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Vater und Sohn in der Nacht von Rax gerettet / 25.11.2023

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  • #16
    Zitat von maxrax Beitrag anzeigen

    Bei Verhältnissen, wie sie letzten Samstag geherrscht haben, eine komplette Rax-Überschreitung zu planen, ist aber - ich will mich höflich ausdrücken - schon sehr ambitioniert. Und dann durchs Gaisloch absteigen zu wollen, statt denselben Weg (rechtzeitig) wieder zurückzugehen oder durch den Kesselgraben abzusteigen, deutet halt schon auf Unerfahrenheit / mangelnde Ortskenntnis hin. Das ist keine "Kleinigkeit", die unvorhergesehenerweise passiert ist und aus der sich dann eine lebensgefährliche Situation ergeben hat, sondern eine krasse Fehleinschätzung. Zum Glück gibt's die Dirnbacherhütte...
    Ich wollte mit "Kleinigkeit" in meinen letzten Beitrag zu dem Thema sagen, dass solche Kleinigkeiten manchmal ausreichen, dass ein Plan, Vorhaben scheitert und es in Folge zu fatalen Fehlentscheidungen kommt.
    Warum es hier so daneben gegangen ist und es zu all diesen Fehlentscheidungen gekommen ist, wissen wir halt alle nicht.

    LG Martin


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    • #17
      Ohne irgendeine Information außer relativ guter Ortskenntnis zu haben habe ich ungefähr dieses Bild:

      Die beiden steigen bei zunehmend winterlichen aber brauchbaren Bedingungen über den Rudolfsteig auf, der Schnee wird tiefer.
      Als sie oben am Rücken ankommen fährt ihnen der Wind ein. Wo sie kurz vorm Klobentörl über die Baumgrenze kommen, erwischt sie der Sturm voll. Es schneit, die Sicht ist schlecht, es wird schnell sehr ungemütlich.

      Sie arbeiten sich mühsam bis zum Törl hinauf und hoffen, dass sie schnell hinunter in die Senke kommen wo sie wieder aus dem völlig ungeschützten Bereich rauskommen. Sie brauchen ihre ganzen Kräfte für die Wegfindung, die Spurarbeit und das Zusammenziehen gegen die Kälte.
      Das ist dann die eine Fehlentscheidung: statt einen kurzen Zeitcheck zu machen und zu erkennen, dass sich die ganze Überschreitung an diesem Tag nicht mehr ausgehen wird steigen sie ab, den steilen Steig hinunter zur Dirnbacherhütte. Vielleicht ist es vereist, vielleicht sind die Hilfsseile schon eingeweht. Mit voller Konzentration kommen sie unten an.
      Der Wind verweht die Spuren schnell, sodass ein Rückzug immer schwieriger wird.
      Sie kommen in die Mulde, der eingewehte Schnee ist tief, einer von beiden merkt, dass ihm schon die Kräfte ausgehen. Und die Uhr läuft auch gegen sie. Sie plagen sich damit, den Weg halbwegs zu halten, immer wieder sinken sie bauchtief ein.
      Der Rückweg ist keine Option mehr, übers eingewehte Plateau schaffen sie es auch nicht mehr.
      Also der kürzeste Abstieg: durchs Gaisloch, wo die Orientierung auch relativ problemlos sein dürfte.
      Vermutlich kennen sie den Steig nicht, hoffen nur, dass die Sicherungen schneefrei sind und dass sie gut hinunter kommen ins Große Höllental.
      Als sie zur Steilstufe kommen sehen sie, dass da viel Eis ist - Steigeisen oder Pickel haben sie nicht mit, über die Leiter bräuchte man eigentlich ein Seil.
      So ist das viel zu gefährlich.
      Sie geben auf: es gibt nur den Rückzug, entlang ihrer Spuren zurück zur Dirnbacherhütte. Dort haben sie wenigstens einen sicheren Unterstand.

      Es liegt natürlich ein Planungsfehler vor: bei fragwürdigen Bedingungen muss man immer einen einfachen Plan B haben, wenn es vor Ort keinen Sinn macht, an der ursprünglichen Tour festzuhalten.
      Wenn sich eine Situation aber kontinuierlich verschärft ist es m.E. ganz schwer, einen Punkt der Umkehr zu finden, weil man zunehmend alle Kräfte dafür verbraucht, die herausfordernde Lage zu bewältigen und den klaren Kopf, der Voraussetzung wäre für eine umsichtige Entscheidung, nicht mehr aufbringt.

      Mit etwas Pech hätte die ein oder andere Tour meiner Bergsteigerlaufbahn auch so enden können. Manchmal hatte ich Glück, manchmal wars der richtige Instinkt. Am meisten hilft mir, dass ich eigentlich ein Schönwetterbergsteiger bin.
      Aber wie gesagt: es geht schneller, als man glaubt.

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      • #18
        Zitat von Graograman Beitrag anzeigen
        Aber wie gesagt: es geht schneller, als man glaubt.
        Das ist leider wahr.

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        • #19
          Ich war am gleichen Tag des Geschehens auf etwa gleicher Höhe unweit von dort. Vielleicht interessiert zu sehen wie es bei mir ausgeschaut hat. Hier mein frischer Bericht:
          https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...-18-25-11-2023

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