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Mit Vater 200 Meter abgestürzt: Baby völlig unverletzt

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  • Mit Vater 200 Meter abgestürzt: Baby völlig unverletzt

    folgender bericht in der heutigen krone, hat mich ausgesprochen erschüttert:
    Mit Vater 200 Meter abgestürzt: Baby völlig unverletzt
    Dank guter Technik
    09.05.2011, 01:00

    Mit seinem zwölf Monate alten Sohn auf dem Rücken ist am Wochenende im Hochschwabgebiet in der Steiermark ein 36-jähriger Hobbysportler über einen verschneiten Steilhang etwa 200 Meter in die Tiefe gerutscht. Der Vater kam mit Schürfwunden davon, das Baby aber hat nicht einmal einen Kratzer! Und das hauptsächlich deshalb, weil sich der Alpinist beim Absturz richtig verhielt.

    Der in Wien wohnhafte Bulgare wollte mit seiner Frau am Samstagabend zur Voisthalerhütte wandern und hatte seinen Sohn in einem speziellen Rucksack mitgenommen. Gegen 19 Uhr kam es kurz vor dem Ziel zum Unglück. Der Alpinist rutschte aus und vor den Augen seiner geschockten Frau über einen mit Schnee bedeckten Steilhang 200 Meter in die Tiefe.
    "Liegestütztechnik" angewandt

    "Dabei hat er sich der sogenannten Liegestütztechnik bedient", schildert ein Mitglied der Einsatzmannschaft. "Er ist auf dem Bauch mit dem Gesicht zum Gipfel abgerutscht und hat mit Händen und Füßen die Geschwindigkeit gebremst. Er ist mit Kratzern und Schürfwunden, das Baby aber völlig unverletzt davongekommen."

    Der Mann wurde vom ÖAMTC ins LKH Bruck geflogen. Seine Frau nächtigte mit dem Kind in der Voisthalerhütte und wurde Sonntag früh von der Bergrettung Thörl sicher ins Tal zu ihrem Auto gebracht. (Manfred Niederl, "Steirerkrone")

    wir waren zur besagten zeit unmittelbar gegenüber in der hochschwab-südwand unterwegs. obwohl wir uns schon in der früh beim aufstig ziemlich sicher waren, dass der rückweg über das g'hackte bereits wieder relativ problemlos möglich wäre und im bereich unserer route auch keine unüberwindbaren wechten den ausstieg verhindern, haben wir uns für's abseilen über die route entschieden. den ganzen tag über waren wir dann mit routensanierungsarbeiten in der wand beschäftigt bevor wir relativ spät wieder abgefahren sind. schon ziemlich weit oben haben wir lautes kindergeschrei vernommen. irgendwann waren dann auch die zugehörigen personen in der nähe das vogauer kreuzes zu entdecken. längst war der ganze trawiessattel in schatten getaucht und die luft wieder relativ frisch. wir waren uns ziemlich einig darin, dass wir diesen leuten am abstieg sicher helfen werden müssen, da wir ja selbst nur im vertrauen auf unsere stirnlampen so lange in der wand geblieben sind. als wir dann aber kurz darauf bemerkten, dass die junge familie nicht im abstieg begriffen war, sondern offenbar in die ander richtung unterwegs war und vielmehr den trawiessattel überqueren wollte, wurde uns wirklich ein wenig mulmig. natürlich hat das schreiende kleine kind und die einbrechende nacht die ganz stimmung auch noch ein wenig verzerrt, trotzdem war uns einfach klar, dass es keine besonders gescheite idee sein kann, bei solchen verhältnissen diesen weg zu wählen. wir haben daher auch verzweifelt hinüber geschrien -- auf deutsch und auf englisch zu warnen versucht --, aber die zwei punkte drüben am wanderweg sind rasch und unbeirrt weitergezogen.
    im ersten gröberen schneefeld oben direkt am sattel haben wir sie noch aufmerksam beobachtet -- darüber geschimpft und ihnen trotzdem die daumen gedrückt. tlw. sind sie tief eingebrochen, dann aber doch wieder ausgesprochen zügig weiter marschiert. ich hätte vielleicht sogar gesagt: sie machen ihre sache wirklich gut! dann haben wir sie noch eine weile in einem aperen bereich des hanges kurz rasten sehen, bevor sie entgültig aus unseren blicken in richtung voitsthalerhütte entschwanden. dass es gerade dort erst wirklich steil und ungut wird, war uns natürlich leider nur zu gut bekannt. davor wollten wir sie ja gerade warnen!
    wir haben selbst noch eine weile gebraucht, bis auch wir entgültig am wandfuss unten waren und unsere sachen wieder gepackt hatten, aber von den anderen haben wir nichts mehr vernommen. sorgen haben wir uns natürlich schon auch weiterhin gemacht, und ein bisserl drüber gelästert, dass man solche geschichten mit einem kleinen kind am rücken einfach nicht macht, trotzdem war's schon eher schon mitleid, weil es ja auch im kalten winterraum drüben auf der hütte vermutlich ziemlich ungemütlich für einen kleinen ausflügler werden könnte. und wie gesagt, eigentlich hat's ja eh ziemlich beeindruckend ausgesehen, wie flott sie sich durch den schnee gekämpft haben. bis hinunter ins trawiestal haben's wir dann letztlich auch noch ohne stirnlampe geschafft.

    IMG_1771.jpeg

    erst heute, als einer von uns zufällig jemandem davon erzählt, wie schön es am wochenende dort droben in der südwand wieder war, erfahren wir plötzlich von diesem unfall! mehr als sich völlig entsetzt nocheinmal zu fragen, was man vielleicht doch besser machen hätten können, bleibt einem in solchen fällen ohnehin nicht über...
    Zuletzt geändert von mash; 09.05.2011, 16:37.

  • #2
    AW: Mit Vater 200 Meter abgestürzt: Baby völlig unverletzt

    Hi Mash,
    da machste nix! Bei uns im Rheinland sagt man: "Dem Menschen Wille is sing Himmelreisch" Natürlich ist es leichtsinnig mit Baby in der Kraxe, viel zu spät und in dieser Jahreszeit da hoch zu rennen, aber - und jetzt folgt ein kölsches Gebot "et hätt ja noch mal joot jejange".
    Wir hatten schon einige solcher Begnungen: Eine italienische Familie, die mit zwei Kindern auf Turnschuhen eine sommerliche Schneeballschlacht auf dem Geantgletscher machte, natürlich unangeseilt. Die waren von der Seilbahn zum Pont Helbronner die Warnschilder ignorierend losmarschiert.
    An der steilen Schuttrinne der Forcella Diavolo in den Cadinspitzen haben wir beim Zustieg zum Gobbo mal einem Vater mit Baby in der Kraxe, der völlig überfordert und offenbar nicht trittsicher war, und seiner weinenden Gattin unsere Stöcke bis zur Hütte geliehen. Die hatten gedacht, der "Durrissini" sei eine kurzer Spazierweg.
    Ich kann nicht nachvollziehen, was Eltern zu solchen für das Kind lebensgefährlichen Handlungen treibt. Selbst wenn wir mit den inzwischen erwachsenen "Kinder" in die Berge gehen, wählen wir die Routen mit doppelter Vorsicht aus und sichern akribisch genau.
    LG
    Bergzicke

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    • #3
      AW: Mit Vater 200 Meter abgestürzt: Baby völlig unverletzt

      ja, zum glück ist es offenbar relativ harmlos ausgegangen! vielleicht sollte man dazu auch anmerken, dass die kolportierten 200m absturzhöhe sicher übertrieben sind. viel mehr als 50m geht's dort einfach nicht runter -- aber das reicht bekanntlich auch.

      natürlich beschäftigt es einen, wenn man hautnah mit derartigen ereignissen in berührung kommt. es ist aber viel mehr ein stilles fragen und wiederholtes durchspielen der situation im kopf, als einfach nur eine klare rationelle antwort auf objektive gegebenheiten:

      was haben wir da eigentlich aus der ferne überhaupt alles mitbekommen, um derart aufgekratzt und alarmiert zu reagieren? war es nicht vielleicht völlig kontraproduktiv, die betroffenen durch warnende rufe auch noch weiter abzulenken und zu verunsichern? [...mir geht das ja manchmal ziemlich auf die nerven, wenn gerade im gebirge fast jeder ein experte zu sein scheint, und quasi alles bedeutsame vom göttlichem standpunkt aus zu beurteilen vermag] und so schlimm waren die verhältnisse in wahrheit ja vielleicht gar nicht? wir selbst hätten unter ähnlichen umständen ganz bestimmt mindestens gleich groben unfug riskiert...

      das ganze hat also vermutlich ausgesprochen viel mit "stimmungen" zu tun.
      viele entscheidungen in den bergen sind letztlich derart komplex, dass man sie nicht mehr vernünftig in einzelne faktoren zerlegen und auflösen kann. man reagiert nur mehr weitestgehend intuitiv auf einen gesamteindruck.

      und das kleine kind? dem dürfte es da wohl nicht wesentlich anders ergangen sein. außer lautem heulen hat es wohl kaum mehr etwas zu sagen gehabt...

      trawiesalm-7-5-2011.jpeg
      trawiesalm-10-5-2011.jpg

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