AW: Bolivien mit Ski: Mururata 5864m, Parinacota 6342m; 29.4-20.5.2011
16.Tag: Gipfeltag
Um 6 gibt’s Frühstück. Lasse Kaffeepulver, Teebeutel, Cocablätter, Weckerln und Marmelade links liegen und starte das Projekt Parinacota mit Müsli und löse Dr.Boehms Leistungselixier (so was Ähnliches wie Red Bull, nur als Pulver in Sackerl abgefüllt) im heißen Wasser auf.
Da die Zelte zum Auto verlegt werde sollen, stopfe ich das bisschen, was noch im Zelt ist (Kleidung habe ich eh an bzw. im Rucksack) in den Sack und breche um ½ 8 auf Marianne und Helmut sind kurz vor mir los, Ullrich und Pablo noch nicht fertig.
Wetter ist wieder wunderschön, Wind geht keiner und sonderlich kalt ist es auch nicht. 2 Liter habe ich zum Trinken mit, aufgeteilt auf Sigg-Flasche (kohlenhydrathaltiges Sportgetränk) und Thermoskanne (Tee). Als Verpflegung Peeroton-Powerriegel, Schneekoppe Fruchtriegel und ein Kohlenhydratgel. Das Essen zum Teil in der Jackentasche, damit es nicht gefriert. Heute soll mich kein Hungerast zur Umkehr bringen.Die Ski können gleich angeschnallt werden. Die Schneedecke ist nur minimal, reicht aber zum Gehen.
Nach einiger Zeit treffe ich auf die zwei vor mir gestarteten. Marianne gibt auf. Sie hat starke Schmerzen in der Hüftgegend, verursacht durch einen Spaltensturz am Potosi. Das hatte sie uns erst am nächsten Tag erzählt. Passiert ist es beim Versuch, die Steilstufe abzufahren. Schade für sie. Helmut zieht mir dann rasch davon.
Bis zum Sattel geht es ziemlich flach dahin, ich finde einen guten Rhythmus und fühle mich wohl. 2 x schnalle ich kurz die Ski ab, dann bin ich nach 1 ½ h am Sattel. Dort mal Pause und den ersten Riegel essen.
Blick nach Chile
335.JPG
Jetzt müssen mal die Ski auf den Rucksack, ein kurzes Stück geht es im steilen Lavagrus nach oben.
Blick auf die dann folgende Schneedecke :
der Berg zeigt die ersten Zähnchen. So schaut das also aus, wenn die Büßerschneebildung beginnt.
336.JPG
Das Zeugs ist zwar hart, lässt sich aber gut niedertrampeln und die Harscheisen greifen. Bis hierher haben mich die Spuren, die die anderen gestern hinterlassen haben, geführt. Helmut ist gerade mitten in einem nach oben zu steiler werdenden Hang. Ich gehe noch ein Stück darauf zu (hier, in einer flachen Mulde liegt alter, windgepresster Schnee) und schau ihm mal zu. Das ist mir zu steil, ich weiche nach rechts zu einer schwach ausgeprägten Rinne aus. Diese und der Hangteil darüber schauen wesentlich flacher aus.
Zeit zum Schauen und Fotografieren muss sein. Es aber dort, wo ich mich hinbewege weniger steil als es das Foto vermuten lässt.
337.JPG
Ich bewege mich wieder auf den Mini-Penitentes. In der Mitte der Rinne liegt gepresster Altschnee. Doch nach den ersten Schritten schreckt mich ein WUMM ganz schön . Bis jetzt hatte ich noch nie ein Setzungsgeräusch gehört. Obwohl höchstwahrscheinlich keine Gefahr besteht dass ich da etwas in Gang setzte, vertschüsse ich mich eiligst in den sicheren, wenn auch unangenehm zu gehenden Bereich.
Ich bin mir schon seit einiger Zeit sicher, dass ich ganz hinauf kommen werde. Ist ein gutes Gefühl.
Inzwischen ist es so warm geworden, dass ich ohne Handschuhe und Jacke gehe. Pablo sehe ich ca. ½ h hinter mir, Helmut ist aus dem Blickfeld verschwunden. Von Ullrich ist seit dem Sattel nichts mehr zu sehen, er ist wohl umgedreht. So alleine zu Gehen hat so seine Vorteile. Am Seil gehend könnte ich nicht stehen bleiben, sobald mir danach ist. Mit dem Atmen geht es ganz gut, bin ja schon bestens akklimatisiert. Lästig ist nur, das ich mich - wie immer wenn es kalt ist - häufig schneuzen muss.
12h45: wieder Zeit für eine Essens- und Fotopause.
Pomerape
340.JPG
Das liegt schon hinter mir
338.JPG
Das noch vor mir
341.JPG
Den Kraterrand hat man ja die ganze Zeit im Blickfeld. Es könnte zermürbend sein, das Ziel ständig zu sehen und doch nur sehr langsam im beständigen Zick-Zack näher zu kommen. Aber heute geht es mir so gut, dass mir das nichts ausmacht.
Die zackenfreie Schneedecke, die da am Foto vor mir liegt verlasse ich nach dem gleich nach dem Betreten auftretendem Wumm wieder schleunigst und gehe links an deren Rand hoch.
Schön langsam macht sich stärker werdender Wind bemerkbar, oben hat’s Schneefahnen. Fleece, GTX-Jacke und Handschuhe kommen wieder zum Einsatz.
Eine nette Zahl, auch wenn die in diesem Moment sicher nicht ganz gestimmt hat
342.JPG
13h45: Helmuth fährt schon wieder ab.
343.JPG
Die Windrichtung dürfte hier meist gleich sein. Der Schnee liegt in schmalen Streifen schräg auf den Zähnchen mit kleiner Wechtenbildung immer in dieselbe Richtung. Wenn ich mich in den Wind bewege kann ich schön am Rand eines Streifens gehen, in die Gegenrichtung wird es ein bisserl mühsamer. Je nach Lage der Streifen und wenn die Finger der windzugewandten Hand zu kalt werden, wechsle ich mit einer Spitzkehre die Richtung. Unmittelbar danach bleibe ich immer zum Auskeuchen stehen. Bis jetzt hatte ich bei keiner Tour kalte Zehen. Heute stecken meine Füße in Seidensocken, darüber die dicken Thorlo. Über den Skischuhen habe ich im Fußbereich Neoprenüberzieher von Alpenheat (die haben mir schon beim Alpinskifahren, wo ich immer eiskalte Zehen habe, gute Dienste geleistet).
Jetzt werden sie doch langsam kälter, ist aber noch im tolerierbaren Bereich.
Vielleicht 50 Hm unterm Kraterrand hören die Schneestreifen auf, es ist jetzt etwas steiler. Da es am Kraterrand sicher noch windiger ist, Schalle ich hier die Ski ab und verstaue gleich die Felle. Zur Sicherheit lege ich noch die Steigeisen an. Ist zwar nicht unbedingt notwendig, ich geh damit aber entspannter. Eigentlich krieg ich jetzt wieder Hunger, das Ziel ist aber so nahe, dass ich das ignoriere.
Um 16 Uhr, nach 8 1/2h habe ich es geschafft, genau zu dem Zeitpunkt, den ich mir als Deadline gesetzt habe. Pablo unter mir ist stehen geblieben und hat auch abgefellt.
344.JPG
Das ist der markante Zipfel, der von unten zu sehen ist
345.JPG
Den lasse ich aber links liegen und wende mich der Kuppe rechts zu, die genauso hoch ist. Vom berühmten Hochgefühl merke ich nichts, vielleicht auch weil ich schon seit Stunden sicher war, dass ich es schaffe. Bin nur froh, dass ich nicht weiter bergauf muss.
Eine Fortsetzung folgt noch.
16.Tag: Gipfeltag
Um 6 gibt’s Frühstück. Lasse Kaffeepulver, Teebeutel, Cocablätter, Weckerln und Marmelade links liegen und starte das Projekt Parinacota mit Müsli und löse Dr.Boehms Leistungselixier (so was Ähnliches wie Red Bull, nur als Pulver in Sackerl abgefüllt) im heißen Wasser auf.
Da die Zelte zum Auto verlegt werde sollen, stopfe ich das bisschen, was noch im Zelt ist (Kleidung habe ich eh an bzw. im Rucksack) in den Sack und breche um ½ 8 auf Marianne und Helmut sind kurz vor mir los, Ullrich und Pablo noch nicht fertig.
Wetter ist wieder wunderschön, Wind geht keiner und sonderlich kalt ist es auch nicht. 2 Liter habe ich zum Trinken mit, aufgeteilt auf Sigg-Flasche (kohlenhydrathaltiges Sportgetränk) und Thermoskanne (Tee). Als Verpflegung Peeroton-Powerriegel, Schneekoppe Fruchtriegel und ein Kohlenhydratgel. Das Essen zum Teil in der Jackentasche, damit es nicht gefriert. Heute soll mich kein Hungerast zur Umkehr bringen.Die Ski können gleich angeschnallt werden. Die Schneedecke ist nur minimal, reicht aber zum Gehen.
Nach einiger Zeit treffe ich auf die zwei vor mir gestarteten. Marianne gibt auf. Sie hat starke Schmerzen in der Hüftgegend, verursacht durch einen Spaltensturz am Potosi. Das hatte sie uns erst am nächsten Tag erzählt. Passiert ist es beim Versuch, die Steilstufe abzufahren. Schade für sie. Helmut zieht mir dann rasch davon.
Bis zum Sattel geht es ziemlich flach dahin, ich finde einen guten Rhythmus und fühle mich wohl. 2 x schnalle ich kurz die Ski ab, dann bin ich nach 1 ½ h am Sattel. Dort mal Pause und den ersten Riegel essen.
Blick nach Chile
335.JPG
Jetzt müssen mal die Ski auf den Rucksack, ein kurzes Stück geht es im steilen Lavagrus nach oben.
Blick auf die dann folgende Schneedecke :
der Berg zeigt die ersten Zähnchen. So schaut das also aus, wenn die Büßerschneebildung beginnt.
336.JPG
Das Zeugs ist zwar hart, lässt sich aber gut niedertrampeln und die Harscheisen greifen. Bis hierher haben mich die Spuren, die die anderen gestern hinterlassen haben, geführt. Helmut ist gerade mitten in einem nach oben zu steiler werdenden Hang. Ich gehe noch ein Stück darauf zu (hier, in einer flachen Mulde liegt alter, windgepresster Schnee) und schau ihm mal zu. Das ist mir zu steil, ich weiche nach rechts zu einer schwach ausgeprägten Rinne aus. Diese und der Hangteil darüber schauen wesentlich flacher aus.
Zeit zum Schauen und Fotografieren muss sein. Es aber dort, wo ich mich hinbewege weniger steil als es das Foto vermuten lässt.
337.JPG
Ich bewege mich wieder auf den Mini-Penitentes. In der Mitte der Rinne liegt gepresster Altschnee. Doch nach den ersten Schritten schreckt mich ein WUMM ganz schön . Bis jetzt hatte ich noch nie ein Setzungsgeräusch gehört. Obwohl höchstwahrscheinlich keine Gefahr besteht dass ich da etwas in Gang setzte, vertschüsse ich mich eiligst in den sicheren, wenn auch unangenehm zu gehenden Bereich.
Ich bin mir schon seit einiger Zeit sicher, dass ich ganz hinauf kommen werde. Ist ein gutes Gefühl.
Inzwischen ist es so warm geworden, dass ich ohne Handschuhe und Jacke gehe. Pablo sehe ich ca. ½ h hinter mir, Helmut ist aus dem Blickfeld verschwunden. Von Ullrich ist seit dem Sattel nichts mehr zu sehen, er ist wohl umgedreht. So alleine zu Gehen hat so seine Vorteile. Am Seil gehend könnte ich nicht stehen bleiben, sobald mir danach ist. Mit dem Atmen geht es ganz gut, bin ja schon bestens akklimatisiert. Lästig ist nur, das ich mich - wie immer wenn es kalt ist - häufig schneuzen muss.
12h45: wieder Zeit für eine Essens- und Fotopause.
Pomerape
340.JPG
Das liegt schon hinter mir
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Das noch vor mir
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Den Kraterrand hat man ja die ganze Zeit im Blickfeld. Es könnte zermürbend sein, das Ziel ständig zu sehen und doch nur sehr langsam im beständigen Zick-Zack näher zu kommen. Aber heute geht es mir so gut, dass mir das nichts ausmacht.
Die zackenfreie Schneedecke, die da am Foto vor mir liegt verlasse ich nach dem gleich nach dem Betreten auftretendem Wumm wieder schleunigst und gehe links an deren Rand hoch.
Schön langsam macht sich stärker werdender Wind bemerkbar, oben hat’s Schneefahnen. Fleece, GTX-Jacke und Handschuhe kommen wieder zum Einsatz.
Eine nette Zahl, auch wenn die in diesem Moment sicher nicht ganz gestimmt hat
342.JPG
13h45: Helmuth fährt schon wieder ab.
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Die Windrichtung dürfte hier meist gleich sein. Der Schnee liegt in schmalen Streifen schräg auf den Zähnchen mit kleiner Wechtenbildung immer in dieselbe Richtung. Wenn ich mich in den Wind bewege kann ich schön am Rand eines Streifens gehen, in die Gegenrichtung wird es ein bisserl mühsamer. Je nach Lage der Streifen und wenn die Finger der windzugewandten Hand zu kalt werden, wechsle ich mit einer Spitzkehre die Richtung. Unmittelbar danach bleibe ich immer zum Auskeuchen stehen. Bis jetzt hatte ich bei keiner Tour kalte Zehen. Heute stecken meine Füße in Seidensocken, darüber die dicken Thorlo. Über den Skischuhen habe ich im Fußbereich Neoprenüberzieher von Alpenheat (die haben mir schon beim Alpinskifahren, wo ich immer eiskalte Zehen habe, gute Dienste geleistet).
Jetzt werden sie doch langsam kälter, ist aber noch im tolerierbaren Bereich.
Vielleicht 50 Hm unterm Kraterrand hören die Schneestreifen auf, es ist jetzt etwas steiler. Da es am Kraterrand sicher noch windiger ist, Schalle ich hier die Ski ab und verstaue gleich die Felle. Zur Sicherheit lege ich noch die Steigeisen an. Ist zwar nicht unbedingt notwendig, ich geh damit aber entspannter. Eigentlich krieg ich jetzt wieder Hunger, das Ziel ist aber so nahe, dass ich das ignoriere.
Um 16 Uhr, nach 8 1/2h habe ich es geschafft, genau zu dem Zeitpunkt, den ich mir als Deadline gesetzt habe. Pablo unter mir ist stehen geblieben und hat auch abgefellt.
344.JPG
Das ist der markante Zipfel, der von unten zu sehen ist
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Den lasse ich aber links liegen und wende mich der Kuppe rechts zu, die genauso hoch ist. Vom berühmten Hochgefühl merke ich nichts, vielleicht auch weil ich schon seit Stunden sicher war, dass ich es schaffe. Bin nur froh, dass ich nicht weiter bergauf muss.
Eine Fortsetzung folgt noch.
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