Vieles ist über den „Weißen Berg“ zu lesen. Das Faktum, mit 4808m der höchste Berg der Alpen zu sein, gibt ihm natürlich eine Sonderstellung und übt sicher gerade deswegen eine besondere Anziehung aus.
Immer wieder stolpert man über Besteigungsberichte und die Zustände, die dort oben auf Grund des Massenandrangs vor allem auf dem leichtesten Anstieg, der Gouterroute, herrschen sollen. Mich machten die teilweise doch recht unterschiedlichen Erfahrungsberichte einfach immer neugieriger, jetzt wollte ich mir selbst ein Bild machen.
Manches war mir einigermaßen klar:
Wenn man durchschnittlich oder eher schlecht höhentauglich ist, kann die Gipfelhöhe bei ungenügender Akklimatisation die Sache unlustig werden lassen oder sogar die Besteigung scheitern lassen.
Die Route, die von den einfachen Anstiegen am wenigsten Spaltengefahr aufweist und deswegen für uns als Zweierteam am besten geeignet ist, ist der Anstieg aus dem Tal von Chamonix über die Tete Rousse-Hütte, Gouterhütte und die Vallot-Biwakschachtel zum Gipfel.
Allgemein üblicher Abmarschzeitpunkt zum Gipfel ist entweder um 1 Uhr von der Tete Rousse-Hütte (3167m) oder 3 Uhr von der Gouterhütte (3817m).
Bei guten Wetterbedingungen ist es mehr oder weniger aussichtslos, einen Schlafplatz auf der Tete Rousse-Hütte (74 Plätze) oder auf der Gouterhütte (100 Plätze) zu kriegen. Eine langfristige Reservierung macht für mich aber wenig Sinn, ich will ja dann die Tour machen, wenn das Wetter passt und das weiß ich nicht 2 Monate vorher.
Wenn man dennoch einen Schlafplatz auf der Gouterhütte haben will, hat man noch die Möglichkeit die Tour mit einem einheimischen Bergführer zu buchen, zu einem Preis von läppischen 770 Euro (2 Personen, nur Führungsentgelt).
Zwischen der Tete Rousse und der Gouter ist eine Steilrinne, das „Grand Couloir“, zu queren, die sehr steinschlaggefährdet ist und alljährlich Verletzte und auch Tote fordert.
Ausgangspunkt für die gesamte Tour ist entweder Les Houches im Tal auf etwa 1000m, die Endstation der Zahnradbahn („Tramway“) Le Nid d Aigle auf 2372m oder dazwischen die Bergstation der Bellevue-Seilbahn auf 1790m.
Einige Fragen waren für mich aber offen:
Wenn man das Grand Couloir nur frühmorgens queren soll, wie immer wieder behauptet, wie schaut das mit dem Rückweg aus?
Wie ist die Situation mit dem Biwakieren bzw. Zelten? Offiziell scheint das Zelten nur bei der Tete Rousse Hütte erlaubt zu sein, sonst nirgends. Gibt es eventuell den Ausweg, sich mit dem Biwaksack irgendwo einzugraben oder das Zelt eben irgendwo anders abseits der Route aufzustellen?
Der Bossesgrat wird teilweise als doch schmal beschrieben: Wie problematisch ist das dann, wenn da die beschriebenen Massen unterwegs sind: Begegnung im Auf- und Abstieg, Überholen?
Wie grausig sind die Bedingungen aufgrund der Menschenmassen wirklich, ist der Berg wirklich so beschissen, im wahrsten Sinne des Wortes?
Das waren so meine Gedanken, und das wollte ich eben einfach selbst herausfinden, internetbergsteigen tu ich ohnehin schon genug.
Unser Plan:
Zeit nehmen für die Akklimatisation, zeitliche Unabhängigkeit durch Mitnahme von Biwakausrüstung bzw. Zelt. Als Vorbereitungstour war der Gran Paradiso geplant, dieser Berg hat meiner Meinung nach 3 besondere Merkmale um als Mont Blanc-Vorbereitung gut geeignet zu sein: Das Paradisogebiet ist gegenüber den zentralen Westalpen oft wetterbegünstigt, man kann sich an die Höhe gewöhnen und auch an die Menschenmassen am Berg! Für uns liegt er außerdem auf der Anreisestrecke.
Nun die Umsetzung:
Paradiso hat gut geklappt, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Wetterbericht verhieß nach Abzug einer Schlechtwetterfront einige Tage Schönwetter.
Da wir ein wenig Respekt vor den zu erwartenden Anstrengungen hatten, verkürzten wir den Anstieg durch die Benutzung der Seilbahn auf die Bellevue.
Hier kann man den Anstieg bis zur Gouterhütte einigermaßen erkennen, das Foto habe ich am Tag nach der Bergtour gemacht:
Seilbahn bis Bellevue (B), dann auf der Zahnradbahntrasse bis Le Nid d‘ Aigle (L), weiter auf die Tete Rousse (T) und dann die Steilstufe bis zur Gouter (G)
Jetzt ging es aber los, die nicht zu leichten Rucksäcke geschultert und zunächst die ersten knapp 600 hm in gemütlichem Trott auf der Bahntrasse der Tramway, vor uns immer die Aiguille de Bionnassay (4052m).
Die Zahnradbahn „Tramway du Mont-Blanc“ (TMB) fährt vom Talort Le Fayet auf 580m in 12,4 km bis zur Bergstation Le Nid d‘ Aigle („Adlernest“) auf 2372m. Der Baubeginn war schon Ende des 19. Jahrhunderts und es war ursprünglich die Streckenführung bis zur Position der Gouterhütte auf 3800m geplant! Es besteht übrigens keine Gefahr dass man von der Bahn überfahren wird, wenn man auf der Trasse unterwegs ist, dafür ist die Bahn eindeutig zu laut und zu langsam.
Die meisten Mont Blanc-Besteigungswilligen nehmen diese Bahn, aufgrund der geringen Frequenz und Transportkapazität wird aber vom Betreiber eine Reservierung empfohlen, wenn man auch sicher mit dem gewünschten Zug mitkommen will. Da ist die Bellevueseilbahn schon unproblematischer, und natürlich auch billiger.
Diejenigen, die gern ein wenig Nervenkitzel haben, hasten durch den Tunnel, wir spazieren aber außen herum.
Bei der Endstation werden wir gleich von einem jungen Burschen, der dort die Aufgabe hat, die Besucher zu informieren, über unser Vorhaben befragt. Auf einer der beiden Hütten wäre es aussichtslos ohne Reservierung unterzukommen zu versuchen, bei der Tete Rousse-Hütte wäre aber ein offizieller Zeltplatz („Basecamp“) mit WC-Container, er habe die Aufgabe alle Leute zu informieren, dass überall sonst das Zelten verboten sei, ebenfalls das Biwakieren auf der Vallot. Die Leute ohne Reservierung auf der Gouter würden ersucht, den Gipfeltag nur von der Tete Rousse zu starten. Auf vorsichtige Nachfrage kriegen wir noch heraus, dass oberhalb der Gouter dennoch gezeltet wird, dies aber erstens gefährlich bei Gewittern sei und Umweltprobleme verursache. Über Konsequenzen gegenüber den unerlaubt Campierenden fragen wir nicht mehr nach, wir haben den Eindruck, dass wir ihn damit nur in Verlegenheit bringen würden. Wir bedanken uns für die Informationen und lassen uns unsere weitere Vorgangsweisen noch offen.
Blick zurück auf das „Adlernest“, die Tagesausflügler gehen alle ein Stück rüber zum Glacier de Bionnassay, „Gletscher schauen“, die Leute mit Pickel am Rucksack wenden sich bergwärts.
Über schottrige Rücken gewinnen wir langsam an Höhe, der Mugel über uns ist die Aiguille de Gouter, auf dessen Kante die Gouterhütte hingepickt ist.
Wie eine Märchenburg erhebt sich vor uns die Aig. du Midi aus dem Talnebel. 1955 wurde da in 2 Sektionen eine Seilbahn bis auf den Gipfel raufgebaut und gilt noch immer als erstrangiges Touristenziel in Chamonix.
Weiter geht es über teilweise mit Drahtseilen versicherten Bändern höher, bis wir dann vor uns unser Tagesziel sehen: Die Refugio de Tete Rousse direkt vor der beeindruckenden Nordwestflanke der Aig. de Bionnassay.
Wem die Gouterroute zu minder und zu überlaufen ist, kann ja beispielsweise den Mont Blanc über die Überschreitung der Aig. Bionnassay besteigen, von der Ref. Durier aus. Soll eine wunderschöne anspruchsvolle Grattour sein, aber halt einige Nummern zu groß für uns.
Immer wieder stolpert man über Besteigungsberichte und die Zustände, die dort oben auf Grund des Massenandrangs vor allem auf dem leichtesten Anstieg, der Gouterroute, herrschen sollen. Mich machten die teilweise doch recht unterschiedlichen Erfahrungsberichte einfach immer neugieriger, jetzt wollte ich mir selbst ein Bild machen.
Manches war mir einigermaßen klar:
Wenn man durchschnittlich oder eher schlecht höhentauglich ist, kann die Gipfelhöhe bei ungenügender Akklimatisation die Sache unlustig werden lassen oder sogar die Besteigung scheitern lassen.
Die Route, die von den einfachen Anstiegen am wenigsten Spaltengefahr aufweist und deswegen für uns als Zweierteam am besten geeignet ist, ist der Anstieg aus dem Tal von Chamonix über die Tete Rousse-Hütte, Gouterhütte und die Vallot-Biwakschachtel zum Gipfel.
Allgemein üblicher Abmarschzeitpunkt zum Gipfel ist entweder um 1 Uhr von der Tete Rousse-Hütte (3167m) oder 3 Uhr von der Gouterhütte (3817m).
Bei guten Wetterbedingungen ist es mehr oder weniger aussichtslos, einen Schlafplatz auf der Tete Rousse-Hütte (74 Plätze) oder auf der Gouterhütte (100 Plätze) zu kriegen. Eine langfristige Reservierung macht für mich aber wenig Sinn, ich will ja dann die Tour machen, wenn das Wetter passt und das weiß ich nicht 2 Monate vorher.
Wenn man dennoch einen Schlafplatz auf der Gouterhütte haben will, hat man noch die Möglichkeit die Tour mit einem einheimischen Bergführer zu buchen, zu einem Preis von läppischen 770 Euro (2 Personen, nur Führungsentgelt).
Zwischen der Tete Rousse und der Gouter ist eine Steilrinne, das „Grand Couloir“, zu queren, die sehr steinschlaggefährdet ist und alljährlich Verletzte und auch Tote fordert.
Ausgangspunkt für die gesamte Tour ist entweder Les Houches im Tal auf etwa 1000m, die Endstation der Zahnradbahn („Tramway“) Le Nid d Aigle auf 2372m oder dazwischen die Bergstation der Bellevue-Seilbahn auf 1790m.
Einige Fragen waren für mich aber offen:
Wenn man das Grand Couloir nur frühmorgens queren soll, wie immer wieder behauptet, wie schaut das mit dem Rückweg aus?
Wie ist die Situation mit dem Biwakieren bzw. Zelten? Offiziell scheint das Zelten nur bei der Tete Rousse Hütte erlaubt zu sein, sonst nirgends. Gibt es eventuell den Ausweg, sich mit dem Biwaksack irgendwo einzugraben oder das Zelt eben irgendwo anders abseits der Route aufzustellen?
Der Bossesgrat wird teilweise als doch schmal beschrieben: Wie problematisch ist das dann, wenn da die beschriebenen Massen unterwegs sind: Begegnung im Auf- und Abstieg, Überholen?
Wie grausig sind die Bedingungen aufgrund der Menschenmassen wirklich, ist der Berg wirklich so beschissen, im wahrsten Sinne des Wortes?
Das waren so meine Gedanken, und das wollte ich eben einfach selbst herausfinden, internetbergsteigen tu ich ohnehin schon genug.
Unser Plan:
Zeit nehmen für die Akklimatisation, zeitliche Unabhängigkeit durch Mitnahme von Biwakausrüstung bzw. Zelt. Als Vorbereitungstour war der Gran Paradiso geplant, dieser Berg hat meiner Meinung nach 3 besondere Merkmale um als Mont Blanc-Vorbereitung gut geeignet zu sein: Das Paradisogebiet ist gegenüber den zentralen Westalpen oft wetterbegünstigt, man kann sich an die Höhe gewöhnen und auch an die Menschenmassen am Berg! Für uns liegt er außerdem auf der Anreisestrecke.
Nun die Umsetzung:
Paradiso hat gut geklappt, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Wetterbericht verhieß nach Abzug einer Schlechtwetterfront einige Tage Schönwetter.
Da wir ein wenig Respekt vor den zu erwartenden Anstrengungen hatten, verkürzten wir den Anstieg durch die Benutzung der Seilbahn auf die Bellevue.
Hier kann man den Anstieg bis zur Gouterhütte einigermaßen erkennen, das Foto habe ich am Tag nach der Bergtour gemacht:
Seilbahn bis Bellevue (B), dann auf der Zahnradbahntrasse bis Le Nid d‘ Aigle (L), weiter auf die Tete Rousse (T) und dann die Steilstufe bis zur Gouter (G)
Jetzt ging es aber los, die nicht zu leichten Rucksäcke geschultert und zunächst die ersten knapp 600 hm in gemütlichem Trott auf der Bahntrasse der Tramway, vor uns immer die Aiguille de Bionnassay (4052m).
Die Zahnradbahn „Tramway du Mont-Blanc“ (TMB) fährt vom Talort Le Fayet auf 580m in 12,4 km bis zur Bergstation Le Nid d‘ Aigle („Adlernest“) auf 2372m. Der Baubeginn war schon Ende des 19. Jahrhunderts und es war ursprünglich die Streckenführung bis zur Position der Gouterhütte auf 3800m geplant! Es besteht übrigens keine Gefahr dass man von der Bahn überfahren wird, wenn man auf der Trasse unterwegs ist, dafür ist die Bahn eindeutig zu laut und zu langsam.
Die meisten Mont Blanc-Besteigungswilligen nehmen diese Bahn, aufgrund der geringen Frequenz und Transportkapazität wird aber vom Betreiber eine Reservierung empfohlen, wenn man auch sicher mit dem gewünschten Zug mitkommen will. Da ist die Bellevueseilbahn schon unproblematischer, und natürlich auch billiger.
Diejenigen, die gern ein wenig Nervenkitzel haben, hasten durch den Tunnel, wir spazieren aber außen herum.
Bei der Endstation werden wir gleich von einem jungen Burschen, der dort die Aufgabe hat, die Besucher zu informieren, über unser Vorhaben befragt. Auf einer der beiden Hütten wäre es aussichtslos ohne Reservierung unterzukommen zu versuchen, bei der Tete Rousse-Hütte wäre aber ein offizieller Zeltplatz („Basecamp“) mit WC-Container, er habe die Aufgabe alle Leute zu informieren, dass überall sonst das Zelten verboten sei, ebenfalls das Biwakieren auf der Vallot. Die Leute ohne Reservierung auf der Gouter würden ersucht, den Gipfeltag nur von der Tete Rousse zu starten. Auf vorsichtige Nachfrage kriegen wir noch heraus, dass oberhalb der Gouter dennoch gezeltet wird, dies aber erstens gefährlich bei Gewittern sei und Umweltprobleme verursache. Über Konsequenzen gegenüber den unerlaubt Campierenden fragen wir nicht mehr nach, wir haben den Eindruck, dass wir ihn damit nur in Verlegenheit bringen würden. Wir bedanken uns für die Informationen und lassen uns unsere weitere Vorgangsweisen noch offen.
Blick zurück auf das „Adlernest“, die Tagesausflügler gehen alle ein Stück rüber zum Glacier de Bionnassay, „Gletscher schauen“, die Leute mit Pickel am Rucksack wenden sich bergwärts.
Über schottrige Rücken gewinnen wir langsam an Höhe, der Mugel über uns ist die Aiguille de Gouter, auf dessen Kante die Gouterhütte hingepickt ist.
Wie eine Märchenburg erhebt sich vor uns die Aig. du Midi aus dem Talnebel. 1955 wurde da in 2 Sektionen eine Seilbahn bis auf den Gipfel raufgebaut und gilt noch immer als erstrangiges Touristenziel in Chamonix.
Weiter geht es über teilweise mit Drahtseilen versicherten Bändern höher, bis wir dann vor uns unser Tagesziel sehen: Die Refugio de Tete Rousse direkt vor der beeindruckenden Nordwestflanke der Aig. de Bionnassay.
Wem die Gouterroute zu minder und zu überlaufen ist, kann ja beispielsweise den Mont Blanc über die Überschreitung der Aig. Bionnassay besteigen, von der Ref. Durier aus. Soll eine wunderschöne anspruchsvolle Grattour sein, aber halt einige Nummern zu groß für uns.
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