Gletscherspalte: Alpinisten verletzt
Zwei Skibergsteiger aus Bayern sind Samstag beim 3.263 Meter hohen Gabler in eine Gletscherspalte gestürzt. Es sei großes Glück gewesen, dass das Flugwetter vor dem Sturm noch gehalten habe, sagen Bergretter aus Krimml (Pinzgau). Bei dem Unfall wurden die beiden Alpinisten verletzt und stark unterkühlt.
Gegen 11.15 Uhr waren die Notarzthubschrauber „Alpin Heli 6“ aus Zell am See (Pinzgau) und „Heli 4“ aus Kaltenbach in Tirol an der Unfallstelle in ca. 2.700 Metern eingetroffen.
Beide haben spezielle Ausrüstung für Spaltenbergungen auf Gletschern an Bord. Die zwei Skitourengeher, eine Frau (30) und ein Mann (31) aus Bayern, waren dort etwa zehn Meter tief in eine Gletscherspalte gestürzt - mit relativ glimpflichem Ausgang bei einem Szenario, das in ähnlichen Fällen oft tödlich endet.
Ohne Flugwetter fatale Folgen
Beide Opfer sind leicht verletzt, aber stark unterkühlt. Sie waren laut Helfern zum Unfallzeitpunkt ohne Seilsicherung. Diese wird für vergletschertes Hochgebirge dieser Art dringend empfohlen. Als zusätzliche Fachleute wurden auch Bergrettungsleute der ÖBRD-Ortsstelle Krimml zur Unfallstelle geflogen.
ÖBRD-Einsatzleiter Armin Bachmair sagt, es sei neben dem glimpflichen Ausgang des Sturzes ein weiteres Riesenglück gewesen, dass es am Samstag vor dem schon anrückenden Wettersturz noch flugtaugliche Bedingungen am Alpenhauptkamm gegeben habe. Andernfalls hätte sein Team zu Fuß ausrücken müssen, was bei Sturm mehrere Stunden Anmarsch und Aufstieg erfordert hätte - plus einen nochmals stundenlangen Abstieg mit den Opfern. Angesichts der Unterkühlung der Bayern hätte das rasch fatal enden können. Samstagmittag bliesen bereits stürmische Höhenwinde, die das Fliegen noch zuließen.
Nicht angeseilt verunglückt
Die Bayern sind vom Bereich Zittauer Hütte über das Wildgerloskees zum mehr als 3.200 Meter hohen Gabler und seinen Trabanten aufgestiegen. Ein dritter Bergsteiger gehörte zu der Gruppe, blieb vom Absturz verschont und konnte via Handy die Bergrettung rasch alarmieren - ein weiterer Glücksfall für die Lebensrettung. In den Zentralalpen gibt es nämlich bei weitem nicht überall Mobilfunk. Gegen 12.00 Uhr holten das Hubschrauberteam und Bergretter den ersten Verletzten aus der Spalte in ca. 2.700 Metern Seehöhe.
Der Flug- und Bergretter Thomas Schwaiger sagte dem ORF, solche Einsätze seien auch mit Hilfe von Hubschraubern taktisch und technisch anspruchsvoll, weil Unfallopfer nach Spaltenstürzen oft vielfältig verletzt sein können und besonders schonend geborgen werden müssten. Wenig später war auch der verunglückte Mann an der Oberfläche des Gletschers. Die beiden wurden mit ihren Unterkühlungen ins Krankenhaus Schwaz geflogen.
Spezielles Dreibein für Spaltenrettung
Rettungshubschrauber in den vergletscherten Zentralalpen haben bei Bedarf ein sogenanntes Dreibein an Bord, ein Metallgestell mit Spezialseilwinde, das rasch über Gletscherspalten in günstige Position gebracht werden kann. Daran können sich Retter und Notärzte direkt in Falllinie abseilen, Opfer schon in der Spalte erstversorgen und dann schonend hinaufholen - ohne dass es an Spaltenrändern zu technischen Problemen mit Bergeseil und Notfalltrage kommt.
Auch das Team des Polizeihubschraubers „Libelle“ der Flugeinsatzstelle Salzburg war auf dem Gabler im Einsatz. Die Maschine brachte Bergretter, Alpinpolizisten und einen Polizeibergführer an die Unfallstelle. Zudem wäre für Suchaktionen primär die Flugpolizei zuständig, ehe Rettungshubschrauber zum Einsatz kommen. Die „Libelle“ flog den dritten Bayern ins Tal.
Viele schlecht ausgerüstet
Durch den Klimawandel werden Anstiege in größeren Seehöhen seit Jahren auch im Winter und Frühling zunehmend gefährlicher, weil die Spaltenzonen der Gletscher noch unberechenbarer und zerklüfteter sind. Allgemeine Lage heuer: Es liegt in weiten Teilen der Zentralalpen auf den Nordseiten vergleichsweise sehr wenig Schnee. Vielerorts sind die Schneebrücken auf Spalten zwar vorhanden, aber dünn und durch hohe Temperaturen zu mürbe.
Außerdem, so Experten, würden immer mehr Alpinisten schlecht ausgerüstet zu Ski-Gletscher-Hochtouren im 3.000er-Bereich aufbrechen, was auch durch den Skitouren-Wettkampfsport beeinflusst werde.
Immer öfter sehe man Leute in zu dünner Kluft, ohne dringend empfohlene Notausrüstung und ohne Seilsicherung, weil diese Gewicht sparen wollen, um möglichst schnell zu sein. Das kritisiert auch Günter Karnutsch, ehrenamtlicher Bergretter und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.
(Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg)
Quelle: http://salzburg.orf.at/news/stories/2636395/
Zwei Skibergsteiger aus Bayern sind Samstag beim 3.263 Meter hohen Gabler in eine Gletscherspalte gestürzt. Es sei großes Glück gewesen, dass das Flugwetter vor dem Sturm noch gehalten habe, sagen Bergretter aus Krimml (Pinzgau). Bei dem Unfall wurden die beiden Alpinisten verletzt und stark unterkühlt.
Gegen 11.15 Uhr waren die Notarzthubschrauber „Alpin Heli 6“ aus Zell am See (Pinzgau) und „Heli 4“ aus Kaltenbach in Tirol an der Unfallstelle in ca. 2.700 Metern eingetroffen.
Beide haben spezielle Ausrüstung für Spaltenbergungen auf Gletschern an Bord. Die zwei Skitourengeher, eine Frau (30) und ein Mann (31) aus Bayern, waren dort etwa zehn Meter tief in eine Gletscherspalte gestürzt - mit relativ glimpflichem Ausgang bei einem Szenario, das in ähnlichen Fällen oft tödlich endet.
Ohne Flugwetter fatale Folgen
Beide Opfer sind leicht verletzt, aber stark unterkühlt. Sie waren laut Helfern zum Unfallzeitpunkt ohne Seilsicherung. Diese wird für vergletschertes Hochgebirge dieser Art dringend empfohlen. Als zusätzliche Fachleute wurden auch Bergrettungsleute der ÖBRD-Ortsstelle Krimml zur Unfallstelle geflogen.
ÖBRD-Einsatzleiter Armin Bachmair sagt, es sei neben dem glimpflichen Ausgang des Sturzes ein weiteres Riesenglück gewesen, dass es am Samstag vor dem schon anrückenden Wettersturz noch flugtaugliche Bedingungen am Alpenhauptkamm gegeben habe. Andernfalls hätte sein Team zu Fuß ausrücken müssen, was bei Sturm mehrere Stunden Anmarsch und Aufstieg erfordert hätte - plus einen nochmals stundenlangen Abstieg mit den Opfern. Angesichts der Unterkühlung der Bayern hätte das rasch fatal enden können. Samstagmittag bliesen bereits stürmische Höhenwinde, die das Fliegen noch zuließen.
Nicht angeseilt verunglückt
Die Bayern sind vom Bereich Zittauer Hütte über das Wildgerloskees zum mehr als 3.200 Meter hohen Gabler und seinen Trabanten aufgestiegen. Ein dritter Bergsteiger gehörte zu der Gruppe, blieb vom Absturz verschont und konnte via Handy die Bergrettung rasch alarmieren - ein weiterer Glücksfall für die Lebensrettung. In den Zentralalpen gibt es nämlich bei weitem nicht überall Mobilfunk. Gegen 12.00 Uhr holten das Hubschrauberteam und Bergretter den ersten Verletzten aus der Spalte in ca. 2.700 Metern Seehöhe.
Der Flug- und Bergretter Thomas Schwaiger sagte dem ORF, solche Einsätze seien auch mit Hilfe von Hubschraubern taktisch und technisch anspruchsvoll, weil Unfallopfer nach Spaltenstürzen oft vielfältig verletzt sein können und besonders schonend geborgen werden müssten. Wenig später war auch der verunglückte Mann an der Oberfläche des Gletschers. Die beiden wurden mit ihren Unterkühlungen ins Krankenhaus Schwaz geflogen.
Spezielles Dreibein für Spaltenrettung
Rettungshubschrauber in den vergletscherten Zentralalpen haben bei Bedarf ein sogenanntes Dreibein an Bord, ein Metallgestell mit Spezialseilwinde, das rasch über Gletscherspalten in günstige Position gebracht werden kann. Daran können sich Retter und Notärzte direkt in Falllinie abseilen, Opfer schon in der Spalte erstversorgen und dann schonend hinaufholen - ohne dass es an Spaltenrändern zu technischen Problemen mit Bergeseil und Notfalltrage kommt.
Auch das Team des Polizeihubschraubers „Libelle“ der Flugeinsatzstelle Salzburg war auf dem Gabler im Einsatz. Die Maschine brachte Bergretter, Alpinpolizisten und einen Polizeibergführer an die Unfallstelle. Zudem wäre für Suchaktionen primär die Flugpolizei zuständig, ehe Rettungshubschrauber zum Einsatz kommen. Die „Libelle“ flog den dritten Bayern ins Tal.
Viele schlecht ausgerüstet
Durch den Klimawandel werden Anstiege in größeren Seehöhen seit Jahren auch im Winter und Frühling zunehmend gefährlicher, weil die Spaltenzonen der Gletscher noch unberechenbarer und zerklüfteter sind. Allgemeine Lage heuer: Es liegt in weiten Teilen der Zentralalpen auf den Nordseiten vergleichsweise sehr wenig Schnee. Vielerorts sind die Schneebrücken auf Spalten zwar vorhanden, aber dünn und durch hohe Temperaturen zu mürbe.
Außerdem, so Experten, würden immer mehr Alpinisten schlecht ausgerüstet zu Ski-Gletscher-Hochtouren im 3.000er-Bereich aufbrechen, was auch durch den Skitouren-Wettkampfsport beeinflusst werde.
Immer öfter sehe man Leute in zu dünner Kluft, ohne dringend empfohlene Notausrüstung und ohne Seilsicherung, weil diese Gewicht sparen wollen, um möglichst schnell zu sein. Das kritisiert auch Günter Karnutsch, ehrenamtlicher Bergretter und staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.
(Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg)
Quelle: http://salzburg.orf.at/news/stories/2636395/