Zum dritten Mal in diesem Jahr sprachen Franzi und ich darüber, den Tödi zu besteigen. Beim ersten Mal erhielt der Galenstock den Vorzug, beim zweiten Mal der Glärnisch. Jetzt allerdings hatte der Tödi keinen Gegenkandidaten, daher fiel die Wahl nicht schwer.
Blieb noch die Frage, ob mit Schneeschuhen oder nicht. Wir entschlossen uns, sie zu Hause zu lassen, was wir nicht bereuen sollten. Beim Abstieg wären sie zum Teil hilfreich gewesen, aber da wir sie so weit hätten tragen müssen, war es besser ohne.
Tourenverlauf:
1. Tag: Tierfehd (805m) – Fridolinshütten (2111m)[1350Hm im Aufstieg]
2. Tag: Fridolinshütten – Grünhornhütte (2448m) – Schneerus – Tödi [Piz Russein] (3614m) und retour nach Tierfehd [1650Hm im Auf-, 3000 im Abstieg]
Am frühen Nachmittag brachen wir auf. Nach ein paar Metern wurden wir von einer netten Autofahrerin, die offenbar zu einer der beiden Almen gehört, gefragt, ob sie unsere Rucksäcke nicht mitnehmen solle. Wir nahmen das Angebot an und konnten so die ersten 400 Höhenmeter unbeschwert aufsteigen. Als wir aus dem Wald heraus kamen, konnten wir den Tödi wiedersehen, dessen Anblick uns schon von der Anfahrt und vielen anderen Touren bekannt war. Für mich gehört der Talschluss bei Hinter Sand zu den schönsten der Alpen.
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Beim Weiterweg zu den Fridolinshütten beeindruckt die Felsenmauer von Schiben und Bifertenstock immer mehr. Die Hütte, die im offiziellem Namen, weshalb auch immer, im Plural steht, liegt in grünen Wiesen, von beeindruckenden Bergen umgeben. Erstaunlicherweise waren wir die einzigen Tödiaspiranten. Wegen der deutlich geringeren Spaltengefahr entschlossen wir uns am nächsten Tag den Sommerweg zu nehmen.
Am nächsten Morgen brachen wir um 4 Uhr auf. Im Dunklen stiegen wir zur Grünhornhütte auf. Sie war die erste SAC Hütte und ist heute normalerweise nicht mehr in Benutzung. Von dort geht es an Drahtseilen zum Gletscher hinunter. Die letzten paar Meter wären ohne diese Hilfe richtig eklig gewesen. Der Gletscherschwund…
Etwas später erreichten uns am Einstieg zur Schneerus, in Bildmitte, die ersten Sonnenstrahlen.
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Wir beschlossen durch die Rinne aufzusteigen und nicht den Klettersteig zu nehmen, der nach links durch die Felsen zieht. Noch ein Blick zurück, bevor es weitergeht.
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Im unteren Teil war der Schnee ideal zum Aufsteigen, weiter oben wurde er erstaunlicherweise weicher. Wir versuchten in den Randfelsen aufzusteigen, doch große Brüchigkeit, Schotter und abwärtsgeschichteter Fels ließen uns dieses Experiment schnell beenden.
Nach dem Ausstieg aus der Rinne gelangten wir bald in das flachere Becken des Bifertenfirns oberhalb des zweiten Eisbruchs. Bis auf eine alte Schneeschuhspur, die uns nicht half, war der Schnee unberührt.
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Tief brachen wir beim Spuren zum Glück nicht ein, so dass wir in einem vernünftigen Tempo vorankamen.
Den Zustieg ins oberste Gletscherbecken sperren etliche Séracs und Spalten. Die ersten waren kein Problem, da sie sich gut umgehen ließen.
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Im Gegenteil, sie boten einen guten Vordergrund für ein Foto vom Bifertenstock.
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Weiter oben kam eine riesige Spalte, die nur an einer Stelle zu überwinden war. Eine Umgehung wäre sehr weit gewesen, also versuchten wir es. Mehrere verdeckte, kleinere Spalten an dem Übergang machten die Sache komplizierter. Nach dem Überwinden dieses Hindernisses gab es keine Überraschungen mehr und wir erreichten wohlbehalten den geräumigen Gipfel.
Bis auf die Walliser Alpen, die sich in Quellwolken gehüllt hatten, war alles mehr oder weniger gut zu sehen, was möglich ist. Hier die Berninagruppe,
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dort die Berner Alpen.
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Im Süden zeigen sich Rheinwaldhorn und Güferhorn.
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Hier der Blick zu Hüfi- und Claridenfirn.
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Fast sieht es auf dem Bild so aus, als könnten wir vom Gipfel schnell dorthin absteigen und dann problemlos zurück zum Auto kommen. Da das leider nicht geht, mussten wir uns bald an den langen Abstieg machen.
Der Schnee war wesentlich weicher als im Aufstieg, was uns dazu veranlasste die Passage an der großen Spalte über den Pickel zu sichern. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten für den weiteren Abstieg. Der Weg direkt durch den zweiten Bruch schied sofort aus. Vier Bergsteiger, die über die Westwand aufgestiegen waren, wählten ihn. Das Resultat war eine abenteuerliche Spur durch das Spaltengewirr. Das wollten wir uns nicht antun. Also Schneerus oder Klettersteig? Wir entschieden uns falsch und wählten unsere Aufstiegsroute, da wir sie schon kannten und sie die geringste Spaltengefahr mit sich brachte. In der Rinne war der Schnee zu hart um abfahren zu können und zu weich, um mit Steigeisen zügig abzusteigen. Daher brauchten wir lange, bis wir die 300 Höhenmeter hinter uns hatten. Zum Glück gab es keinen Steinschlag. Oder zu unserem Pech, wenn es Steinschlagspuren gegeben hätte, wären wir den Klettersteig abgestiegen.
Nach der Schneerus gab es keine problematischen Stellen mehr. Es war nur noch ein langer Abstieg, über den sich unsere Füße immer mehr beschwerten. Erschöpft kamen wir spät zurück zum Auto.
Fazit:
Eine sehr eindrucksvolle Tour. Aber auch sehr lang. Wir waren beide an einem Tag noch nie so lange unterwegs wie am Gipfeltag (knapp über 16 Stunden).Wer den falschen Abstieg (Schneerus) wählt, spuren muss, nicht akklimatisiert ist und in den letzten Wochen nur eine Plaisirtour mit kurzem Zustieg geklettert ist, braucht sich nicht wundern. Dennoch, schön war es.
Blieb noch die Frage, ob mit Schneeschuhen oder nicht. Wir entschlossen uns, sie zu Hause zu lassen, was wir nicht bereuen sollten. Beim Abstieg wären sie zum Teil hilfreich gewesen, aber da wir sie so weit hätten tragen müssen, war es besser ohne.
Tourenverlauf:
1. Tag: Tierfehd (805m) – Fridolinshütten (2111m)[1350Hm im Aufstieg]
2. Tag: Fridolinshütten – Grünhornhütte (2448m) – Schneerus – Tödi [Piz Russein] (3614m) und retour nach Tierfehd [1650Hm im Auf-, 3000 im Abstieg]
Am frühen Nachmittag brachen wir auf. Nach ein paar Metern wurden wir von einer netten Autofahrerin, die offenbar zu einer der beiden Almen gehört, gefragt, ob sie unsere Rucksäcke nicht mitnehmen solle. Wir nahmen das Angebot an und konnten so die ersten 400 Höhenmeter unbeschwert aufsteigen. Als wir aus dem Wald heraus kamen, konnten wir den Tödi wiedersehen, dessen Anblick uns schon von der Anfahrt und vielen anderen Touren bekannt war. Für mich gehört der Talschluss bei Hinter Sand zu den schönsten der Alpen.
1.JPG
Beim Weiterweg zu den Fridolinshütten beeindruckt die Felsenmauer von Schiben und Bifertenstock immer mehr. Die Hütte, die im offiziellem Namen, weshalb auch immer, im Plural steht, liegt in grünen Wiesen, von beeindruckenden Bergen umgeben. Erstaunlicherweise waren wir die einzigen Tödiaspiranten. Wegen der deutlich geringeren Spaltengefahr entschlossen wir uns am nächsten Tag den Sommerweg zu nehmen.
Am nächsten Morgen brachen wir um 4 Uhr auf. Im Dunklen stiegen wir zur Grünhornhütte auf. Sie war die erste SAC Hütte und ist heute normalerweise nicht mehr in Benutzung. Von dort geht es an Drahtseilen zum Gletscher hinunter. Die letzten paar Meter wären ohne diese Hilfe richtig eklig gewesen. Der Gletscherschwund…
Etwas später erreichten uns am Einstieg zur Schneerus, in Bildmitte, die ersten Sonnenstrahlen.
2.JPG
Wir beschlossen durch die Rinne aufzusteigen und nicht den Klettersteig zu nehmen, der nach links durch die Felsen zieht. Noch ein Blick zurück, bevor es weitergeht.
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Im unteren Teil war der Schnee ideal zum Aufsteigen, weiter oben wurde er erstaunlicherweise weicher. Wir versuchten in den Randfelsen aufzusteigen, doch große Brüchigkeit, Schotter und abwärtsgeschichteter Fels ließen uns dieses Experiment schnell beenden.
Nach dem Ausstieg aus der Rinne gelangten wir bald in das flachere Becken des Bifertenfirns oberhalb des zweiten Eisbruchs. Bis auf eine alte Schneeschuhspur, die uns nicht half, war der Schnee unberührt.
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Tief brachen wir beim Spuren zum Glück nicht ein, so dass wir in einem vernünftigen Tempo vorankamen.
Den Zustieg ins oberste Gletscherbecken sperren etliche Séracs und Spalten. Die ersten waren kein Problem, da sie sich gut umgehen ließen.
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Im Gegenteil, sie boten einen guten Vordergrund für ein Foto vom Bifertenstock.
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Weiter oben kam eine riesige Spalte, die nur an einer Stelle zu überwinden war. Eine Umgehung wäre sehr weit gewesen, also versuchten wir es. Mehrere verdeckte, kleinere Spalten an dem Übergang machten die Sache komplizierter. Nach dem Überwinden dieses Hindernisses gab es keine Überraschungen mehr und wir erreichten wohlbehalten den geräumigen Gipfel.
Bis auf die Walliser Alpen, die sich in Quellwolken gehüllt hatten, war alles mehr oder weniger gut zu sehen, was möglich ist. Hier die Berninagruppe,
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dort die Berner Alpen.
8.JPG
Im Süden zeigen sich Rheinwaldhorn und Güferhorn.
9.JPG
Hier der Blick zu Hüfi- und Claridenfirn.
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Fast sieht es auf dem Bild so aus, als könnten wir vom Gipfel schnell dorthin absteigen und dann problemlos zurück zum Auto kommen. Da das leider nicht geht, mussten wir uns bald an den langen Abstieg machen.
Der Schnee war wesentlich weicher als im Aufstieg, was uns dazu veranlasste die Passage an der großen Spalte über den Pickel zu sichern. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten für den weiteren Abstieg. Der Weg direkt durch den zweiten Bruch schied sofort aus. Vier Bergsteiger, die über die Westwand aufgestiegen waren, wählten ihn. Das Resultat war eine abenteuerliche Spur durch das Spaltengewirr. Das wollten wir uns nicht antun. Also Schneerus oder Klettersteig? Wir entschieden uns falsch und wählten unsere Aufstiegsroute, da wir sie schon kannten und sie die geringste Spaltengefahr mit sich brachte. In der Rinne war der Schnee zu hart um abfahren zu können und zu weich, um mit Steigeisen zügig abzusteigen. Daher brauchten wir lange, bis wir die 300 Höhenmeter hinter uns hatten. Zum Glück gab es keinen Steinschlag. Oder zu unserem Pech, wenn es Steinschlagspuren gegeben hätte, wären wir den Klettersteig abgestiegen.
Nach der Schneerus gab es keine problematischen Stellen mehr. Es war nur noch ein langer Abstieg, über den sich unsere Füße immer mehr beschwerten. Erschöpft kamen wir spät zurück zum Auto.
Fazit:
Eine sehr eindrucksvolle Tour. Aber auch sehr lang. Wir waren beide an einem Tag noch nie so lange unterwegs wie am Gipfeltag (knapp über 16 Stunden).Wer den falschen Abstieg (Schneerus) wählt, spuren muss, nicht akklimatisiert ist und in den letzten Wochen nur eine Plaisirtour mit kurzem Zustieg geklettert ist, braucht sich nicht wundern. Dennoch, schön war es.
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