AW: Puna de Atacama, 28.11. - 18.12.2009
Fortsetzung vom 18.12.
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Hey, jetzt mal von der anderen Seite!
Es ist ziemlich bewölkt und es weht ein ungemütlicher Wind. Zwischendurch gehe ich mal in das Refugio. Dann setze ich mich wieder draußen hin und schmeiße kleine Steine gegen die Schilder. Mit der Zeit erhöht sich die Trefferquote beachtlich.
ICH WILL HIER WEG! Ich will mich heute abend in der Pizzeria Roma vollfressen und nicht in diesem Blechdreieck die letzten Haferflocken und Kekse mümmeln.
16h24: Der Laster hält nicht. 3:8.
17h02: Ein Kranwagen hält, aber da ist nur Platz für den Fahrer. 4:8.
Halb sechs durch. Is wohl nix mit Pizzeria Roma. Haferflocken und Kekse sind auch alle. Tja, vielleicht hätte ich doch mit Jonson Reynoso einen Termin vereinbaren sollen. Dann würde ich jetzt schon in Fiambalá am gedeckten Tisch sitzen. Mit einem Sat-Phone könnte ich Jonson jetzt herbeifunken. Der Preis wäre mir schon ziemlich egal. Hätte, würde, könnte, wäre...
Sechs Uhr durch.
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Abendstimmung in der Puna.
Um zwanzig nach sechs kommt wieder ein Auto und hält. Es ist aber auch proppevoll. Sie fragen mich, ob sie in Fiambala Bescheid sagen sollen, dass mich jemand abholen soll. Hm, ich bin hin und hergerissen. Wenn ich ja sage, dann a) kostet mich das ´ne Stange Geld, b) dauert es dann bestimmt noch bis 10 Uhr, bevor ich wegkomme, c) ist ja gar nicht sicher, dass mich dann jemand abholt und d) kommt garantiert in zwei Minuten ein Auto, das mich kostenlos mitnimmt, aber wenn ich nein sage, verbringe ich wahrscheinlich noch drei Nächte hier. OK, sie sollen Bescheid sagen - ich will einfach weg hier! 5:8.
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Nochmal ein schöner Sonnenuntergang.
18h20: 6:8. Der Wagen ist (zum Glück?) voll. Sie sagen, dass um 19h00 die Grenze schließt, danach kommt also nix mehr von Chile rüber.
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Wann kommt die Rettung?
Es wird 7, es wird 8. Ich sollte mich mich dem Gedanken anfreunden, hier die Nacht zu verbringen. In ein paar Tage ist das hier ´ne nette Anekdote zum Erzählen aber jetzt gerade ist es ziemlich doof!
Es wird 9.
Im Refugio surrt ein Hornissenschwarm - aber nur, wenn die Tür offen ist. Seit neun Stunden hocke ich hier in der Einöde rum. Versuche, mich einigermaßen einzurichten. Die hoffentlich letzte Puna-Prüfung. Mist, Mist, Mist!
Doch das Wunder geschieht! Um halb 10 hält ein Auto vor dem Refugio. Für mich? FÜR MICH! Ohne Übertreibung einer der schönsten Momente in meinem Leben! Jetzt wird alles gut! Zu allem Überfluss ist es auch nicht irgendwer, der mich abholt, sondern Ruth Reynoso, die schönste Frau der Stadt! Mein Rettungsengel! Ich werde sogar herzlich umarmt - obwohl mich sicher eine ziemlich ausgeprägte "Puna-Duftwolke" umgibt. Die Frau ist echt todesmutig! Naja, sie war schließlich auch schon auf ein paar 6000ern...
Wie in Trance packe ich meine Sachen in den Wagen und schon geht´s abwärts. In meinem Kopf schwirren alle möglichen Gedanken durcheinander. Dann kommen wir in Fiambalá an. So viele Häuser, so viele Menschen! Und von Jonson und Fernando werde ich wie ein alter Freund begrüßt. Man setzt mich an einen Tisch, drückt mir die Speisekarte in die Hand und stellt ein Bier vor mich hin. Ich esse, ich trinke, ich erzähle, ich esse, ich trinke, ich erzähle, usw...
Und denke daran, wie ich mich noch vor ein paar Stunden gefühlt habe.
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Ein TRAUM wird wahr!
26-KK-20091221-0752.jpg
Und dann wird es Zeit, die Welt zu informieren...
Epilog:
Die nächsten Tage waren logischerweise der Regeneration gewidmet. Immerhin hatte ich bei der Tour von 70 auf 63 Kilo abgenommen. Außerdem verbrachte ich viel Zeit mit Fernando, Anne (auch aus der Schweiz) und dem Reynoso-Clan. Nach drei Tagen wurde es dann aber Zeit, mich nach Mendoza aufzumachen. Nach der Bergtour ist vor der Bergtour. Ich muss allerdings zugeben, dass die Vorfreude auf den Mercedario nicht gerade groß war. Wäre es keine "Gipfeltreffen-Forumstour" gewesen - wer weiß, ob ich mich nochmal aufgerafft hätte...
So, das war´s aus der Puna. Danke an alle, die beim Lesen tapfer durchgehalten haben. Rückmeldungen aller Art sind wie immer sehr erwünscht.
LG
Klaas
Not to be continued...
Fortsetzung vom 18.12.
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Hey, jetzt mal von der anderen Seite!
Es ist ziemlich bewölkt und es weht ein ungemütlicher Wind. Zwischendurch gehe ich mal in das Refugio. Dann setze ich mich wieder draußen hin und schmeiße kleine Steine gegen die Schilder. Mit der Zeit erhöht sich die Trefferquote beachtlich.
ICH WILL HIER WEG! Ich will mich heute abend in der Pizzeria Roma vollfressen und nicht in diesem Blechdreieck die letzten Haferflocken und Kekse mümmeln.
16h24: Der Laster hält nicht. 3:8.
17h02: Ein Kranwagen hält, aber da ist nur Platz für den Fahrer. 4:8.
Halb sechs durch. Is wohl nix mit Pizzeria Roma. Haferflocken und Kekse sind auch alle. Tja, vielleicht hätte ich doch mit Jonson Reynoso einen Termin vereinbaren sollen. Dann würde ich jetzt schon in Fiambalá am gedeckten Tisch sitzen. Mit einem Sat-Phone könnte ich Jonson jetzt herbeifunken. Der Preis wäre mir schon ziemlich egal. Hätte, würde, könnte, wäre...
Sechs Uhr durch.
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Abendstimmung in der Puna.
Um zwanzig nach sechs kommt wieder ein Auto und hält. Es ist aber auch proppevoll. Sie fragen mich, ob sie in Fiambala Bescheid sagen sollen, dass mich jemand abholen soll. Hm, ich bin hin und hergerissen. Wenn ich ja sage, dann a) kostet mich das ´ne Stange Geld, b) dauert es dann bestimmt noch bis 10 Uhr, bevor ich wegkomme, c) ist ja gar nicht sicher, dass mich dann jemand abholt und d) kommt garantiert in zwei Minuten ein Auto, das mich kostenlos mitnimmt, aber wenn ich nein sage, verbringe ich wahrscheinlich noch drei Nächte hier. OK, sie sollen Bescheid sagen - ich will einfach weg hier! 5:8.
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Nochmal ein schöner Sonnenuntergang.
18h20: 6:8. Der Wagen ist (zum Glück?) voll. Sie sagen, dass um 19h00 die Grenze schließt, danach kommt also nix mehr von Chile rüber.
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Wann kommt die Rettung?
Es wird 7, es wird 8. Ich sollte mich mich dem Gedanken anfreunden, hier die Nacht zu verbringen. In ein paar Tage ist das hier ´ne nette Anekdote zum Erzählen aber jetzt gerade ist es ziemlich doof!
Es wird 9.
Im Refugio surrt ein Hornissenschwarm - aber nur, wenn die Tür offen ist. Seit neun Stunden hocke ich hier in der Einöde rum. Versuche, mich einigermaßen einzurichten. Die hoffentlich letzte Puna-Prüfung. Mist, Mist, Mist!
Doch das Wunder geschieht! Um halb 10 hält ein Auto vor dem Refugio. Für mich? FÜR MICH! Ohne Übertreibung einer der schönsten Momente in meinem Leben! Jetzt wird alles gut! Zu allem Überfluss ist es auch nicht irgendwer, der mich abholt, sondern Ruth Reynoso, die schönste Frau der Stadt! Mein Rettungsengel! Ich werde sogar herzlich umarmt - obwohl mich sicher eine ziemlich ausgeprägte "Puna-Duftwolke" umgibt. Die Frau ist echt todesmutig! Naja, sie war schließlich auch schon auf ein paar 6000ern...
Wie in Trance packe ich meine Sachen in den Wagen und schon geht´s abwärts. In meinem Kopf schwirren alle möglichen Gedanken durcheinander. Dann kommen wir in Fiambalá an. So viele Häuser, so viele Menschen! Und von Jonson und Fernando werde ich wie ein alter Freund begrüßt. Man setzt mich an einen Tisch, drückt mir die Speisekarte in die Hand und stellt ein Bier vor mich hin. Ich esse, ich trinke, ich erzähle, ich esse, ich trinke, ich erzähle, usw...
Und denke daran, wie ich mich noch vor ein paar Stunden gefühlt habe.
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Ein TRAUM wird wahr!
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Und dann wird es Zeit, die Welt zu informieren...
Epilog:
Die nächsten Tage waren logischerweise der Regeneration gewidmet. Immerhin hatte ich bei der Tour von 70 auf 63 Kilo abgenommen. Außerdem verbrachte ich viel Zeit mit Fernando, Anne (auch aus der Schweiz) und dem Reynoso-Clan. Nach drei Tagen wurde es dann aber Zeit, mich nach Mendoza aufzumachen. Nach der Bergtour ist vor der Bergtour. Ich muss allerdings zugeben, dass die Vorfreude auf den Mercedario nicht gerade groß war. Wäre es keine "Gipfeltreffen-Forumstour" gewesen - wer weiß, ob ich mich nochmal aufgerafft hätte...
So, das war´s aus der Puna. Danke an alle, die beim Lesen tapfer durchgehalten haben. Rückmeldungen aller Art sind wie immer sehr erwünscht.
LG
Klaas
Not to be continued...
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