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Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

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  • Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

    Griaß eich mitnand,

    übermorgen beginnt für die Meteorologen der Herbst (kalendarisch erst drei Wochen später, der meteorologische Herbst existiert nur, weil sich mit ganzen Monaten besser rechnen lässt), doch herbstlich kühl wurde es schon ab gestern mit einer markanten Kaltfront, die gegen die Nordalpen geklatscht ist. Heute ist die Schneefallgrenze mit dem Nordstau (resultierend aus einer Okklusion) in Vorarlberg und Tirol bis auf 1500m abgesunken, in Kärnten immerhin auf 1700m.

    Das klingt zwar alles recht beeindruckend für den Spätsommer, doch möge man sich an den Septemberbeginn 2007 erinnern, als es am 5. und 6. September im Inntal bis auf 900m herabschneite.



    Axamer Lizum (1564m) am 5. September 2007 mit 10cm Neuschnee,
    bei der Birgitzköpfelhütte (2340m) lagen am Nachmittag bereits 50cm, bei Zuwachsraten von 10 cm pro Stunde.

    Am Brenner war es mit 10cm die höchste Schneedecke an einem 5. September seit 100 Jahren und am Flughafen Innsbruck mit +6,x°C der kälteste 5. September seit Jahrzehnten (hab die genauen Daten nicht mehr im Kopf).

    Es geht also noch "schlimmer", wobei dieser frühe Wintereinbruch in den Bergen für den weiteren Bergsommer nichts heißen muss. Im Gegenteil, in den nächsten Tagen bis in die kommende Woche hinein geht es mit den Temperaturen wieder deutlich bergauf, sodass die Nullgradgrenze bis kommenden Sonntag wieder auf 2500m (Niederösterreich) bis 3500m (Ötztaler Hauptkamm) steigt und der gefallene Neuschnee weitgehend abschmilzt.

    Die kurzfristigen Aussichten verheißen für zumindest für die kommende Nacht auf Dienstag und tagsüber weiteren Neuschnee mit Schwerpunkt Allgäu bis Salzkammergut, und ebenda die obligatorischen Nordstauregionen. Die Schneefallgrenze verändert sich kaum, verharrt zwischen 1500 und 1800m, wobei bei Starkniederschlag auch tiefere Schneefallgrenzen möglich sind. Bis Dienstag abend fallen in den genannten Regionen verbreitet weitere 30-50cm, örtlich auch bis zu 70cm Neuschnee.

    Relativ wenig Niederschlag gibt es in den Bergregionen vom Oberinntal bis Innsbruck und südwärts (Nordföhn!), im Laufe der Nacht breiten sich dagegen die Schauer weiter nach Osten bis zu den niederösterr. Voralpen aus und bringen auch dort in höheren Lagen Neuschnee von 10-20cm, lokal darüber.

    Vom Appenzeller Land westwärts entwickeln sich nur noch vereinzelte Schauer, die tagsüber nachlassen. Südlich des Alpenhauptkamms lockert es generell auf, zeitweise scheint die Sonne bei stark böigem Nordwind/Nordföhn.
    Sonst weht in den Ostalpen allgemein starker bis stürmischer Nordwestwind in freien/exponierten Lagen, der vor allem östlich der Niederen Tauern morgen im Tagesverlauf deutlich an Stärke gewinnt. Auf der Rax und am Schneeberg sind dann morgen abend und in der Nacht zu Mittwoch teils schwere bis orkanartige Sturmböen möglich.

    Doch auch im Donauraum und am Alpenostrand (inkl. Wien) sind morgen nachmittag und in den Nachtstunden stürmische Böen, in freien Lagen schwere Sturmböen möglich.

    Wie man sieht, ist morgen wettertechnisch einiges geboten. Schuld daran ist ein kleinräumiges Bodentief über Polen-Slowakei-Ungarn, das große Druckdifferenzen gegenüber dem nachrückenden Hoch über den Westalpen/Frankreich aufbaut. Die Okklusion dreht sich mehrfach um das Tief ein und zieht in den nächsten 36h über den Ostalpenraum hinweg.

    Das Gefinkelte an solchen Lagen ist die Unberechenbarkeit dieser rückwärtsgewandten Okklusionen. Naturgemäß haben die Wettermodelle Probleme, die Lokalität und Dauer der Okklusionen richtig zu erfassen, sodass es meist länger schifft als vorhergesagt. Dass das auch morgen für das östliche Österreich zutrifft, ist eher unwahrscheinlich, da noch eine graziöse Dame ins Wettergeschehen eingrifft: Ex-Tropensturm "Danielle", welche bei ihrer Reise durch den Atlantik in den gemäßigten Breiten angekommen ist und nun in die Frontalzone eingegliedert wird. "Danielle" verstärkt sich morgen abend über dem Nordatlantik (und wandelt sich dabei in ein Tief der gemäßigten Breiten um, d.h. es verliert ihre tropischen Eigenschaften und entwickelt Fronten) und drängt durch ihre Ostwärtsverlagerung die Druckgebiete weiter ostwärts, also auch unser Schietwetter-Tief, nach Osten ab. Wäre "Danielle" ein popeliges, mickriges Tief, das sich eher auflöst als verstärkt, würde die besagte Okklusion länger über unseren Köpfen verweilen.

    Mittwoch...
    tritt Wetterberuhigung ein, vor allem nördlich des Hauptkamms halten sich aber noch zum Teil viele Restwolken, die erst nachmittags aufgehen. Vom Mühlviertel bis Wienerwald ziehen noch vereinzelte Schauer durch, entsprechend weht hier bis zum östlichen Donauraum weiterhin frischer bis starker, in Böen steifer (es lebe die Beaufort-Skala) Wind.
    Sonst nachlassender Nordwestwind.

    Die Nullgradgrenze reicht von 4000m in den französischen Alpen bis 2500m am Schneeberg (wenn er denn so hoch wäre).

    Donnerstag... östlich der Donau weiterhin leicht unbeständig mit letzten Schauern, jedoch deutlich nachlassender Wind. Sonst allgemein Temperaturanstieg in allen Höhen, Nullgradgrenze über 2800m ansteigend in den Ostalpen, in den Westalpen über 3500m. Vor allem entlang des westlichen Hauptkamms entwickeln sich im Tagesverlauf einige Quellwolken, Schauer bilden sich aber nur ganz vereinzelt. Sonst lockere Quellwolken und viel Sonne.

    TREND:

    Freitag generell mehr Wolken und vor allem in den Süd- und Ostalpen einige Schauer und einzelne Gewitter. Am Samstag weiterhin unbeständig nach Osten hin.
    Zuletzt geändert von Exilfranke; 30.08.2010, 22:06.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

    Danke, dass Du auch weiterhin so interssante Prognosen hier postest.
    Schaut nach echt guten Nachrichten für mein Überstundenkonto aus. Hoffentlich kann ich die dann bald wieder abbauen.

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    • #3
      AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

      Dankeschön für diesen detaillierten Bericht !
      Traust du Dir zu, schon eine Prognose für den September abzugeben ???

      LG
      K(o)arl
      ACHTUNG : Posting kann Spuren von Ironie enthalten !
      Vor einer Erleuchtung muß man Holz hacken - danach auch. (Zen-Weisheit)
      Etwaige Rechtschreibfehler sind als Vorwegnahme künftiger Rechtschreibreformen zu werten.

      Kommentar


      • #4
        AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010


        Wieder einmal recht herzlichen Dank für deine ausführlichen und überaus nützlichen Prognosen!
        Momentan beschäftigt mich die Frage, ob ich am Mittwoch im Lungau in den südlichen Schladminger Tauern eine Tour riskieren kann und wieviel hinderlicher Neuschnee dort sein wird...
        LG

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        • #5
          AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

          hier noch für die Übersicht die derzeit benannten Tropenstürme/Hurrikane auf dem Atlantik (Bild ist von gestern)



          über Europa der Kringel, der zum Wintereinbruch in den Bergen führte,
          über dem westlichen Nordatlantik Tropensturm "Danielle", der sich nordostwärts bewegen wird,

          dann nördlich von Südamerika Hurrikan "Earl", der derzeit die Stufe 4 der fünfteiligen Skala erreicht hat,

          dahinter (da, wo 90% steht) Tropensturm "Fiona"
          und südlich von Cap Verde formiert sich möglicherweise schon der nächste Tropensturm, der dann "Gaston" heißen könnte.

          Die zahlreichen Gewitter über Afrika verschmelzen sich zu großen Gewittersystemen an der Westküste und ziehen mit den Passatwinden (Ostwinde) auf den Mittelatlantik. Diese Systeme werden dann auch "Easterly Waves" genannt, und sind die Geburtststätte für den Großteil der atlantischen Hurrikane.

          Je nach Großwetterlage ziehen die meisten Stürme dann nach Westen, ein Teil (wie derzeit) bleibt ein "Fischsturm", d.h. verbleibt auf dem offenen Meer und bedroht kein Land, zieht dann nach Nordwesten und weit vor der Ostküste der USA dann nach Nordosten und in die gemäßigten Breiten, wo oft ein Sturmtief daraus weht, das dann in ganz seltenen Fällen auch bei uns sein Unwesen treibt, der andere Teil zieht in den Golf von Mexico, wo das Wasser bis zu 30°C warm ist, und entsprechend eine starke Verstärkung der Hurrikane nach sich ziehen kann, siehe Hurrikan Katrina vor 5 Jahren, der New Orleans verwüstete.

          aktuelles Bild von Hurrikan "Earl"



          Das Farbige sind die Wolkenobergrenzentemperaturen, rot ist sehr niedrig (kalt), blau hoch, weiß sehr hoch (warm). Je kälter, desto kräftiger die Schauer/Gewitterniederschläge im Bereich des Hurrikans. Man sieht sehr schön das wolkenfreie Auge des Hurrikans, wo es zugleich am Wärmsten ist (können bis zu 30°C sein).



          Von der Zugbahn her wird "Earl" wohl keine größeren Inseln mehr bedrohen - ob er in ein paar Tagen auch (indirekt) in unser Wettergeschehen eingreift, wird dann die Gretchenfrage am Wochenende werden...

          Gruß,Felix
          http://www.wetteran.de

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          • #6
            AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

            Zitat von Inntranetz Beitrag anzeigen
            dahinter (da, wo 90% steht) Tropensturm "Fiona"
            und südlich von Cap Verde formiert sich möglicherweise schon der nächste Tropensturm, der dann "Gaston" heißen könnte.
            Fiona klingt ja schon bedrohlich, aber der darauffolgende müsste doch folgerichtig "G, KH" heißen - bei den blütenweißen Wolken.

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            • #7
              AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

              danke für deine interessanten Berichte,haben mir schon einige schöne touren beschert!
              "Sieger zweifeln nicht - Zweifler siegen nicht!"

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              • #8
                AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

                Hallo!

                Also beeindruckend klingt es nicht nur, sondern ist es auch!
                Das letzte Ereignis dieser Größenordnung gab es 1995, damals schneite es aber Ende August auf den Bergen über Tage hinweg. Auf dem Hahnenkamm kamen fast 50cm Schnee zusammen, in Hochlagen war es bi zu 1m Neuschnee.

                mfg
                Der Weg zu den Quellen führt gegen den Strom!
                Berg- und Schitourenseite

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                • #9
                  AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

                  Zitat von Feiersinger Beitrag anzeigen
                  Hallo!

                  Also beeindruckend klingt es nicht nur, sondern ist es auch!
                  Das letzte Ereignis dieser Größenordnung gab es 1995, damals schneite es aber Ende August auf den Bergen über Tage hinweg. Auf dem Hahnenkamm kamen fast 50cm Schnee zusammen, in Hochlagen war es bi zu 1m Neuschnee.

                  mfg
                  ... und der Hüttenwirt der Hochmölblinghütte ist in diesem einen Meter tiefen Pulverschnee von der Sumperalm durch den Wald zum Grimmingboden abgefahren. Sachen gibts ...
                  Ich glaub es war der 30. August. Ist das wirklich schon wieder so lange her?

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                  • #10
                    AW: Wetterbericht bis Donnerstag, 02.9.2010

                    Weiß jemand, wie es generell mit den Schneemassen ausieht?
                    Hatte vor am Wochenende auf die westl. Karwendelspitze (über den neuen "kleinen" Klettersteig) und dann evtl. durchs Dammkar absteigen oder über den Mittenwalder Höhenweg zu gehen.
                    Eine Ski-Abfahrt durch's Dammkar hatte ich noch nicht vor zu dieser Jahreszeit ...

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