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Alpinistischer Jahresrückblick 2016

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  • Alpinistischer Jahresrückblick 2016

    Wenn ich an das vergangene Jahr denke, denke ich an Alpinklettern. Dolomiten, Bergell, Urner Alpen, Wetterstein und Kaiser – was sich liest wie ein Versuch die berühmtesten Klettergebiete der Alpen aufzuzählen ist eine Liste der von mir besuchten Gebiete. Natürlich war ich auch in weniger berühmten Gebieten klettern – Steinplatte, Leoganger Steinberge, Lechtaler Alpen, Rofan und Brüggler. Wer nun glaubt, ich hätte nicht viel anderes gemacht als zu klettern, irrt leider. In vielen der genannten Gebiete bin ich nur wenige oder sogar nur eine Route geklettert. Dennoch kann ich auf ein erfolgreiches Kletterjahr zurückblicken und muss nicht einmal mit dem Zählen der Seillängen beginnen, um sagen zu können, dass es mehr waren als jemals in einem Jahr zuvor.

    Bei den Gedanken ans Klettern vergesse ich manchmal fast, dass ich auch auf dem Tupungato war. Ein rundum gelungenes Bergjahr war es also. Klar, die Anzahl der Hochtouren war sehr überschaubar, aber ein paar nette waren dabei. Auch möchte ich die vielen Wanderungen nicht missen. Einfach ein paar schöne Stunden draußen verbringen, ganz ohne Hektik und Gefahr. Beim Abstieg von der Fleischbank hätte uns der Steinschlag auch erwischen können.

    Ich könnte jetzt die bestiegenen Gipfel zählen, die Tourentage. Langweilige Statistik, werden manche sagen. Doch was hinter einer Zeile in Excel an Erlebnissen steht, ist enorm. Wie oft bin ich zu früh aufgestanden, um auf irgendeinen Berg zu steigen? Wenn Freunde noch auf einer Party waren, hatte bei mir bereits längst der Wecker geklingelt. Die Erinnerungen an Entbehrungen sind noch lange nicht verblasst. Der Gipfeltag am Tupungato. Eine Firnrinne in der Mieminger Kette. Als ich am Vorabend die Kletterhalle verließ, blieben mir noch sieben Stunden, bis der Wecker klingelte. Beim Aufstehen schmerzten die Arme, aber ein Eisgerät konnte ich halten, also auf. Ein langer, nicht ganz unkomplizierter Zustieg, ein Wettlauf gegen den weicher werdenden Schnee. Beim Abklettern in der Rinne, wäre ein grober Fehler vielleicht tödlich gewesen. Als danach die Anspannung nachließ, torkelte ich mehr, als dass ich ging. Oder beim Zustieg zum Bergseeschijen, als ich mich im groben Blockwerk nach der Tour vom Vortag vollkommen kraftlos fühlte und mich am liebsten schlafen gelegt hätte. Am Einstieg war dann jegliche Müdigkeit verflogen und ich ärgerte mich nicht eine längere Tour angegangen zu sein.

    Der Versuch eine Liste der schönsten Erlebnisse zu schreiben, wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie würde jeden Rahmen sprengen und doch würde viel fehlen. Ein Moment ist mir aber noch besonders gut im Gedächtnis. Wir waren nach der Tour auf den Zahnkofel gerade ins Auto gestiegen, als Franzi sich im Spiegel ansah und sagte, so sieht eine richtige Bergsteigerin aus. Ein alpinistischer Jahresrückblick kann bei mir nicht nur von der Liebe zu den Bergen handeln. Zu eng verwoben sind die Erinnerungen von Touren mit denen an Franzi. Gemeinsames Bergsteigen ist integraler Bestandteil unserer Beziehung. Fast alle Touren habe ich zusammen mit ihr gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem auch nur annähernd so oft unterwegs zu sein. Je nach persönlichen Stärken, Vorlieben und Tagesform übernahm mal der eine, mal der andere die verantwortungsvollere Position – wie im übrigen Leben auch.

    Bevor ich zu sehr abschweife, komme ich wieder zum ursprünglichen Thema zurück. Natürlich gibt es viele Touren, die ich gerne gegangen wäre, zu denen es aber nicht gekommen ist. Zum einen gibt es immer mehr Wunschtouren als Freizeit, aber es gab auch andere Gründe. Oft passte das Wetter oder die Verhältnisse nicht, für manche Touren waren wir einfach zu schlecht oder ängstlich und manchmal waren wir auch einfach zu faul und haben lieber lange geschlafen und sind gemütlich gewandert oder gleich ganz zu Hause geblieben. Bei allem alpinen Ehrgeiz, es gibt viel zu viele Dinge auf der Welt und im Leben, die zu interessant sind, um immer nur Bergsteigen zu gehen. Zumindest für mich gibt es aber auch nichts, das so faszinierend wäre, um längerfristig auf die Berge zu verzichten.
    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

  • #2
    AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

    Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
    Ich kann mir nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem auch nur annähernd so oft unterwegs zu sein. Je nach persönlichen Stärken, Vorlieben und Tagesform übernahm mal der eine, mal der andere die verantwortungsvollere Position – wie im übrigen Leben auch.

    Do host da scho a guate Frau gfundn. Festhalten! (oder einbinden wär wohl bei Kletterern eher angebracht)

    Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
    Bei allem alpinen Ehrgeiz, es gibt viel zu viele Dinge auf der Welt und im Leben, die zu interessant sind, um immer nur Bergsteigen zu gehen. Zumindest für mich gibt es aber auch nichts, das so faszinierend wäre, um längerfristig auf die Berge zu verzichten.
    Ja, das kann ich so ca unterschreiben. Ich glaube es gibt zudem halt einfach Phasen im Leben, wo man so richtig "angeschossen" ist auf die Berg', und dann wieder Phasen, wo's ruhiger ist und andere Dinge dominieren. Hängt ja auch viel von äußeren Umständen, wie Job/Wohnort/Lebensumstände ab.

    Freut mich voll, dass es für euch so ein tolles Jahr war! Drücke die Daumen, dass 2017 wieder genauso eine schöne Mischung aus Abenteuer, Freude, Glück, Gemeinsamkeit und Gemütlichkeit wird!

    PS: ich warte immer noch auf eine Live-Erzählung vom Tupungato
    Over every mountain there is a path, although it may not be seen from the valley.

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    • #3
      AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

      Schön geschrieben..

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      • #4
        AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

        Sehr wichtig der "Jahresrückblick". Vor allem wenn man zufrieden mit dem alten Jahre oder dem Rückblick abschließen kann.
        Wichtig ist auch der Partner, hast offensichtlich so wie ich einen "Glückstreffer" und wünsche daher noch viele schöne "Bergerlebnisse".

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        • #5
          AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

          Für mich war 2016 ein sehr skurilles Jahr, fast nichts in den Alpen gemacht, aber zwei außeralpine Berge fand ich herausragend

          Das Karibische Matterhorn Petit Piton http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ht=petit+piton

          Und der Kazbek http://www.gipfeltreffen.at/showthre...ghlight=kazbek

          2017 startet eigentlich gut, am 20.01. geht es zum Kilimandscharo 5895 m über die Rongai Route, freue mich schon drauf.................

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          • #6
            AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

            Hallo Mark, vielen Dank, dass Du uns an Deinem persönlichen Rückblick teilhaben lässt. Schön auch, dass sich mein Eindruck von außen ("Boah, die zwei sind ständig klettern") auch in entsprechender Zufriedenheit bei Euch widerspiegelt. Bergsteigen lohnt sich ja auch nur, wenn man damit ganz persönliche Ziele erreichen kann, und das ist Euch anscheinend hervorragend gelungen. Und dass Ihr sowohl auf als auch unterm Berg ein so gutes Team seid, ist sicher ein ganz besonderes Glück.

            Also herzlichen Glückwunsch zum Bergjahr 2016! Und alles Gute fürs Berg- (und auch sonstige) Jahr 2017.
            Hannes
            Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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            • #7
              AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

              Schöne Eindrücke und freut mich, dass du so ein tolles Bergsteiger-Jahr hinter dir hast.

              Ich konnte letztes Jahr auch neue Erfahrungen sammeln. Ich musste erstmals bei einer Bergtour umdrehen und das dann gleich 3 mal in diesem Sommer. Am bittersten war wohl der Rückzug an der Reichenspitze (via Ostgrat) aufgrund unerwartet schlechtem Wetter.
              "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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              • #8
                AW: Alpinistischer Jahresrückblick 2016

                Wirklich beeindruckend, wo du/ihr 2016 so unterwegs wart,

                Vor allem finde ich schön, dass ihr zwei so gut harmoniert und euch bestens ergänzt und dadurch viele aus meiner Sicht wirklich anspruchsvolle und aufwändige Sachen gemeinsam machen könnt!

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