Bergunfälle am Monte Rosa
Tod im nassen Schnee
(von Andrea Kucera, Lausanne 29.8.2016, 19:42 Uhr)
Das Monte-Rosa-Massiv ist bekannt für moderat schwierige Hochtouren. Weshalb kamen am Wochenende ausgerechnet dort sechs Alpinisten ums Leben?
Die Bergretter im Monte-Rosa-Massiv haben am Montag eine traurige Bilanz des hochsommerlichen Wochenendes gezogen: Sechs Alpinisten kamen innerhalb von nur zwei Tagen in der Grenzregion zwischen dem Mattertal und dem italienischen Aostatal um. Nachdem am Sonntag drei Schweizer beim Aufstieg auf den höchsten Gipfel des Massivs – die 4634 Meter hoch gelegene Dufourspitze – abgestürzt waren, erreichte tags darauf die Nachricht von drei weiteren Bergtoten die Öffentlichkeit.
Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa rutschten zwei Alpinisten deutscher Nationalität auf dem Grat des 4223 Meter hohen Castor auf Eis aus, stürzten mehrere hundert Meter und prallten schliesslich gegen Felsen. Bergretter berichteten, der Unfall habe sich bereits am Sonntagnachmittag ereignet. Gefunden wurden die Leichen aber erst am Montagmorgen. Das Tessiner Fernsehen RSI meldete am Montagnachmittag einen sechsten Bergtoten. Es handelt sich laut der RSI um einen Mann, der am Montagmorgen ebenfalls auf dem Grat des Castor stürzte.
Beliebte «Spaghetti-Tour»
Die drei am Sonntagmorgen verunglückten Alpinisten stammen laut der Zeitung «Le Nouvelliste» aus der Region Siders. Sie waren Teil einer Gruppe von acht Personen. Die Tour fand unter der Federführung des Schweizerischen Alpenclubs (SAC) statt. Die Bergsteiger waren um 6 Uhr 30 auf italienischem Boden in Richtung Dufourspitze unterwegs, als sich unterhalb der letzten Seilschaft eine Wechte löste. Die drei Alpinisten wurden mit den Schneemassen rund 800 Meter in die Tiefe gerissen.
Die Touren im Monte-Rosa-Massiv sind auf der SAC-Skala mit wenig schwierig (ws) bis ziemlich schwierig (zs) bewertet. Das Gebiet gilt nicht als technisch anspruchsvoll: Es gibt wenige felsige Passagen, dafür viel Gletscher. Ausserdem führen Bergbahnen bis auf über 3000 Meter hinauf. So erreicht man etwa von der Bergstation Klein Matterhorn innerhalb von drei bis vier Tagen über zehn Viertausender. Weil dazwischen in italienischen Hütten übernachtet wird, hat sich für dieses Unterfangen der Begriff «Spaghetti-Tour» eingebürgert. Weshalb also diese Häufung von tödlichen Unfällen in einem Gebiet, das normalerweise keinen Spitzenplatz in den Bergunfallstatistiken einnimmt?
Viel Schnee, auffällig heiss
Abschliessend lässt sich die Frage nicht beantworten, es gibt aber Erklärungsansätze. Das Monte-Rosa-Massiv ist sehr hoch gelegen und nach dem nasskalten Frühling im Vergleich zu tieferen Lagen noch immer stark eingeschneit.
In Kombination mit den ungewöhnlich hohen Temperaturen der vergangenen Tage ergab das laut Bruno Jelk von der Rettungsstation Zermatt eine gefährliche Mischung: Die Nullgradgrenze befand sich oberhalb von 4000 Metern, wodurch der Schnee selbst nachts nicht gefror und somit immer schwerer wurde. Auf die Kombination von Schnee und Hitze lässt sich vor allem der erste Unfall vom Sonntag zurückführen. Bei den zwei weiteren Abstürzen waren vermutlich verschiedene Faktoren ausschlaggebend.
Quelle: NZZ (http://www.nzz.ch/panorama/bergunfae...hnee-ld.113651)
Weitere Berichte unter:
http://www.nzz.ch/panorama/toedliche...eckt-ld.113539
http://www.nzz.ch/panorama/ungluecks...erzt-ld.113396
Erschreckend, wie viele Unglücke derzeit in den Bergen passieren
Mein Beileid allen Angehörigen und Freunden der Verunglückten.
Tod im nassen Schnee
(von Andrea Kucera, Lausanne 29.8.2016, 19:42 Uhr)
Das Monte-Rosa-Massiv ist bekannt für moderat schwierige Hochtouren. Weshalb kamen am Wochenende ausgerechnet dort sechs Alpinisten ums Leben?
Die Bergretter im Monte-Rosa-Massiv haben am Montag eine traurige Bilanz des hochsommerlichen Wochenendes gezogen: Sechs Alpinisten kamen innerhalb von nur zwei Tagen in der Grenzregion zwischen dem Mattertal und dem italienischen Aostatal um. Nachdem am Sonntag drei Schweizer beim Aufstieg auf den höchsten Gipfel des Massivs – die 4634 Meter hoch gelegene Dufourspitze – abgestürzt waren, erreichte tags darauf die Nachricht von drei weiteren Bergtoten die Öffentlichkeit.
Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa rutschten zwei Alpinisten deutscher Nationalität auf dem Grat des 4223 Meter hohen Castor auf Eis aus, stürzten mehrere hundert Meter und prallten schliesslich gegen Felsen. Bergretter berichteten, der Unfall habe sich bereits am Sonntagnachmittag ereignet. Gefunden wurden die Leichen aber erst am Montagmorgen. Das Tessiner Fernsehen RSI meldete am Montagnachmittag einen sechsten Bergtoten. Es handelt sich laut der RSI um einen Mann, der am Montagmorgen ebenfalls auf dem Grat des Castor stürzte.
Beliebte «Spaghetti-Tour»
Die drei am Sonntagmorgen verunglückten Alpinisten stammen laut der Zeitung «Le Nouvelliste» aus der Region Siders. Sie waren Teil einer Gruppe von acht Personen. Die Tour fand unter der Federführung des Schweizerischen Alpenclubs (SAC) statt. Die Bergsteiger waren um 6 Uhr 30 auf italienischem Boden in Richtung Dufourspitze unterwegs, als sich unterhalb der letzten Seilschaft eine Wechte löste. Die drei Alpinisten wurden mit den Schneemassen rund 800 Meter in die Tiefe gerissen.
Die Touren im Monte-Rosa-Massiv sind auf der SAC-Skala mit wenig schwierig (ws) bis ziemlich schwierig (zs) bewertet. Das Gebiet gilt nicht als technisch anspruchsvoll: Es gibt wenige felsige Passagen, dafür viel Gletscher. Ausserdem führen Bergbahnen bis auf über 3000 Meter hinauf. So erreicht man etwa von der Bergstation Klein Matterhorn innerhalb von drei bis vier Tagen über zehn Viertausender. Weil dazwischen in italienischen Hütten übernachtet wird, hat sich für dieses Unterfangen der Begriff «Spaghetti-Tour» eingebürgert. Weshalb also diese Häufung von tödlichen Unfällen in einem Gebiet, das normalerweise keinen Spitzenplatz in den Bergunfallstatistiken einnimmt?
Viel Schnee, auffällig heiss
Abschliessend lässt sich die Frage nicht beantworten, es gibt aber Erklärungsansätze. Das Monte-Rosa-Massiv ist sehr hoch gelegen und nach dem nasskalten Frühling im Vergleich zu tieferen Lagen noch immer stark eingeschneit.
In Kombination mit den ungewöhnlich hohen Temperaturen der vergangenen Tage ergab das laut Bruno Jelk von der Rettungsstation Zermatt eine gefährliche Mischung: Die Nullgradgrenze befand sich oberhalb von 4000 Metern, wodurch der Schnee selbst nachts nicht gefror und somit immer schwerer wurde. Auf die Kombination von Schnee und Hitze lässt sich vor allem der erste Unfall vom Sonntag zurückführen. Bei den zwei weiteren Abstürzen waren vermutlich verschiedene Faktoren ausschlaggebend.
Quelle: NZZ (http://www.nzz.ch/panorama/bergunfae...hnee-ld.113651)
Weitere Berichte unter:
http://www.nzz.ch/panorama/toedliche...eckt-ld.113539
http://www.nzz.ch/panorama/ungluecks...erzt-ld.113396
Erschreckend, wie viele Unglücke derzeit in den Bergen passieren
Mein Beileid allen Angehörigen und Freunden der Verunglückten.