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Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

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  • Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

    Nun sind wir wieder im kalten Deutschland eingetroffen und haben aber immer noch im Kopf die schönsten Bilder unseres Abenteuers. Weiterhin noch etwas Zeit und die will ich mal nutzen um einen weiteren Bericht hier einzustellen.

    Argentinien Part I – Abenteuer am steinernen Wächter, Aconcagua Klappe die Zweite

    In Mendoza dann beginnt die große Hetzjagd auf Geld, Essen und Tickets. Entgegen unseres Planes, in aller Ruhe zunächst den knapp 6000m hohen Cerro Plata zur Akklimatisierung zu besteigen, mussten wir uns des lieben Geldes Willen ganz spontan um entscheiden. Bis zum 14.12. nennen es die Parkbetreiber middle season, in welcher wir noch eine Menge Geld einsparen können. Leider müssen wir entgegen unserer Annahme den Nationalpark auch bis zu diesem Tag betreten – wir hatten noch genau 2 Tage Zeit! Diese erste große logistische Herausforderung entpuppt sich als Stadtrallye, mit welcher man hervorragend Mendoza erkunden kann. Die Bankkarten glühen ob des geringen Geldbetrages, welcher sich abheben lässt, die Füße brummen, der Kopf qualmt – aufschreiben, alles aufschreiben, was noch zu erledigen ist! Es funktioniert, am Ende sitzen wir auf gepackten Rucksäcken, das Besteigungspermit in der Tasche, Bustickets in der Hand, die Mulis organisiert, den Geldbeutel mit Notgroschen bestückt und den Bauch nochmals vollgeschlagen mit bestem argentinischen Rindfleisch .

    Nach einer 3stündigen Busfahrt durch die zauberhafte Kulisse der mendozinischen Bergwelt erreichen wir den Ausgangspunkt unseres Abenteuers – Puente del Inka auf 2.720m. Diese rein aus Naturkraft entstandene Schwefelbrücke ist ein Prachtstück von Pachamama, wundersam und anziehend!





    Es stürmt im Park! Welch Kräfte der Wind ausüben kann, mochte er uns noch bis zur Nacht vor dem Gipfeltag unter Beweis stellen, wow! Neben einer Autobahn zu schlafen kann nicht schlimmer sein! Manche Bergsteiger berichteten uns von zerlegten Zelten und Abbrüchen der Besteigung wegen des Windes. Zudem macht er die Camps ungemütlich kalt, selbst die Sonne vermag es nicht, dagegen anzukommen und beschert uns stattdessen finnische Saunen unter der Zeltplane! Temperaturunterschiede von 60° C Grad erschwerten uns die Bestimmung des angenehmsten Aufenthaltsortes… im Zelt steigt die Temperatur tagsüber auf die 50 über Null, außen bekommt man Angst, dass die Nase vor Kälte abbricht und nachts verfängt sich der Atem am Schlafsack und gefriert sofort, während der Wind fleißig den Reif von der Innenwand abschüttelt!

    Auf den Weg zum Lager Confluencia



    Bilder und Berichte von unseren Touren durch SüdAmerika und anderen Gebirgen dieser Welt auf
    www.2feelfree.de

  • #2
    AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

    Wir nehmen nur eine Nacht im vorgeschobenen Basislager Confluencia auf 3.400m, Arzt und Ranger schauen verdutzt und fragen uns genauestens aus. Hier und auch später erzeugte die Bemerkung “We come from Bolivia” ein “Ahhh, very good!”

    Auf den Weg zum Basislager Placa de Mulas







    Blick auf das Basislager Placa de Mulas



    Auch unsere Gehzeiten bis hin zum 1. Hochlager beeindrucken uns. Es war alles zu schön um wahr zu sein!

    Und dann wurden wir unruhig – im Lager deklarierte man den kommenden Montag als DEN Gipfeltag! Der Wind sollte nachlassen, es würde nicht so kalt und auch so sei es optimal für eine Besteigung. Nach nur 6 Tagen auf 6.962m stehen? Es schien uns so unrealistisch, aber der Gipfel plötzlich greifbar nahe! Wir erkundigten uns bei den Rangern, Portern, Rettungspolizisten… das ganze Lager schien am Montag aufzusteigen, da der Gipfel mit einem neuen Kreuz bestückt werden sollte. Wir entschieden uns für 2 Nächte im 2. Hochlager Nido de Cóndores auf 5.500m und ab hier für einen Gipfelversuch am Montag! Wir fühlen uns gut, das Essen klappt auch, alles im grünen Bereich.

    Blick auf die Route bis zum 2. Hochlager Nido de Cóndores



    Während des Aufstiegs



    Lagerplatz im 2. Hochlager Nido de Cóndores



    Zuletzt geändert von Kriese; 04.02.2011, 20:15.
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    • #3
      AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

      Und dann geht es los ins Finale! Nach einem gigantischen janusköpfigen Naturschauspiel – auf der einen Seite ein grandioser Sonnenuntergang, während auf der anderen Seite der volle Mond die Beleuchtung übernimmt, klingelt schließlich nachts 2.30 Uhr der Wecker.

      Sonnenuntergang






      Mühsam nur wagen wir uns aus den wärmenden Schlafsäcken nach draußen… der gewaltige Mondschatten lässt mich vor Entzückung aufschreien – es wird ein guter Tag! Der Wind hatte nach 6 Tagen endlich aufgehört zu pusten, es war unheimlich still. In der Ferne sehen wir andere Stirnlampenlichter sich auf die Besteigung vorbereiten. Schnee musste noch geschmolzen werden, irgendwas zu Essen auch in unsere Mägen… es ging nicht viel! 4.40 Uhr brechen wir auf! Schon bald überholen wir eine argentinische Expedition aus Salta. Waren wir zu schnell?! Denn noch auf dem Weg zum 3. Hochlager stoppte Christian, er fühle sich nicht so fit! Wir steigen weiter auf, schließen uns der Salta- Gruppe an, die ein ruhiges Tempo vorgeben. In Camp Berlin kurz unterhalb der 6000m Marke tauchen bei Christian erneut Zweifel auf, den Gipfel zu schaffen. Aus der Salta Gruppe neben uns kotzt sich erstmal jemand aus. Es geht weiter! Die Morgendämmerung wird allmählich von der Sonne abgelöst, an den vergletscherten Bergen in der Ferne kündigt sich mit einem Leuchten der Sonnenaufgang an. Wir erblicken den Schatten des Aconcagua und am Horizont das glutrote Untertauchen des Mondballons! Eine atemberaubende Szenerie!

      Aufstieg





      Christian versucht es mit Musik und dem gemächlichen Gehen der Salta- Gruppe. Campo 3 der falschen Polenroute halten wir irrtümlich für Plaza Independencia. Als Kriese vom Guide der Salta Gruppe erfährt, dass ein Stück über uns der Unabhängigkeitsplatz erst noch kommt und es von dort noch 4 ½ Stunden bis auf den Gipfel seien, bricht die Psyche zusammen und die letzten Kraftreserven schwinden dahin… Christian entscheidet sich für den Abstieg und redet mir ein, dass ich es schaffen werde! Ich hadere mit mir! Ich allein ohne persönlichen Guide an so einem hohen Berg? Trotz des Menschenandranges heute fühle ich mich überaus allein und einsam! Wir verabschieden uns kurz unterhalb des letzten Camps. Meine aufsteigenden Tränen unterdrücke ich aus Angst, sie könnten gefrieren und mir weh tun. Ich tat den Massen gleich und legte am Plaza Independencia auf 6.400m meine Steigeisen an.



      Nach einem kurzen Anstieg fiel mein Blick von der Anhöhe sofort auf die oft in Bildern gezeigte und bekannte Travesia – da bin ich nun live! Ich spürte nach der Traurigkeit nun wieder Freude – welch ein Wechselbad der Gefühle! Voller Tatendrang ging ich diese Traverse an, ich fühlte mich körperlich gut, was auch bis zum Gipfel anhalten sollte. Das Tempo wurde zum Ende hin immer langsamer, das Gehen kam oft zum Erliegen, da Einzelne schwer zu kämpfen hatten. Die Travesia wurde für das Laufen immer steiler und unbequemer. Bin ich nun schon in der berühmt berüchtigten Canaleta, einem fiesen steilen Geröllfeld, an welchem man verzweifeln soll? Der Übergang scheint fließend und das Gehen darin dank der Schneefelder nicht ganz so horrorszenarisch!

      Das neue Gipfelkreuz beim Transport



      Doch der blöde Gipfel wollte partout nicht näher kommen, so sehr ich mich auch anstrengte! Es gibt überhaupt keinen Aconcagua -Gipfel! Ganz sicher nicht! Um 15.00 Uhr jedoch wurde ich eines Besseren belehrt. Ein anderes Mädel schluchzte und weinte laut, ohne Zweifel, ich stand mitten im Nichts auf dem höchsten Punkt des amerikanischen Kontinents! Ich habe es geschafft!! Das Wetter erlaubte es mir, mich zu setzen und für lang das quirlige Treiben auf dem Aconcagua Gipfel zu beobachten. Das neue Kreuz stand, die Schneesternchen flatterten um mein Gesicht und mein Blick endete im grauen Nichts der Frau Holle Bettdecken!



      Gegen 15.30 Uhr Rückmarsch, ich hielt mich an den verschiedensten Gruppen, um mich bei dieser schlechten Sicht nicht zu verirren, zu groß sind die Erinnerungen daran, als vor 2 Jahren Bergsteiger des Weges abkamen und dabei 2 Leben ließen… Der Abstieg gestaltete sich mühsam und raubte mir Nerven und die letzte Kraft, da es nur sehr sehr schleppend voranging. Doch ich habe mir geschworen, nicht allein zu gehen und so kroch ich erst gegen 20.00 Uhr völlig erschöpft in unser Zelt im Kondornest! Ich hatte Ohrensausen, glühte und lag wie ich lag! Christian freute sich mit mir über den Gipfelsieg für unsere 7andessummits und päppelte mich etwas mit lecker Suppe auf.

      Unsere Regeneration klappte hervorragend und im Sauseschritt ging es am nächsten Tag in weniger als zwei Stunden in das Basislager hinab.

      Abstieg ins Basislager





      Rückweg zum Parkausgang



      Am 1. Weihnachtsfeiertag trafen wir am Abend in Mendoza ein, es ist heiß geworden, beinahe unerträglich. Von Weihnachtsstimmung keine Spur, ein wenig neidvoll blickend auf den tollen Winter in Deutschland.


      Den ausführlichen Bericht mit einer Bildergalerie findet Ihr wie immer auf unserer Seite:
      http://2feelfree.de/bastelstube-scho...-im-hohentest/
      Bilder und Berichte von unseren Touren durch SüdAmerika und anderen Gebirgen dieser Welt auf
      www.2feelfree.de

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      • #4
        AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

        Hallo Claudy,

        super in jeder Beziehung, wie immer bei euch halt

        lg
        Norbert
        Meine Touren in Europa
        ... in Italien
        Meine Touren in Südamerika
        Blumen und anderes

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        • #5
          AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

          Schaut wieder super aus. Besonders der Sonnenuntergang.
          "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

          https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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          • #6
            AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

            Deine Aufstiegsbilder zeigen nicht nur das Wesentliche
            sondern sind teilweise genial !



            Doch Normal-Menschen
            - und als solche Spezies darf ich mich betrachten -
            sollten nie vom 5250 m hohen Nido de Condores
            http://upload.wikimedia.org/wikipedi...a_route_1a.jpg
            sondern immer vom fast 6000 m hohen "Lager Berlin" weggehen !

            Und wenn wir ehrlich - ganz ehrlich - sind :

            DAS MIT ABSTAND SCHÖNSTE AN EINER ACONCAGUA-EXPEDITION

            IST DIESES FREIBAD BEIM NATIONALPARK-EINGANG :

            a1 f.jpg

            Ich hab mich die ganze Zeit vor allem auf die eine Stunde gefreut,
            die ich nach dem Aconcagua hier verbringen werde und auch verbracht habe !

            Zuletzt geändert von Willy; 05.02.2011, 00:27.
            TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

            Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

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            • #7
              AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

              Hallo,
              ganz herzlichen Glückwunsch zur Aconcagua-Besteigung ! Nur schade, dass es am Gipfel keine Fernsicht gab. Naja, Hauptsache OBEN!
              LG
              Klaas

              PS: Eine Frage hab´ ich aber noch: Wozu die Steigeisen???
              Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

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              • #8
                AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

                Hallo,

                danke für den Bericht und die sehr schönen Bilder! Glückwunsch zum Gipfelerfolg !!!

                Liebe Grüße
                Christian
                Liebe Grüße
                Christian

                http://www.bergfahrten.at
                http://www.bergfahrten.com

                "Vielleicht ist es riskant, seine Träume zu leben und nicht nur zu träumen." Wanda Rutkiewicz

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                • #9
                  AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

                  Danke für das Lob und die Glückwünsche

                  @peakbagger
                  Ab Lager Independencia waren immer abwechselnd Eis-, Geröll- und Schneefelder. Insbesondere in der Travesia waren Steigeisen notwendig. Die Ranger haben sogar Leute zurück geschickt die keine Steigeisen mit hatten.

                  @ Willy
                  Also wir sehen uns auch als Normalmenschen Wir könne jetzt eine Diskussion entfachen, wie es den am besten auf den Gipfel geht. Wir haben ja beide Möglichkeiten durchgespielt. Ich habe es bei beiden Versuchen nicht geschafft, Claudy ab dem Nido de Condores. Vorteil für den Aufstieg ab Nido ist die niedrige Schlafthöhe, Vorteil für Berlin ist der kürzere Weg bis zum Gipfel.
                  Wen wir noch mal starten würden, dann wohl doch wieder ab Nido. Die Nacht in Berlin hat uns damals alle Träume vom Gipfel platzen lassen
                  Bilder und Berichte von unseren Touren durch SüdAmerika und anderen Gebirgen dieser Welt auf
                  www.2feelfree.de

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                  • #10
                    AW: Argentinien: Aconcagua, 6962m, Unser 8. Berg der 7andessummits+ , 12/2010

                    Aha, deshalb die Eisen! Ich hatte sie auch dabei, brauchte sie aber im Januar 2006 gar nicht...
                    LG
                    Klaas

                    PS: Ich bin auch von 5350m losgegangen (Ameghino Col). Lieber ein paar Stunden früher aufstehen, als eine Nacht auf fast 6000m...
                    Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

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