Watzmann: Lebensrettung in der Nacht
30 Bergretter haben in der Nacht auf Mittwoch einem verunglückten 56-jährigen Kletterer in der Watzmann-Ostwand bei Berchtesgaden das Leben gerettet. Gegen 2.00 Uhr erreichte das Team mit dem Schwerverletzten das Tal. Es war ein sehr schwieriger Einsatz.
Der Mann aus Niederbayern war Dienstag kurz vor 14.00 Uhr rund 20 Meter ins Seil gestürzt. Sein 55-jähriger Kletterpartner alarmierte via Mobiltelefon die Rettungskräfte. Erst Mittwochfrüh gegen 2.00 Uhr konnte der Einsatz erfolgreich beendet werden.
Der 56-jährige Verletzte wurde ins Krankenhaus gebracht, schildert der ehrenamtliche Einsatzleiter Michael Graßl von der Bergwacht Berchtesgaden, der im Brotberuf staatlich geprüfter Berg- und Skiführer ist: „Das war seit langem mal wieder eine äußerst schwierige Bergung. So ein Einsatz braucht viel Manpower, große Umsicht in sehr gefährlichem und schwierigstem Gelände mit losen Steinen. Die Nässe in der Nacht hat es auch nicht sehr einfach gemacht.“
Schwierige Ausgangslage
Der Mann war den Angaben seines Begleiters zufolge in der Route „Kederbacherweg“ oberhalb des Schöllhorneises in etwa 1.600 Metern Seehöhe rund 20 Meter abgestürzt. Er wartete mit schweren Verletzungen auf Hilfe - etwa in der Mitte der riesigen Wand, wo es einen etwas flacheren Verlauf durch ein Hochkar gibt. Beide Kletterer waren gut ausgerüstet und erfahren.
Rücken schwer verletzt
Laut Bergrettern erlitt der Bergsteiger beidseitige Serienfrakturen im Rückenbereich. Wegen des Nebels konnte bis Dienstagabend kein Hubschrauber direkt zur Unfallstelle fliegen. Gegen 17.30 Uhr erreichten die ersten Einsatzkräfte zu Fuß den Patienten. Der Schwerverletzte musste über einige Passagen abgeseilt werden.
Salzburger kamen bis zur Eiskapelle
Gegen 13.50 Uhr war der Notruf über Mobiltelefon eingegangen. Der „Kederbacherweg“ ist wegen der enormen Länge sehr anspruchsvoll und dennoch die leichteste Route durch die mehr als 1.800 Meter Ostwand - eine der höchsten Felswände der Alpen.
Die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers »Christophorus 6« versuchte gegen 14.45 Uhr noch, ihren Notarzt und den Einsatzleiter so nah wie möglich an der Unfallstelle abzusetzen, kam aber nur bis unterhalb der Eiskapelle durch. Das ist ein Toteis-Gletscher am Fuß der Ostwand.
Die bayerische Wasserwacht brachte Dienstagnachmittag im Pendelverkehr Einsatzkräfte und Ausrüstung von der Seelände über den Königssee nach St. Bartholomä an den Fuß der Ostwand. Die Bergretter, darunter auch zwei Notärzte der bayerischen Bergwacht, mussten von dort bei schwierigen Verhältnissen mit umfangreicher Rettungsausrüstung zu Fuß zur Unfallstelle klettern. Gegen 17 Uhr befanden sich die ersten Männer kurz unterhalb des Patienten.
Topografie
Der „Kederbachweg“ wird in der Regel im Frühsommer begangen, wenn das Schöllhorneis noch mit Schnee bedeckt und die Randkluft noch gut überwindbar ist. Gleich darüber schließt sich die Schlüsselstelle der Tour an, die Schöllhornplatte - mit Kletterei im vierten Schwierigkeitsgrad. Zudem ist der Fels oft unangenehm nass. Zahlreiche Unfälle haben sich hier seit der Erstbegehung im Jahr 1881 ereignet.
Noch Anfang September fand eine Rettungsübung der Bergwacht beim Schöllhorneis statt, allerdings mit Unterstützung eines Transporthubschraubers der Deutschen Bundespolizei.
Historisches
Der „Kederbacherweg“ wurde als erste Route durch die Riesenwand 1881 von dem Bergführer Josef Grill solo erstbegangen. Zuletzt stürzte ein Oberösterreicher am 22. August 2013 in der Ostwand tödlich ab. Die Berchtesgadener Alpen und der Watzmann an der Grenze zum Land Salzburg sind wegen ihrer absoluten und relativen Höhe, Steilheit, landschaftlichen Pracht und zentralen Lage auch begehrte Ziele für Alpinisten, Hochtouristen und Kletterer aus ganz Österreich. Auf dem vielbegangenen und auch auf Normalwegen nicht leichten Watzmann-Massiv kommen immer wieder größere Gruppen in Bergnot, besonders bei Wetterstürzen. Der Berg ist in Deutschland neben der Zugspitze (höchste Erhebung) viel weiter im Westen das zweitwichtigste Parade-Ziel.
Markus Leitner, Bergwacht Berchtesgaden & Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg
Quelle: http://salzburg.orf.at/news/stories/2606856/
30 Bergretter haben in der Nacht auf Mittwoch einem verunglückten 56-jährigen Kletterer in der Watzmann-Ostwand bei Berchtesgaden das Leben gerettet. Gegen 2.00 Uhr erreichte das Team mit dem Schwerverletzten das Tal. Es war ein sehr schwieriger Einsatz.
Der Mann aus Niederbayern war Dienstag kurz vor 14.00 Uhr rund 20 Meter ins Seil gestürzt. Sein 55-jähriger Kletterpartner alarmierte via Mobiltelefon die Rettungskräfte. Erst Mittwochfrüh gegen 2.00 Uhr konnte der Einsatz erfolgreich beendet werden.
Der 56-jährige Verletzte wurde ins Krankenhaus gebracht, schildert der ehrenamtliche Einsatzleiter Michael Graßl von der Bergwacht Berchtesgaden, der im Brotberuf staatlich geprüfter Berg- und Skiführer ist: „Das war seit langem mal wieder eine äußerst schwierige Bergung. So ein Einsatz braucht viel Manpower, große Umsicht in sehr gefährlichem und schwierigstem Gelände mit losen Steinen. Die Nässe in der Nacht hat es auch nicht sehr einfach gemacht.“
Schwierige Ausgangslage
Der Mann war den Angaben seines Begleiters zufolge in der Route „Kederbacherweg“ oberhalb des Schöllhorneises in etwa 1.600 Metern Seehöhe rund 20 Meter abgestürzt. Er wartete mit schweren Verletzungen auf Hilfe - etwa in der Mitte der riesigen Wand, wo es einen etwas flacheren Verlauf durch ein Hochkar gibt. Beide Kletterer waren gut ausgerüstet und erfahren.
Rücken schwer verletzt
Laut Bergrettern erlitt der Bergsteiger beidseitige Serienfrakturen im Rückenbereich. Wegen des Nebels konnte bis Dienstagabend kein Hubschrauber direkt zur Unfallstelle fliegen. Gegen 17.30 Uhr erreichten die ersten Einsatzkräfte zu Fuß den Patienten. Der Schwerverletzte musste über einige Passagen abgeseilt werden.
Salzburger kamen bis zur Eiskapelle
Gegen 13.50 Uhr war der Notruf über Mobiltelefon eingegangen. Der „Kederbacherweg“ ist wegen der enormen Länge sehr anspruchsvoll und dennoch die leichteste Route durch die mehr als 1.800 Meter Ostwand - eine der höchsten Felswände der Alpen.
Die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers »Christophorus 6« versuchte gegen 14.45 Uhr noch, ihren Notarzt und den Einsatzleiter so nah wie möglich an der Unfallstelle abzusetzen, kam aber nur bis unterhalb der Eiskapelle durch. Das ist ein Toteis-Gletscher am Fuß der Ostwand.
Die bayerische Wasserwacht brachte Dienstagnachmittag im Pendelverkehr Einsatzkräfte und Ausrüstung von der Seelände über den Königssee nach St. Bartholomä an den Fuß der Ostwand. Die Bergretter, darunter auch zwei Notärzte der bayerischen Bergwacht, mussten von dort bei schwierigen Verhältnissen mit umfangreicher Rettungsausrüstung zu Fuß zur Unfallstelle klettern. Gegen 17 Uhr befanden sich die ersten Männer kurz unterhalb des Patienten.
Topografie
Der „Kederbachweg“ wird in der Regel im Frühsommer begangen, wenn das Schöllhorneis noch mit Schnee bedeckt und die Randkluft noch gut überwindbar ist. Gleich darüber schließt sich die Schlüsselstelle der Tour an, die Schöllhornplatte - mit Kletterei im vierten Schwierigkeitsgrad. Zudem ist der Fels oft unangenehm nass. Zahlreiche Unfälle haben sich hier seit der Erstbegehung im Jahr 1881 ereignet.
Noch Anfang September fand eine Rettungsübung der Bergwacht beim Schöllhorneis statt, allerdings mit Unterstützung eines Transporthubschraubers der Deutschen Bundespolizei.
Historisches
Der „Kederbacherweg“ wurde als erste Route durch die Riesenwand 1881 von dem Bergführer Josef Grill solo erstbegangen. Zuletzt stürzte ein Oberösterreicher am 22. August 2013 in der Ostwand tödlich ab. Die Berchtesgadener Alpen und der Watzmann an der Grenze zum Land Salzburg sind wegen ihrer absoluten und relativen Höhe, Steilheit, landschaftlichen Pracht und zentralen Lage auch begehrte Ziele für Alpinisten, Hochtouristen und Kletterer aus ganz Österreich. Auf dem vielbegangenen und auch auf Normalwegen nicht leichten Watzmann-Massiv kommen immer wieder größere Gruppen in Bergnot, besonders bei Wetterstürzen. Der Berg ist in Deutschland neben der Zugspitze (höchste Erhebung) viel weiter im Westen das zweitwichtigste Parade-Ziel.
Markus Leitner, Bergwacht Berchtesgaden & Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg
Quelle: http://salzburg.orf.at/news/stories/2606856/
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