.bergportal.com

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                      • #26
                        AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                        Hallo Dur@cell,


                        tolle Tour, toller Bericht mit tollen Bildern.
                        Danke fürs Teilhaben und Glückwunsch!

                        VG

                        Bergjo

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                        • #27
                          AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                          Danke für den tollen Bericht!

                          Das Warten hat sich doch gelohnt.

                          LG
                          Schelli
                          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                          "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                          • #28
                            AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                            Ein typischer Bericht meiner Ex Nachbarin:

                            schöne Fotos, interessante Fakten und persönliche Erlebnisse.
                            Danke für den schönen Bericht

                            Bis bald und lg
                            Sabine
                            Erfolgreich ist für mich der, der gut gelebt, oft gelacht und viel geliebt hat.

                            Es gibt mehr Menschen die kapitulieren als scheitern

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                            • #29
                              AW: Carstensz Pyramide (4884m), Neuguinea; Nov. 2010

                              Wie faszinierend, Andrea!
                              Danke, dass du mich mit deinem spannenden Fotobericht an dieser Reise hast teilnehmen lassen! Und herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!

                              Viele Grüße
                              Elisabeth
                              Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst die keiner kann

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