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Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

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  • #31
    AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

    Zitat von wolfi
    Wir waren schon oben am ausgesetzten Westgrat in ca. 3300m Höhe.
    Das ist schon schade, wenn man eine solche Tour vierzig Meter unter dem Gipfel abbrechen muss!

    Warum war es nicht möglich, Ralf und den Praktikanten zurückzulassen, während ihr noch auf den Gipfel gegangen wäret? Für vierzig Höhenmeter braucht man doch höchstens ein paar Minuten.
    Zuletzt geändert von master0max; 14.06.2005, 18:35.

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    • #32
      AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

      Zitat von master0max
      Das ist schon schade, wenn man eine solche Tour vierzig Meter unter dem Gipfel abbrechen muss!
      Hier sind ja einige doch verdammt gipfelfixiert!

      Versaut denn Ralf durch seine Weigerung weiterzugehen allen den Tag und die Tour?

      Er sagt einfach „keinen Bock“ und will sich partout nicht überreden lassen, doch weiter den ausgesetzten Westgrat weiterzugehen. Unglaublich, wie kann er nur? So nahe am Gipfel!

      Ist es aber auch denkbar, dass man mit rund 15 Jahren in so einer Situation, in der man von einem akuten Gefühl des Missvergnügens beherrscht wird, es nicht in geschliffenen Worten ausdrücken kann, was einen da beherrscht? „Kein Bock“ heißt da womöglich „ich kann nicht mehr“ oder „ich habe Angst“, was ein 15jähriger aber natürlich so nicht sagen mag, schon gar nicht in der Gruppe. Es muß aber ein ziemlich ausgeprägtes Gefühl gewesen sein. ..

      Für Ralf spricht doch, dass er bis dahin schon mitgegangen ist. Als echter Null-Bocker wäre er doch gleich unten auf der Hütte geblieben oder nicht einmal dahin mitgekommen.

      Für ihn war es sicher auch ein unvergessliches Erlebnis, der 7stündige-Abstieg mit den auf ihn wütenden „Bergkameraden“ mit anschließendem Nachhausegeschicktwerden….

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      • #33
        AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

        Danke Motor, guter Beitrag! Der Berg-Bezwing-Zwang, den die meisten hier haben ist mir jedenfalls um einiges mehr suspekt, als ein 15-Jähriger, der sich hinsetzt und angesichts eines endlosen Steinehaufens das Götz-Zitat bringt.

        Zitat von MotörMic
        Für ihn war es sicher auch ein unvergessliches Erlebnis, der 7stündige-Abstieg mit den auf ihn wütenden „Bergkameraden“ mit anschließendem Nachhausegeschicktwerden….
        Über diese Tatsache (Nachhausegeschicktwerden) habe ich mich auch sehr gewundert. Das ganze klingt eher nach Ausbildungslager der Fremdenlegion, als nach Sozialpädagogik.

        lg,
        Hödl

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        • #34
          AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

          Zitat von a666
          ich denke das kann man vom berg auch in andere situationen umlegen: wieviele von uns fühlen sich bei einer schicky-micky-cocktail-party puddelwohl? mir ist es schon öfters passiert in derartige society-events zu geraten um dann irgendwann mitten drin ziemlich schnell abzudampfen. ich denke das ist ziemlich vergleichbar und dafür braucht man nicht pubertär unausgewogen zu sein.

          irgendwo am berg (oder schlimmer: höhle, tauchgang, tandem-paragleiter) kann man halt nicht so schnell ausweichen. trotzdem glaube ich, dass das gefühl "ich will nicht mehr" respektiert werden muss. es braucht dann halt einen kompromiss zwischen allen beteiligten, inkl. dem berg...
          "ich will nicht mehr" ist zu akzeptieren? Was ist wenn der Bergführer auf einmal nicht mehr seine Gruppe führen will und diese im Stich läßt - einfach weil er keinen Bock mehr darauf hat??? Was wenn der Nachsteiger beim Nachsichern bemerkt das er eigentlich keinen Bock mehr hat?? Die Einstellung "ich will nicht mehr" ist doch wohl ein bisschen kindisch. Wie oft ist man im Berufsleben mit Dingen konfrontiert die einem "stinken"? - und? - oft bleibt einem nichts anderes übrig und auch Dinge die einem keinen Spaß machen erledigen und sich selbst überwinden. So gesehen wäre es eine wertvolle Erfährung für den Renitenten werden können, indem er sich selbst überwunden hätte.

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          • #35
            AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

            Grüßt Euch,
            dieser Beitrag ist ja äußerst diskussionsfreudig geworden....Ich glaube, ich muß noch ein paar Informationen los werden.
            Doch zuerst mal: Was ist richtig....was ist falsch...?
            Es ist nicht einfach am Berg solche Entscheidungen zu treffen.
            Die Jugendlichen waren im Rahmen einer Sommerfreizeit in den Dolomiten. Sie sind aus einem Kinderheim für verhaltensauffällige Jugendlichen. Als Soz. Päd. oder Betreuer ist das Klettern und Bergsteigen mit Kindern und Jugendlichen mit einem viel größeren Risiko verbunden, als bei „normalen“ Jugendlichen - Jugendliche die außerhalb von einer Einrichtung leben. Mit außerhalb meine ich- in einer Familie, einem echten Zuhause. Es ist eine große Verantwortung da- eine sehr große Aufsichtspflicht, den Ämtern- und wenn etwas passiert, auch plötzlich den Eltern gegenüber. Wenn Kinder in die Heime eingewiesen werden, entstehen bei ihnen Ängste, Aggressionen und Verunsicherung - Warum…?
            Neues Umfeld- Heimeinweisung- weg von der Familien, den Freunden...
            Und nun plötzlich fremde und ganz andere Personen. Das Zutrauen und Vertrauen fehlt, einfach eine große Unsicherheit kommt bei den Jugendlichen auf. Kann die Verunsicherung abgebaut werden? Wie oft wurde ich gefragt, ob man mit solchen verhaltensauffälligen Jugendlichen überhaupt etwas unternehmen kann ? Sogar Klettern ? Hast du keine Angst ? Wenn etwas passiert ? Wer ist dann schuld ?
            Ich selbst habe mir solche Fragen auch oft gestellt.
            Ich erkannte aber bald, was durch Sport- Klettern und Bergsteigen - alles möglich sein kann. Wie wertvoll eine Gruppe sein kann. Wie wertvoll es ist, sich um jemanden zu kümmern- auch um Schwächere- Bei solchen Erlebnissen, werden Gefühle angesprochen, die tief berühren, beglücken aber auch enttäuschen können. Es werden Situationen bewußt durchlebt, die einfach haften bleiben. Erfahrungen bleiben zurück, eine Bewußtseinserweiterung, ein Dazulernen- eine Verhaltensänderung, die das weitere Leben entscheidend beeinflussen kann.
            Gleichzeitig muß aber eine Überforderung verhindert werden. - Der Betreuer stellt sich hier einer großen Verantwortung -Die Folge einer Überforderung kann ein gestörtes Leistungsverhalten nach sich ziehen. Was sind die Merkmale ? Von einem Kind oder Jugendlichen wird mehr verlangt, als es überhaupt kann. Ob es bei Ralf so war…? Ich weiß es nicht ! Ralf war ca. ein halbes Jahr bei allen Unternehmungen wie Klettergarten- Hüttenabende-Theorieabende mit Eifer, Elan und Begeisterung dabei. Ich meinte ein gutes Vertrauensverhältnis zu haben….er gab mir keine Antwort darauf….auch seinen Kameraden gegenüber sprach er sich nicht aus. Ralf war mit einem Schlag psyschich am Ende. ( Wahrscheinlich wegen seinen Eltern, die ihn in unsere Einrichtung abgeschoben haben ) Ich habe Ralf nicht nach Hause geschickt, wie einige vermuten. Ich musste nur die Heimleitung benachrichtigen, denn Ralf wollte sowieso nicht bleiben-und daher nach Hause geschickt. Und es ist auch nicht wie in einer Fremdenlegion oder Strafanstalt bei uns ( wie jemand behauptet)….auch wir, die Betreuer, sind nur Menschen und versuchen den Kindern und Jugendlichen wieder Mut für die Zukunft zu geben. Daher sollte man auch sehr vorsichtig sein mit solchen Äußerungen und Behauptungen!!
            Nicht jeder macht mit „solchen Jugendlichen“ Berg –und Klettertouren.
            Natürlich braucht der Jugendliche für die Entwicklung eigene Erfahrungen und eigene Vergleichsmöglichkeiten. Er braucht einen Spielraum -Der Alltag bietet dazu wenig Möglichkeiten. Das Klettern und Bergsteigen, das Kennenlernen der Natur, das aufeinander angewiesen zu sein- kann dabei stützend zur Erziehung Heranwachsender helfen.
            Klettern ist eine emotionale Herausforderung. Die primäre Erfahrung besteht in einer großen Befriedigung, einfach einer großen „Freude“ Die eigene Angst wird dabei überwunden und das Selbstwertgefühl enorm gesteigert. Das Klettern bedeutet eine Herausforderung an die eigene Ehrlichkeit. Für den Jugendlichen gibt es beim Klettern eine Grenze, moralischer und physischer Leistungsfähigkeit, über welche er sich zumindest sich selbst gegenüber, nicht hinausmogeln kann.
            Ich selbst würde immer wieder diesen Weg der Erziehung gehen….!!
            Der Vorfall ist inzwischen 25 Jahre her. Mit einigen Jugendlichen habe ich auch noch heute Kontakt....
            Liebe Grüße
            Wolfi
            Zuletzt geändert von wolfi; 14.06.2005, 14:11.
            Liebe Grüße
            Wolfi

            Es gibt nichts schöneres als alleine zu klettern -
            und nichts schlimmeres, als alleine klettern zu müssen !

            http://www.w-hillmer.de

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            • #36
              AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

              Hallo!
              Nachdem das ganze im Rahmen der Pädagogik stattgefunden hat gelten natürlich auch eigene Gesetze.
              Ich denke es ist gut verhaltensgestörte Menschen/Kinder so zu leiten wie in diesem Fall, da die Motorik der Gruppe samt Schmerz des Einen und Leid deshalb für die Anderen sehr viel zu einem nützlichen Charakter beiträgt.
              Ich denke mir sind verhaltensgestörte Typen immer symphatisch gewesen....

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              • #37
                AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                Zitat von wolfi
                ... denn Ralf wollte sowieso nicht bleiben-und daher nach Hause geschickt. Und es ist auch nicht wie in einer Fremdenlegion oder Strafanstalt bei uns ( wie jemand behauptet)…
                Ach wolfi, ich habe ja nur gesagt, dass es so "klingt". So wie es beschrieben wurde, konnte man es nur so auffassen, als wäre das eine Disziplinierungsmaßnahme gewesen. Danke jedenfalls für die Klarstellung.

                Zitat von schurl
                Was ist wenn der Bergführer auf einmal nicht mehr seine Gruppe führen will und diese im Stich läßt - einfach weil er keinen Bock mehr darauf hat???
                Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.

                Wir reden hier nicht über "Berufstätige", sondern über Jugendliche. Mit 15 gab es für mich auch nichts spießigeres, als mit einer Gruppe euphorisierter Bergbegeisterter irgendwo völlig sinnfrei durch die Pampa zu pleampeln. Also, meine Sympathien hat der junge Mann.

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                • #38
                  AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                  dass er nicht mehr weiterwollte, kann ich ja noch verstehen. auch das umkehren finde ich die richtige lösung. was ich dem jungen aber anrechnen würde ist, dass er sein "kein bock mehr" nicht wirklich begründen konnte (wollte). da hätte man ja dann als betreuer viel besser reagieren können. was ich aber auch nicht verstehen kann ist, dass ihr ganz abgestiegen seid und nicht an der hütte station gemacht habt. sollte das eine erzieherische maßnahme sein oder war es ein anderer grund?
                  gruss, vdniels

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                  • #39
                    AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                    Zitat von vdniels
                    dass er nicht mehr weiterwollte, kann ich ja noch verstehen. auch das umkehren finde ich die richtige lösung. was ich dem jungen aber anrechnen würde ist, dass er sein "kein bock mehr" nicht wirklich begründen konnte (wollte). da hätte man ja dann als betreuer viel besser reagieren können. was ich aber auch nicht verstehen kann ist, dass ihr ganz abgestiegen seid und nicht an der hütte station gemacht habt. sollte das eine erzieherische maßnahme sein oder war es ein anderer grund?
                    gruss, vdniels
                    Wir sind nicht auf der Hütte geblieben, da sehr große Unruhe in der Gruppe war und die Hütte war fast überbelegt. Außerdem war ich der Meinung nach einer solchen Anstrengung eventuell besser auf Ralf einwirken zu können. Naja, war aber nicht wirklich so. Er konnte aber sehr gut einschlafen. Außerdem war im Tal unser Auto, Essen, Klamotten usw....
                    Wolfi
                    Liebe Grüße
                    Wolfi

                    Es gibt nichts schöneres als alleine zu klettern -
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                    • #40
                      AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                      Wolfi - ich finde es phantastisch, wie Du Dich um diese verhaltenauffälligen Kinder gekümmert hast.
                      Das war jetzt zwar offtopic aber das musste ich einmal loswerden


                      Erik

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                      • #41
                        AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                        Zitat von Erik
                        Wolfi - ich finde es phantastisch, wie Du Dich um diese verhaltenauffälligen Kinder gekümmert hast.
                        Das war jetzt zwar offtopic aber das musste ich einmal loswerden

                        Erik
                        Danke Erik,
                        es ist mir vollkommen klar, daß auch ich nicht immer fehlerfreie Entscheidungen treffen konnte...aber wenn man oben im Gebirge mit einer Gruppe von 8 Personen unterwegs ist - und bei einem Jugendlichen große psyschiche Probleme auftauchen - und man hat auch noch die alleinige Verantwortung, dann mußte eine Entscheidung getroffen werden....egal ob diese Entscheidung von der Gruppe akzeptiert wird...! Ich weiß auch noch heute nach 25 Jahren, daß die Entscheidung, die Tour abzubrechen ( auch kurz vor dem Gipfel ) richtig war....
                        Liebe Grüße
                        Wolfi

                        Es gibt nichts schöneres als alleine zu klettern -
                        und nichts schlimmeres, als alleine klettern zu müssen !

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                        • #42
                          AW: Marmolada- Westgrat "Kein Bock mehr"

                          ...re: eric
                          Guten Morgen!
                          ...wenn ich in Nepal in einer Gruppe marschiere, und dort der Führer ABBRUCH meint, wird mir wohl auch nichts über bleiben, als abzubrechen. Charaktersache ist dann zum Führer zu stehen, und nochmal Charaktersache ist dem Auslöser nicht die Schuld zu geben, wer es nicht tut ist ein Kinderl in meinen Augen, punkto Verhaltensauffälligkeit ist jeder, der nicht in einen Rahmen passt, verhaltensauffällig, ich auch zeitweise und die Natur/Berge erst recht.
                          Insofern wäre das Thema hier im Off Topic das erste wirkliche Bergsteiger Off Topic Thema...obwohl es im Thread *Jugend und Kinder* auch passen würde, aber so kritisch braucht man hier ja nicht zu sein...
                          lg Rainbow
                          Zuletzt geändert von Rainbow; 15.06.2005, 06:21.

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