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Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

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    Quelle: ORF

    Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

    Die vor einer Woche im Montblanc-Massiv eingeschneiten Bergsteiger sind tot. Eine Hubschrauberbesatzung ortete die beiden Franzosen heute bewegungslos in rund 4.050 Meter Höhe. Ein Arzt habe nach der Bergung der beiden reglosen Körper den Tod festgestellt, sagte Oscar Taiola von der italienischen Bergwacht.

    Die beiden Alpinisten - der 47-jährige Bergführer Olivier Sourzac und seine 44-jährige Begleiterin Charlotte Demetz - waren am Mittwoch vergangener Woche unterhalb der 4.208 Meter hohen Walker-Spitze von schlechtem Wetter überrascht worden und konnten nicht mehr zurückkehren. Ein Handykontakt mit dem Bergführer brach am Freitag ab. Nach letzten Meldungen hatten die beiden Franzosen als Schutz gegen die Kälte und den starken Wind ein Schneeloch gegraben. Beide galten als sehr erfahrene und besonnene Bergsteiger.

    Suchmannschaften hatten tagelang versucht, zu den beiden Alpinisten zu gelangen. Sturm und Nebel zwangen die Hubschrauber jedoch stets zur Umkehr, erst besseres Wetter machte die Bergung jetzt möglich.
    Den Abstand zwischen Brett und Kopf nennt man geistigen Horizont

  • #2
    AW: Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

    Tragische Geschichte.
    Auch im "Spiegel" findet sich ein Artikel darüber.

    http://www.spiegel.de/reise/europa/0...796865,00.html

    Stürme mit bis zu 80 km/h, Schneegestöber und eine enorme Lawinengefahr machten die Rückkehr ins Tal unmöglich: Am Mont-Blanc-Massiv saßen zwei Bergsteiger in 4000 Meter Höhe fest. Die Retter riskierten viel - und kamen dennoch zu spät.

    Hamburg - Noch einmal schöpften sie Hoffnung, die Rettungskräfte in einem französischen Hubschrauber, als sie am Mittwoch um 11.30 Uhr am Hang eine rote Jacke ausmachen konnten. Sie waren auf der Suche nach zwei Bergsteigern, die seit knapp einer Woche an den Grandes Jorasses im Mont-Blanc-Massiv vermisst wurden. Doch als sie zu der Stelle vordrangen, konnten sie nur noch die Leichen von Olivier Sourzac und Charlotte Demetz entdecken. Die beiden lagen in der Nähe eines schneebedeckten Grats, etwa 150 Meter unterhalb des 4208 Meter hohen Gipfels Pointe Walker. Sie waren nicht in ihre Schlafsäcke gehüllt. Deshalb geht man davon aus, dass sie bei einem Abstiegsversuch starben.

    Die Franzosen waren nach italienischen Medienberichten unter einer Schneedecke von knapp 30 Zentimetern begraben. Die französische Hochgebirgsgendarmerie in Chamonix berichtete auf einer Pressekonferenz, der Wind des Helikopterrotors habe den Schnee aufgewirbelt und so die Entdeckung der Leichen ermöglicht. Die beiden Bergsteiger hätten in einem offenen Hohlraum "auf Seilen gesessen", um sich vor der Kälte des Bodens zu schützen, und sich mit Haken an einer Felswand gesichert, berichtete die Polizei im französischen Chamonix. Ihren Kocher und leere Wasserflaschen hätten sie bei sich gehabt, sagte Jean-Baptiste Estachy von der Gebirgspolizei. An derselben Stelle hatte die Gebirgspolizei bereits am Montag gesucht. Estachy ging davon aus, dass die Alpinisten sich bemerkbar gemacht hätten, wenn sie damals noch am Leben gewesen wären.

    Letztes Lebenszeichen am Freitag

    Die Toten hatten eine Körpertemperatur von nahezu null Grad, wie die französische Zeitung "Le Parisien" berichtet. Ihre Rucksäcke seien geborgen worden, konnten jedoch bislang nicht geöffnet werden, weil sie gefroren waren.

    Am Freitag hatte der erfahrene Bergführer Sourzac, 47, zuletzt per Telefon ein Lebenszeichen von sich gegeben, dann war der Akku leer. Er war mit der 44-jährigen Pariserin Demetz unterwegs, zusammen hatten sie in der Vergangenheit schon mehrere Touren bewältigt. Er habe für sich und seine Begleiterin ein Schneeloch unter einer Eisplatte gegraben, berichtete Sourzac am Telefon. Die Stimmung sei "eher gut", die Lebensmittel reichten noch "ein kleines Bisschen", und der Kocher funktioniere. Es war das letzte Mal, dass die Menschen im Tal etwas von den beiden hörten.

    Sourzac und Demetz hatten am vergangenen Mittwoch die Linceuil-Route an der Grandes-Jorasses-Nordwand erklettert, eine anspruchsvolle Kletterroute, französischer Schwierigkeitsgrad TD+ ("très difficile supérieur"), die erstmals im Jahr 1968 begangen wurde. 750 Höhenmeter in der Senkrechten sind hierbei zu bewältigen, Kletterer zählen die Wand zu den "drei großen Nordwänden der Alpen". Nur echte Könner schaffen es, alle drei zu besteigen. Auf dem Rückweg vom Gipfel wurden Sourzac und Demetz von einem heftigen Sturm überrascht: Die Windgeschwindigkeiten erreichten in den folgenden Tagen bis zu 80 km/h, ein solches Unwetter hatte es in der Region seit Jahren nicht gegeben. Sie konnten nicht weiter absteigen.

    Naturgewalten stoppen Rettungshubschrauber

    Für die Rettungskräfte im Tal wurde es ein Wettlauf gegen die Zeit - und ein neuerlicher Beweis dafür, wie wenig moderne Technik gegen die Wut der Naturgewalten ausrichten kann: Mit jedem Tag, an dem wegen des schlechten Wetters kein Hubschrauber der Bergwachten Chamonix (Frankreich) und Courmayeur (Italien) in Gipfelnähe aufsteigen konnte, sank die Hoffnung auf eine Rettung.

    Am Montag soll es zwei Bergführern gelungen sein, per Seilwinde vom Hubschrauber auf den Gipfel Pointe Whymper zu gelangen, wie in Alpin-Foren im Internet zu lesen ist. Die Männer seien jedoch nur wenige Minuten geblieben, weil die Bedingungen zu gefährlich waren, und hätten medizinische Notfallausrüstung am Berg hinterlegt, bevor sie sich vom Hubschrauber wieder hochziehen ließen.

    Auch zu Fuß konnte niemand aus dem Tal auf den Berg gelangen. Bruno Sourzac, der Bruder des Verunglückten und ebenfalls Bergführer, versuchte von der Boccalatte-Hütte auf der italienischen Seite einen Aufstieg, doch die Lawinengefahr war zu groß. Um nicht auch noch sein Leben zu riskieren, musste er umkehren.

    Bis zu minus 30 Grad Celsius kalt wurde es in den vergangenen Tagen auf 4000 Meter Höhe, in einem Schneeloch können es um die null Grad sein. Laut einem italienischen Fernsehsender nimmt man nun an, dass die beiden Franzosen möglicherweise schon in der Nacht von Samstag auf Sonntag erfroren.

    Erst am Mittwochmorgen klarte es so weit auf, dass Rettungskräfte erneut auf den Berg gelangen konnten. Sie kamen zu spät: Die Linceuil-Route an der Nordwand wurde zur letzten Klettertour im Leben von Olivier Sourzac und Charlotte Demetz. Linceuil heißt übersetzt Leichentuch.



    LG
    der 31.12.
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 09.11.2011, 20:37. Grund: ganzen Pressetext ins Posting gestellt

    Kommentar


    • #3
      AW: Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

      Auf dem Rückweg vom Gipfel wurden Sourzac und Demetz von einem heftigen Sturm überrascht: Die Windgeschwindigkeiten erreichten in den folgenden Tagen bis zu 80 km/h, ein solches Unwetter hatte es in der Region seit Jahren nicht gegeben. Sie konnten nicht weiter absteigen.
      Im Artikel von Blick.ch liest sich das anders:

      http://www.blick.ch/news/ausland/sie...-seilen-186689

      Dienstag, 1. November: Die beiden Bergsteiger starten in Chamonix ihre Tour. Auf der französischen Seiten wollen sie den Gipfel des Grandes Jorasses besteigen. Am Abend kehren sie in der Berghütte Leschaux ein.

      Mittwoch, 2. November: Sie setzen ihre Tour fort. Zügig wollen Sourzac und Demetz den Gipfel erreichen und von dort auf der italienischen Seite zur Boccalatte Berghütte absteigen. Doch die erfahrenen Bergsteiger kommen nur langsam voran. Sie sind gezwungen, die Nacht auf Donnerstag in einem Not-Biwak an einem Felsen zu verbringen, wie das italienische Onlineportal «Montagna.tv» berichtet.

      Donnerstag, 3. November: Von 3900 Metern wollen Sourzac und Demetz zum Pointe Walker (4208 Meter) aufsteigen, um von dort auf der italienischen Seite die Rückkehr anzutreten. Doch eisiger Wind zieht auf. Nebel und Schnee kesseln sie ein. Sourzac und Demetz können unmöglich weitergehen.
      Die Webcam von Chamonix zeigt am Mittwoch,2.11., viel Sonne, bis zum Abend hin.

      http://www.bildersammlung.ch/wetter-...nce/webcam.php (WebcamBilder verfallen langsam)

      Einen kleinen Hinweis auf die Windverstärkung liefern die letzten beiden Bilder, um 17.40 und 18.05 MEZ, im letzten Bild haben sich plötzlich Wolken auf den Bergspitzen gegenüber durch Überströmung (aufsteigende Luft, Kondensation, Wolkenbildung) gebildet.

      Spätestens jetzt hätten die Alpinisten absteigen müssen, da sich von Donnerstag bis zum Wochenende eine markante Südföhnlage einstellen wird, mit den typischen Auswirkungen: Sturm am Gipfel (80 km/h sind weder ungewöhnlich noch ein Unwetter), viele Wolken, schlechte Sicht, kräftiger Niederschlag (Schneefall in diesen Höhen). Das war aber meines Wissens von den Wetterdiensten vorhergesagt.

      Den Bergsteigern blieb also nur der wahrscheinlich ursprünglich angedachte Zeitraum am Dienstag und Mittwoch für die Bewältigung der gesamten Tour.

      Sie seien bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag gestorben, sagte er. Zu dieser Zeit tobte am Berg ein heftiger Sturm mit Temperaturen von bis zu Minus 30 Grad.
      -30 Grad ist sicher erfunden. Es waren höchstens -8 bis -10 Grad, das belegen Messungen. Das Problem ist aber der sogenannte Windchill-Effekt. Dieser bläst die schützende Warmluft über der Haut weg, deswegen frieren wir leichter, wenn Wind geht. Ab ca. 75 km/h spielen höhere Windgeschwindigkeiten keine Rolle mehr, da die Warmluft auf der Haut schon vollkommen verblasen wurde.

      Bei Windgeschwindigkeiten von 80 km/h heißt das also: Bei -9 Grad hat es gefühlte -35 Grad, bei den angegebenen -30 Grad hätte es gefühlte -70 Grad.
      Ob -30 oder -70 Grad, ist in diesem Fall auch schon egal, zumal es ja dabei noch schneite bzw. sehr feucht war (was das Kälteempfinden zusätzlich erhöht).

      *********************

      Bei aller Tragik passiert es leider immer wieder, dass in den Medienberichten dazugedichtet oder übertrieben wird. Festzuhalten ist, dass die Verunglückten keineswegs vom Unwetter überrascht worden sind, denn hätten sie den Abstieg wie vermutlich geplant, schon am Mittwoch angetreten, so wären sie wohl noch ohne größere Unbill im Tal angelangt. Dadurch, dass sie erst am Folgetag abgestiegen sind, als die vorhergesagte Wetterverschlechterung gerade einsetzte (Sturm, Schneefall, schlechte Sicht), konnte auch kein Rettungshubschrauber mehr aufsteigen, um die beiden zu retten (kein Flugwetter).

      Das soll jetzt nicht klugscheißerisch klingen. Im Nachhinein weiß man immer alles besser. Nur muss man Dichtung und Wahrheit auseinander halten.
      Mit anderen Worten: Das ganze Unternehmen 1,2 Tage früher, und auch ein verspäteter Abstieg wäre sich problemlos ausgegangen, sogar mit Rettungseinsatz, falls was schiefläuft (Überschätzung, Unfall). In 99 % der Fälle geht es gut, weil die Leute erfahren sind, und Touren nicht länger dauern, als sie dauern sollen. Wenn man für den unwahrscheinlichen 1 %-Fall aber keinen Reservetag hat (d.h., ein Tag mit brauchbarem Abstiegswetter), dann wird es kritisch. Gerade deswegen ist Wetter in der Tourenplanung so extrem wichtig.

      Mich interessieren daher bei derartigen Unfällen immer die Hintergründe: Wie lassen sich solche Unglücke in Zukunft vermeiden? Man darf dann nicht den Fehler begehen, wie es diese Medienberichte nahelegen, zu glauben, es handle sich um höhere Gewalt oder gar um Zufall/Schicksal. Zu einem gewissen Teil ist jeder seines Glückes Schmied.

      Gruß,Felix
      http://www.wetteran.de

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      • #4
        AW: Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

        Vielen Dank für die Aufklärung über das Wetter.

        Die Verhältnisse in den Nordwänden im Montblanc-Gebiet scheinen ganz gut gewesen zu sein, wenn ich mir die Berichte auf gipfelbuch anschaue.
        "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

        https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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        • #5
          AW: Auf Montblanc eingeschneit: Zwei Alpinisten tot gefunden

          Zitat von Exilfranke Beitrag anzeigen

          Spätestens jetzt hätten die Alpinisten absteigen müssen
          Da waren sie schon auf 4000m und über das Leichentuch in der Nordwand der Grandes Jorasses steigt man nicht mal so eben ab. Der schnellste Weg nach unten führt über den Gipfel und auf der Südseite nach Courmayeur. Aber du hast natürlich recht, was Tourenplanung und Wetter betrifft.

          Hier sind ein paar Bilder zur Illustration:
          http://www.ledauphine.com/haute-savo...res-d-altitude

          Darin ist im Gegensatz zu den deutschsprachigen Berichten von Bergführer und Gast, also einer geführten Tour, die Rede. Und dass die Kundin erschöpft war und sie deswegen unterhalb des Gipfels biwakieren mussten. Die PGHM wurde bereits an diesem Abend kontaktiert.

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